NSU in Zwickau - Demobericht #Zwickau0511

#Zwickau0511

Für vergangenen Samstag, 05.11.2016, hatte zum fünften Jahrestag des Bekanntwerdens des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ das bundesweite antifaschistische Bündnis „Irgendwo in Deutschland“ zu einer Demonstration "NSU in Zwickau: Kein Gras drüber wachsen lassen! Gegen Nazi-Terror und den rassistischen Normalzustand" aufgerufen. Zwickau als Demonstrationsort wurde ausgewählt, da der NSU hier gut integriert in seiner Nachbarschaft leben konnte. Neonazis standen in der Stadt zur Unterstützung bereit und die Nachbarschaft in Polenz- und Frühlingsstraße akzeptierte die neu Zugezogenen schnell in ihrer Mitte. Die rassistischen Mörder des NSU konnten sich in Zwickau bewegen wie die Fische im Wasser.

 

An der Demo nahmen ca. 500 Personen teil, vorwiegend aus dem Antifa-Spektrum. Organisierte Anreise bzw. Busse gab es aus Hamburg, Rostock, Berlin, Dresden und Leipzig. Die Demo lief über eine Dauer von knapp 4 Stunden vom Zwickauer Bahnhof, wo die Demo von diversen, frisch angebrachten rassistischen Graffiti begrüßt wurde, zur Polenzstraße, wo Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe längere Zeit gewohnt hatten. Bei der dortigen Zwischenkundgebung drückten viele der ehemaligen Nachbar_innen des NSU nicht nur durch geschlossene Fenster ihre Ignoranz aus - die Demo wurde von Einzelnen aus den Wohnungen auch in sexistischer und nationalistischer Manier angepöbelt. NSU-Watch und "Das Schweigen durchbrechen" trugen dort Redebeiträge vor. Auf dem Weg zur zweiten Zwischenkundgebung filmte sowohl ein Anti-Antifa als auch der Betreiber des rassistischen Blogs/Facebook-Portals Kara Ben Nemsi-TV am Rande, konnten aber relativ schnell vertrieben werden. Auch später tauchten immer mal wieder einzelne Nazi-Späher_innen auf, zu Angriffen kam es jedoch nicht. Zudem pöbelte aus einer Wohnung minutenlang ein Zwickauer Macker und zeigte von dort auch mehrfach den Hitlergruß. Die Polizei ließ sich schließlich überreden, eine Anzeige gegen den Nazi aufzunehmen. Bei der zweiten Zwischenkundgebung an der Kopernikusstraße wurde auf einen Brandanschlag auf die dortige Geflüchtetenunterkunft hingewiesen, der 2016 stattfand - Ortskundige ergänzten noch, dass es in der Straße wohl bereits 1990 einen solchen Anschlag gab. Die Redebeiträge in der Kopernikusstraße kamen vom Roten Baum Zwickau, der die Geschichte der NSU-bezogenen Erinnerungsabwehr der Stadt Zwickau nachzeichnete, und von der Initiative Gedenken Mölln, die sich Gedanken über eine angemessene linke Gedenkpolitik machten.

 

Die Demo hatte sich bis dahin bei Dauerregen durch relativ trostlose und menschenleeres Gebiet gezogen. Nun ging es in Richtung Innenstadt, wo die Einkaufsstraßen relativ belebt waren, entsprechend stieg auch die Lautstärke und die Außenwirkung der Demo - zB flyerten viele Menschen an die Passant_innen und in die Briefkästen. Am Zwickauer Rathausmarkt trug die Antifa Klein-Paris eine entschiedene Kritik der sächsischen (rassistischen) Zustände vor, während die Initiative zum Gedenken an Burak über eine vermutliche NSU-Nachahmertat in Berlin und ihre Bemühungen um ein Gedenken an diesen Mord an Burak Bektas berichtete. Zudem folgten auf dem Rückweg zum Bahnhof noch Reden zur NSU-Gedenkdemo am 06.11. in Berlin und von der Antifa DKM aus Hamburg zur Rolle des Verfassungsschutz. Außerdem wurde zu einer Antifa-Demo in Plauen im November aufgerufen. Die Gruppe deutschland demobilisieren widmete sich den rassstischen Verhältnissen in der Stadt Zwickau und bilanzierte: "In Deutschland gibt es viele Orte, die mit Hinblick  auf die rassistischen Angriffe und Mobilisierungen den Titel „Drecksnest“ verdient haben. Aber nur an wenigen passt er so gut wie in Zwickau. Hier, in der Heimat des NSU; in einer rassistischen Hochburg. Geschützt durch eine untätige Polizei und eine verharmlosende  Komunalpolitik, die sich der Erinnerungsabwehr zum Schutze des Images der Stadt widmet. Zwickau, du bist ein besonderes Drecksnest."

