G20 ist nur der Gipfel! Internationale Solidarität aufbauen – lokale Basiskämpfe vorantreiben! Immer und überall!
In Hamburg treffen sich Anfang Juli VertreterInnen der bürgerlichen Herrschaft aus 20 Ländern. Es spielt dabei keine Rolle, wie sie heißen, es ist fast schon egal, von welcher Partei sie stammen oder was sie sonst noch treiben: Ziel von Zusammentreffen dieser Art ist immer die Aufrechterhaltung der herrschenden Ordnung. Im Kapitalismus heißt das: Privatisierung, Lohndrückerei, Profitmaximierung, Ressourcensicherung, Militarisierung und Aufstandsbekämpfung. Dass die Ausformungen dieser Herrschaft die Unterdrückten und Ausgebeuteten in den verschiedenen Ländern unterschiedlich betreffen, ändert nichts daran, dass der Kapitalismus in jeden Winkel unseres Lebens dringen soll. Für uns, die wir nichts haben als unsere Arbeitskraft, machen Wirtschaftlichkeit und Verwertbarkeit das Wohnen, Arbeiten, Kinder groß ziehen, alt oder krank werden, zu einem Spießrutenlauf. Folglich sehen sich viele gezwungen, an den unterschiedlichsten Orten dieser Welt nach einer etwas lebenswerteren Perspektive zu suchen. Zugleich stehen immer mehr Menschen auf und beginnen für diese Perspektive zu kämpfen. Die Unterschiede dieser Kämpfe zu denen, die wir hier austragen oder auszutragen hätten, sind dabei nicht so groß wie es auf den ersten Blick scheinen mag.
In den Favelas Brasiliens zum Beispiel tragen die BewohnerInnen einen Kampf gegen Gentrifizierung aus! Ehemals als Slums verrufen, gilt das Wohnen in den kostengünstigen bunten Häuschen zunehmend als hip und chick. Dieses Phänomen kennen wir auch in Nürnberg. Gostenhof, das ehemalige Glasschrebenviertel soll zum trendigen In-Viertel aufgewertet werden. Das neue Image auf Kosten der Alteingessesenen soll Immobilienfirmen und SpekulantInnen hier wie dort satte Renditen bringen. In Nürnberg und in Brasilien kämpfen wir in der Sache also ein denselben Kampf, wenn wir uns mit unseren NachbarInnen zusammen schließen und uns gegen Immobilienfirmen und Vermieter zur Wehr setzen und die Vergesellschaftung von Wohnraum fordern. Es ist der Kampf gegen den Ausverkauf unserer Viertel, gegen die Verdrängung der Armen!
In Indien sind es immer häufiger Frauen, die das Gesicht sozialer Kämpfe prägen. Sei es in den Teeplantagen oder den Fabriken. Frauen, die für bessere Arbeitsbedingungen streiken, werden ein immer sichtbarer Teil der Kämpfe der Lohnabhängigen in Indien. In einem so stark patriarchal geprägtem Land wie Indien, ist der Kampf um Existenz, Würde und Ermächtigung einer, der sowohl auf ökonomischer wie auch auf sozialer Ebene ausgefochten wird. Doch auch hierzulande haben Frauen nach wie vor das Nachsehen, wenn es um den gut bezahlten Vollzeit-Job geht oder die scheinbar in Stein gemeißelte Rolle der unbezahlten Erziehungs-und Pflegekraft. Und auch hier stellen sich immer mehr Frauen dieses Kapitalinteressen entgegen – seien es Hunderte an den 8. März-Demos zum internationalen Frauenkampftag, die gegen Sexismus und Ausbeutung auf die Straße gehen oder der Arbeitskampf der Schlecker-Frauen. Auch hier vor Ort gilt es, widerständige Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen solidarisch zu begleiten: von Indien bis Nürnberg: Frauen wehren sich global gegen Patriarchat und Kapital!
In Frankreich kämpften im vergangenen Jahr Hunderttausende erbittert gegen die Einführung von Sozial-und Arbeitsmarkt“reformen“ - die französische Variante der Agenda 2010. Ein Exportschlager des deutschen Kapitals, das auf den Ausbau unsicherer Arbeit und des Niedriglohnsektors sowie auf repressive Maßnahmen wie die Hartz IV-Gesetze setzt, um Lohndrückerei für das Kapital durchzusetzen. Als die Agenda im Jahre 2003 in Deutschland eingeführt wurde, gab es ebenfalls anhaltende Massenproteste mit Hunderttausenden – anders als bei 20.000 kleinbürgerlichen Menschenfeinden bei Pegida in Dresden sprach die etablierte Politik damals nicht von einem Volkswillen, den man dringend ernst nehmen müsse. Nein, die Agenda wurde von den Grünen und der SPD gegen jeden Widerstand durchgepeitscht. Ebenso wie in Frankreich opferte sich die Sozialdemokratie um diese Geschenke an das Kapital durchzudrücken. Aber der Kampf gegen Niedriglohn und Existenzangst, der Kampf um Würde und für die eigenen Interessen als Lohnabhängige war derselbe und ist es auch heute, wenn wir gegen Union Buster und Zeitarbeit in Nürnberg auf die Straße gehen, uns gegen das Jobcenter zusammenschließen und Arbeitskämpfe in unseren Betrieben führen.
Klassenkampf globalisieren!
