Ich ess’ Blumen

„Wale retten, Wale retten/
geht mir tierisch auf die Ketten“ (DAT)
Anfang Januar organisierten die AG Antifa im Stura der Universität Halle und die AG no
tears for krauts einen Vortrag mit dem Titel „Who killed Bambi? Das regressive Bedürfnis
deutscher Tierfreunde“. Wir dokumentieren den ersten Teil des Vortrags an dieser Stelle. Teil
2 erscheint in der nächsten Ausgabe von Bonjour Tristesse.

In einem Rundfunkgespräch in den 1960er Jahren erwähnte Theodor W. Adorno beiläufig
seine Vorliebe für ungarische Schnulzen. Bevor sich jemand darüber amüsieren konnte,
ergänzte er allerdings, dass das seine Privatsache ist, die sein vernichtendes Urteil über die
Kulturindustrie in keiner Weise beeinflusst. Dieses, im besten Sinn bürgerliche Beharren auf
der Privatsphäre war der deutschen Linken immer suspekt, Ausdruck von Inkonsequenz oder
sogar Verrat. Das Private sollte politisch sein, der Musikgeschmack musste mit den
politischen Überzeugungen konform gehen, und bestimmte Marken durften nicht in den
linken Kleiderschrank der 80er und 90er Jahre. Dieser Bekenntniswahn machte nicht einmal
vor Ess- und Trinkgewohnheiten Halt. Das heißt, als ernstzunehmender Autonomer musste
man sich in einigen Gegenden lange Zeit entweder vegetarisch oder besser noch vegan
ernähren oder aber seine Liebe zu Bockwurst, Steak und Schweinskopfsülze geheim halten;
Wohngemeinschaften, die sich als „politisch“ verstanden, scheiterten an der Frage, ob Milch
(im Szeneslang: „weißes Blut“) im Gemeinschaftskühlschrank gelagert werden darf; und die
Hausbesetzerbewegung wollte den graugrünen Pamps, der regelmäßig in den einschlägigen
„Volxküchen“ serviert wurde, als Ausdruck eines gehobenen politischen Bewusstseins
verstanden wissen.

 

 

 

 

Diese Zeit, in der in der linken Szene auf breiter Ebene darüber diskutiert wurde, ob die Triple
Oppression Theorie – class, race, gender – um speciesism, die „Unterdrückung einer Spezies
durch eine andere“, ergänzt werden sollte, ist zwar glücklicherweise vorbei. Wie nahezu
jeder Irrsinn, der lange Zeit in der Linken erprobt wurde, sind aber auch die Begeisterung für
vegetarisches und veganes Essen, Robbenbabys, Erdferkel und Warane im gesellschaftlichen
Mainstream angekommen. Zu einer erfolgreichen Boygroup gehört das Abziehbild des
Sensiblen, der kein Fleisch isst und sich für die Rettung von Walen einsetzt; Prominente wie
Bela B. von den Ärzten, Kim Basinger oder die bis dahin grandiose Pamela Anderson ziehen
sich für die Tierrechts-Organisation Peta aus; und Einkaufsketten wie Karstadt, C&A und
inzwischen auch Peek und Cloppenburg verzichten aus Imagegründen auf den Verkauf von
Pelzen.
In der Werbebranche werden diese Reaktionsmuster als Bambi-Effekt bezeichnet. Das heißt:
Wenn in einem Werbespot Tiere, Welpen, Rehkitzchen und Schäfchen gezeigt werden, steigt
– zumindest bei einer bestimmten Art von Produkten – die Chance, dass die Zuschauer
diesem Produkt auch eine besondere Aufmerksamkeit widmen. Wir werden in Analogie dazu
versuchen, uns mit dem gesamtgesellschaftlichen Bambi-Effekt auseinander zusetzen, ihn auf
seine innere Logik hin zu untersuchen und auf seine Hintergründe zu befragen.

Das Maß aller Dinge
Im Zentrum der Aufklärung steht der Mensch, der aus „selbst verschuldeter Unmündigkeit“
befreit werden soll. Die Idee des Menschen drückt sich, wie Horkheimer und Adorno in der
Dialektik der Aufklärung erklären, in der europäischen Geschichte in der Unterscheidung
vom Tier aus – der griechische Philosoph Protagoras erklärte schon vor 2.500 Jahren, dass der
Mensch das „Maß aller Dinge“ sei. Mit der Epoche der Aufklärung wurde schließlich
gefordert, dass dieses Diktum für alle Menschen zu gelten hat; mit der Aufklärung wurde auf
breiter Ebene angemahnt, dass kein Mensch mehr wie ein Tier oder ein Gegenstand behandelt
werden sollte. Im Zuge der Französischen Revolution wurde dementsprechend die Sklaverei
in den französischen Kolonien, die Tiere und Menschen gleichstellte, abgeschafft (leider nur
für kurze Zeit); die Leibeigenschaft wurde in Frage gestellt. Der junge Marx, der die
Aufklärung bekanntlich über sich hinaustreiben wollte, formulierte wenige Jahre später
schließlich den kategorischen Imperativ, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch
ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“. Auch
wenn Marx im Dritten Band des Kapital davon spricht, dass die Menschen nicht die
Eigentümer der Erde sind, sondern nur „ihre Besitzer, ihre Nutznießer“, die die Aufgabe
hätten, sie den „nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen“, argumentiert er
nicht im Sinn der Erde; sondern: er verweist auf die Interessen der Menschen. Die Natur, so
führt Johannes Agnoli diesen Gedanken fort, ist „nicht in Ansehung der Natur zu schützen“.
„Ihr dürfte nämlich die eigene Zerstörung ziemlich gleichgültig sein. Es geht den Löwen in
Afrika kaum an, dass in den Ozeanen die Wale zwecks Profitmaximierung ausgerottet
werden. Die Einzigartigkeit des Naturwesens Mensch besteht nicht zuletzt eben darin, dass
ihm die Ausrottung der Wale, das absterben der Flüsse, die Vernichtung der Wälder, die
Verpestung der Luft bewusst werden und eben nicht gleichgültig sein können. Und dies
bedeutet also: Schutz der Natur in Ansehung der Existenz der Menschheit.“
„Wo es um Tiere geht, wird jeder zum Nazi“
Der Veganismus, d.h. der bewusste Verzicht auf alle Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände
tierischen Ursprungs, stellt die Avantgarde der heutigen Umweltschutz- und
Tierrechtsbewegung dar. Damit wird der kategorische Imperativ von Marx in sein Gegenteil
verkehrt; nicht mehr die Menschen gilt es aus dem harten Griff der Verhältnisse zu befreien,
sondern die Tiere aus den Käfigen, gar die Natur von der menschlichen Zivilisation.
Der Mensch, den Marx befreit wissen wollte, ist bei Tierrechtlern also nicht länger Maß aller
Dinge, d.h. Mittelpunkt des Strebens nach einer Gesellschaft, die sich durch die Assoziation
freier Individuen auszeichnet. Die Nivellierung des Unterschieds zwischen Mensch und Tier
wird insbesondere in den regelmäßigen Gleichsetzungen von Naziverbrechen mit
Massentierhaltung und dem Fleischerhandwerk deutlich. Die dafür wohl bekannteste – und
zugleich eine der provokantesten – Tierrechtsorganisationen ist PeTA. Waren einzelne
PeTA-Kampagnen – unabhängig vom jeweiligen Inhalt –, bei denen u.a. Models wie Cindy
Crawford unter dem Slogan „Lieber nackt, als Pelz tragen“ die Hüllen fallen ließen,
zumindest visuell ansprechend, setzte die Gruppe in anderen auf die Instrumentalisierung des
Holocaust. Die Kampagne der weltweit ca. 1,6 Millionen Mitglieder zählenden Organisation,
die mit dem widerlichen Slogan „Der Holocaust auf deinem Teller“ im Jahre 2004 Front
gegen Fleischkonsum und Tierprodukte machte, ist jedoch nur das prominenteste Beispiel von
Verharmlosung und Geschichtsrevisionismus. Diverse andere Tierrechtsorganisationen
(Animal Peace, Verein gegen Tierfabriken usw.) verbreiten Ähnliches, nur hat PeTA die
notwendigen finanziellen Mittel, ihre Kampagnen medienwirksam in Szene zu setzen. Von