 

Auch wenn nicht verschwiegen werden soll, dass vereinzelt Interesse oder Sympathie von Passant_innen bekundet wurde und natürlich auch Genoss_innen aus Zwickau und Umgebung an der Demo beteiligt waren: Die Pöbeleien und Hitlergrüße am Rand, die massive Ignoranz der Zwickauer_innen, die Nazi-Schmierereien am Hauptbahnhof und der weiteren Demo-Strecke bestätigen leider diese drastischen Zeilen. Zudem wurden noch am Wochenende die von einer Initiative aufgestellten Bänke zum Gedenken an die NSU-Opfer beschädigt, und am Sonntag gab es eine Nazi-Demo mit ca. 120 Teilnehmenden, die kaum auf Widerstand stieß. Hier agierte die Polizei auch wieder sehr repressiv gegen Antifas, während sie sich am Samstag wohl aufgrund des Medieninteresses noch zurückgehalten hatte. Im Hintergrund waren jedoch auch am Samstag Räumpanzer und Wasserwerfer bereit gestanden, zudem soll Gerüchten zufolge auch der Nazicop Fernando Vergara bei der Demo im Dienst gewesen sein (https://twitter.com/ottosmopsklopft/status/794915917889241088).

 

Insgesamt kann die Demo als Erfolg gewertet werden: 500 Teilnehmende angesichts einer wochenlangen und bundesweiten Mobilisierung sind zwar keine Massenbewegung, aber angesichts des derzeitigen Zustandes der Linken und angesichts vieler weiterer Termine an diesem Wochenende in Ordnung. Zudem konnte eine recht große Außenwirkung in die Stadt hinein und vor allem durch die Medien - von Print über Radio hin zu TV - erzielt werden. Es bleibt zu hoffen, dass es auch in Zukunft solche Initiativen in der Stadt gibt - vielleicht im kommenden Jahr mit einer Demo durch die Frühlingsstraße, den anderen Wohnort des NSU in Zwickau?

 

GERUFENE PAROLEN:
Nazis morden, der STaat macht mit - der NSU war nie zu dritt

Nazis morden, der Staat schaut zu - Verfassungsschutz und NSU

Volk, Staat und Nation - führen immer ins Pogrom

Wir sind hier aus purer Feindschaft gegen eure Volksgemeinschaft

Kein Mensch ist illegal - Bleiberecht überall

Nationalismus raus aus den Köpfen

 

REDEBEITRÄGE:
https://irgendwoindeutschland.org/redebeitragetexte/ (wird in den kommenden Tagen ergänzt)

NACHBERICHTE:
http://www.sechel.it/gegen-naziterror-und-rassismus-demonstration-in-zwi...
http://www.mdr.de/sachsen/chemnitz/demonstration-gegen-rechts-in-zwickau...
http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/a-z/sendung693858_ipgctx-false_zc-... (ab Min. 6:45)
http://www.mdr.de/sachsen/nachrichten216.html#sprung3
https://www.tag24.de/nachrichten/hitler-gruesse-in-zwickau-so-lief-die-n... (mit falschen Behauptungen im Artikel; zB zog die Demo nicht durch die Frühlings-, sondern die Polenzstraße)
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1031138.berlin-zwickau-schnellr...
http://www.sz-online.de/sachsen/fuenf-jahre-nsu-anti-rechts-demonstratio...
http://www.radiozwickau.de/nachrichten/lokalnachrichten/hunderte-teilneh...

SOCIAL MEDIA
twitter-hashtag:
https://twitter.com/hashtag/Zwickau0511?src=hash
Langer Thread:
https://twitter.com/spiegelfabrik/status/795236592709419008
facebook-hashtag:
facebook.com/hashtag/zwickau0511?source=feed_text&story_id=325035411205787
Nazi-Abkotz-Thread zur Demo (Kara Ben Nemsi-TV, Zwickauer Rassist mit der roten Jacke, der am Rande der Demo gefilmt hat):
facebook.com/KaraBenNemsiTV/ (Eintrag 05.11. 06:52)

Demo-Vorberichte:
http://www.freiepresse.de/LOKALES/ZWICKAU/ZWICKAU/Demo-richtet-sich-gege...
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1030905.kein-gras-drueber-wachs...
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1030635.bittere-bilanz-bei-nsu-...
http://www.focus.de/regional/sachsen/demonstrationen-fuenf-jahre-nsu-ant...
http://www.arcor.de/content/aktuell/regional_news/sachsen/5356499,1,Demo...
http://radiocorax.de/antifanews-fuer-den-3-november/ (ab Min. 27)
http://jungle-world.com/artikel/2016/42/55007.html

 

ZWICKAUER ZUSTÄNDE:

