Demo am 29.01. in Berlin gegen drohende Räumung von Liebig14

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Demo „Expect Resistance! – Hausprojekte statt Luxuslofts“
Schon seit Wochen wird europaweit gegen die Räumung des alternativen Wohnprojekts Liebig14 am kommenden 2. Februar mobilisiert. Gestern, am 29. Januar, dem letzten Samstag vor der angesagten Zwangsräumung, versammelten sich ab 15 Uhr am U-Bahnhof Kottbusser Tor zunächst "nur" mehrere hundert Betroffene und SympathisantInnen, um eine machtvolle Demo „Expect Resistance! – Hausprojekte statt Luxuslofts“ quer durch Kreuzberg, vorbei an der Oberbaumbrücke mit Zwischenkundgebungen am U-Bahnhof Warschauer Straße und später am Projekt Liebig14 zum Boxhagener Platz (Friedrichshain) zu starten. Bereits in Höhe Oberbaumbrücke/Warschauer Straße waren wir schon weit über 3.000 DemonstrantInnen (Foto 32). Vor allem im vorderen Block wurden immer wieder kämpferische Parolen skandiert. Zu nennenswerten Provokationen kam es weder von den bis dahin sich eher zurückhaltenden Polizeikräften noch seitens der DemonstrantInnen.

Es kam zu vereinzelten Böllerwürfen, hauptsächlich in Höhe des mit massiven Polizeikräften in Kampfmontur gesicherten und mit "Sichtschutz" durch Polizei-Mannschaftswagen "getarnten" Liegenschaftsfonds in der Warschauer Straße ( http://de.indymedia.org/2011/01/298911.shtml ), der mitverantwortlich für die Repressalien gegen Liebig14 ist. Die langweilige Fassade des Liegenschaftsfonds war deshalb bereits durch Farbbeutelwürfe verschönert worden (Foto 35). Die erste Zwischenkundgebung auf der Warschauer Brücke verlief auch ohne besondere Zwischenfälle.

In der Warschauer Straße kam es zwar vermehrt zu provokativen, teilweise riskanten Böllerwürfen, die aber kaum Reaktionen wie etwa engster "Begleitschutz" des vorderen Demoteils seitens der Polizeieinsatzleitung hervorrief. Deren Taktik war erkennbar darauf ausgerichtet, zumindest solange es hell war, sich am "Vorabend" der Zwangsräumung zu keiner der sonst oft üblichen Gewalt-Eskalation gegen DemonstrantInnen hinreißen zu lassen. Denn es sollte offensichtlich verhindert werden, daß bereits bestehende Sympathien in der Öffentlichkeit für Liebig14 durch Polizeiübergriffe neue Nahrung erhielten. Vielmehr sollte bei zu erwartenden Ausschreitungen die bereitstehende Hetz-Journaille von Springer und Konsorten ggfs. möglichst nur von Randale und Vandalismus seitens der "Chaoten" berichten können. Leider haben später einige Schwachmaten in unseren Reihen dieser abwartenden Polizeitaktik voll in die Hände gespielt.

Etwa in Höhe der Kreuzung Warschauer Str./Grünberger Str. gaben die über 3.000 DemonstrantInnen eine plötzliche Sprintaktion von bestimmt über 100 m zum besten. Es war wirklich beeindruckend, wie die riesige Menschenmasse wie auf Kommando urplötzlich losgerast ist, sogar die voranfahrenden Polizeifahrzeuge mußten Gas geben und die vorderen Mannschaften in ihrer Kampfmontur überrascht vor der heranstürmenden Menge flüchten. Diese gelungene Aktion war ein Bild für die Götter! Hardliner in der Polizeiführung mögen das ruhig anders sehen und daraus eine "Straftat" konstruieren. Ich halte diese Sprints ähnlich wie Sitzblockaden etc. für absolut legitime und wirkungsvolle Demo-Aktionen.