PeTA wurden Plakate gezeigt, auf denen neben Bildern aus deutschen Konzentrationslagern
die Fotos abgemagerter oder geschlachteter Tiere zu sehen waren.
Die Botschaft ist dabei simpel: Die furchtbaren Qualen, die den Menschen in den
Konzentrationslagern widerfuhren, sind mit dem Leid von Nutztieren zu vergleichen; für
PeTA ist Shoa gleich Schlachthaus, Vernichtung gleich Massentierhaltung, Mensch gleich
Tier. In Amerika protestierten vor allem jüdische Organisationen und die Anti-Defamation-
League gegen diese Gleichsetzung; in Deutschland war es der Zentralrat der Juden, der
juristisch gegen die Organisation vorging und damit die Kampagne stoppen konnte. Leiter
dieser Kampagne war Jürgen Faulmann, der als Bindglied zwischen rechtsextremen und
antisemitischen Tierschutzgruppierungen und PeTA fungiert.
Die Tierrechtsbewegung beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Gleichsetzung von Mensch
und Tier; die Präferenzen liegen vielmehr deutlich auf Seiten der Tiere. So schrieb die
Mitbegründerin von PeTA in den USA, Ingrid Newkirk, im Februar 2003 einen offenen Brief
an den damaligen Chef der palästinensischen Autonomiebehörde Yassir Arafat. Anlass war
ein Anschlag palästinensischer Kämpfer in der israelischen Stadt Jerusalem. Grund für
PeTA zum Verfassen des Briefes war jedoch keineswegs der Anschlag gegen Menschen,
sondern, dass die Terroristen einen Esel mit Sprengstoff beladen hatten, der zum Zwecke der
Ermordung israelischer Zivilisten neben einem Bus explodieren sollte. Die Bombe detonierte
jedoch zu früh, der Esel fand sein vorzeitiges Ende, und nur glücklichen Umständen ist es zu
verdanken, dass keine Menschen getötet wurden. Newkirk bat „seine Exzellenz“ Yassir
Arafat in dem dem Anschlag folgenden öffentlichen Schreiben nicht, den Terror gegen
Menschen zu stoppen oder zumindest zu verurteilen. Sie bat ihn lediglich, „die Tiere aus dem
Konflikt“ heraus zu halten. „Der Ausgewogenheit halber erwähnte Newkirk“, wie Henrik
M. Broder auf seiner Homepage zu berichten weiß, „in dem Schreiben selbstverständlich
nicht nur den armen Esel, sondern auch die anderen Opfer des Nahost-Konflikts. Die Katzen.
Und zwar jene Katzen, die ‚so gut sie konnten’ vor den israelischen Bulldozern flohen, als
diese Arafats Amtssitz zu Leibe rückten.“
Doch Newkirks Äußerungen blieben nicht die einzigen menschenfeindlichen und tendenziell
antisemitischen Äußerungen von PeTA. Im Nachlauf der Kritik an dem Brief äußerte sich in
Wien eine PeTA-Aktivistin folgendermaßen: „Wir mögen Juden, aber Tiere mögen wir
mehr.“Doch damit nicht genug: Die schon erwähnte PeTA-Mitbegründerin und jetzige
Vorsitzende Newkirk war es dann auch, die die Philosophie PeTAs folgendermaßen auf den
Punkt brachte: „Sechs Millionen Juden starben in den Konzentrationslagern, aber sechs
Milliarden Hähnchen werden dieses Jahr in den Schlachthäusern sterben.“Prominente
wie Die Toten Hosen, Thomas D., Nina Hagen und viele Andere scheinen, ebenso wie viele
der aktiven Tierrechtsgruppen und ihre Wortführer, an der Legitimität dieser perfiden
Gleichsetzung nicht zu zweifeln, geschweige denn, sich an dieser zu stören; sie unterstützen
die Organisation z.T. seit Jahren. In einem auf MTV und VIVA ausgestrahlten Werbespot, der
es wohl vor allem auf das pubertäre Publikum abgesehen hatte, welches sich bekanntermaßen
besonders anfällig für emotionsheischende Propaganda zeigt, wurden Tiertransporte mit den
Deportationen der Juden nach Auschwitz verglichen. Der unverbesserliche Thomas D. ließ es
sich in einem ZDF-Interview nicht nehmen, die PeTAKampagne als „noch […] nicht radikal
genug“ zu bezeichnen. Äußerungen mit ähnlicher Tragweite waren schon vor Jahren in
Alice Schwarzers Frauenrechtszeitschrift „Emma“, deren Redakteurinnen damals
beschlossen, vorerst kein Fleisch mehr zu essen, zu lesen: „Ich erinnere mich genau an die
erste Zahl, die mich 1982 elektrisierte: Sechs Millionen Tierversuche jährlich in der
Bundesrepublik. Der Gedanke an sechs Millionen ermordeter Juden war zwingend für mich.

Und die äußeren Ähnlichkeiten der modernen Tiervernichtungsanstalten mit KZs wird
niemand bestreiten können. Es gibt alles, von der Massenfolter bis zu den Vergasungsöfen
und Krematorien, einschließlich der ordentlichen Buchführung […] Nur ein bisschen schicker
ist es geworden, mit viel Chrom und HighTech. Die Opfer aber sind noch immer aus Fleisch
und Blut.“
All diese Kämpfer für die Rechte der Tiere einigt die Zustimmung zur Legitimität des
Vergleichs der bestialischen Ermordung von Menschen mit dem tatsächlich bedauerlichen
Dasein von Tieren in Legebatterien und Mastanlagen: Sie entpuppen sich damit als
gewöhnliche Holocaustrelativierer. Auch im linken Tierrechtsmilieu ist der Verweis auf den
Nationalsozialismus zur Erklärung des eigenen Spleens en vogue. Ein User von Indymedia
Deutschland erklärte vor einigen Jahren: „Ich bin erst durch meine Fassungslosigkeit über die
Gräueltaten der Nationalsozialisten zum Tierrechtler geworden. Und zwar weil ich mir schon
in der Schulzeit bei den schockierenden KZ-Videos vorgenommen hatte, selbst nicht die
Augen vor der Gewalt und dem Unrecht zu verschließen, wie es meine Großeltern getan
haben.“ Nach dieser Logik ist die Message klar: Die Tiere sind die neuen Juden,
Milchtrinker und Fleischesser die neuen Nazis.
In Halle will man der perfiden Gleichsetzung von Mensch und Tier selbstverständlich nicht
nachstehen: Vor einigen Monaten wurden Plakate verklebt, auf denen Bilder aus einem
Schlachthof abgebildet waren, die mit der Parole „Ignoranz tötet!“ versehen waren. Diese
Parole wurde Anfang der 1990er Jahre immer wieder bei Protesten gegen rassistische Morde
und Pogrome verwendet. Wenn sie im Zusammenhang mit einer Kampagne gegen
Fleischkonsum gebraucht wird, ist die Botschaft simpel: Die Ermordung eines Menschen ist
mit dem Konsum eines Rühreies oder eines Hamburgers zu vergleichen.
„Tofu akbar! Vegan Jihad!“
Doch auch die innerhalb des linksautonomen Tierrechtsmilieus laut werdende Kritik an
solchen Vergleichen ist nur auf den ersten Blick weniger barbarisch. In einem Text, der sich
gegen die schon beschriebene PeTA-Kampagne „Der Holocaust auf deinem Teller“ richtete,
argumentierte eine AG des Hamburger Tierbefreiungstreffens folgendermaßen: Zwischen
„der Vernichtung der Jüdinnen und Juden durch den Holocaust und der Ermordung von
Tieren in den Schlachthöfen [wird ein wesentlicher Unterschied] deutlich. Die Schlachthöfe
funktionieren nach einem ökonomischen Prinzip. Die Hühner, Kühe, Schweine, etc. sollen
nicht vernichtet werden, aus ihnen […] soll Wert produziert werden. Ihre Tötung ist nicht
Zweck an sich, sondern der Zweck ist die Produktion von Fleisch, die Produktion von
‚Nahrung’ für die Menschen.“
Während ganz nebenbei die „Jüdinnen und Juden“ nicht etwa von den Deutschen vernichtet
wurden, sondern von einem – scheinbar aus dem Weltall über die Erde hereingebrochenen
„Holocaust“ – lautet die Zusammenfassung dieser Kritik am Vergleich folgendermaßen:
Wenn die Juden zum Zwecke der Profitmaximierung, also nach einem „ökonomischen
Prinzip“, und nicht um ihrer selbst Willen ermordet worden wären, dann wäre der Vergleich
zwischen Schlachthof und Judenmord für die Autoren legitim. Nicht umsonst reden die
Hamburger Tierfreunde von „dualistischen Konstruktionen“ von Mensch und Tier, welche die
„Gemeinsamkeiten negiert“ und die „Unterschiede überbetont“.
Dass Tierrechtler im Umgang mit als blutrünstig gebrandmarkten Mischköstlern nicht gerade
zimperlich verfahren, weiß Jeder, der es einmal gewagt hat, auf linken Sommercamps