Dem Rechtsruck, der in etlichen europäischen Ländern, der Türkei und den USA Einzug hält, begegnen wir in internationaler Solidarität und lokaler Konsequenz. Die Angriffe auf die Lohnabhängigen werden mit den Rechten noch verschärft und daher ist der Kampf gegen ihr Erstarken eine gemeinsame Aufgabe der Lohnabhängigen auf der ganzen Welt. In der Sache vereint sind wir mit Millionen von AntifaschistInnen weltweit, wenn wir hier gegen rechte Hetze von AfD und Co auf die Straße gehen und den Kapitalismus auch deshalb bekämpfen, weil wir wissen, dass er dem Faschismus mit seiner menschenverachtender Konkurrenz- und Verwertungslogik auch heute wieder den Boden bereitet.
Die Konsequenzen der imperialistischen Politik der G20-Staaten und ihrer einzelnen Akteure, erleben wir hier in Gesprächen mit NachbarInnen über die Zuspitzungen in der Türkei, Geflüchtete als Konsequenz der systematischen Destabilisierung des Nahen und mittleren Ostens sowie die Folgen der zunehmenden Perspektivlosigkeit von Menschen, die sich in Fanatismus und Irrationalismus flüchten.
Tagtäglich haben wir mit dieser wahnsinnigen Wirtschaftsform namens Kapitalismus und ihren VerwalterInnen der bürgerlichen Herrschaft zu kämpfen. Der Auftritt in Hamburg ist nur ein weiterer Gipfel, ein weiteres Event, nur ein paar Tage mehr, an denen sie geballt ihre Macht demonstrieren wollen. Aber dafür wird eine ganze Stadt zum Sperrgebiet für ihre BewohnerInnen und für alle, die gegen diesen weltweiten Wahnsinn protestieren wollen. Die Herrschenden müssen geschützt werden und sie wissen auch warum: wer die Verelendung der großen Mehrheit der Menschen auf der Welt so engagiert vorantreibt, sollte weder in aller Ruhe tagen, noch dinnieren, noch schlafen können. Das ist das Ziel und wenn wir in Hamburg auf die Straße gehen, tun wir das in Solidarität mit den Verdrängten der Favelas in Brasilien, den Aufständischen in Frankreich, den kämpfenden Frauen in Indien, den Inhaftierten in der Türkei, den AntifaschistInnen auf der ganzen Welt – und mit allen Menschen, die gegen Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen – jeden Tag!
Termine:
internationale solidarität aufbauen …
Kommt zu den Protesten gegen den G20 Gipfel nach Hamburg:
Mi. 05.05.: Alternativgipfel für globale Solidarität bis Do. 06.07.
Nachttanzdemo [18:00 Uhr, S-Landungsbrücken]
Do. 06.07.: Internationale antikapitalistische Demonstration „G20 welcome to Hell“
[16:00 Uhr Auftaktkundgebung; 19:00 Uhr Demonstration St. Pauli Fischmarkt]
Fr. 07.07.: Block G20 - Colour the red zone - Aktionen rund um die Messe
Demonstration „G20 entern - Kapitalismus versenken!“ [20:00 Uhr, Reeperbahn]
Sa. 08.07.: Grossdemonstration „Grenzenlose Solidarität statt G20“ [11:00 Uhr, Deichtorplatz]
weitere Informationen und Aktionen unter: www.g20hamburg.org - www.g20tohell.
blackblocks.org - www.blockg20.org
lokale basiskämpfe vorantreiben …
Kommt in den Stadtteilladen Schwarze Katze [Untere Seitenstr. 1 am Jamnitzerplatz in
Nürnberg-Gostenhof]
jeden Montag ab 19:00 Uhr: Volksküche & Kneipe
jeden 3. Freitag im Monat ab 19:00 Uhr: Antifa-Aktions-Kneipe
jeden 1. Samstag im Monat 19:00 bis 20:00 Uhr: Anlaufstelle gegen Arbeitsunrecht und
ab 20:00 Uhr: offene Kneipe von der Initiative solidarischer ArbeiterInnen [ISA]
jeden 3. Samstag im Monat: La Noche Roja Kneipe mit Programm von der revolutionär
organisierten Jugendaktion [ROJA]
jeden 4. Samstag im Monat ab 19:00 Uhr: Reclaim Gostenhof offener Stadtteilclub von
der Initiative Mietenwahnsinn stoppen und der OA
mehr Informationen: www.redside.tk
eurozentrisch oder globalview
"Dem Rechtsruck, der in etlichen europäischen Ländern, der Türkei und den USA Einzug hält, begegnen wir in internationaler Solidarität", schreibt Ihr, blendet damit allerdings den größten teil der welt aus:
in vielen teilen afrikas herrscht seit langem eine politik der "strongman", - autoritär regierenden präsidenten - die den weg für neokoloniale ausbeutung frei ("entwicklungshilfe)" und die jeweiligen Länder abhängig machten (Weltbank).
vor allem aber in asien sollten uns die autoritären tendenzen im kapitalismus zu denken geben :
1. rodrigo duterte (phillipinen) lässt tausende drogenkonsumenten töten und vergleicht sich mit hitler
2. prayut chan-o-cha (thailand) hat dem militär nach seinem putsch 2014 durch eine verfassungsänderung dauerhaften politischen einfluss gesichert. damit hat er eine klassische "militärjunta" etabliert (die kapitalistischen diktaturen im kalten krieg).
3. shinzo abe (japan, g20land) driftet mehr und mehr richtung totalitarismus, verfügt änderungen der grundrechte, die massenürwachung ermöglichen
damit verpasst Ihr, den globalen rechtsruck in direkte verbindung zum kapitalismus zu stellen: die autoritäre wende ist ein phänomen des untergehenden systems. genau DAS ist es, was letztlich auf dem g20 zur debatte steht: bleibt der neoliberale sog. freihandel am laufen, oder gibt es mit dem politischen auch einen nationalistisch-wirtschaftlichen turn, hin zum "autoritären" nationalstaat, der -rein rational und zweckmäßig agierend- die anderen staaten ausbeuten muss?