Die Zwickauer Oberbürgermeisterin Pia Findeiß etwa traf sich im Dezember 2015 sogar mit Tony G., der in den 2000er Jahren mit Personen aus dem NSU-Unterstützerumfeld wie den Eminger-Brüdern eng vernetzt war und zuletzt als einer der Anführer der rassistischen Anti-Asyl-Proteste in Zwickau und Regionalleiter Sachsen der Identitären Bewegung auffiel. Doch das ist nur eine von gefühlten 1.000 Widerwärtigkeiten in und um Zwickau. Eine (lückenhafte) Chronik dazu findet ihr hier:
09/16 Der NSU habe dem Image der Stadt geschadet: "Die Bezeichnung “Zwickauer Terrorzelle” hat uns sehr gestört" (OB Findeiß)
08/16: Der Bürgermeister-Rundgang in #Zwickau-Oberplanitz von Rechten attackiert
06/16: Zwickau lehnt Unterstützung Schulprojekt wegen "Imageschaden" ab (später doch noch genehmigt)
05/16: Auftritt von Justizminister Maas wird von Rechten gestört, Bühne musss von Polizei gesichert werden.
02/16: 3-4000 Teilnehmer*innen bei Sternmarsch gegen Flüchtlingspoltiitk, Hauptredner: Jürgen Elsässer.
02/2016: Brandanschlag auf bewohnte Geflüchtetenunterkunft in Zwickau
01/16 „Ihr holt uns Scheiße ins Land“: In #Meerane (Landk. Zwickau) wird das Rathaus beschmiert.
01/16: Steinwurf auf Haus der Oberbürgermeisterin von Zwickau. Nicht die erste Attacke auf sie.
01/16: 1000 Teilnehmer*innen gegen Geflüchtetenunterkunft in Zwickau. Identitäre & Ein Prozent-Bewegung sprechen
01/16: Autofahrer versucht Geflüchtete vor Unterkunft in der Lengenfelder Str. Zwickau zu überfahren.
12/15: Farbanschlag auf Transporter eines Geflüchteten-Unterstützers in Meerane
12/15: Bei Belegung der Geflüchtetenunterkunft in Zwickau verhöhnt ein Schild diese als "Isis-Terrorcamp"
12/15: NPD-Politiker Gentsch attackiert in einer Discothek eine schwarze Frau und beleidigt sie rassistisch, wird jedoch nicht der Disco verwiesen.
11 bzw 12/15: Feuerwerksraketen & Bombenattrappe (!) gegen Geflüchtetenunterkunft in Zwickau
11/15: "Das Ding wird heute Abend brennen“: Brandanschlag auf Geflüchtetenunterkunft in #Crimmitschau
11/15: In Meerane (Landk. Zwickau) werden Busse mit ankommenden Geflüchteten blockiert.
11/15: „Wir wollen unsere Lebensqualität erhalten“: 1500 demonstrieren in Zwickau gegen Geflüchtete.
10/15: Brandanschlag auf Obdachlosenunterkunft in Zwickau
11/14: Leiter des Komissariats Betrugsdelikte Zwickau wird wegen rassistischen internen Polizeimails suspendiert
02/14: Brandanschlag auf Döner-imbiss und Haus von migrantischer Familie (Meerane)
12/13: „Was wir nicht wollen, ist eine Gedenktafel, dass Vertreter des NSU in Zwickau gewohnt haben“, sagte OB Findeiß
12/13: Zwickau lehnt Denkmal für #NSU-Opfer ab.
11/12: Zwickau sei „unverschuldet in etwas Großes geraten“, so Oberbürgermeisterin Findeiß.
08/12: Rassistische Angriffswelle: Nazis prügeln u.a. vor Disco „Eden“ eines ihrer Opfer ins Koma.
08/12: Nazis fuhren im Kleinbus vor der Discothek vor, riefen „Heil Hitler“ und suchten gezielt ihre Opfer
03/12: Zwei Einbrüche & schließlich Brandanschlag auf Änderungsschneiderei vietnamesischer Familie
02/12: Zwickau sei nicht die Stadt des NSU, sondern von VW (Stadtsprecher Merz)

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Grüße gehen raus an die Scheissleute die nichts besseres zu tun hatten als sich über den sächsischen Dialekt des Redebeitrags vom Roten Baum lustig zu machen.

 

Verpisst euch zurück nach Berlin ihr Safariarschlöcher.

 

Zwickau und seine Einwohner pauschal zu beleidigen bringt außer der eigenen Identität wirklich niemanden weiter. Aber dann dafür aber die Nazis am Rand unwidersprochen stehen lassen. Danke Antifa 2016.

.

noch mehr presse zu demo und zwickauer gedenk-diskurs:
http://www.freiepresse.de/LOKALES/ZWICKAU/ZWICKAU/Zwickau-fuenf-Jahre-da...

http://www.freiepresse.de/LOKALES/ZWICKAU/ZWICKAU/Nach-Farbattacke-in-Zw...

 

sich über den dialekt lustig zu machen ist natürlich scheiße. das tut mir auch persönlich leid.

 

"Zwickau und seine Einwohner pauschal zu beleidigen bringt außer der eigenen Identität wirklich niemanden weiter."

erstens gibt es einen unterschied, ob man eine stadt kritisiert oder alle einwohner - letzteres hat niemand gemacht soweit ich gesehen habe. es gab auch keine dummen "ronny"-rufe wie auf anderen demos. zweitens bringt die benennung von zwickau als stadt des nsu und als rassistische hochburg schon was - sonst würden die nazis, die presse, viele bürger und einige linke ja nicht so wild darauf reagieren. scheint einen wunden punkt zu treffen.

Ich möchte einmal schreiben, wie ich das erlebt habe und was das mit mir macht.

Meine Perspektive ist die einer Teilnehmerin, die nicht in der Orga war und den Eindruck hat, dass man in großen Stästen dazu auch nichtmal die Gelegenheit bekommt, wenn man schon Leute kennt. Ich komme aus einer weniger großen Stadt, wo es z.B. offene Vor- und Nachbereitungstreffen gibt oder Menschen bereits auf Mobi-Veranstaltungen miteinander reden, z.B. über Strategien. Oder darüber, wie mit Leuten vor Ort umgegangen werden soll, wie z.B. Geflüchtete einbezogen werden können, wenn man auch zu einer Unterkunft geht, wie man sein Anliegen auch szenefremden Menschen kommuniziert. Ihr merkt, wohin es geht.