Doch wie oben schon angesprochen, einige Schwachmaten in unseren Reihen sind mit ihren anschließenden Aktionen der Liebig14 und anderen alternativen Wohn- und Kulturprojekten in den Rücken gefallen. Kaum war der eben geschilderte Sprint beendet, beobachtete ich, wie eine kleine, versprengte Gruppe Polizisten in Kampfmontur von Demonstranten tätlich angegangen wurde. Mindestens ein Polizist stürzte dabei zu Boden. Natürlich eilten sofort ihre entfernter stehenden KollegInnen zur Verstärkung herbei, wobei diese sich dabei, so Zeugenaussagen, brutal durch die Menge zum Ort des Geschehens geprügelt haben. Es gab nach meinen Beobachtungen eine Festnahme (Fotos 50 - 53). Auch wenn ich den Grund der Attacke gegen die paar warum auch immer von ihrer Haupteinheit "versprengten" Polizisten nicht genau weiß, finde ich die von vornherein aussichtslose Prügelei bekloppt und gegenüber Liebig14 kontraproduktiv.

Unter Ergänzungen auf http://de.indymedia.org/2011/01/298997.shtml ist u. a. zu lesen: "Ansonsten gab es auf der Warschauer diverse Böller, die es hinter und vor den Bullen in den Seitenstraßen krachen ließen, bei einer kurzen Auseinandersetzung vor einem kleinen Schuhladen (der im Kiez ziemlich beliebt ist!!!) wurde dessen Scheibe leicht beschädigt. Hier wäre es ein gutes Zeichen wenigstens auch mal Entschulduigung zu sagen,war ne doofe Situation, da die Bullen davorstanden und hier einiges flog.... da MC-blöd nebenan echt die bessere Adresse gewesen!!!" - Dem kann ich mich nur anschließen! - Verständnis habe ich jedoch für Gegengewalt in Notwehr, wenn es z. B. Prügelzei-Eskalationen gegen DemonstrantInnen abzuwehren gilt - oder auch, wenn es darum geht, die Liebig14 bei der angekündigten Räumungsaktion am kommenden Mittwoch ggfs. zu verteidigen.

Bis auf die oben geschilderten Vorfälle gab es auf dem weiteren Demomarsch zur Liebig14-Zwischenkundgebung keine weiteren Eskalationen. Für viele überraschend ließ uns die Polizei ab der Rigaer Straße ohne jeden "Begleitschutz" und verzog sich aus dieser neuralgischen Zone. Zu erkennen war aber, daß unsere Demo großräumig abgeriegelt, um nicht zu sagen gekesselt wurde. Die Polizeiführung agierte sehr geschickt, ließ uns die Zwischenkundgebung vor der Liebig14 in Ruhe abhalten und wartete offenbar der Dinge, die danach beinahe folgerichtig kommen würden. So verlief die Zwischenkundgebung mit viel Feuerwerk vonn den Hausdächern, Bengalos in der Demo und mehreren Redebeiträgen vom Lauti durchwegs friedlich und ungestört. Offensichtlich hatten viele Anwohner in der Rigaer Straße deshalb ja auch keine Angst um ihre geparkten Pkw's (Foto 60). Kritisch wurde es erst, als die Demo zum Boxhagener Platz weiterziehen wollte und von der Polizei daran gehindert wurde. Erst von da an gab es "endlich" die von der Hetz-Journaille  so heiß ersehnten Bilder von Chaos und Vandalismus. Schade, Liebig14 hätte intelligentere Aktionen verdient. Zu fragen ist aber allerdings auch, warum außer Ströbele von den Grünen (Foto 57) keine anderen sympathisierenden PolitikerInnen z. B. von DIE LINKE.Berlin wenigstens mal kurz dabei waren.

Noch bevor die Eskalationen begannen und als der Lauti die Demo verlassen hatte, es hieß, die Demo sei offiziell von der Demoleitung aufgelöst worden, machte auch ich mich gegen 17:30 Uhr auf den Heimweg zurück in die Rigaer Straße zur nächsten Straßenbahn-Haltestelle. Hierbei konnte ich noch beobachten, wie die Polizei den Rest der Demo abriegelte (Foto 79).

