Reutlingen: Kundgebung „Gegen Deutschland und seine Nazis“ am 03.10.

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Wenige Stunden nachdem die NPD eine Online-Werbung für ihr Erntedank-Fest im „Raum Reutlingen“ veröffentlicht hatte, waren örtliche Antifa-Strukturen informiert. Am Freitag wurde eine antifaschistische Kundgebung auf dem Marktplatz in Reutlingen angemeldet. Trotz nur einer halben Woche Mobilisierungs- und Vorbereitungszeit kamen schließlich 120 Menschen zu der Kundgebung, die vor allem von der „Antifa Reutlingen-Tübingen“ (http://antifatuert.blogsport.de/) organisiert wurde. Etwa 40 Personen reisten aus dem benachbarten Tübingen an, weitere kamen aus Ulm, Heidenheim, Offenburg und Stuttgart.  

 

Die Kundgebung begann 14 Uhr und dauerte gut eineinhalb Stunden. Es gab eine Musik-Anlage und die Kampagne „Alboffensive – Kein brauner Alb(t)raum“ (http://alb-offensive.de.vu/) bestückte einen Infotisch mit ihren Materialien. Auf einem anderen Tisch konnten die Kundgebungs-Teilnehmer_innen auf einem Blatt Papier aufschreiben, was ihnen wichtiger als Deutschland ist. Denn die Ausrichtenden der Kundgebung aus dem Kreis der „Antifa Reutlingen-Tübingen“ (ART) halten die alleinige Kritik an Nazis für zu kurz gegriffen. Ihnen war es wichtig mit Staat, Nation, Kapital und Patriarchat auch deren Entstehungsvoraussetzungen klar und offen zu benennen. Insbesondere aus Anlass des Datums wurde im Rahmen der Kundgebung deswegen auch öffentlich die Abneigung und Ablehnung gegen Deutschland kundgetan und Staaten im allgemeinen.


Dies kam klar in dem ersten Redebeitrag „Gegen Deutschland und seine Nazis!“ von der ART zum Ausdruck, an dessen Ende es hieß:  


„Wir wollen kein Nazi-Deutschland!
Wir wollen kein besseres Deutschland!
Wir wollen kein Öko-Deutschland!
Wir wollen kein Friedens-Deutschland!
Wir wollen kein sozialistisches Deutschland!
Wir wollen überhaupt kein Deutschland!
Gegen Deutschland und seine Nazis!“
Und dann endete mit: „Solidarische Grüße an die antinationale Demo in Bonn und nach Stuttgart an den Genossen Chris!“.   


Der nächste Redebeitrag kam von der Alboffensive und thematisierte einen „Mordversuch in Albstadt mit rechten Hintergrund“. Am Morgen des 30. September 2011 war in Albstadt (Zollernalbkreis) ein 27-Jähriger von einem 31-Jährigen mit einem Messer schwer verletzt worden. Wie die Presse berichtete trug der Täter ein Thor-Steinar-Tshirt.


Der folgende Redebeitrag stammte von der ART und beschäftigte sich mit dem Thema „Griechenland-bashing oder über den ganz »normalen« Nationalismus in Deutschland“. Hier wurde gezeigt, dass gerade in Deutschland von Regierenden, Regierten und den Medien eine populistische und chauvinistisch-nationalistische Stimmungsmache gegen die „faulen“ und „betrügerischen“ „Pleite-Griechen“ betrieben wird. 


Der letzte Redebeitrag kam wieder von der Alboffensive und widmete sich der Person Edda Schmidt aus Bisingen, der wohl deutschlandweit wichtigsten NPD-Kaderfrau, die als „Brauchtumsbeauftragte“ im Landesvorstand der baden-württembergischen NPD mutmaßlich für das NPD-Erntedankfest verantwortlich war.
Alle gehaltenen Redebeiträge werden demnächst auf den Homepages der jeweiligen Gruppen nachzulesen sein. 
 
Nach der Kundgebung wurde von der „Revolutionären Alternative Reutlingen“ (http://antifa-reutlingen.com/) kurzfristig eine Spontandemo angemeldet, an der etwa 100 Leute teilnahmen.


Diese zogen durch die Kanzlei- und Wilhelmstraße gen Hauptbahnhof. Die Stimmung war laut und leidenschaftlich. Am Hauptbahnhof wurde noch für ein paar Minuten die Kreuzung blockiert.

Während der Kundgebung und der Demonstration konnten mehrere hundert Flyer an Passant_innen verteilt werden. Die Polizei hielt sich während der ganzen Zeit zurück, obwohl sie beim Bahnhof eine Hunderschaft in der Hinterhand hatte. 

Leider konnte nicht ermittelt werden, wo genau das NPD-Fest im „Raum Reutlingen“ letztlich stattgefunden hat. Trotzdem war es wichtig eine solche Veranstaltung nicht unbaentwortet zu lassen.  
 
Die Veranstalter_innen bedanken sich herzlich bei allen Teilnehmer_innen!

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Schöne Bilder und guter Bericht, danke dafür.

Schön ist es ebenso zu sehen dass so spontan, so viel, auf die Beine gestellt werden kann.

solidarische Grüße  aus dem Pott.