Insgesamt fand ich die beteiligten Demonstrierenden recht angenehm, soviel sei mal vorweggenommen. Die Redebeiträge waren, wie vielerseits betont, wirklich sehr gut. Bei den wenigsten war allerdings sowas wie Emotion zu erkennen. Ich denke, ein Ismail Yozgat hätte nicht viel sage müssen und jede*r, der kein*e überzeugte*r Rassist*in ist, hätte verstanden, worum es geht. Coolness kennzeichnete die Demo irgendwie und eben die "pure Feindschaft". Ich habe beobachtet, wie am Markt eine Passantin gerade versucht hat, den Klatschrhytmus zu "Nationalismus raus aus den Köpfen" mitzuklatschen (ehrlich, der ist nicht ganz leicht), als die Parole durch "Wir sind hie aus purer Feindschaft...." ersetzt wurde. Mmh, blöd jetzt, wie soll sie ihre Solidarität bekunden, sich einbringen, etc. ? Ich nehme auch an, dass alle Kinder, an denen wir vorbeigelaufen sind, ihren Nazi- oder Nicht-Nazi-Eltern glauben werden, dass wir böse sind. Da wäre ja noch die Pubertät als winzige Chance gewesen, aber so wird das nix. Zwei Obdachlose haben mich mit Angst im Blick (kein Pathos!) gefragt, ob wir Linke oder Rechte sind. Zwei nicht deutssprachige Muslimas am Bahnhof wirkten ebenfalls eingeschüchtert. Leider konnte ich nur Lächeln, nix erklären. Mir wird da anders und als ich heute darüber nachgedacht habe, war ich echt wütend auf mich, weil ich diese Angst-Stimmung mitgetragen und mitgerufen habe. Weil es gefahrenbedingt auch nicht möglich war, alternativ etwas anderes zu tun. Jedenfalls nicht für nen Schisser wie mich ohne Bezugsgruppe. Ich möchte nicht, dass Menschen Angst vor mir haben. Es ist ok, wenn Faschos aufs Maul bekommen, darum geht es nicht, aber mit Angst schafft man keine Zivilgesellschaft (so abgenutzt das Wort sein mag). In einem Redebeitrag hieß es, im Gegensatz zu Zwickau sei in Jena nach der Selbstenttarnung des NSU etwas passiert. Das stimmt nicht ganz. Von Seiten der Stadt ist ein "Rock gegen Rechts" organisiert worden, eine nachhaltige Erinnerungskultur ist immer noch ein Streitpunkt. Auch dort gab es einen Mob, der das Image der Stadt nicht beschädigt sehen wollte. eben alles nur etwas bürgerlicher. Der Unterschied ist: Es gab und gibt eine antifaschistische Gegenkultur, es gibt Menschen, die ihr Leben dafür riskieren, Aufklärung zu schaffen oder ein linkes Fußballturnier im Plattenbaugebiet zu organisieren. Und die mit Sicherheit genauso auf der Anti-Antifa-Liste geführt werden, wie engagierte Menschen in anderen "Drecksnestern" wie Kahla, Saalfeld, Eisenberg, Plauen ...oder eben Zwickau. Das sind Held*innen, die sich nicht in einen chiligen Kiez zurückziehen können. Ich habe kein Wort der Anerkennung gegenüber Antfaschist*innen/ Antirassist*innen vor Ort gehört und keinen Ansatz gefunden, an den Menschen, die gern antirassistisch Position beziehen würden, hätten anknüpfen können. Unsere Demo hat diese Menschen unsichtbar gemacht und ganz weit fern gehalten. alle anderen konnten sich angepisst fühlen und das aus gutem Grund. Es stimmt ja alles, was gesagt wurde, nur hat das außer uns kaum jemand mitbekommen. Das, was nach außen gedrungen ist, war Feindschaft, war: Hier ist alles verloren, ihr seid alle Rassist*innen und wir sind einfach supergeile urbane Antifas, yay. The Medium is the message und an diesem Punkt haben wir einfach mal versagt. Die Faschos haben sich vielleicht über die Aufkleber geärgert, aber das wars dann auch.

Mich hätte interessiert, inwiefern die Leute vor Ort in die Planung einbezogen wurden (außer dass sie einen Redebeitrag halten konnten), ich würde gern wissen, ob in Zwickau mobilisiert wurde, ob versucht wurde, die Geflüchteten miteinzubeziehen, etc. Und ich frage mich, wo die Betroffenen der NSU-Morde waren. Vielleicht wollten sie sich die Stadt nicht geben, was 100% zu verstehen ist. Aber hätte man sie nicht auf Plakaten oder durch Mitschnitte von Reden präsent machen können? Lass uns nicht nur feiern, dass wir so schick und cool sind und nen dollen Bass haben. Lass mal reflektieren. Und ein bisschen Hippiemucke oder Punkrock zwischen die derben Bässe knallen. Antifa braucht keine gute PR, aber sie sollte partizipativ sein, vor allem für die Leute, die da bleiben (müssen), wenn wir wieder nach Hamburg, Berlin oder die netteren Viertel von Leipzig oder Dresden abreisen.

die aufrufenden Gruppen haben in den letzten Jahren auch einiges dafür getan sich selbst in der eigene Szene zu isolieren. Echt bitter das zu einer bundesweiten Demo zum Thema NSU nur 500 Leute kommen und das liegt sicherlich nicht daran, dass das Thema nicht überalle präsent ist oder das Thema nicht viel viel mehr Mobilisierungspotenzial hätte.

