Kundgebung gegen Sarrazin Auftritt in Aachen

Plakat

Am Mittwoch, den 25. Mai will der selbsternannte »Tabubrecher« Thilo Sarrazin auf Einladung der Mayerschen Buchhandlung Aachen seine kulturalistischen, sozialchauvinistischen und rassistischen »Thesen« auf einer Buchvorstellung zu »Deutschland schafft sich ab« verbreiten. Antifaschistische Gruppen rufen zum öffentlichen & vielfältigen Protest dagegen auf. Wir nehmen Sarrazins Auftritt zum Anlass um gegen jeden Rassismus sowie Chauvinismus zu demonstrieren. Den Aufruf dazu gibt‘s auf: Aufruf

 

Unter dem Motto: »Kein Raum für rassistische Hetze! – Gegen Sarrazin und jeden Rassismus« rufen wir zu einer Kundgebung am 25. Mai ab 19Uhr direkt am Veranstaltungsort in der Aachener Innenstadt auf (Karte).

 

Zusätzlich zu den Protestaktionen gegen den Auftritt Sarrazins wird auch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Rassismus und Sozialchauvinismus stattfinden.
Dazu werden Referent_innen des Antifa AK Köln am Freitag, den 20. Mai ab 20 Uhr, im Infoladen Aachen (Stephanstr. 24) einen Vortrag zu Rassismus, Sozialchauvinismus und Standortnationalismus halten. Mehr Infos zu der Veranstaltung folgen

 

Kommt am 25. Mai in die Aachener Innenstadt – entschlossen gegen Sarrazin und seine Fans zu demonstrieren!
Aachen | Mittwoch, 25. Mai 2011 | 19 Uhr
Buchkremerstraße (direkt gegenüber der Mayerschen)

 

 

Aufruf

 

Kein Raum für rassistische Hetze!
Gegen Sarrazin und jeden Rassismus

 

- PDF -

 

Verkauf doch selber Tomaten!

 

»Das wird man ja wohl noch sagen dürfen« titelte die Bild Zeitung, nachdem der Sozialdemokrat Thilo Sarrazin seine kulturalistischen, antisemitischen, sozialchauvinistischen und rassistischen Meinungen an den Mann und die Frau gebracht hatte. Sarrazin vertrat in seinem Buch »Deutschland schafft sich ab«, welches das meistverkaufte Politik-Sachbuch eines deutschsprachigen Autors des Jahrzehnts wurde, eine krude Rassenlehre, die er für neoliberale Diskurse fruchtbar macht.
Seine zentrale Aussage ist, dass vor allem Muslime und Muslima weniger intelligent und somit weniger »brauchbar« im kapitalistischen Sinne seien als andere. Diese Behauptung stützt er auf biologistische Phrasen: »Volksgruppen« seien genetisch-völkisch voneinander zu unterscheiden, manchen »Volksgruppen« komme eben mehr Intelligenz zu als anderen. So trennt er muslimische Deutsche von »Biodeutschen« und entdeckt nebenbei das »Juden-Gen« neu. Sarrazins Kernsorge ist, dass »die weniger Qualifizierten und weniger Tüchtigen tendenziell fruchtbarer sind als die Qualifizierteren und Tüchtigeren« – und so mischt sich noch eine gehörige Portion Sexismus zu dem Ausgrenzungs-Potpourie.
All diese Thesen sind seit Jahrzehnten bei Neonazis offen zu lesen, neu an dem »Phänomen Sarrazin« ist, dass ein exponierter Vertreter der Sozialdemokratie ebensolche Aussagen öffentlich tätigt. Er knüpft ebenso zweifellos an einen gesellschaftlich weitverbreiteten antimuslimischen Rassismus an und diesen Rassismus koppelt er mit klassistischen Äußerungen gegen sozial Unterprivilegierte. Hier redete also ein wohlhabender Ökonom abwertend über Erwerbslose und gleichsam ein weißer Deutscher diskriminierend über Migrant_innen. Kurz: Thilo Sarrazin spricht von oben nach unten.

 

Sarrazin, du Opfer!

