Brandanschläge auf Bahnstrecken – Bekennerschreiben zum G20-Gipfel

Alles zum G20-Gipfel 2017 auf Indymedia linksunten
Erstveröffentlicht: 
19.06.2017

Auf mehrere Signalanlagen der Deutschen Bahn rings um Leipzig und in vier anderen Bundesländern sind in der Nacht zum Montag Brandanschläge verübt worden. Es kommt zu Zugausfällen.

 

Leipzig. Auf zahlreiche Signalanlagen und Kabelschächte der Deutschen Bahn im Bundesgebiet sind in der Nacht zum Montag Brandanschläge verübt worden – darunter auch in Leipzig. Rings um die Messestadt waren allein vier Signale betroffen, an Streckenabschnitten in den Stadtteilen Möckern, Leutzsch, Wiederitzsch und Paunsdorf. Weitere Anschläge gab es in Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund und Bad Bevensen (Niedersachsen), teilte die Bundespolizei mit. Insgesamt sollen an mindestens zwölf Streckabschnitten Schäden aufgetreten sein, hieß es.

 

Aufgrund der offenbar koordinierten Aktion in mehreren Bundesländern gehen die Behörden von einer politischen Motivation der Täter aus. Das spezialisierte Operative Abwehrzentrum der Sächsischen Polizei wurde deshalb ebenso eingeschaltet wie der Staatsschutz. Laut eines am Montagvormittag im Netz veröffentlichten Bekennerschreibens beziehen sich die Anschläge auf das Anfang Juli in Hamburg geplante G20-Gipfeltreffen. 

 

Regionalverkehr läuft wieder an


Folge der Zerstörungen waren am Montag erheblichen Verspätungen und Behinderungen im Bahnverkehr. Betroffen rings um Leipzig waren seit den Morgenstunden unter anderem die S-Bahn-Linien S3, S4, S5, S5X sowie die Regionalbahnen zwischen Leipzig und Dresden und zwischen Leipzig und Geithain und im Fernverkehr nach Dresden, Frankfurt, Köln und Emden. Die S-Bahnen wurden zum Teil über Delitzsch umgeleitet, Reisende aufgerufen, nach Möglichkeit andere Verkehrsmittel zu nutzen. Auf dem Hauptbahnhof in Leipzig bildeten sich lange Schlangen an den Informationsschaltern.

 

Gegen Mittag normalisierte sich der Verkehr allmählich, vom Hauptbahnhof aus konnten in Richtung Wurzen die ersten Züge wieder fahren. Trotzdem muss weiterhin mit Verspätungen gerechnet werden.

 

#Vandalismusschäden im Raum #Leipzig Hbf. Zugausfälle/Zugteilausfälle und Verspätung bis 60 min. möglich. Dauer nicht bekannt.

— Deutsche Bahn (@DB_Info) June 19, 2017

 

In der sächsischen Landeshauptstadt wurde der Zugverkehr am Montagmorgen temporär sogar komplett eingestellt. Grund waren einerseits die Zugausfälle nach den Anschlägen in Leipzig. Darüber hinaus gab es aber auch Störungen in den elektronischen Stellwerken am Bahnhof Neustadt und am Dresdner Hauptbahnhof. Zum Teil staute sich deshalb sogar der internationale, aus Richtung Tschechien kommende Bahnverkehr vor den Toren der Landeshauptstadt. 

 

Polizei sucht Zeugen


Wie OAZ-Sprecherin Kathleen Doetsch am Montag gegenüber LVZ.de erklärte, sollen die Unbekannten an den vier Streckenabschnitten rings um Leipzig zwischen 1 Uhr und 4.30 Uhr Feuer gelegt haben. Nach Angaben der Bundespolizei konnte in einigen Fällen verhindert werden, dass sich die Flammen ausbreiteten. Zwischenzeitlich suchte ein Hubschrauber nach weiteren betroffenen Signalanlagen und Kabelschächten. Die Polizei bittet Zeugen, denen in den Nachtstunden Personen an den Bahnanlagen aufgefallen sind, sich telefonisch bei der Kripo unter 0341/XX oder in jeder anderen Dienststelle zu melden.