 

Mal davon abgesehen, dass das Konzept der Demo eins zu eins das Problem der Täter_innen Perspektive reproduziert. Wo wären den die Vertreter_innen der Opfer des NSU? Habt ihr euch überrhaupt gefragt was die Opfer wollen?

 

Warum geht es immer nur um die Täter_innen und nicht um die Opfer?

Der Bericht von dieser Demonstration liest sich wie viele Berichte zuvor seit den 1990er Jahren von Demonstrationen aus Ostdeutschland. Ob Saalfeld, Magdeburg oder eben Zwickau. Das Muster ist oftmals gleich. Westdeutsch und akademisch sozialisierte, im Habitus der Autonomen auftretende Aktivist_innen fahren in eine Stadt, demonstrieren dort, verlesen moralisch wohlfeile, gleichwohl nicht falsche Worte der Abscheu, des Entsetzens, auch ihrer eigenen Ohnmacht, erleben Ignoranz, Ablehnung, Hass oder schlicht die Leere des öffentlichen Raumes in Ostdeutschland, und fahren mit einer Mischung aus Gruseln, vorgeblich bestätigten Vorurteilen gegenüber den ignoranten, rassistischen Zonis zurück nach Leipzig, Hamburg oder Berlin, um dort eben jene Berichte zu verfassen, wie sie oben zu lesen sind. Und weil diese Abläufe so sehr voraussehbar sind, und sich daran auch nichts ändern wird, üben sich die regionalen Nazis weiterhin ganz entspannt im Terror ihrer Normalität, ignorieren viele Kommunalpolitiker_innen die Faktitzität rechter Gewalt und verlassen jene, die diese Mischung aus Tristesse und Terror nicht ertragen die Regionen, was wiederum die Nazis stärkt. An diesem Muster, welches seit 1990 wirksam ist, wird sich nichts, gar nichts ändern. Nicht durch Demonstrationen der Antifa. Und auch sonst nicht. Insofern wäre es ehrlicher, die Organisator_innen gäben zu, dass es ihnen bei einer solchen Demonstration auch um die eigenen Gewinn an Distinktion gegenüber der Bevölkerung geht. All das hat mit politischer Handlungsfähigkeit gegenüber neonazistischen und rassistischen Gruppen wenig, mit jugendkultureller Idenititätspolitik viel zu tun.

Jetzt muss also die Position im Szenesumpf dafür her halten, ob du und deine Freund*Innen nach Zwickau fahren. Da liegt das "strukturelle Problem" doch eher bei dir und nicht den Gruppen. Deren Position und Verhältnis zu den vom NSU-Betroffenen ist jedenfalls klar und kann auch in deren politischer Arbeit nachvollzogen werden. Und es war auch klar worum es bei der Demo geht in Zwickau. Aber schön wie du dich in der so wichtigen Thematik hier auf linksunten engagierst.

Hättest du den Redebeiträgen aufmerksam zugehört, dann hättest du gehört, dass gleichzeitig eine große Konferenz in Berlin zum Thema 5. Jahrestag der Enttarnung des NSU stattgefunden hat. Wenn man Angehöriger eines NSU Opfers ist will man sich vielleicht nicht auch noch von abhitlernden Neonazis in Zwickau bepöbeln lassen. 

Ich verstehe deine Perspektive, dass es dir zu viel um die Täter geht. Aber auch auf die Täter und die Neonazi Comfort Zone Zwickau muss hingewiesen werden! Dort hat sich seit der Selbstenttarnung des NSU nähmlich nichts geändert, dass hat der Rote Baum in seinem Redebeitrag ja deutlich gemacht (ganz zu schweigen von einigen Passanten+Graffitis).

Und es wäre doch auch vermessen sich als Antifa in Zwickau hinzustellen und die Namen der Opfer vor sich herzutragen gerade wenn einige der Familien das überhaupt nicht möchten und auch "die Antifa" nichts zur Enttarnung des NSU beitragen konnten. Ich fand da einige Redebeiträge zum Thema kritische Auseinandersetzung mit Gedenken sehr gut.

Zu den aufrufenden Gruppen: Naja wenn den Leuten irgendwelcher Szene Klatsch und Tratsch wichtiger ist als das Thema NSU in Zwickau...na dann gute Nacht! Man muss es den organisierenden westdeutschen Gruppen anrechnen, dass sie immerhin mal über ihre westdeutschen Tellerrand schauen und sich solidarisch mit den Antifas aus Sachsen zeigen auch wenn in diesem Fall der Anlass keinen Grund zum freuen lässt. 

Offensichtlich haben sich ganz schön viele Bezugsgruppen an dem Tag dazu entschieden nicht nach Zwickau zu fahren. Das lag sicherlich nur zu einem kleinen Teil an den anderen diversen "Konkurrenz" Veranstaltungen. Also wurde entweder nicht vernüftig mobilisiert oder es lag wirklich am "Szene-tratsch". Andere Demos und Veranstaltungen zum Thema "NSU" sind hingegen immer sehr gut besucht.

.

es gab mindestens 5 mobilisierungsveranstaltungen, es gab einen twitteraccount, es gab tausende gedruckte und verteilte plakate und flyer, es gab organisierte anreise aus mehreren städten, es wurden hunderte gruppen angeschrieben, es gab mehrere pressemitteilungen etc. also was willst du noch mehr? dass andere nsu-veranstaltnugen "sehr gut besucht" sind ist doch auch quatsch, selbst bei der demo in berlin am 06.11. waren nicht wesentlich mehr leute als in zwickau. und gab es überhaupt einmal eine NSU-bezogene linke demo mit mehr als 1.000 bis 1.500 leuten?

