Zu den Auseinandersetzungen in Kairo

Kairo-Riots

Am Sonntagnachmittag setzte sich eine Demonstration von 10.000 Menschen in Richtung Staatsfernsehen in Bewegung. Sie richtete sich gegen Angriffe auf Kirchen der koptischen Minderheit und gegen die derzeit Ägypten regierende Militärführung, der u.a. vorgeworfen wird, nicht genug zum Schutz der christlichen Minderheit zu unternehmen.

 

An ihr nahmen nicht nur Kopten, sondern auch Muslime teil. Auch die säkulären Jugendbewegungen hatten mobilisiert, berichten übereinstimmend verschiedene Quellen, u.a. auch eine Korrespondentin von Al Jazzera in einem Bericht am heutigen Morgen. Die Demonstration wurde schon auf dem Weg zum Staatsfernsehen von bewaffneten Schlägern angegriffen, konnte jedoch ihr Ziel erreichen. Vor dem Gebäude des Staatsfernsehens in Maspiro eskalierten dann die Angriffe.

 

Soldaten eröffneten das Feuer, Panzerspähwagen fuhren in die Menge und überrollten dabei mehrere Demonstranten, auch die bewaffneten Schlägerbanden beteiligten sich erneut an den Angriffen. Erst daraufhin kam es zu massiver Gegenwehr. Soldaten wurden entwaffnet, teilweise wohl auch gelyncht, vereinzelt wurde mit erbeuteten Waffen das Feuer der Soldaten erwidert.


Währendessen wurde auf staatlichen Fernsehsendern die Information verbreitet, bewaffnete Kopten hätten das Militär angegriffen, und dazu aufgerufen, auf die Strasse zu gehen, „um das Militär zu schützen!“. In der Folge zogen Mobs durch die Strassen und machten Jagd auf Menschen, die sie für Christen hielten. Selbst das koptische Krankenhaus, in das die verletzten Demonstranten gebracht wurden, war Ziel dieser Attacken.


Das Militär ging noch am Abend gegen mehrere unabhängige Medien vor, es wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
Es wird von 22 toten Demonstranten und vier toten Soldaten berichtet.


Auch heute kommt es in Kairo zu weiteren Auseinandersetzungen, so gibt es Berichte über Strassenschlachten zwischen Demonstranten und „Sicherheitskräften“ vor dem koptsichen Krankenhaus, das gestern angegriffen wurde.


Das Militär kündigte die Einrichtung einer Untersuchungskommision an und geriert sich als Ordnungsfaktor, während führende US- Repräsentanten sich derzeit mit verschieden Fraktionen der „Moslembrüder" treffen, um weiter an dem „geordneten Machtübergang“ in die Post-Mubarak- Ära zu feilen, das Militär alleine dürfte nicht in der Lage sein, genug Legitimation in der Bevölkerung herzustellen

 

Aktuelle Meldungen zur Situation in Ägypten in deutsch und englisch werden regelmäßig auf dem blog http://egyptianspring.blogsport.de/ veröffentlicht, hier könnt ihr auch den "Tahrir- newsletter" als pdf herunterladen, auf dem monatlich Hintergrundinformationen zur Entwicklung in Kairo veröffentlicht werden.

 

Informationen zusammengetragen von "recherchegruppe" http://uprising.blogsport.de/

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Diese Ereignisse werden sicher nicht dazu beitragen, dass die Linke ihre Affinität zu den Palästinenserrn, oder die Verbreitung von Wunschdenken nach einem "arabischen Frühling" oder dem "Wunsch nach Demokratie" in dieser Gegend der Welt, abschwört.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
Ägypten steht vor der Wahl zwischen Pest und Cholera, einer Militärdiktatur oder dem Rückfall in eine islamische Theokratie.
Demokratiebewegung ? Das hat es nie gegeben. Die Demonstranden wollten an der westlichen Konsumgesellschaft teilhaben, ohne dass ihr Land dazu etwas beitragen könnte.
Ein Hauptzweig der ägyptischen Wirtschaft - der Tourismus - wird völlig wegbrechen. Und dann wird es erst wirklich ungemütlich in einem Land, dass noch längst nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist.
Aber sicher ist: Den Ägyptern werden Schuldige für diese Lage präsentiert werden. Der große Teufel USA, der kleine Teufel Israel und alle anderen westlichen Gesellschaften.
Selbstreflexion und die Suche nach Ursachen eigenes Versagens ist im Islam nicht vorgesehen. Da unterscheiden sie sich nicht all zu sehr von den Linken.
Dann wünsche ich noch viel Spaß da unten. 