Würstchen und Steaks zu grillen oder beim wöchentlichen Plenum im örtlichen autonomen
Zentrum mit einem Big Mäc zu erscheinen. Sogar der Nahostkonflikt lässt
sich mittlerweile in vielen linken Hausprojekten entspannter erörtern als der Konsum von
Spanferkel und Rollbraten. Doch selbst recht harmloser Kritik innerhalb der veganen
Tierrechtsszene wird mit einer teilweise an parteikommunistische Säuberungskampagnen
erinnernden Vehemenz begegnet. Helmut F. Kaplan, laut einer ARD-Sendung Chefideologe
von PeTA, der dafür bekannt ist, jede Tragödie wie z.B. die Anschläge auf das World Trade
Center am 11. September 2001 propagandistisch im vermeintlichen Sinne des Tieres
auszuschlachten, bekannte in einem Interview mit der Tierrechtspostille „Tierbefreier“, dass
er auf Reisen gelegentlich Käse verspeise und auch seinem Sohn sporadisch eine Pizza mit
dieser teuflischen Zutat gönne. Dazu bemerkte er, dass für ihn „ganz konsequent vegan [zu]
leben […] unmöglich“ sei. Die Reaktionen aus dem veganen Milieu waren eindeutig: Kaplan
gehöre mit diesem „Fressverhalten“ zu den „Tätern“, gemeint sind alle Nichtveganer, und er
habe „Blut an [seinen] Händen“. Die Schmähungen enden mit der allgemeinen Feststellung:
Kaplan sei Vegetarier und damit „kein Tierrechtler, sondern Tierrechtsverletzer“; und
überhaupt: „Vegetarier sind Mörder“.
Mach meinen Kumpel nicht an…
Die theoretische Grundlage der Gleichsetzung von Mensch und Tier ist der Antispeziesismus.
Vor etwa 35 Jahren prägte Richard D. Ryder den Begriff Speziesismus. Bis heute gilt Ryder
als einer der Vordenker der Tierrechtsbewegung. Der von Tierrechtlern vertretene
Antispeziesismus wendet sich, wie schon erwähnt, gegen die Ungleichbehandlung von
Lebewesen aufgrund ihrer Spezies oder besser: gegen die Unterscheidung von tierischem und
menschlichem Leben, welcher nach Ansicht einer Tierrechtsgruppe aus Leipzig
„wissenschaftlich unhaltbare Speziesgrenzen“zugrunde liegen. Die Unterscheidung von
Lebewesen in Menschen und Tiere erfolgt nach Ansicht der Antispeziesisten nach
willkürlichen Kriterien. Silke Ruthenberg, Vorsitzende von Animal Peace in der
Bundesrepublik, äußert ihr regressives Bedürfnis folgendermaßen: „Vorrechte aus der
Artzugehörigkeit zu ziehen, [ist] ebenso absurd, wie die moralische Ungleichbehandlung mit
der Zugehörigkeit zu einer Rasse oder einem Geschlecht zu rechtfertigen.“ Dazu fordert
Ruthenberg allen Ernstes ein „Recht auf sexuelle Selbstbestimmung“ für Tiere.
Notwendige Folge dieses Denkens ist die Forderung nach der Gleichbehandlung von Mensch
und Tier. Der Speziesismus gilt Tierrechtlern wie Ruthenberg und ihren Gesinnungsgenossen
so nicht nur als ein Vorläufer des Rassismus, sondern als ein ihm gleichgestelltes
Unterdrückungsverhältnis. Der bereits erwähnte Helmut F. Kaplan benannte Anfang dieses
Jahres in einer deutschen Tageszeitung die Tierrechtsbewegung dann auch als „logische und
notwendige Fortsetzung anderer Befreiungsbewegung, wie […] der Befreiung der Sklaven,
des Kampfes gegen Rassismus oder für die Emanzipation der Frauen“.
Der Veganismus ist wiederum die notwendige Konsequenz der antispeziesistischen Ideologie,
denn nur dieser vermag es, Speziesismus konsequent zu vermeiden. So schreibt etwa die
Tierrechtsaktion Nord in ihrer Selbstverständniserklärung: „Wir [halten daher] Veganismus
für die konsequenteste Möglichkeit nicht an der Ausbeutung beteiligt zu sein. Dieser sollte
aber weit über ein bestimmtes Konsummuster hinausgehen, denn auch unsere Sprache, unser
Verhalten Tieren gegenüber und die Art und Weise, wie Tiere dargestellt werden ist
speziesistisch.“ Alternativ zur „speziesistischen Darstellung“ von Tieren gestaltet die
Tierrechtsaktion Nord ihre Plakate gern mit vermummten Streetfightern, die – umringt von
Häschen, Vögelchen und Kätzchen – ein Rehkitz mit leuchtend braunen Kulleraugen in ihren
Armen halten. Was die Antispeziesisten übersehen, oder besser: übersehen müssen, ist, dass

sich menschliches Leben nicht in der Empfindung von Schmerz und Leid erschöpft, wie als
Beweis für die Gleichheit von Mensch und Tier gern immer wieder angeführt wird. Die
zweifellos auch beim Tier vorhandenen Fähigkeiten zu Reizbarkeit, Bedürfnisbefriedigung
und Kommunikation werden bei Tierrechtlern zum Beweis der Gleichheit.
Die Elemente menschlichen Lebens, die sich nicht naturwissenschaftlich begründen lassen,
sprich: seine Fähigkeit zur Selbstreflektion, zu Bewusstsein und zur Sublimierung, sowie
seine Vernunftbegabung, werden zu vernachlässigbaren Größen. Ganz offensichtlich ist kein
Tier fähig, die „speziesistische Behandlung“ durch den Menschen als solche zu erkennen oder
gar zu bewerten, schließlich wimmelt es in der Wildnis nur so vor tierischen Feinden, die
nichts lieber tun, als die „Ungleichbehandlung von Lebewesen aufgrund ihrer Art“ in
Form des Mittagsmahls in die Praxis umsetzen. Oder, wie es eine Initiative in der leider nicht
mehr erscheinenden Zeitung „Incipito“ aus Leipzig schon ähnlich formulierte: Welcher
Primat vermag es schon in Abstraktionen zu denken, seine Natur nicht hinzunehmen, sondern
auf sie zu reflektieren? Welcher Igel sublimiert seine Triebe? Und welcher Elefant wird vor
dem Spiegel feststellen, dass sein Rüssel zu groß ist?
Tiere erliegen inneren und äußeren Naturzwängen, die Fähigkeit der Selbsterkenntnis ist
ihnen fremd; sie wissen nicht einmal, dass sie existieren. Adorno und Horkheimer
beschrieben diesen Umstand in der „Dialektik der Aufklärung“ folgendermaßen: „Die Welt
des Tieres ist begriffslos. […] Das Tier hört auf den Namen und hat kein Selbst, es ist in sich
eingeschlossen und doch preisgegeben, immer kommt ein neuer Zwang, keine Idee reicht
über ihn hinaus. […] Noch das stärkste Tier ist unendlich debil“. Das dem Menschen
zuteil werdende „Bewusstsein von Glück“, von dem Adorno und Horkheimer sprechen,
fehlt dem Tier vollends. Das Öko-Gerede von glücklichen Hühnern auf dem Bio-Bauernhof
ist nicht deshalb fauler Zauber, weil die Henne trotzdem Eier legen soll, sondern, weil es das
glückliche Huhn nicht gibt.
Der Antispeziesismus ist jedoch nicht nur menschenfeindlich und infantil, ihm eigen ist auch
eine Doppelmoral. Während menschliche Konsumenten von Kaninchenbraten als blutrünstige
Mörder gescholten werden, darf der Fuchs weiter ungestraft am Hasen nagen. Ein Beispiel:
Während der vor etwa zwei Jahren in dem halleschen Hausprojekt Reilstraße 78 erfolgten
Bevölkerung von dutzenden Mäusen war es verpönt, diese mittels handelsüblicher Methoden
aus dem Haus zu entfernen. Als dem Projekt dann zufälligerweise eine kurz darauf
übergewichtige Katze zulief, die den Mäusemord unter Beifallklatschen erledigte, war die
vegane Tom-und-Jerry-Welt wieder in Ordnung. Gerade der Absurdität eines solchen
Denkens entspringt der – bei Weltrettungssekten nicht unübliche – hartnäckige
Bekehrungszwang und der fanatische, geradezu inquisitorische Eifer der Animalrightfighters,
mit dem nicht selten für die zur Ersatzreligion geronnenen Ideologie missioniert wird. Die
Idee der Veganer, Tierrechtler und Erdenretter, sich im Geiste mit allerlei Kreaturen dieser
Erde gemein zu machen, gar mit ihnen gemeinsam den Kampf gegen die Dekadenz der Waren
produzierenden Gesellschaft aufzunehmen, ist, wie jeder antizivilisatorischen Ideologie, der
Impuls zum Pogrom immanent.