Also ganz ehrlich, ich finde 500-600 Menschen auf einer antifaschistischen Demonstration in Zwickau ziemlich viel. Aber vielleicht bin ich nur Sachsen gewöhnt.

gerne hätte ich natürlich 5000 menschen da gehabt, aber so isses nunmal. Danke an die Orga!

Da kann ich ziemlich alles unterschreiben was getextet wurde.

 

Der Trend geht leider dahin, dass sich gefestigte antifaschistische Gruppen in den üblichen Stadtteilen/Regionen niederlassen bzw. ausbreiten.

Das Outing über das rechte Plenmum in Chemnitz zeigt doch wo die Reise hingeht...

In Sachsen verkrümeln sich Antifas nach Leipzig und teilweise Dresden, Städte wie Chemnitz oder Zwickau usw. gehen aus antifaschistischer Sicht dafür den Bach runter.

Leider ändern da solche Demos wie am Samstag wenig/nichts dran. Ich empfand nur Ablehnung von Passant*innen, bis auf wenige alte Menschen.

Einzig das verteilen von Infomaterial einer gut gelaunten Antirassistin ( trotz mehrfacher Ablehnung ), schien mir an diesem Tag bei Zwickauern zu fruchten und etwas die Angst zu nehmen.

Und ja, auch ich hatte den Eindruck das viele Zwickauer eine Zeit brauchten um zu checken "rechte oder linke"?

Abseits der Demo standen mehrfach Migrant*innen, auch die wußten leider nichts mit uns anzufangen, da hätten mmN schon paar "Refugees welcome" Fänchen gereicht...

Sorry, klingt alles total negativ aber für gegenseitiges Schulterklopfen ist einfach aktuell kein Grund da.

Dennoch möchte ich mich bei den -teilweise weit- angereisten Antirassist*innen bedanken, ohne diese Leute wäre in Zwickau keine ähnliche Demo möglich gewesen.

Auf ein baldiges Wiedersehen!

Und wieso bringst du keine "Refugees welcome" Fänchen mit? Warum ist es eigentlich bei den meisten nicht mehr drin selber Transparente, Schilder, Fahnen usw. zu produzieren und mit zu bringen? Seit wann liegt das alles in den Händen von aufrufenden und organisierenden Gruppen? Wo ist denn die eigene Beteiligung, wenn ich zu einer Demonstration gehe.

 

Hier reden einige schlau daher was besser sein soll und tun dafür selber nichts, weder in einer Vorbereitung von Demonstrationen noch bei der Demonstration selber. Die Verantwortung wird immer nur abgegeben ohne selber mal darüber nach zu denken was durch einen selber oder die Gruppe getan werden kann. Vor vielen Jahren haben auch noch Gruppen, die ein Anliegen richtig fanden aber nicht alles inhaltlich geteilt haben selber Flugblätter geschrieben und auf der Demonstration verteilt. Sie waren tortzdem da und haben ihre anderen inhaltlichen Punkte zur Diskussion gestellt. Heute scheint das undenkbar, aber jammern in Kommentaren, das geht immer.

 

Und das ewige gedisse auf die "großen Städte" ist auch nur noch langweilig. Dann fragt doch mal die Leute persönlich warum sie die Provinz verlassen und in die besagten Städte gehen, das liegt doch nicht nur daran, dass diese Städte angeblich alle die Provinz aufgegeben haben. Es sind doch genauso oft die Leute aus der Provinz, die nicht mehr in die Provinz fahren, da gibt es doch keine Unterschiede zwischen der angeblichen "Großstadt Linken" und denen aus der Provinz.

Und die ganzen Aktiven aus der Provinz stellen doch genauso in aller Regelmäßigkeit ihre politische Arbeit in den so genannten Wohlfühlkiezen ein, wie jene aus der Großstadt, die ihr Studium beendet haben oder ihre Abschlussarbeit schreiben.

"Hier reden einige schlau daher was besser sein soll und tun dafür selber nichts, weder in einer Vorbereitung von Demonstrationen noch bei der Demonstration selber. Die Verantwortung wird immer nur abgegeben ohne selber mal darüber nach zu denken was durch einen selber oder die Gruppe getan werden kann. Vor vielen Jahren haben auch noch Gruppen, die ein Anliegen richtig fanden aber nicht alles inhaltlich geteilt haben selber Flugblätter geschrieben und auf der Demonstration verteilt. Sie waren tortzdem da und haben ihre anderen inhaltlichen Punkte zur Diskussion gestellt. Heute scheint das undenkbar, aber jammern in Kommentaren, das geht immer."

 

Das ist doch Quatsch. Als ob Einzelpersonen die Chance hätten bei solch einer Demo mitzuhelfen. Ohne eine renomierte Gruppe ist es in der Szene nicht möglich an so etwas zu partizipieren, aus Sicherheitsaspekten absolut verständlich. Nur dann müssen die Organisierenden auch die Verantwortung tragen und hier nicht auf andere zeigen.

.

"Das ist doch Quatsch. Als ob Einzelpersonen die Chance hätten bei solch einer Demo mitzuhelfen. Ohne eine renomierte Gruppe ist es in der Szene nicht möglich an so etwas zu partizipieren, aus Sicherheitsaspekten absolut verständlich. Nur dann müssen die Organisierenden auch die Verantwortung tragen und hier nicht auf andere zeigen."

