Somalia: Entwicklungshilfe - Do It Yourself

Somalia: Der Konflikt der Piraterie spitzt sich zu. Die Entwicklung eines militärischen Lösungsversuches wird immer deutlicher. Dieser Weg kann jedoch nicht dauerhaft wirksam sein - mensch bekämpft nur die Symptome eines verarmten, zerstörten und perspektivlosen Landes.

Somalia 2009: Ein kurzer Überblick über die Situation des Landes mithilfe einiger Wikipedia-Zitate von  http://de.wikipedia.org/wiki/somalia:

 

Mangelernährung und Infektionskrankheiten sind verbreitet. 70 % der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Die Kinderzahl pro Frau liegt bei durchschnittlich 6,2. Die Müttersterblichkeit liegt bei 1600 auf 100.000 Geburten und ist die dritthöchste der Welt. Bei der Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren liegt Somalia mit 225 von 1000 auf Rang 6.

 

Somalia wird oft als „gescheiterter Staat“ bezeichnet. Auf dem Korruptionswahrnehmungsindex 2007 von Transparency International liegt es auf dem letzten Platz; gemäß Mo Ibrahim Foundation ist es das am schlechtesten regierte Land Afrikas. Bezüglich Pressefreiheit steht das Land laut Reporter ohne Grenzen auf 159. Stelle von 169 Staaten.

 

Somalia gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, wobei die politische Lage die Erhebung genauer Wirtschaftsdaten schwierig macht.

 

Viele Fabriken wurden wegen des Bürgerkriegs geschlossen. Ein Großteil der somalischen Bevölkerung ist auf Geldüberweisungen von Verwandten im Ausland angewiesen [...]

 

2008 war auch Somalia infolge von hoher Inflation, Trockenheit, verschlechterter Sicherheitslage sowie globalen Faktoren von steigenden Nahrungsmittelpreisen betroffen. Die Vereinten Nationen gingen im Juni 2008 davon aus, dass in den Folgemonaten bis zu 3,5 Mio. Menschen von Nahrungsmittelhilfe abhängen könnten. (Anmerkung: Somalia hat 9-12 Millionen Einwohner)

 

Erosion und die Ausbreitung der Wüste stellen Umweltprobleme Somalias dar. Ursachen sind Überweidung und Abholzungen der verbleibenden Wälder, da Holz die Hauptenergiequelle des Landes ist und seit dem Bürgerkrieg in größerem Umfang Holzkohle in die Staaten der arabischen Halbinsel exportiert wird.

In Abwesenheit einer wirksamen Küstenwache wird vor der Küste des Landes illegale Atommüll- und Giftmüllentsorgung betrieben, und internationale Fangflotten überfischen unkontrolliert die Gewässer.

 

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All dies gibt einen Eindruck von Somalia: Ein zerrüttetes, verarmtes und ausgebeutetes Land. Die Menschen haben keine Perspektive, sie leben in Armut, in Angst vor Krankheiten, Hunger und Wassermangel bzw. verseuchtem Wasser.

Auch der Tsunami vom 26.12.2004 brachte das Land in eine schwierigere Situation: 650 km Küste wurden getroffen, etwa 300 Menschen starben, viele Häuser, Unterstände und Fischereiutensilien sowie Fischzuchteiche und Brunnen wurden zerstört oder kontaminiert. (vgl. http://postconflict.unep.ch/publications/dmb_tsunami.pdf Seite 130 ff.)

In der Somalischen Küstenregion fischen fremde, zum Teil schwerbewaffenete Fischkutter. Diese zerstören rücksichtslos die Population. Dies ist möglich durch die nichtvorhandene Somalische Küstenwache aufgrund der politischen Spaltung und der mangelhaften Organisation des Landes.

 

Der Fischfang ist/war der wichtigste Versorgungszweig der Küstenregion. Doch dieser ist, zusammenfassend, durch Zerstörung der Fischbestände durch (illegale) Überfischung, Müllentsorgung und zerstörten Fischkuttern und ähnlichem kaum mehr möglich für die Küstenbewohner. Sie brauchen einen neuen Erwerb um zu überleben!

 

Gleichzeitig fahren vor ihren Küsten die bonzigen Frachter der 1. Welt vorbei. Die Entwicklungshilfe für Somalia ist unzureichend und geradezu lächerlich, wenn mensch die immer noch bestehen Probleme betrachtet.

Die Bekämpfung der Piraten ist keine Problemlösung, sondern der arrogante, ignorante und egozentrische Weg der westlichen Welt der Symptombekämpfung. Die Somalierinnen und Somalier werden nicht aufhören Frachter zu kapern solange sie nichts zu essen haben! Erst kommt der Bauch, dann die Moral!

Die Somalier müssen die Möglichkeit bekommen, geordnet zu ihren Existenzgrundlagen zurückzukommen. Es können hunderte oder tausende Piraten getötet oder festgenommen werden, es werden nur mehr dazukommen und das Gewaltpotential, das im Moment bei den Piraten nicht übermäßig gross ist, wird steigen. Die Kaperungen werden blutiger ablaufen und der Umgang aggressiver.

Es gibt bisher keine Erkenntnisse, dass die Piraten die Geiseln schlecht behandeln noch gewalttätig ihnen gegenüber sind.

 

Da wirkt der Rat eines selbsternannten Piraterieexperten der ARD (sowie auch die allgemeine militärische Intervention) wie ein Faustschlag ins Gesicht eines jeden denkenden Menschens. Dieser fordert wörtlich entweder eine Seeblockade Somalias oder eine Invasion: "An Land gehen, die Leute gefangennehmen, bzw. eben dann, wenn sie Widerstand leisten, im Feuergefecht töten".

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/2115612 ab etwa Minute 3

 

Das Geld, das für den militärischen Einsatz ausgegeben wird wäre ein riesiger Schritt in der Entwicklungshilfe für Afrika. Doch Geld für das Militär sitzt bei uns sehr viel lockerer. Das Militär könnte aber auch den Fischfang der Somalier schützen und Fischkutter die nichts vor der Somalischen Küste zu suchen haben verjagen. Dies wäre zumindest ein kleiner Schritt.

 

Solidarität mit somalischen Piraten! Friedenspolitik und mehr humanitäre Hilfe für Somalia! Kapitalistische Kriegstreiberträume zerschlagen! Hilfe für Somalia und alle anderen zu einer Gesellschaft, die keine Gewalt mehr zur Stillung ihrer Bedürfnisse braucht!

Food not bombs!

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keine ahnung, wo der autor auch dieser zeilen lebt:

 

"...Das Militär könnte aber auch den Fischfang der Somalier schützen und Fischkutter die nichts vor der Somalischen Küste zu suchen haben verjagen. Dies wäre zumindest ein kleiner Schritt. "

 

machen sie aber nicht, und keine preisfrage, warum dies nicht erfolgt. (die waren schon vor 15 jahren wieder abgezogen, als sie dort angebl. brunnen bohren sollten)

 

im übrigen ist das nicht alles so rosig, wie es stattfindet. die somalische feudal-gesellschaft profitiert von diesen erlösen über schiffe-kapern nicht viel, ist aber aufgrund der armut und den verweigerten lebensmöglichkeiten rekrutierbar, und stirbt dann auch den heldentod...

 

der fortschritt für frauen und kinder ist minimal, wenn überhaupt so etwas interessiert.