 

Alle 79 Fotoimpressionen sind unter http://www.carookee.com/freies-politikforum/1/27415975#27415975 Kommentare hierzu gibt es bereits unter http://de.indymedia.org/2011/01/299069.shtml

 

Bernd Kudanek alias bjk

http://freies-politikforum.carookee.com

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Die Zahlen können sogar stimmen. Warschauer Strasse waren es gut 3.000 Menschen, vorher und nachher aber sehr viel weniger.

Negativ waren die Rufe gegen Zugezogene, Yuppies und TouristInnen. Ein Grossteil der Menschen in der Demonstration bestand nämlich aus solchen Leuten. Kaum jemand der oder die schon vor 3 Jahren in Berlin lebte. O-Ton; "Ich bin vor 3 Monaten aus XYZ nach Berlin gezogen. Da gibt es nur drei Linke Häuser. Du kommst auch nicht aus Berlin? Das hört man." Von dem ganzen rassistischen GentryFiction-Konstrukt, sollten die Menschen endlich Abstand gewinnen. Besonders deutlich wurde der "Touri-Faktor" als eine Touristin ein Redebeitrag in ihrer Sprache über Lautsprecher auf dem Dorfplatz vorlas. (Vorsicht: Sarkasmus)

Bis in die Rigaer Strasse gab es keine nennenswerten Vorfälle. Ab und zu wurde ein Böller geworfen, so z.B. am abgeriegelten Liegenschaftsfonds Berlin. Steinwürfe auf das Gebäude oder ähnliches gab es aber nicht. Zumindest nicht, als der Demonstrationszug dort vorbei zog. Die Absperrung hätte leicht aufgemacht werden können, aber die meisten wussten nicht einmal, dass da ein relevantes Gebäude ist und was für eine Relevanz dies hat. Ein kurzer Redebeitrag, fast schon auf der Warschauer Brücke, informierte dann aber über den Liegenschaftsfonds. Krass fand ich auch die Aussage: "Uns wurde ein Ersatzobjekt in Weissensee angeboten, aber das wollten Wir nicht." (sinngemäss)

In der Rigaerstrasse gab es dann das übliche MackerInnengebhabe mit Feuerwerk von den Dächern und Maskierung vom Balkon. Am Dorfplatz verzog sich auch der Lautsprecherwagen, wies auf die kommende Polizei hin, und es wurde daraus gemeint, dass die Demonstration aber noch geradeaus weitergeht. Einige hundert Meter geradeaus schafften es einige und randalierten da ein wenig. Zäune, Steine und Glasscherben lagen auf den Boden, als die Polizei wenig später eintraf. Ein paar Autoscheiben wurden entglast. Die Polizei ging im Gegenzug in den Hauptteil der Demonstration, der noch auf den Dorfplatz (Liebigstrasse Ecke Rigaerstrasse) stand. Als einige nichtweggehen wollten, kam es zu kleinen Schlägereien, wobei die Polizei anscheinend besser vorbereitet war. Es gab die ersten Ingewahrsamnahmen. Und mindestens eine schwerverletzte Person, wobei auch wieder Böller auf DemonstrantInnen geflogen sind, und es nicht klar ist, was die Ursache war. Die Polizei setzte auch Pfefferspray ein und hatte die Lage (dort) unter Kontrolle. Allein dort habe ich 6 (unnötige) Ingewahrsamnahmen gesehen.

Aus den Häusern kam aber öfter mal ein Schwall Wasser und die PolizistInnen wurden nass. Aber auch Farbbeutelwürfe gab es. Auch ein Brett viel aus einem Fenster, traf aber eine demonstrierende Person.

MEK war in Autos mit sehr verdreckten Kennzeichen unterwegs. Übrigens: Auch das SEK benutzt oft verdreckte und sehr zerbeulte Kennzeichen. Aber deren Angehörige fahren auch maskiert. (In zivilen Autos)