 

Sicherheitsaspekte haben dich davon abgehalten einen eigenen Flyer zu verteilen, ein eigenes Transpi mitzubringen, eigene Parolen zu rufen, selbstständig mit Passanten zu sprechen? Aha, sehr glaubwürdig.

Das sehe ich nicht so. Das Szenario unorganisierte Einzelperson ist sicherlich das Schwierigste, aber auch hier gilt: Kein Mensch hindert dich daran eigenen Ausdruck auf die Demo zu bringen. Ein Schild, eine Fahne kannst du auf jeden Fall selbst gestalten und mitbringen. Prinzipiell geht es darum dass es einfach zu bequem ist, jedes Detail der Außenwirkung einer Demo auf die organisierenden Personen abzuwälzen und sich hinterher nur darüber auszulassen. Ebenfalls kannst du als Einzelperson im Vorfeld der Demo Kontakt mit den organisierenden Menschen aufnehmen, das Bündnis jedenfalls hat nicht erst seit dem 5.11. eine Webseite, Twitteraccount, Emailaddresse etc.pp.

 

Kritik im Nachhinein ist wichtig, die eigenen Möglichkeiten darüber hinaus aber noch viel mehr. Ich zumindest möchte keine Demos, wo mir das Denken und Handeln abgenommen wird.

da geb ich dir ja teilweise recht, den ersten Eindruck einer Demo ändere ich aber weder als kleine Gruppe, noch wie im meinem Fall als Einzelperson.

Klar kann man an einem nassen, grauen Novembertag in komplett schwarzer Kleidung ( warum nicht mal rot ) auf postive Reaktionen der unwissenden Leute hoffen, den Großteil schreckt man in dem kurzen Moment des Kontakts aber eher ab.

Eine Demo in der Provinz ist mmN anders zu gestalten ( optisch ) als z.B. eine in Berlin oder Hamburg.

In Zwickau wird im Monat 2-4 mal vom braunen Pack demonstriert, da wäre es einfach wünschenswert, wenn sich eine ausnahmsweise zahlenmaßig ansehnliche linke Demo einfach anders präsentiert...wobei in dem Fall ne bunte Demo eher nicht dem Anlass entsprochen hätte.

 

Deine Kritik ist korrekt, es erfordert von jedem Einsatz, dennoch ist es wie bei vielen Dingen in der Welt, den großen Einfluss haben die Großen!

klar änderst du auch in kleinen gruppen und auch als einzelner mensch den eindruck und hast auch einfluss. fakt ist doch aber, dass du dir das gar nicht zu gestehen willst. du schiebst es weiter auf "die Großen" wer auch immer das sein soll. so kannst du dich schön selber herab setzen und die verantwortung abgeben. trag doch rote kleidung wenn du willst. niemand verbietet es dir. ich hab noch nie erlebt, dass ich auf einer demo angesprochen wurde, weil ich angeblich die falsche kleidung (nicht schwarz) tragen würde. das ist einfach blödsinn. spannend ist auch, dass gerade dauernd leute die kleidungsfrage stellen, die selber in schwarz rum laufen. wenn du und deine freundinnen dies aus gründen nicht mehr machen wollen, dann tut das. aber immer wieder eine angebliche schlechte aussenwirkung und gute inhalte irgendwelchen klamotten gegenüber zu stellen ist eine unbrauchbare debatte. im übrigen tragen auch linke in kleinen städten und dörfern schwarze kleidung. in deiner logik bestimmt auch wegen den "Großen" aus der "Großstadt", weil die so oft in die provinz fahren und dort die szenekleidung durchshsetzen, wohl eher nicht.

"Es ist ok, wenn Faschos aufs Maul bekommen, darum geht es nicht, aber mit Angst schafft man keine Zivilgesellschaft (so abgenutzt das Wort sein mag)"

 

Zivilgesellschaft, ist es das wir wollen? Die Zivilgesellschaft kann doch niemals ab von ihrem Lokalpatriotismus, von ihrem "XY ist bun nicht braun"-Standortgesabbel. Solidarität mit den Betroffenen und Angehörigen kann es nur in einer radikalen Position, die sich von den Zwängen der bürgerlichen Formen freimacht, und die das Individuum über das Kollektiv - Dorf, Stadt, Region, Nation - stellt, geben.

"Antifa braucht keine gute PR, aber sie sollte partizipativ sein, vor allem für die Leute, die da bleiben (müssen), wenn wir wieder nach Hamburg, Berlin oder die netteren Viertel von Leipzig oder Dresden abreisen."

 

auf der demo waren relativ viele menschen aus verschiedenen sächsischen kleinstädten, die hier aus naheliegenden gründen nicht aufgezählt werden sollen. auch ein blick in die demo-unterstützerliste stützt den eindruck, dass hier nicht nur metropolen-antifas demonstriert haben.

!

liebe leute,

 

die kritik ist sicher nicht komplett unberechtigt: wenn tatsächlich migrant_innen oder geflüchteten angst eingejagt wurde, ist das zB scheiße. auch ist es natürlich berechtigt, zu fragen wo denn die betroffenen waren bzw. inwieweit diese eingebunden wurden, und auch inwieweit die lokale linke eingebunden waren. aus gründen des repressionsschutzes können hier keine strukturen offen gelegt werden, daher nur soviel: der rote baum zwickau hat mit zur demo aufgerufen und einen redebeitrag gehalten. eine eigentlich angedachte mobi-veranstaltung in zwickau oder der region hat leider nicht mehr geklappt, das ist schade. mit zivilgesellschaftlichen gruppen gab es bewusst keine zusammenarbeit.

