Erster Mai in Pirmasens

Um circa. 12:00 Uhr hatten sich 100 Menschen (Großteils ältere Bevölkerung, ca. 20-30 Jugendliche/Heranwachsende) auf dem Exerzierplatz eingefunden und es wurden einige Reden gehalten von den Arbeitskreisen "Mut für Miteinander - Mut gegen Rechte Parolen" und "Jugend gegen Rechte Gewalt", einem Mitglied des Integrationsbeirates der Stadt, dem Bürgermeister, dem Pfarrer, einer Vertreterin der evangelischen Kirche, einer Vertreterin von verdi und einem vom DGB, vielleicht hab ich auch einen vergessen... Inhaltlich waren sie teilweise recht merkwürdig, es schien als würde DGB eine Werbeveranstaltung für sich abhalten, der Bürgermeiste hatte ein blödes Amerika - "You are welcome" Beispiel gemacht... Naja ansonsten ging es so, waren halt recht viele Reden. Um 13:00 Uhr waren die Reden vorbei und es war kurz vor der Ankunft der Nazis.

Daraufhin hat sich der absolute Grossteil der Menschen dann vom Exzerzierplatz zum Bahnhof begeben. Einige wenige Gegendemonstranten hatten dort bereits direkt gewartet. Die ebenfalls dort wartenden Polisten (die waren schon recht lange am Bahnhof) bildeten eine U Formation, mit der offenen Seite vom Bahnhof weg. Die Gegendemonstraten hatten erst alle ausserhalb gestanden und sich dann irgendwann entschlossen, um näher am Bahnhofsgelände zu sein, in das U hineinzugehen, sich also selbst halb einzukesseln. Es wurden einige Parolen den ankommenden Nazis (ca. 50 Leute) entgegen gerufen aber es gab dann keine Anstalten auf die Strasse (die links vom U verlief) zu gehen und so den Start der Nazis zu verhindern. Möglich wäre das auf jeden Fall gewesen, da die Polizisten nicht Mann an Mann standen und auf der Seite auf keinen Fall genügend gewesen wären um eine effektive Kette zu bilden.

Der Großteil der Gegendemonstranten lief dem Nazitross durch die Stadt nun hintendran her. Einzelne Grüppchen (4-5 mit auch je 4-5 Menschen) hatten sich aber bereits am Bahnhof nach und nach abgesetzt und versucht auf den weiträumig gesperrten Schlossplatz zu kommen um diesen zu besetzen und so den Nazis die Abschlusskundgebung dort zu versauen. Dies hagelte für einige bereits beim Versuch dorthin zu gelangen mit Platzverweisen, nur weniger als zehn Menschen schafften es schliesslich doch vor den Nazis auf den Platz zu kommen, doch mit der Anzahl war es dann auch nicht möglich irgendeinen effektiven Wiederstand gegen die anrückende Polizei und den Nazitross zu leisten. Der Rest der Gegendemonstranten waren hinter den Nazis, da sie ihnen ja seit dem Bahnhof hintendran hergewandert waren.

Der Faschotross zog unerwarteter Weise erstmal über den Platz hinweg runter zur Kirche und von da aus ca. 5min später wieder zurück zum Platz (ich schätze es war so 14:15 Uhr). Dort hielten sie nun bis ca. 15:00 Uhr Reden ab welche mit Pfeifen, Rufen und Lärm der Gegendemonstranten beantwortet wurden. Auf Grund dessen kann ich euch auch garnichts von den geistigen Ergüssen der Deppen erzählen, ausser "Ja, der Euro.." hab ich zum Glück keinen einzigen Satz von den Reden hören können. Die Gruppe der Gegendemonstranten zerbröckelte aber stark. Gegen Ende waren noch 40-50 Menschen da.

Nach den Reden ging der Nazitross zum Bahnhof zurück, gefolgt von noch ca. 30 Gegendemonstranten und um 16:00 Uhr waren sie wieder verschwunden.

 

Rückblickend lässt sich sagen, dass diese Nazidemo locker hätte verhindert werden können, wenn nur 30 Antifaschisten mehr gekommen wären. Naja aber mit Karlsruhe haben die meisten aus der Region ihre Prioritäten dann wohl anders gesetzt...

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Schon Zweibrücken hat gezeigt, dass wahnwitzige Blockadepläne eben nicht automatisch zur Verhinderung einer Nazidemo führen, da die Bullen - Oh Wunder - problemlos ein paar Dutzend GegendemonstrantInnen einfach wegräumen.

Allein schon durch die geringe Mobilisierungszeit von weniger als zwei Wochen in einem Kaff in der Hinterpfalz wie Pirmasens, wo es keine  organisierten Antifa-Strukturen gibt, war schon abzusehen, dass man sich die Reise dorthin einfach sparen kann, und stattdessen am Internationalen Arbeiterkampftag eigene Akzente wie beispielsweise bei der Revolutionären 1. Mai-Demo in Karlsruhe setzen sollte.

 

Um eine solche Nazidemo im Hinterland verhindern zu können, hätte es einer langer Vorlaufzeit, mit engagierter Mobi in Form von Vortreffen, Propaganda und Verfügbarkeit von benötigter Infrastruktur gebraucht. Um die Nazis zu blockieren hättet ihr hunderte Bürger gebraucht, und die sind halt in konservativen Löchern wie Pirmasens auch nicht einfach aus dem Hut zu zaubern.

 

Die Schuld dafür, dass die Nazis laufen konnten, ist nicht bei euch noch bei anderen Antifas aus der Region zu suchen. Wenn der Herr Babbisch mit seinen paar Kartoffelbauern meint er muss in so einem Kaff seine 1. Mai Demo halten - viel Spaß dabei. Doch unseren 1. Mai sollten wir uns durch so eine Scheiße nicht versauen lassen.

Also zuerst möchte ich sagen, dass mein letzter Satz keine Anklage gegen die, die nach Karlsruhe gingen darstellen, sondern nur meine Enttäuschung zum Ausdruck bringen sollte.

 

Auch ich stand vor der Entscheidung: Karlsruhe oder Pirmasens und fand, dass sie (für mich) ziemlich leicht zu treffen war. Gerade die Tatsachen, dass dort keine organisierten Antifa-Strukturen vorherrschen, dass die Demo im "Kaff" Pirmasens stattfand, also nicht in medienträchtigen Großstädten sondern gezielt im Hinterland abgehalten wurde, dass die Nazis in der Region vermehrt versuchen ihren Einfluss zu stärken (siehe Vereinslokal, Lokalpolitik...), all das waren Gründe die Pirmasens für mich "wichtiger" (natürlich war Kalrsruhe auch wichtig aber man kann sich ja leider nicht teilen...) als Karlsruhe machten. Und ich fand es schade, dass es nicht mehr so gesehen haben.

 

Und natürlich ist mehr Mobi-Zeit immer gut, aber die meisten, wenn nicht alle, lokalen Gruppen haben von der Demo durchaus gewusst und hätten ihre Karlsruhe-Mobi einfach nach Primasens umschwenken lassen können...