Ich bin positiv überrascht von dieser Nachricht, denn ich hätte erwartet, dass hier auf indymedia die Geschichte so interpretiert wird:

"Antimuslimische Christen attackieren Ägyptischen Rechtsstaat"

 

Klasse, Kommentar übrigends! In Ägypten gibt es ein Machtgerangel und im Endeffekt wird es für dieses Land nicht gut ausgehen, vermutlich gewinnen die Muslimbrüder an Macht und es wird ein ähnliches Debakel wie damals im Iran. Homosexuelle werden verfolgt, ein totalitäres Regime entsteht, die Freiheit und Gleichheit der Menschen wird mit Füßen getreten und die Linken aus dem Westen meinen daran noch etwas Gutes abzugewinnen, indem sie das Land für "die klare Linie gegen die imperialistischen Machtgelüste des Westens" loben.

 

Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz....das sind doch die Forderungen und Wünsche von uns allen, doch die Auslegung scheint scheinbar so massiv auseinanderzugehn, dass selbst totalitäre Ideen platzhaben.

zum Glück gibt es ja hier auf der seite 2 so schlaue Ägyptologen, die Bestens über das dortige Geschehen informiert sind! Leider hat es wohl mit eurem Traumjob "Experte" bei Ard oder ZDF nicht geklappt, sonst hättet ihr aus sicherem Abstand aus der Villengegend in Kairo "objektiv" berichten können ...

Naja anonym 1 bleib mir mit deinem "21. Jahrundert" Geschwätz vom Hals sonst wirst du noch auf`m Bahnsteig umgehauen, bzw. dein Nachbar verspeist dich und steckt dich in seine Blumenkästen bzw. Du kriegst nen Burn-out (alles Dinge die halt hier so im 21. Jahrhundert passieren z.T. an der Tagesordnung sind)

Zu Anonym 2 (zutreffend) im Gegensatz zu dir du Fremdenfeind, wünsch ich den Menschen dort viel Kraft und Ausdauer sich erst von der "Pest" und dann von der "Cholera" zu befrein ...

Tsss.... ihr Fernsehgucker "Westen" und "Osten" sowas braucht ihr halt um zu existieren...

Ich zum Glück nicht,

mein Name ist Mensch

I´rhal

Es geht hier eben nicht um christlich-abendländische Extrawürste, sondern um mehr Religionsfreiheit für alle - genau das Grundmotiv welches den Aufstand in Ägypten zum Erfolgsmodell gemacht hat, der Entschluß sich nicht nur gegen den jeweiligen Inhaber der Autorität zu wenden, sondern gegen das Bedürfnis nach Autorität als solches. Die Ikhwan können zwar die totalitären Regimes anpissen welche Mubarak unterstützt haben, aber eine authentische Absicht zum Abbau des Staatsapparates lassen sie missen. Das gegenwärtige Problem ist dass die Schlägertrupps des Innenministeriums noch handlungsfähig sind, und das ist bekanntlich keine singulär ägyptische Erscheinung. Jedesmal wenn der transnationale Polizeistaat und seine hohle Rechtfertigungsideologie erfolgreich zurückgedrängt wird - inzwischen hat Ägypten ja sogar den BND als israelisch-palästinensischen Gefangenenaustauschvermittler abgelöst - werden die Aufständischen auf der Straße als Zielscheibe für Racheaktionen mißbraucht. Hier kann nur noch die endgültige Zerschlagung dieser Einheiten helfen. Dass sie unabhängige Medien angreifen deutet darauf hin dass die Staatsverbrecher bereits ahnen dass ihre Zeit endgültig abgelaufen ist.

" ... welches den Aufstand in Ägypten zum Erfolgsmodell gemacht hat, ..."
Was biite soll daran erfolgreich sein ?