Das „Oi!-The-Nische“ Festival feiert heute sein zehntes Jubiläum. Ein Grund sich langsam aber sicher sich vom unpolitischem Oi! zu verabschieden. Während bei vorherigen Veranstaltungen „linke“ oder klar antifaschistische Oi-Bands neben rechtsoffenen aufspielen sollten, verzichtet man nun gänzlich auf solche Spielereien, sondern holt sich direkt die Grauzonen-Oi-Bands.
Die diesmaligen Bands, „Telekoma“, „The Starts“ und „Dolly D.“, sind bereits mit anderen rechtsoffenen Bands oder in Grauzonenläden aufgetreten. Um dies übersichtlich zu gestalten, hier eine kleine Auflistung:
Telekoma: Auftritte mit Bands wie „Crusaders“, „Trabireiter“ und „Krawallbrüder“. ;Telekoma nahm bereits am „Oi! The Nische #4“ teil.
Dolly D.: Auftritt in rechtsradikalen Szeneladen „Schwedenschanze Deesbach“ in Thüringen; Auftritte mit Bands wie „Combat 77″, „Riot Company“, „Gerbenok“, „Krawallbrüder“ und „Rampage“
Dass das „Oi! The Nische“ nicht mehr im Vereinsheim des Fußballklubs Oranienburger Eintracht stattfindet hat allerdings nicht den Grund, dass sie dort rausgeschmissen wurden, sondern dass sie zurück im Gasthof „Niegisch“ in Schmachtenhagen sind. Dort wollte mensch sie nicht mehr haben, weil sich eine Anwohnerin und Pressevertreter sich über „Rechtsrockkonzerte“ beschwerten. Nun hat sich die Situation in Schmachtenhagen scheinbar beruhigt, bzw. wurde sie in einem Gespräch beruhigt.
Ein Special erwartet die Besucher beim Jubiläum noch. Olaf Werner vom „Colour of Skin“ (Tattooladen in der Stralsunder Straße) wurde eingeladen, willigen Gästen das OTN-Logo zu stechen. Hintergrund ist das Versprechen, jeder mit einem solchen Tattoo braucht niemals wieder Eintritt zu zahlen. Interessanter ist aber der Hintergrund von Olaf Werner.
Er selber bezeichnet seine politische Einstellung als „National“, was er in sozialen Netzwerken inzwischen zu „rechts“ geändert hat. Doch wird seine Freundesliste und seine Fotoalben durchgebättert sieht mensch, dass es nicht nur „Rechts“ sondern klar neonazistisch im Hintergrund ist. Beispielsweise zu sehen an seinen Tattoo Fotos, die er bei anderen gestochen hat. Da ist dann ein Keltenkreuz zu sehen in dessen Mitte sich eine Person befindet,die eine Waffe auf den Betrachter zielt. Da dies natürlich nicht reicht steht da drüber im klassischen Futhark (eine Runenschrift) „Ruhm und Ehre“ einem Spruch bei dem vermutlich jede_r /viele beim „Oi! The Nische“ sagen wird, dass dieser nix, aber auch gar nix mit Nazis – sondern ganz einfach mir Ruhm und Ehre zu tun hat. Aus diesem Grund sehen wir uns doch die Freundesliste von Olaf Werner mal genauer an. Huch! Da finden sich ja lauter bekennde Neonazis. Bei deren Fotos sieht man sie dann in „Blood & Honour“, „Combat 18“, „NSHC“, „H8 Society“ . Da sind die „Thor Steinar“ Klamotten ja noch harmlos gegen. Zu finden sind auch Partybilder von Neonazis auf denen im Hintergrund Reichskriegsflaggen zu sehen sind und ein Transparent „gegen kriminelle Ausländer“ welches 50 Neonazis am 30. August 2008 auf einer Spontandemonstration durch Oranienburg zeigten.