Tierrechte & Geschichte
Den Mitgliedern von Zusammenhängen wie der Tierrechtsgruppe Nord oder der
Tierrechtsgruppe Leipzig, ist schon qua ihrer Namensgebung eines gemein: Die fanatische
Propagierung der Rechte für Tiere. Mit welchem Recht sie als Menschen höchst selbst diese
geltend machen, bleibt dabei im Dunkeln. Die Anwaltschaft der Tierrechtler speist sich nicht
aus einer durch Tiere verliehenen Legitimität. Überdies ist die Geltendmachung von Rechten,
ohne dabei den Staat mitzudenken, nicht möglich, denn dieser besitzt bekanntermaßen das
Gewaltmonopol. Das heisst, das Recht an sich ist keine dem Individuum von sich aus
zustehende Konstante, sondern ein beiderseitig akzeptierter Vertrag zwischen Rechtssubjekt
und Staat, in dem der Staat den Menschen die jeweiligen Rechte mittels Exekutive und
Judikative garantiert. Die Grundlage für das Funktionieren dieses Modells ist ein
Rechtsbewusstsein. Ein Tier hat weder ein Rechtsbewusstsein, noch ist es Rechtssubjekt; es
kann gar keins sein, da es in Ermangelung der potenziellen Fähigkeit zu adäquater
Kommunikation niemals zur selbstständigen juristischen Wahrnehmung seiner Rechte fähig
ist. Tierrechtler haben sich so den Traum aller Polit-Funktionäre erfüllt: eine Basis, die ihren
Vertretern nie das Vertrauen entzieht.
Die für Tierrechtler entstehende Stellvertreterposition, in der sie sich notwendig wieder finden
müssen, widerspricht paradoxerweise jedoch der antispeziesistischen Weltanschauung, da
sich der Mensch damit unzulässig über die Tiere erhebt. Diese Inkonsistenz der Ideologie
führt jedoch nicht zum kritischen Hinterfragen dieses Denkens, sondern zu umso
hartnäckigeren Moralisieren im vermeintlichen Sinne der Tiere. Für einen Menschen ist es
nicht zu erschließen, wie ein Tier sich in bestimmten Situationen fühlt; wenn er es dennoch
versucht, projiziert er menschliches Bewusstsein auf die „begriffslose Welt“der Tiere. Wo
sich das Tier nicht zum Menschen erhöhen lässt, muss also der Mensch zum Tier erniedrigt
werden.
Beschäftigt man sich mit der Geschichte von Tier-, Natur- und Umweltschutz, stellt
man recht bald fest, dass keine Regierung vor dem Amtsantritt der Rot/Grünen 1998 „so mit
Öko-Ideologie befrachtet [war], wie die nationalsozialistische“. Der „grüne Flügel“ in der
NSDAP um Hitler, Walther Darré, Rudolf Hess, Fritz Todt und Alwin Seifert „schwärmte
[…] für regenerative Energien, alternative Heilkunst und Bio-Landwirtschaft“, wie dem
Buch „Naturschutz und Nationalsozialismus“ zu entnehmen ist. Schon weit vorher – im
völkischen Milieu des 19. Jahrhunderts – war der Komponist und Antisemit Richard Wagner
der wohl einflussreichste Propagandist eines strengen Vegetarismus. Dieser auf deutschem
Boden prächtig gedeihende Vegetarismus war eng verschmolzen mit klassisch
kulturkonservativem und naturmedizinisch-freireligiösem Denken. Er wurde gegen Ende des
19. Jahrhunderts von der Lebensreformbewegung aufgegriffen, aus der wenig später die heute
noch existierenden Reformhäuser entstanden. Diese Bewegung war zwar heterogen, hatte
aber bestimmte zentrale Bezugspunkte. Sie propagierte ein „anderes Leben“, die „Einheit von
Leib und Seele“ und versuchte, mittels Naturheilkunde, Vegetarismus, Ernährungsreform und


Freikörperkultur die verderbten Einflüsse der Moderne hinter sich zu lassen.
Hauptangriffspunkt der Bewegung war die moderne Großstadt, in der der Mensch nicht mehr
als Teil der Natur lebe.
Jörg Schmidt schrieb vor zehn Jahren in der Bahamas zu dieser Bewegung folgendes: „Die
Siedlungsgemeinschaften hatten den Anspruch, über autarke Selbstversorgung, gelebten
Vegetarismus, durch Lichtbaden und Nacktarbeit, durch Ausdruckstanz und das Tragen von
Reformkleidung, in Absonderung von der Gesellschaft zur Gemeinschaft zu gelangen“.
Lange musste sie darauf nicht warten; die Lebensreformbewegung löste sich schließlich in der
nationalsozialistischen Bewegung bzw. ihren Vorgängerorganisationen auf. Diese Einflüsse
spiegeln sich zum einen im schon genannten „grünen Flügel“ der NSDAP als auch in der NSTierschutzgesetzgebung
wider.
In diesem Zusammenhang lohnt sich also ein tieferer Blick auf die Geschichte des deutschen
Tierschutzgesetzes: Das Reichsstrafgesetzbuch von 1871 sah eine Bestrafung von
Tierquälerei wegen der Erregung öffentlichen Ärgernisses, also: der Verletzung menschlichen
Empfindens, vor. Direkt nach der Wahl Hitlers zum Reichskanzler wurde diese Norm
geändert und zum ethischen Tierschutz übergegangen. Bestraft werden konnte fortan
derjenige, der ein Tier „roh misshandelt oder absichtlich quält“. Im gleichen Prozess
wurde ein neues Schlachtrecht eingeführt, welches sich insbesondere gegen die religiösen
Praktiken des Schächtens der zu der Zeit noch lebenden Juden richtete. Nach amtlicher
Begründung fand in diesem Gesetz „der Gedanke Raum, dass das Tier des Tieres wegen
geschützt werden muss“.
Kurz darauf verbot Hermann Göring Vivisektionen. Es „habe nicht weiter geduldet werden
können“, so Göring, „dass das Tier einer leblosen Sache gleichgestellt“ wird. In Bezug auf
Menschen waren der Tierfreund Göring, der lange Zeit als Ehrenvorsitzender des deutschen
Tierschutzbundes fungierte, der Vegetarier Hitler, der seine Fleisch essenden Gäste mit
endlosen Monologen zum Thema Ernährung traktierte und sich von Reichsbauernführer
Walther Darré täglich mit frischem Bio-Gemüse versorgen ließ, sowie der NS-Grüne
Rudolf Hess hingegen weniger sensibel: In den Konzentrationslagern, Ghettos und
Zwangsarbeitsfirmen wurden Menschen „einer leblosen Sache gleichgestellt“: Vivisektionen
wurden nun nicht mehr an Ratten oder Mäusen durchgeführt, sondern Arzneimitteltests
konnten in den Laboratorien von Auschwitz und anderen Vernichtungslagern direkt an
jüdischen und sowjetischen „Untermenschen“ durchgeführt werden.
1937 wurden – was kaum einer weiß – Tiere in die deutsche Volksgemeinschaft
aufgenommen. „Das Tier“, so das Deutsche Tierärzteblatt im Jahr 1937, genieße durch die
nationalsozialistische Tiergesetzgebung „wegen seiner Zugehörigkeit zur völkischen
Gemeinschaft einen seiner Bedeutung entsprechenden Schutz“ . Der Führer des
Reichstierschutzbundes bezeichnete den Tierschutz als „deutschnationale Pflicht“ von
größtem volkswirtschaftlichem Wert. Die Nationalsozialisten haben mit ihrem
irrationalen Tierkult einerseits und der Vernichtung „minderwertiger Rassen“ andererseits
eindrucksvoll demonstriert, dass Tierliebe und Menschenhass – zumindest solange
Ausbeutung von Menschen zur Grundlage des gesellschaftlichen status quo gehört – zwei
Seiten derselben Medaille sind.
In einem 1941 erschienenen Tierschutz-Taschenbuch war zu lesen: „Während wir früher im
Reichsstrafgesetz völlig unzulängliche, mit der hohen Kulturstufe des deutschen Volkes nicht
in Einklang stehende Strafvorschriften besaßen, brachte uns schon das erste Jahr der