 

Im Laufe der Diskussion um seine Thesen tat Thilo S. ganz so, als ob er das eigentliche Opfer ausgrenzender Rede sei (typisch für rechtspopulistische Inszenierung). Noch während ganz Deutschland über seine stigmatisierenden, degradierenden und diskriminierenden Statements sprach, beklagte Sarrazin, ihm komme nicht ausreichend Meinungsfreiheit zu. Dabei war die tatsächlich inhaltliche Kritik an Sarrazin eher verhalten; es ging in der Regel eben nur um den Wortlaut. Vieles sei lange wegen »falscher Rücksichtnahme« nicht ausgesprochen worden, so durften wir es vielfach hören und lesen. Nun sei es an der Zeit, offen zu reden – und zwar nicht über Rassismus, Klassismus, nicht über andere Formen der Ausgrenzung und auch nicht über Sarrazins positive Bezüge auf die nationalsozialistische Rassenlehre, sondern über «fehlende Integrationswilligkeit« von Migrant_innen. Viele derjenigen, die Sarrazins biologistische Begründungszusammenhänge kritisierten, gestanden ihm dennoch zu, mit der »Ausländerproblematik« ein zu lange ignoriertes Themenfeld geöffnet zu haben. Diese Argumentationsfiguren zogen sich durch etliche Medien. Vielerorts wurden anhand von Statistiken und Umfragen zu der »Integrationswilligkeit« von Migrant_innen seine Thesen auf ihre »Richtigkeit« überprüft. Dennoch, trotz des impliziten wie expliziten Applauses fühlte sich Sarrazin mächtig verfolgt. Wenn die eigenen Aussagen als tabuisiert verkauft werden, verkaufen sie sich besser – diese Weisheit schien er bei extrem Rechten abgeschaut zu haben, die stets eine Tabuisierung von (rechter) Meinung behaupten. In Diskussionen wie diesen geht es immer darum, mit dem Verweis auf Meinungsfreiheit ausgrenzende Rede zu legitimieren. Kritik daran wird als repressiv stigmatisiert und als moralisierend, gutmenschlich und vor allem als unterdrückend dargestellt. Die Unterdrückung richte sich demnach gegen diejenigen, die diskriminierende Aussagen tätigen, nicht gegen jene, die von diesen Aussagen betroffen sind.
Aber: Rassistische Rede wie die Sarrazins bewirkt konkrete Ausgrenzungen und Diskriminierungen von Menschen, die nicht angehört werden im öffentlichen Diskurs. Wenn Menschen rassistisch ausgegrenzt werden und ihnen im Namen der Meinungsfreiheit kein Recht zugestanden wird, dies zurückzuweisen, wirkt sich das doppelt fatal aus. Und wer sich auf Meinungsfreiheit beruft, um rassistischen Diskursen ein Forum zu geben, negiert die soziale Verantwortung, ohne die Meinungsfreiheit keinen Sinn macht.

Die Mayersche Buchhandlung in Aachen hat sich im Gegensatz zu etlichen anderen Veranstaltungsorten entschlossen, nicht etwa Betroffenen von Sarrazins rassistischen Aussagen ein Forum zu geben, sondern Sarrazin und seinen Fans, die am Mittwoch, dem 25. Mai damit eine weitere Möglichkeit erhalten, ihre rassistischen und chauvinistischen Thesen zu verbreiten.

Dagegen rufen wir zur Kundgebung gegen jeden Rassismus und Chauvinismus auf, gegen Sarrazin und die, die ihm ein Forum geben.

 

Kundgebung gegen den Auftritt Sarrazins
Mittwoch, 25. Mai 2011 | 19 Uhr
Buchkremerstr (direkt gegenüber der Mayerschen)

 

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Aus Köln wird es einen organisierten Zugtreffpunkt geben.

 

http://www.no-racism.de/der-tabubrecher-no-1-kommt-nach-aachen/

Was soll der Hype? Keiner ist verpflichtet das Buch zu lesen oder zu kaufen. Wem es nicht in den Kram paßt, der darf sich ruhig darüber ärgern. Auch darf er einer lächerlichen Protestaktion beiwohnen. Aber was macht das für einen Sinn? Die in einem Buch zusammengefaßte Meinung von Thilo Sarrazin ist legitim. Wer der Meinung ist, es handele sich um Volksverhetzung, der soll doch die Staatsanwaltschaft bemühen und nicht so viel dummes Zeug im Netz verbreiten. Aber Ihr wißt ja, daß Ihr Unrecht habt, gell? Na dann macht Euch ruhig lächerlich und kommt zu der bereits ausverkauften Veranstaltung. So benehmen sich wahre Opfer!

Also Volker, nun entscheide dich mal. Wem das Buch nicht passt, darf sich darüber ärgern. Richtig? Wenn er aber dann auf einer Gegenkundgebung seine Meinung äußert, dann ist das lächerlich. Ein in unserer Verfassung garantiertes Bürgerrecht ist  lächerlich! Das ist ganz, ganz große Bärenscheiße, Volker!

Ich für meinen Teil bin froh, dass es Menschen gibt, die wegen des Buches auf die Straße gehen. Denn sie haben aus der Geschicht gelernt, im Gegensatz zu manchem anderen. Wehret den Anfängen, Volker.