Es ist recht traurig, dass einer der wenige Orte in Oranienburg, an dem sich Subkultur ausleben kann ein Ort ist, in dem Bands wie die oben genannten auftreten dürfen und somit Orte für Antifaschist_innen versperrt werden. Die einzig logische Forderung kann daher nur ein emanzipatorisches Jugendzentrum sein, in dem Homophobie, Rassismus, Sexismus und Neonazis keinen Zutritt haben und sich dennoch dlle Menschen frei entfalten können.
yep, und noch trauriger ist............
das in vielen linken - alternativen - szenelocations, plattenläden und kneipen, sowie (ehem.) besetzerbars, uvm. und in den "linkeren" stadtteilen in berlin solche plakate achtlos und kommentarlos hängengelassen werden. ein armutszeugnis für "die (sog.) szene" die es "so" bekanntlich / angeblich ja garnicht gibt................................ aber wenn es sie oder egal welchen identifikatiösen glorreichen seich zu feiern gilt, dann ja dann...................... auf einmal gibt es sie doch und "alle" machen mit.......................
also, ganz klar - ratten raus aus den löchern, seid dabei - dagegen!
und kein bock mehr auf partyscheisz...... the revo will not be..
televised.
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Party against the System!!
Von wegen die Bewegung ist tot! Es bewegt sich so einiges und so einige und unbesiegbar zusammen und fast bis zur Erschöpfung. Auch ich bewege mich, bin getrieben von revolutionärer Sehnsucht, vom Drang niemals still zu stehen und habe mich vollkommen der großen wunderbaren Sache verschrieben. Mein ganzes Leben widme ich der Revolution und dem politischen Aktivismus, jeden Tag und mit jedem Schritt. Bei mir ist jegliche Bedürfnisbefriedigung eine avancierte Kritik an den Verhältnissen, jeder Akt des Konsums umstürzlerischer Aktivismus. Ich halte es da ganz mit Emma: ?Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution!?. Und ich gehe sogar noch weiter, die Party selbst ist bereits revolutionär.
Insbesondere am Wochenende haue ich dem System dermaßen in die Fresse, dass es sich noch benebelt von den Schmerzen schon ärgert, dass es selbst dafür war, beim Zahnersatz Zuzahlungen zu verlangen. Es freut mich dann umso mehr, dass das System jetzt wohl mit Omas schlecht sitzender Prothese rumlaufen muss, die es ihr in einem ihrer vielen unachtsamen Momente mit gewohnter Skrupellosigkeit stibitzt hatte. Jetzt sieht es einfach noch beschissener aus und niemand wird es mehr ernst nehmen. Derweil das System verschüchtert in der Ecke steht und versucht durch seine falschen Zähne nicht allzu sehr zu sabbern, schlürfe ich einen Soli-Cocktail auf einer Soli-Party der Autonomen Antifa und kicke damit auch noch irgendeinem fiesen Neonazi in seinen faschistischen Arsch.
Es ist Freitagabend, es laufen angesagte Pop-Hits; keine Nazis, keine Hunde, da ist die bessere Gesellschaft ja nicht mehr weit. Während ich so gegen rechts saufe und mit jedem Schluck die Entnazifizierung voranspüle, halte ich nach meiner Bezugsgruppe Ausschau und nach vielversprechenden Jungrevoluzzern, die ich noch rekrutieren könnte. Durch die dichten Rauchschwaden erkenne ich hinten vor der liebevoll mit aufständischen Flyern dekorierten Klowand schemenhaft meine Politgruppe. Gemeinsam solidarisieren wir uns jedes Wochenende mit von Abschiebung bedrohten Flüchtlingen, Kopenhagener HausbesetzerInnen, chiapanekischen KleinbäuerInnen, spanischen Anarchafeministinnen, linken Zeitungsprojekten, queeren Electrohäschen, diversen Antifas und sonstigen revolutionären Zusammenkünften, die auch ordentlich was gegen das System haben. Unsere Solidarität ist international, antinational und nahezu grenzenlos. Manchmal hat aber auch Solidarität ihre Grenzen, meistens so ab 4 Euro Eintritt.