Kanzlerschaft unseres Führers Adolf Hitler, des warmherzigen Tierfreundes, das
Reichstierschutzgesetz. Wir Deutschen dürfen uns rühmen, die beste Tierschutzgesetzgebung
der Welt zu besitzen.“Auch die Umwelt- und Naturschutzverbände warfen sich den
Nationalsozialisten direkt nach deren Machtergreifung an die Brust. Von der damaligen
Vorsitzenden des Vorläufers des NABU, dem Reichsbund für Vogelschutz, wurde „ein
sieghaftes Heil auf unseren Volkskanzler“ geschmettert. Die Vorgängerorganisation des
heutigen B.U.N.D. stellte erfreut fest, dass „keine Zeit […] für unsere Arbeit so günstig [war],
wie die jetzige unter dem Hakenkreuzbanner der nationalen Regierung.“
Im Gegensatz zu vielen anderen Gesetzen blieb das Reichstierschutzgesetz auch nach 1945 in
Kraft und galt noch Jahrzehnte als vorbildlich.
Tierliebe und Menschenhass
Diese Verweise auf den nationalsozialistischen Tierschutz, Hitlers vegetarische Ernährung
oder seine Liebe zu seinem Schäferhund Blondie sind ausnahmsweise nicht polemisch. Denn
es bestehen tatsächlich Zusammenhänge zwischen der Liebe zu Tieren und dem Hass auf
Menschen. Eine empirische Studie, die Wolfgang Pohrt 1990 über das westdeutsche
Massenbewusstsein erstellt hat, kam zu dem Ergebnis: Die Zustimmung zur Forderung nach
härteren Strafen für Tierquäler und zur Aussage, Tiere sind „manchmal die besseren
Menschen“, korrelierte besonders stark mit anderen Sätzen, die Pohrt zum „Zwang-, Neidoder
Strafsyndrom“ zählte. Die jeweiligen Forderungen und Aussagen wurden besonders
häufig von Menschen bejaht, die auch dem Satz zustimmten: „Wenn der Zuwandererstrom
nicht aufhört, der über uns hereingebrochen ist, muss die Entwicklung im Chaos enden.“
Pohrt vermutete aus diesem Grund, dass die Liebe zum Robbenbaby weniger „dem Erbarmen
mit der geschundenen Kreatur“ entspringt; sie ist dem Tierfreund vielmehr nur „einer von
allerlei Vorwänden dafür, die geschundene Kreatur zu quälen, besonders dann, wenn sie auch
noch menschliche Züge trägt“. Mit anderen Worten: Der Hass gegen Menschen, die
Unfähigkeit zu menschlicher Objektbesetzung, wird als Barmherzigkeit gegen Tiere
verkleidet.
Ein Blick in die Zeitschriften und Internetforen veganer Tierrechtler bestätigt diese
Vermutung. Bei der Lektüre der entsprechenden Stellungnahmen bekommt man Angst, dass
die jeweiligen Autoren ihr Wissen über Schlachtvarianten, Ausweidemethoden und
Tötungsarten, das wirklich sehr beeindruckend ist und vermutlich das eines Metzgerlehrlings
im dritten Lehrjahr überschreitet, irgendwann einmal anwenden könnten. Einige Beispiele:
Die Punkband Muff Potter kritisierte Jagd auf ihrer zweiten LP zunächst als „Mord“ und
beschrieb dann ihre Gewaltphantasien gegen den Jäger („Und irgendwann hörst du den
letzten Schuss, und dann mein Freund, dann ist Schluss!“). In der „Konkret“ wurde vor
einigen Jahren von einem Tierschützer berichtet, der ein Tierversuchslabor angezündet
hatte, und schließlich in einem Gefühlsausbruch vor Gericht erklärte: „Ich hasse die Leute, die
Tiere quälen. Ich würde sie umbringen, wenn ich Gelegenheit hätte.“ Und in einem
großen Tierrechtsforum schrieb ein Teilnehmer vor einiger Zeit: „Menschen, die nur aus ihrer
grausamen Gier nach dem Leid der Tiere sie so misshandeln oder verunstalten, gehören, auch
wenn es jetzt hart klingt (aber für mich als Tierliebhaber ist es so), gefoltert und gequält.“
Die anderen Teilnehmer waren offenbar der gleichen Meinung. Denn: Empörte Kommentare,
Zurechtweisungen und Kritik blieben aus.
Die Speerspitze der Bewegung gibt sich allerdings längst nicht mehr mit Gewalt- und
Vernichtungsphantasien gegen einzelne Personen zufrieden. Während einige Tierrechtler

