Atomkraftgegner haben mit Empörung auf die Genehmigung des nächsten Castor-Transports nach Gorleben reagiert. Gegner kritisieren die Berechnungsmethoden des Ministeriums. Der Grenzwert für Radioaktivität in Gorleben könnte „nur mit Schmu und Betrug niedrig gehalten werden“, sagte die Vorsitzende der Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg, Kerstin Rudek.
Der nächste Castor-Transport nach Gorleben kann nach Angaben des Umweltministeriums in Hannover wie geplant Ende November rollen.
Rudek sagte nun würden rechtliche Schritte gegen Minister Sander geprüft.
Wie bei analoger Badezimmerwaage mit Rädchen Nullwert verändern
Umwelt (GreenGlobe)
Montag, den 31. Oktober 2011 um 15:55 Uhr
Zur Entscheidung des niedersächsischen Umweltministers, den Castor-Transport nach Gorleben trotz überschrittener Grenzwerte rollen zu lassen, erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt: »Hans-Heinrich Sander trickst und täuscht die Öffentlichkeit, wie wir es in den letzten Jahrzehnten Gorleben-Geschichte immer wieder bitter erleben mussten: Was nicht passt, wird passend gemacht. Die zuständige Landesbehörde stellte fest, dass die Grenzwerte überschritten werden und jetzt wird die Strahlung einfach weggerechnet. Es drängt sich der Vergleich mit einer analogen Badezimmerwaage auf, bei der mit einem kleinen Rädchen der Nullwert verändert werden kann. So zieht Sander jetzt von den Messergebnissen in Gorleben überhöhte Werte für die natürliche Hintergrundstrahlung ab, so dass am Ende für Gammastrahlung nichts mehr übrig bleibt – ganz so, als wäre der Inhalt der Castor-Behälter gar nicht radioaktiv, sondern würde die natürliche Strahlung absorbieren.«
Die Glaubwürdigkeit von Behörden und Politik sei mit dieser Entscheidung auf einem neuen Tiefpunkt angekommen, so Stay weiter. »Entsprechend groß ist unsere Empörung. Und wir befürchten, dass der weitere Ausbau des undichten Salzstocks in Gorleben zu einem Atommüll-Endlager mit ähnlichen Tricksereien durchgesetzt werden soll Wir werden deshalb die nächsten Wochen nutzen, um mit aller uns zur Verfügung stehenden Kraft zur Großdemonstration am 26.11. nach
Dannenberg und zu den Aktionen rund um den Castor-Transport zu mobilisieren. Nach Fukushima haben wir gesehen, was politisch möglich ist, wenn viele auf die Straße gehen. In Biblis, Krümmel und anderen Standorten gingen lang umstrittene AKW vom Netz. Jetzt wollen wir Gorleben kippen.«
Dem pflichtet Luise Neumann-Cosel, Pressesprecherin der Kampagne X-tausendmal quer, bei: »Die Landesregierung misst so lange, bis die Strahlenwerte niedrig genug sind und die Castoren rollen dürfen. Doch die Messwert-Mauschelei wird für Widerstand gegen den Castor-Transport sorgen. Wenn die Behörden bei den Grenzwerten nur tricksen, vertuschen und schönrechnen, dann muss sich die Regierung nicht wundern, wenn viele Menschen aus Empörung auf die Straße gehen. Das Vertrauen ist verspielt. Die Informationspolitik in Niedersachsen ist um nichts besser als in Fukushima oder Tschernobyl: Wir sollen für dumm verkauft werden. Das lassen wir uns nicht gefallen. Aus dem Slogan der Anti-Atom-Bewegung der 80er Jahre 'Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht' wird nun 'Wenn Strahlung weggerechnet wird, wird Widerstand zur Pflicht'. X-tausendmal quer bereitet momentan mit Hochdruck eine große gewaltfreie Sitzblockade in Gorleben vor. Wenn der Castor-Transport trotz überhöhter Strahlenbelastung im Zwischenlager tatsächlich rollen sollte, sorgt das nicht nur für zusätzliche Brisanz im Streit um Gorleben, sondern auch für großen Zulauf zum Widerstand im Wendland. Wenn die Regierung keine Massenproteste riskieren will, muss sie den Atommüll-Transport absagen.«