Gerade will ich rüberschlendern um mit den companer@s auf den Antifaschismus anzustoßen, da läuft eine ehemalige Lesekreisgenossin durch mein Blickfeld. Bei ihr befindet sich eine attraktive Person, die mir schon des Öfteren auf anderen Veranstaltungen aufgefallen war. Wir bewegen uns anscheinend in denselben politischen Sphären. Ich rücke also meinen Nietengürtel zurecht und hopse lässig in Richtung der Genossin: Zeit für Vernetzung! Wir tauschen so dies und das und lass uns mal wieder und Adorno hier und Marx da aus, während ich über Vernetzungsstrategien zur Begleitperson sinniere und überlege, mit welchen intellektuellen Schmankerln ich sie noch beeindrucken könnte. Da, der Button! Eine kurze Soli-Getränke-Beschaffungsmission der Ex-Lesekreisgenossin nutze ich zum gekonnten Brückenschlag: Das Blau der Israel-Fahne harmoniert wunderbar mit deinen grünen Augen! Dann schlage ich ein konspirativeres Treffen vor, um den Kapitalismus wegzukuscheln. Ob es dazu kam, weiß ich nicht mehr.
Nach wilden revolutionären Träumen erwache ich mit leichten Schmerzen. Ich spüre meinen ganzen Körper, der nun nicht einmal mehr zur Produktion des kleinsten Quantums Mehrwert zu gebrauchen ist, und fühle mich trotz der Schmerzen wunderbar. Den Verbrauch von Hirn, Nerven und Muskeln habe ich allein in den Dienst der Revolution gestellt und zu keinem Stück in den irgendeines schnöden Kapitalisten. Meine potentielle Arbeitskraft habe ich mir selbst physiologisch angeeignet, die Arbeitszeit wird zur Erholzeit und der Kapitalismus ärgert sich, weil ich noch dazu nur subversiv konsumiere. Damit hat er wohl nicht gerechnet. Ich bleibe noch etwas apathisch liegen, doch sobald ich mich wieder bewegen kann, werde ich mich wieder bewegen. Der Kampf gegen das System ist eben nicht ohne. Aber er geht weiter.
Um die revolutionären Reserven aufzufüllen, wird jetzt erst einmal in der veganen Vokü für ein linkes Hausprojekt und gegen die Repression in Oaxaca mexikanisch diniert. Dort treffe ich überraschenderweise auf ein paar PartyaussteigerInnen. Sie hatten sich schon vor längerem von der aktiven Szene verabschiedet, um sich ihrer systemimmanenten Karriere oder der autoritären Erziehung zu widmen. Nun entfliehen sie aber noch ab und zu ihrer bürgerlichen Idylle, um von schlecht gespülten Tellern mit aktivistischer Liebe bereitete Aufstriche zu verputzen. Dazu genehmigen wir uns nach reiflicher Überlegung eine Bionade. Schließlich wurde das Unternehmen beinahe vom Coca Cola-Konzern übernommen, und das nicht feindlich, aber es ist ja noch mal gut gegangen und zumindest die Vokü macht mit dem Getränk kaum Gewinn. Der Kapitalismus hält sich also in Grenzen.
Danach bin ich wieder fit genug, um bis zum Morgengrauen gegen Homophobie zu tanzen. Vielleicht schiebe ich noch einen Besuch der antirassistischen Filmvorführung dazwischen, um das politische Spektrum besser abzudecken. Gleichzeitig gäbe es aber noch dieses unheimlich schicke antideutsche Soli-Konzert. Vor diesem logistischen Problem stehe ich als politische Aktivistin leider immer wieder. Gegen welchen Widerspruch soll ich zuerst vorgehen? Gibt es Haupt- und Nebenwidersprüche? Wie soll ich das alles auf einmal schaffen? Hier ist eben eine gute Planung gefragt, Prioritäten müssen gesetzt werden, ohne Organisation geht die Linke schließlich unter. Doch auch ein Blick in meine Solidaritätskasse hilft mir weiter. Ich entscheide mich daher zunächst für ein anarchistisches reclaim the streets-Gelage mit populistischen Bierpreisen von der Tanke und wanke dann irgendwann zum queeren Tanzevent.
Aus: phase2.nadir.org/index.php?artikel=473&print=
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euern netten artikel schon an die http://oireszene.blogsport.de/ geschickt?
käm ja gut.