nämlich noch glauben, die Probleme der Welt könnten behoben werden, wenn sich alle
Menschen vegan ernähren würden – sie rechnen immer wieder vor, dass zehn Kilogramm
Getreide zur Herstellung eines Kilos Fleisch benötigt werden –, hat die Avantgarde der Szene
bereits andere Ideen für die Lösung des Welternährungs-, Umwelt- und Tierschutzproblems
parat: Hermann Peter Piwitt, der leider immer noch in der „Konkret“ schreiben darf, sprach
bereits 1988 von der „Notwendigkeit des sanften Verschwindens der Menschen von der Erde“
. Dave Foreman, Herausgeber des Vereinsblattes der veganfaschistischen Organisation
Earth First erklärte vor einigen Jahren: „Das Schlimmste, was wir in Äthiopien machen
können, ist helfen – das Beste, die Natur ihre eigene Balance finden und die Leute dort
einfach verhungern lassen.“ Und in der autonomen Tierrechtsszene kursierte lange Zeit
das Buch „A Declaration of War. Killing People to save Animals and the Environment”,
dessen Autor „Screaming wolf“ erklärte: „Die Befreier glauben, dass das Beste, was der Erde
und all ihren nicht-menschlichen Bewohnern passieren kann, ist, wenn die menschlichen
Gesellschaften und alle Menschen ein Ende finden
würden [im Sinne von Sterben]. Die von Menschen verursachte Zerstörung der Umwelt und
anderer Kreaturen würde ebenfalls enden. Die Tyrannei der Menschen wäre vorbei. Dafür
werden die Befreier gern selbst zum Märtyrer.”
The Aryan Vegetarian
Solche Vernichtungswünsche gegen die Menschheit werden in zahlreichen
szenepublikationen zwar immer wieder kritisiert. Die Sehnsucht nach dem großen Aufräumen
findet sich allerdings oft auch bei denjenigen, die sich von Piwitt oder Organisationen wie
Earth First distanzieren. Insbesondere dann, wenn vegane Tierrechtler fragen, warum Tiere
„ausgebeutet“ oder geschlachtet werden, wird es regelmäßig faschistisch. Bei genauem
Hinsehen wird deutlich, dass der Verweis auf die so genannte „Ideologie des Speziesismus“
lediglich eine Reaktion auf die linke Kritik an der Personalisierung gesellschaftlicher Prozesse
darstellt. Spätestens in Internetforen, in der internen Kommunikation, aber auch bei der
Agitation wird nämlich Klartext gesprochen. Die vegane Welt ist dort sauber in Gut und Böse
unterteilt: Auf der einen Seite stehen die tapferen Tierrechtler und ihre vier- und mehrbeinige
Freunde, die mit ihnen gemeinsam die Tatze aus dem grünschwarzen Stern recken. Auf der
anderen Seite befinden sich die fiesen Tierfeinde, die von Profitgier, Blutrausch oder
Genusssucht angetrieben werden. Jäger, so ist bei tierbefreier.de zu lesen, würden Tiere „aus
niederen Beweggründen, aus Lust am Töten oder aus Gründen ökonomischer
Profitmaximierung“ ermorden.Eine Initiative gegen das Tierversuchslabor Covance
empört sich auf ihrer Homepage darüber, dass das „wahre Gesicht“ der Firma „größtmögliche
Profitmaximierung“ ist – eine bahnbrechende Erkenntnis für ein Unternehmen, das, wie wir
alle, den Gesetzen des Marktes unterworfen ist. Und nachdem ein Mitarbeiter der Firma
Peek und Cloppenburg, die sich die Szene vor einiger Zeit zum Lieblingsfeind erkoren hat,
gegenüber einem Tierrechtler erklärt hatte, dass Interessenskonflikte eben „nicht durchgängig
zu aller Zufriedenheit gelöst werden“ könnten, beklagte sich die Initiative „Offensive gegen
die Pelzindustrie“ auf ihrer Homepage: „Wenn man bei dem Mord an Millionen so genannter
Pelztiere von ‚Interessenkonflikten’ spricht, so spricht daraus nur der eiskalte Profitwillen, der
buchstäblich über Leichen geht.“ Verantwortlich für Massentierhaltung, Vivisektionen
und ähnlich unappetitliche Dinge ist also weder der Prozess der misslungenen Zivilisation
noch das System der Wertvergesellschaftung, sondern eine bösartige Gang von Naturfeinden,
die, wie vor kurzem auf Indymedia erklärt wurde, nach einer „profit-, macht- und
ruhmversprechenden Karriere“ streben – „wobei mir“, wie Wiglaf Droste solche
Äußerungen vor einigen Jahren kommentierte, „die Sache mit der ‚Ruhmsucht’ am besten

gefällt; man sieht die Tierversucher schon strahlend und kadaverschwenkend vor TVKameras
treten“ .
Im Unterschied zur Mehrheit der heutigen Tierrechtler scheuten sich die Gründungsväter der
Bewegung nicht, diese Personifikation der gesellschaftlichen Verhältnisse weiter zu
konkretisieren und die „Mächte des Bösen“, von denen die Essener Veganer-Crew Wildlife
vor einigen Jahren sprach, mit Name und Anschrift zu benennen. Das völkische Milieu
des 19. Jahrhunderts hatte auf die Frage „Who killed Bambi“ nämlich eine eindeutige
Antwort parat: die Juden. In einer glücklichen Urzeit, so erklärte etwa der aryan vegetarian
Richard Wagner, der im 19. Jahrhundert als einer der ersten für die Rechte von Tieren eintrat,
hätten sich die Menschen vegetarisch ernährt. Doch dann seien die Juden gekommen, deren
Gott „das fette Lammopfer Abels schmackhafter fand als das Feldfruchtopfer Kains“, und
hätten die Menschheit in den barbarischen Zustand des Fleischkonsums getrieben.  Leon
Poliakov kommt in seiner „Geschichte des Antisemitismus“ zu dem Schluss: „Der besondere
Wesenszug, der bei Wagner mit dem Hass gegen die Juden Hand in Hand zu gehen scheint,
ist […] die Liebe zu den Tieren.“ In dieser Tradition steht nicht nur der NSPropagandafilm
„Der ewige Jude“, an dessen Ende eine Schächtungsszene gezeigt wird, die
die vermeintliche Brutalität und Blutgier der Juden unterstreichen soll – und auf die das
Versprechen folgt, die „Judenfrage“ zu lösen –; sondern in dieser Tradition steht auch PeTAAktivist
Jack Lucas. Als Reaktion auf einen Artikel in der Zeitschrift „Die Jüdische“, in dem
auf antisemitische Tendenzen bei PeTA verwiesen wurde, schrieb Lucas einen Brief an die
Zeitung. Darin beschwerte er sich nicht nur darüber, dass in der Jüdischen kein „Einspruch
gegenüber kosheren Schlachtungsmethoden“ zu finden sei – Zitat Lucas: „im Gegenteil, auch
hier verstecken sie sich hinter kulturellem und religiösem Geröll“ –, sondern behauptete
zugleich, dass die Zeitung „der angeblich eigenen Sache, Antisemitismus Einhalt zu
gebieten“, erheblichen Schaden zufügen würde. Mit anderen Worten: Die Juden sind selbst
Schuld am Antisemitismus.
Das vegane Paradies
Ohne diese finsteren Gestalten, die sich von der bösen Ideologie des Speziesismus verblenden
lassen, ohne ihre „Heuchelei und Lüge, Rücksichtslosigkeit und Bequemlichkeit“ , so
wird in den Pamphleten der veganen Tierrechtsszene regelmäßig suggeriert, wäre das Leben
auf der Erde das reine Paradies. Wie die ideale vegane Gesellschaft aussehen würde, lässt sich
aus dem Bemühen der veganen Tierrechtler ablesen, die Differenz zwischen Mensch und
Natur zur Seite der Natur hin aufzulösen. Das Land, wo „Milch und Honig fließt“, das seit
Jahrhunderten der Inbegriff eines besseren Lebens ist, ist für die vegane Tierrechtsbewegung
aus gutem Grund die Hölle.
Hierzu ein kleiner Exkurs: Von Menschheit im emphatischen Sinn lässt sich erst seit der
Entstehung des Tauschhandels und damit: mit dem Beginn der Emanzipation der Menschen
von Natur, Sippe, Blut, Boden und Scholle sprechen. Vorher unterschied sich das Leben der
Menschen tatsächlich nur marginal vom Leben der Tiere. Der Tauschhandel beginnt, wie
Marx in den Grundrissen erklärt, „da, wo die naturwüchsigen Gemeinheiten aufhörten, in
ihrem Kontakt mit Fremden“. In diesem „Kontakt mit Fremden“, die in der Regel
Händler oder Sklaven waren, erfuhren sich die Menschen nicht nur erstmals als
Gattungswesen, sondern sie erfuhren auch, dass ihre Scholle nicht die Welt, ihr Vater nicht
Gott und die Dorfschönste nicht das Maß der Dinge ist. Im Kontakt mit den fremden
Händlern, mit der Entstehung von Handelswegen und dem damit verbundenen Beginn der
Loslösung von Sippe, Stamm und Natur entstand erstmals ein Verlangen, das über die