 

Die Ermittler des OAZ und ihrer Kollegen vom Staatsschutz in den anderen Bundesländern gehen von einer koordinierten Aktion, halten dabei einen Bezug zum anstehenden G20-Gipfel in Hamburg für möglich. "Eine politische Motivation bzw. ein Bezug zum G20 Gipfel in Hamburg kann nicht ausgeschlossen werden und ist Gegenstand der weiteren Ermittlungen", so OAZ-Sprecherin Doetsch. 

 

Bekennerschreiben mit G20-Bezug


Die Vermutungen der Behörden wurden am Montagvormittag auch von einem im Internet veröffentlichten Bekennerschreiben untermauert. Darin schreibt die sich selbst „Shutdown G20 – Hamburg vom Netz nehmen!“ nennende Gruppe unter anderem: „Heute Morgen haben wir die Kabelstränge entlang mehrerer Hauptstrecken der Bahn in Brand gesetzt. Die Bahn nutzt die Kabelkanäle neben den Gleisen nicht nur für die interne Signalübermittlung sondern vermietet die Schächte auch an andere Datennetz-Betreiber. Wir unterbrechen die alles umfassende wirtschaftliche Verwertung. […] Wir werden die Maschinisten nicht aufhalten, noch nicht. Aber wir zeigen auf, wie es möglich ist, die Maschine zum Stottern zubringen, obwohl wir selbst Teil der Maschine sind und immer tiefer in sie eingepasst werden sollen.“

 

Am 7. und 8. Juli treffen sich die Führungskräfte der 20 mächtigsten Industrieländer zum G20-Treffen in Hamburg. Mehrere Initiativen und Gruppen haben bereits seit Monaten Proteste angekündigt, es wird mit Zehntausenden Gegendemonstranten in der Hansestadt gerechnet.

 

Matthias Puppe 

 

Betroffene Strecken rings um Leipzig


S 3 Halle-Trotha - Halle(Saale) Hbf - Schkeuditz - Leipzig Hbf (tief) - Borna/Geithain
Die Züge dieser Linie werden zwischen Schkeuditz - Leipzig Hbf (tief) umgeleitet. Die Halte Leipzig Gohlis, Leipzig Olbrichtstraße, Slevogtstraße, Leipzig-Wahren und Leipzig-Lützschena entfallen.

 

S 4 Hoyerswerda - Leipzig - Wurzen
Auf dieser Linie muss mit erhebliche Verspätungen im Abschnitt Leipzig Hbf und Wurzen sowie Ausfällen gerechnet werden

 

S 5/S 5X Halle(Saale) Hbf - Leipzig/Halle Flughafen - Leipzig Hbf (tief) - Altenburg - Zwickau(Sachs) Hbf
Die Züge dieser Linie werden über Delitzsch umgeleitet. Die Halte Leipzig Messe und Leipzig/Halle Flughafen entfallen. Ein Buspendel ist zwischen Schkeuditz und Leipzig/Halle Flughafen eingerichtet.

 

RE 50 Leipzig Hbf - Oschatz - Riesa - Dresden Hbf
Es kommt auf der gesamten Linie zu erheblichen Verspätungen sowie Ausfällen.

 

RB 113 Leipzig Hbf - Bad Lausick - Geithain
Züge dieser Linie beginnen/enden in Leipzig-Lieberwolkwitz. Ein Busnotverkehr zwischen Leipzig Hbf und Leipzig-Liebertwolkwitz ist eingerichtet.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Ihr habt es geschafft großen kollateralen Schaden anzurichten...

Viele private Haushalten haben kein Internet, Telefon oder TV.

 

Schön dass ihr die Bevölkerung angreift um politische Ziele zu verwirklichen.