 

auf der demo selbst gab es sowohl von NSU-watch als auch vom tribunal NSU-komplex auflösen als auch von der berliner gedenkdemo am 6.11. reden,  zumindest in die letzteren beiden strukturen sind betroffene/angehörige und deren initiativen eingebunden. zudem gab es eine rede der burak-initiative, die mit den angehörigen von burak bektas zusammen arbeitet. es gab auch weitere gespräche im vorfeld mit anderen initiativen, aber natürlich auch bedenken/ängste von deren seite bzgl. eines auftretens in zwickau.

 

zudem war die demo wie aus aufruf etc. ersichtlich nicht als reine gedenkdemo angelegt, sondern es ging darum zwickau als lebenswelt des NSU in den fokus zu rücken und hier die verbindung aus NS-erlebniswelt, rechtsoffener nachbarschaft in polenz- und frühlingsstraße, pogromen der 1990er jahre und heutigen rassistischen mobilisierungen in der region und bundesweit zu thematisieren. das hat auch geklappt. dass mit einer einzigen demo nicht eine rassistische hochburg gesmasht werden kann, liegt nahe. die frage ist doch eher: wäre es besser gewesen, die demo nicht zu machen? ist es nicht eher die schande der linken, dass es in den 5 jahren seit der selbstenttarnung keine größer mobilisierte demo/aktion dazu in zwickau, in der stadt der rassistischen mörder, gab? wie peinlich ist das eigentlich, und was sagt das über die großen bundesweiten bündnisse aus, die sich bei 'zwickau0511 auch kaum beteiligt haben? wo waren denn die leute, die jetzt aufschreien und sich über die demo beschweren, in den vorjahren in zwickau - raum und zeit für interventionen gab es ja genug? und wieso sollte es demos immer darum gehen, sympathien einzuwerben - erst einmal geht es doch darum eine eigene, radikale position zu formulieren und zum ausdruck zu bringen, und dadurch ggf. auch die menschen zum nachdenken anzuregen. die zu tausenden vor ort verteilten flyer zB können dafür ein anfang sein, ebenso die medienberichterstattung, in der die kritik an zwickau, die in der stadt selbst kaum hörbar ist, relativ deutlich wiedergegeben wurde.

 

und dass leute, denen angeblich die opfer soo wichtig sind, nicht auf eine solche demo gehen, weil ihnen irgendwelche aufrufenden gruppen nicht passen - wtf? da stellt sich doch die frage, wer hier unter massiver szenefixierung leidet, und wieso die leute sich nicht mit eigenen inhalten beteiligt haben - im sinne der opfer und der angehörigen.

*

"die kritik ist sicher nicht komplett unberechtigt: wenn tatsächlich migrant_innen oder geflüchteten angst eingejagt wurde, ist das zB scheiße."

 

das in zwickau und gerade in sachsen geflüchtete einer demonstration ängstlich und mit zurückhaltung begegnen ist mehr als verständlich und sinnvoll! weil es hier auch jede woche fast überall rassistische und rechte aufmärsche gibt. im letzten jahr kommt eine recherche in sachsen auf 728 rassistische und rechte demonstrationen! -> rechtes sachsen: http://www.rechtes-sachsen.de/

im letzten jahr gab es in sachsen 477 angriffe von rechts mit 654 betroffenen, der großteil ist rassistisch motiviert (60%) -> https://raa-sachsen.de/index.php/statistik-detail/rechtsmotivierte-und-rassistische-gewalt-in-sachsen-2015.html

 

große personengruppen von leuten sind in der regel geflüchteten gegenüber auch feindlich gestimmt. auch in zwickau hat es in den letzten monaten mehr rechte (laut rechtes sachsen fünf) als linke demos gegeben, daher verwundert diese reaktion überhaupt nicht.

innerhalb von 48 stunden kam es zu drei attacken auf die sehr harmlos daher kommende installation der gedenkbänke in zwickau: https://sternendekorateure.wordpress.com/2016/11/08/weitere-attacke-auf-...

was sagt das über den ort aus?

 

p.s.

es soll dazu auch protest geben - leider "eine mahnwache mit kerzen": http://www.freiepresse.de/LOKALES/ZWICKAU/ZWICKAU/Nach-Bank-Diebstahl-in...

 

p.p.s.

unterdessen in chemnitz: sprengstoffanschlag auf kulturzentrum wegen nsu-gedenken: https://www.facebook.com/GrassLiftingCamp/posts/777315919097604

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/zwickau-mahnmal-fuer-nsu-opfer-ges...

"Eine Sprecherin der "Sternendekorateure" sagte, Zerstörungsabsichten seien zu befürchten gewesen. Man habe mit der Stadt vergeblich darüber verhandelt, die Bänke vor dem Rathaus aufzustellen, wo es eine Videoüberwachung gebe. Der Sprecher der Stadt sagte, man könne die Sicherheit der Bänke nicht garantieren. Der Schumannplatz sei nicht rund um die Uhr zu bewachen.

Die Polizei hat bisher noch keinen Tatverdächtigen ermittelt."