einfachen Bedürfnisse der Reproduktion hinausging. Getauscht wurden nicht die
lebensnotwendigen Dinge des täglichen Bedarfs, sondern getauscht wurden die überflüssigen
Dinge für die kleinen Freuden der Feiertage. Essen diente plötzlich nicht mehr nur der
Ernährung, sondern die Händler brachten seltene Früchte mit, die man sich als Belohnung
gönnte. Kleidung sollte nicht mehr allein vor den Widrigkeiten der Natur – Wind, Regen,
Kälte – schützen, sondern auch noch gut aussehen. Und auch in Hinblick auf Liebe geht die
Emanzipation von Natur, Sippe und Stamm mit dem Bedürfnis nach Luxus und Genuss
einher. Wolfgang Pohrt hierzu: „Wo vorher in Gestalt von Nachbarskindern sich ein Acker
mit dem angrenzenden zusammentat, um seine künftigen Bebauer zu zeugen, da herrscht im
Verhältnis der Geschlechter nun nicht mehr der natürliche, überkommende Gang der Dinge,
sondern die subjektive Willkür des anmaßenden Einzelnen: Sein Wille, nicht mehr mit der
Nächstbesten vorlieb zu nehmen, sondern die auserwählte schöne Fremde zu besitzen. Erst
dieser Wille fasst das Naturverhältnis der Geschlechter unter moralischen Kategorien, und
Paarung ist nicht mehr Naturnotwendigkeit oder Triebbefriedigung, sondern Lust.“
Mit der Auflösung des Menschen in der Natur, nach der vegane Tierrechtler mit ihrer
Forderung nach der Gleichsetzung von Mensch und Tier verlangen, wird der status quo ante
simuliert; die Menschen werden auf ihre kreatürlichen Bedürfnisse – Schlafen, Trinken,
Essen, Heterosex – reduziert. Diese Gesellschaft des Verzichts nimmt die vegane
Tierrechtsbewegung schon heute vorweg. So erinnert nicht nur die vegane Ernährung, das
Ersetzen von Käse, Milch und Honig durch fade Sojaprodukte oder Zuckerrübensirup aus
Zörbig, durch Produkte, von denen selbst der PeTA-Aktivist Kaplan erklärt, sie seien an sich
ungenießbar, an Selbstgeißelung und Entsagung. Sondern auch die sonstige Lebensweise von
Hardcore-Tierrechtlern ist von asketischer Verzichtsethik geprägt. Bei tierbefreier.de können
vegane „Matratzen, Kissen, Steppbetten und Unterbetten“ mit dem Namen Kappok bestellt
werden, die folgendermaßen beworben werden: „Kappok ist reine Natur, keine Pferdehaare
oder Daunen. Man kann supergut drauf schlafen. Zwar etwas hart, aber gut für den Rücken
und vor allem ohne Tierleid.“
Ähnliches ist auch auf der Homepage veganwiki.de zu finden, wo u. a. Tipps für das
konsequente vegane Leben gegeben werden. Auf die Frage nach dem Verhältnis von
Veganismus und Verkehrsmitteln („Autos töten Insekten. Busse enthalten tierische Fette als
Schmiermittel. Verzichtbar?“) wird geantwortet: „Es ist grundsätzlich möglich, sich
ausschließlich vegan fortzubewegen, z. B. durch vorsichtiges Radfahren oder Fußgehen.
Längere Strecken können ganz vermieden werden, z. B. durch Urlaub zu hause oder Umzug
in den Ort, in welchem man seine Arbeitsstelle hat.“ Den Wespen, Käfern und Ameisen zu
liebe sollen Wohn- und Arbeitsstätte also verschmelzen.
So viel Selbstgeißelung und Triebunterdrückung, das ist seit Freud, Reich und Fromm
bekannt, verlangen nach einer Abfuhr bzw. einem Ausgleich. Vielleicht dienen die Fotos
zerstückelter Tiere, ohne die keine vegane Zeitschrift und kein veganes Aufklärungsplakat
auskommt, und zu denen der Tierrechtler ein ähnlich obsessives Verhältnis zu haben scheint,
wie der katholische Priester zu Kinderpornographie, vielleicht dienen diese Metzelfotos der
Kompensation dieser Entsagungen. Genauso wie das Pogrom der einzige Luxus ist, den sich
der Antisemit gönnt, könnten die Splatter-Videos aus Schlachthöfen, die für fünf Euro bei
PeTA gekauft werden können, der einzige Luxus sein, den sich der vegane Tierrechtler gibt,
bis er so richtig auf der Erde aufräumen kann.

Auf du und du mit dem Zeitgeist
Wie die Protagonisten jeder konformistischen Rebellion sehen sich auch die veganen
Tierrechtler in Opposition zum Zeitgeist; wie bei jeder konformistischen Rebellion
exekutieren allerdings auch die Tierfreunde, was ohnehin auf der Tagesordnung steht. Zur
Erklärung: Die Entzauberung der Welt durch die fortschreitende Zivilisation und
Naturbeherrschung, von der Max Weber spricht, geht bekanntlich mit ihrer erneuten
Verzauberung einher. Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden zu dinghaft erstarrten
Naturverhältnissen; sie erscheinen als zweite Natur. In diesem Prozess der Emanzipation
von der ersten Natur teilt der Mensch das Schicksal seiner übrigen Welt. Max Horkheimer
und Theodor W. Adorno in der „Dialektik der Aufklärung“: „Die Gesellschaft setzt die
drohende Natur fort als den dauernden, organisierten Zwang, der, in den Individuen als
konsequente Selbsterhaltung sich reproduzierend, auf die Natur zurückschlägt als
gesellschaftliche Herrschaft über Natur.“  Mit anderen Worten: Da die Natur, wie
Horkheimer in der „Kritik der instrumentellen Vernunft“ erklärt, „nicht wirklich transzendiert
oder versöhnt, sondern bloß unterdrückt“ wird, revoltiert sie; die verdrängten Wünsche,
inneren Konflikte und Triebe der Menschen werden im Pogrom, in Verfolgungen und
Unterdrückung ausgelebt. Anstatt in einen „wahrhaft menschlichen Zustand“ einzutreten,
versinkt die Menschheit in einer neuen Art von Barbarei; die Menschheit fällt, so Horkheimer
in den 1960er Jahren, wieder auf den „Status einer besonders geschickten, raffinierten
Tierrasse“ zurück.
Mit ihrer Forderung nach der Gleichsetzung von Mensch und Tier affirmieren die veganen
Tierrechtler diesen Prozess der Selbstzerstörung von Aufklärung und Zivilisation. Statt einer
Auflösung des Menschen in der Natur das Wort zu reden, gilt es, an der Idee des Menschen,
das heißt: der Unterscheidung von Mensch und Tier, festzuhalten und die Aufklärung unter
Reflexion auf ihre rückläufigen Momente zu vollenden. Nur so ist der „wahrhaft menschliche
Zustand“, den Adorno und Horkheimer nicht in der Renaturalisierung des Menschen, sondern
der Versöhnung von Mensch und Natur, Vernunft und Natur bzw. Zivilisation und Natur
benannt haben, zu denken. Möglicherweise werden die Menschen in diesem Zustand auf den
Genuss von Fleisch verzichten. Wenn sie das aber tatsächlich tun sollten, dann werden sie
diese Entscheidung nicht treffen, weil Mensch und Tier gleich sind, sondern aufgrund des
Gegenteils: Weil nämlich der Mensch aufgrund seines Unterschieds zum Tier zu Vernunft
und zu Emphase fähig ist – und damit auch zum Mitleid mit der geschundenen Kreatur.

 

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Yeah, Anti-Deutsche gegen Tierrechtler! ich hol ' schonmal das Popcorn...

"der griechische Philosoph Protagoras erklärte schon vor 2.500 Jahren, dass der
Mensch das „Maß aller Dinge“ sei. Mit der Epoche der Aufklärung wurde schließlich
gefordert, dass dieses Diktum für alle Menschen zu gelten hat; mit der Aufklärung wurde auf
breiter Ebene angemahnt, dass kein Mensch mehr wie ein Tier oder ein Gegenstand behandelt
werden sollte."

Hier wird sich positiv darauf bezogen ein "Maß aller Ding" aufzustellen,  "ein Diktum" dem sich dann alle unterwerfen müssen. Basierend auf einem Konstrukt, das es aus emanzipatorischer Sicht natürlich zu überwinden heißt: Der Mensch-Tier-Dualismus.: "dass kein Mensch mehr wie ein Tier oder ein Gegenstand behandelt werden sollte" Dafür muss ja erstmal feststehen wie Tiere denn behandelt werden. Und aus der aktuellen Situation wie Tiere behandelt werden, wird ein Naturverhältnis.

So müsste mensch jetzt den ganzen Text durchgehen und würde feststellen dass die Autoren wohl die Junge Union in Sachen anti-emanzipativem Talent weit übertreffen.

Tja, Leute die sich gerne einem Diktum unterwerfen geben das selber Denken halt auf, das ist diesem Text auch deutlich anzusehen.

Antideutsche Spinner!

Oh man, genau das ist doch das Problem am privaten, dass es das genau deswegen nicht gibt, weil das private Essverhalten halt auswirkungen hat: Auf die Tiere, auf die Menschen die dafür mehr arbeiten müssen, auf das Klima,...

