Mit dem heutigen Tag jährt sich der gewaltsame Tod von Marwa El-Sherbini zum zweiten Mal. Diesen Tag haben wir ausgewählt um unsere „ Initiative Demokratie statt Integration“ ins Leben zu rufen. Mit unserem Projekt wollen wir zukünftig gegen Armut, Krieg und antimuslimische Hetze in Duisburg aktiv werden. In Anlehnung an das Netzwerk kritischer Migrations- und Grenzregimeforschung, welches sich u.a. mit der Diskussion um Demokratie, Integration und Teilhabe beschäftigt, haben wir unserer Initiative ihren Namen gegeben.
"18 Stiche wegen eines Kopftuchs"
Marwa El-Sherbini, eine junge, schwangere Ägypterin wurde vor einem deutschen Gericht erstochen. Vor den Augen des Gerichts, ihres Mannes und ihres dreijährigen Jungen konnte der Täter mit 18 Messerstichen Marwa töten. Ein Versuch ihres Mannes, ihr zur Hilfe zu kommen, wurde durch den Schuss eines Polizisten unterbunden. Wie es zu dieser grausamen Tat kommen konnte ist bis heute nicht hinreichend geklärt worden, offene Fragen und Widersprüche sind geblieben. Alle Versuche, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen wurden von Seiten der Staatsanwaltschaft mit Gegenklagen überzogen und zu harten Strafen verurteilt.
Eine kritische Öffentlichkeit ist weitestgehend verhindert worden, der „bedauerliche Fall“ wurde zu den Akten gelegt. Eine junge Muslima hat mit ihrem Leben bezahlt, weil sie grob rassistisch diskriminiert worden war und von ihrem Recht Gebrauch gemacht hat, dieses juristisch zur Anklage zu bringen. Der Tod von Marwa ist Ausdruck einer zunehmenden islamfeindlichen Stimmungsmache europaweit.
Wir wollen dieser nicht hinzunehmenden Entwicklung lokal für Duisburg entschieden entgegentreten. Darüber hinaus wollen wir uns mit ähnlich arbeitenden Gruppen, Initiativen und Projekten vernetzen und zusammenarbeiten, um eine konkrete politische Praxis zu entwickeln. Wir wollen effektiv der Feindbildkonstruktion „Moslem“ durch unsere politische Arbeit eine entschiedene Absage erteilen.
Gemeinsam sind wir stärker
Nicht erst seit Thilo Sarrazin und seinen menschenverachtenden Thesen, hat die antimuslimische Hetze und die leidlichen Diskussionen um “Integrationsverweigerer“ und „Sozialschmarotzer“ einen Platz in der Gesellschaft gefunden. Eine neue Form von Rassismus ist salonfähig geworden. Umso wichtiger, dass in vielen Bereichen neue Diskussionen angestoßen werden und eine Politik entwickelt wird, die die Zusammenhänge erkennt und ihre Ursachen demaskiert. Eine Politik gilt es zu entwickeln, die über eine Gegnerschaft zur rechtspopulistischen Entwicklung weit hinaus geht.
Wir wollen gemeinsam eine neue Politik entwickeln gegen den Abbau von Grundrechten und für eine echte gesellschaftliche Teilhabe ohne religiöse, soziale und rassistische Ausgrenzung. Nehmen wir unsere Geschicke selbst in die Hand!