Wie soll denn das egal sein nur weil ihr das als privat definiert?

"Waren einzelne PeTA-Kampagnen – unabhängig vom jeweiligen Inhalt –, bei denen u.a. Models wie Cindy Crawford unter dem Slogan „Lieber nackt, als Pelz tragen“ die Hüllen fallen ließen, zumindest visuell ansprechend, setzte die Gruppe in anderen auf die Instrumentalisierung des Holocaust."

Natürlich ist eine scharfe Kritik an Peta notwendig, sowohl am Holocaust-Vergleich wie auch an der Sexistischen Werbung. Dass ihr die sexistische Werbung visuell ansprehend findet anstatt zu kritisieren, spricht für euren Sexismus - in guter Antideutscher Manier, dass ihr alle Tierrechtler unter einen Hut kehrt, spricht entweder für euer Nicht-wissen, oder für eure Arbeitsweiße, die der der bürgerlichen Presse entspricht. Wen wunderts? Längst tun Antideutsche ja Kongresse zusammen mit der "Welt" organisieren. Da wächst zusammen was zusammen gehört!

Die gesamte Schwachsinnigkeit dieser kilometerlangen Gehirnblähung, kann mit einem einzigen Argument aufgezeigt werden:

Hier wird versucht eine Gefahr zu konstruieren, die von der verwischung klarer Grenzen zwischen Mensch und Tier stammen würde. Das ist kompletter Unfug, da es nicht um eine Abwertung von Menschen geht, sondern um eine Aufertung von Nicht-menschlichen Tieren.

Nicht Menschen sollen behandelt werden, wie heute Nicht-menschliche Tiere behandelt werden, sondern Nicht-menschliche Tiere sollen behandelt werden wie Menschen heute - nicht - behandelt werden.

U_nd genau darin liegt eine Chance im Umgang der Menschen untereinander. Auffallen tut zum Beispiel, dass vor jedem Krieg, oder sonstiger Menschvernichtung die jeweilige Menschengruppe mit Tieren gleichgesetzt wurde. Und das legitimiert dann jedes Morden, weil mensch mit Tieren ja so umgeht. Wenn mensch aber mit Tieren so nicht umgehen würde, sondern alle individuen ok behandelt, würde dafür komplett die Grundlage fehlen.

Hallo.

Ich sehe immer noch dringensten Klärungsbedarf ob das Phänomen der sog. "Antispezisistischen Aktion" nicht aus der rechten Ecke kommt ( siehe  z.B. völkische/esoterische Freaks und die neue Rechte mit den sog. "Autonomen NationalistInnen" und ihre "AG Tierrechte"), ob es überhaupt einen linken Begriff von Anti-"Speziesismus" geben kann/gibt (ist der Begriff bereits fertig definiert - determiniert - konstruiert?) und was damit  tatsächlich antiemanzipatorisch an linken-linksradikalen-humanistischen (soziologischen) Grundsätzen unterwandert wird, bzw. werden könnte/kann. Bsp.: Rechte Ökologiebewegung, Peter Singer, Euthanasie, Gleichwertigsetzung, Entwertung des/der Menschen, (was ist mit menschlicher Arbeit? Und was ist mit unterschiedlichen (sozialen) Lebensbedingungen überall auf der Welt?). Wer spricht warum von sog. nicht-/-menschlichen Tieren?

Solange der Diskurs um die sog. Tier-"Rechte" also nur aus dieser Eckenbedrängnis heraus geführt und nicht auf einen antikapitalistischen und einen öffentlichen (sozial-/natur-/)wissenschafltlichen Diskurs (freie, kritische Bildung für ALLE!) gebracht wird, halte ich das Vorgehen, dieser sog. subkulturellen "Szene" (die sehr divergierend von "links" bis "rechts" geht) hier eine Plattform zu bieten. Vor allem wenn sich dieses Portal als scheinbar sehr linksradikal zu verstehen versucht.

Interessant wie ein scheinbarer "Antifa" versucht Zensur zugunsten seiner (speziesistischen) Ernährungsgewohnheiten durchdrücken will. Ganz nach dem Motto: "bloß nicht über den Tellerrand schauen und schön weiter Tierleichen in sich hinein schaufeln". Und wenn sich die Kritik an der eigenen Brutaltität dann noch als RECHTS bezeichnen oder in die "rechten Ecke" stellen lässt, lebts sichs doch noch viel bequemer.

Schön, dass (nach Jahren) mal wieder eines der antideutschen Hetzpamphlete aus der Versenkung gezaubert wurde. Die Inhalte werden aber leider auch dadurch nicht stimmiger oder treffender je öfter ihr sie wiederholt. Und wenn rechte Ideologie diskuttiert werden soll, stellt sich auch wieder einmal die Frage aus welcher politischen Ecke Ideologen wie Justus Wertmüller, die ISF oder Publikationsorgane wie Bahamas, caira, ... kommen. Andere als rechts zu diffamieren lenkt so schon ab von der eigenen couleur.

Wo lebst du denn?

Antispeziesismus setzt du gleich mit Peter Singer und behauptest es gebe keinen Antispeziesismus aus einer emanzipativen Ecke?

Na dann! Warum mit der Realität auseinandersetzten wenn es doch einfacher ist gewollte Vorurteile zu hegen und pflegen.

Ach und ein Argument warum das Dekonstruieren hier auf einmal gefährlich sein soll hast du leider vergessen!

»Vielleicht ist der gesellschaftliche Schematismus der Wahrnehmung bei den Antisemiten so geartet, dass sie die Juden überhaupt nicht als Menschen sehen. Die stets wieder begegnende Aussage, Wilde, Schwarze, Japaner glichen Tieren, etwa Affen, enthält bereits den Schlüssel zum Pogrom. Über dessen Möglichkeit wird entschieden in dem Augenblick, in dem das Auge eines tödlich verwundeten Tiers den Menschen trifft. Der Trotz, mit dem er diesen Blick von sich schiebt – ›es ist ja bloß ein Tier‹ –, wiederholt sich unaufhaltsam in den Grausamkeiten an Menschen, in denen die Täter das ›Nur ein Tier‹ immer wieder sich bestätigen müssen, weil sie es schon am Tier nie ganz glauben konnten.« Adorno, Minima Moralia

Mimimimi, ich bin links, will aber trotzdem nicht auf (Fleisch)Konsum verzichten. Deshalb überlege ich wie ich voll emanzipativ meinen Konsum rechtfertige, damit mir niemand ans Bein pissen kann.

Demnächst im Programm: "Kapitalismus ist schon ok", "Gentrifizierung - meine neue Wohnung hab ich mir verdient", usw.

Dieses antideutsche Geschreibsel braucht man eh nicht ernstzunehmen; in der Linken spielen die Antideutschen sowieso keine Rolle mehr. Dass die sogar die CDU noch rechts überholen, rassistisch argumentieren, das Denken in völkischen Kategorien, das sie anderen unterstellen, selbst praktizieren und am laufenden Band und konsequent mit allen emanzipatorischen Idealen gebrochen haben, ist hinlänglich bekannt und hat sogar schon Eingang in ihren Wikipedia-Eintrag gefunden. Die Antideutschen hatten am Anfang ein paar wichtige Kritikpunkte; mittlerweile haben sie sich aber längst in einer einzigen Projektionsorgie verloren, die v.a. dazu dient, die eigene kollektive Gruppenidentität zu entlasten. Und ja, auch die völkisch-nationale, die sie zu bekämpfen vorgeben. Wer einer politischen Bewegung angehört, deren Angehörige vereinzelt selbst rassistische Rechtspopulisten wie Pim Fortuyn verteidigen, kann nicht mehr für sich proklamieren, links zu sein. So viel dann also auch zum Thema "Querfront". Na ja, passt ja: Projektion eben, vermischt mit stereotypem, indifferenziertem, assozianistischem Schubladendenken (nach dem Motto: "Nazi XYZ ist/war auch Veganer") ohne jedweden argumentativen Gehalt über die bloßen Assoziationen hinaus. Das typische Denken in Kollektiven eben, auch wenn es hier ausnahmsweise mal keine völkischen sind.