Die Dresdner Gastronomin Ute Stöhr kämpft um die Existenz. Eine unbedachte Saal-Buchung bringt sie in Bedrängnis.
Von Stefan Becker
Am Samstag bleibt das Schießhaus geschlossen. Gastwirtin Ute Stöhr wählt diesen Schritt, weil sie keinen anderen Weg sieht, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Denn das Traditionslokal am Schützenplatz befindet sich seit geraumer Zeit im Visier der Antifa. Den Zorn der Autonomen zog die Wirtin auf sich, weil sie einer obskuren rechten Sekte namens „Freundeskreis der Ludendorff-Bewegung“ den großen Saal für eine Veranstaltung überlassen haben soll. Anhänger dieser extrem antisemitischen Gesinnung huldigen einer pseudo-germanischen Schrift. Obwohl den ungebetenen Gästen schon vor Wochen abgesagt wurde, ruft die Antifa für Samstag zur Demo vorm Schießhaus auf.
Wie es überhaupt zu der fraglichen Buchung kam, erklärt die Wirtin so: Eine Mitarbeiterin habe vor rund einem Jahr die telefonische Anfrage im Kalender notiert. Vor sechs Wochen rief ihr Restaurantleiter dann bei den potenziellen Kunden an, um die Details zu klären.
Im Verlauf des Gesprächs habe ihr Mitarbeiter registriert, dass die Veranstalter einer Organisation aus der politisch ganz rechten Ecke angehören und ihnen daraufhin noch im Gespräch den Termin aufgekündigt. Damit sei der Saal praktisch wieder frei und das Thema erledigt gewesen. Doch das Gegenteil geschah.
Anstatt entspannt dem Samstag mit einer avisierten chinesischen Reisegruppe entgegenzusehen und für die Bewirtung der sonstigen Gäste zu sorgen, sorgt sich die Wirtin jetzt um das Wohl ihrer Mitarbeiter, ihrer Familie und dem des Hauses.
Denn längst zirkulierte im Netz die Einladung der Ludendorffer, die als Ort ihres geschlossenen Treffens weiterhin das Schießhaus in Dresden angaben. Erst durch das Nachfragen der Wochenzeitung Zeit habe sie von der ganzen Geschichte erfahren, erzählt Ute Stöhr. Dort habe sie sich erklärt und für den Fauxpas entschuldigt, doch stand sie da bereits am Internet-Pranger der „undogmatischen radikalen Antifa Dresden“.
Schließlich hatte vor rund einem Jahr der bei rechten Verschwörungstheoretikern äußerst beliebte Compact-Verlag ebenfalls im Schießhaus getagt. Dorthin war er ausgewichen, nachdem die Feldschlösschen-Brauerei ihm quasi in letzter Minute den Saal gekündigt hatte. In der Kürze der Zeit habe das Schießhaus versäumt, sich genau zu erkundigen, wer da konferiere und einen Beamer brauche, sagt die Wirtin. Auch habe sie damals keine der Publikationen gekannt, sagt Ute Stöhr, schließlich lehne sie die Gedanken von Pegida und Co von ganzem Herzen ab.
Denn seit die vermeintlich besorgten Bürger durch die Stadt ziehen, ziehe sich ein Graben durch ihren privaten Freundeskreis: Als die Gastronomin auf Facebook von ihrem Einsatz für Flüchtlinge im Umweltzentrum berichtete, erntete sie viel Spott und Häme. Als ihr minderjähriger Sohn dann noch voller Stolz ein arabisches Alphabet zeigte, das er gerade mit seinem neuem Freund lernte, richtete sich die virtuelle Wut sogar gegen das Kind.
Familie Stöhr wandte sich von falschen Freunden ab und spürte diesen Bruch schon bald bei den Besucherzahlen des Wirtshauses, als erste Gäste ausblieben, erzählt Ute Stöhr. Sie betreibt das Restaurant Schießhaus mit seinen 17 Mitarbeitern seit 20 Jahren und erwirtschaftet damit den Lebensunterhalt für etliche Familien, die eigene eingeschlossen.
Diese Existenz wird aber bedroht, wenn sie aus Angst vor Krawall und zum Schutz aller Beteiligten das Haus vorsichtshalber zusperrt, auf Einnahmen verzichtet und auch noch ums Image bei den Reiseveranstaltern kämpfen muss. Schließlich sei völlig ungewiss, wer alles dem Demoaufruf folge, linke wie rechte Radikale.
„Ich möchte weder meine Mitarbeiter gefährden noch die Reisegruppe aus China, die jetzt woanders speisen wird“, erklärt Ute Stöhr die Entscheidung der Familie. Denn nicht nur ihr privates Facebook-Profil kursierte plötzlich als potenzielle Angriffsfläche im Internet, sondern auch die Profile ihrer beiden Kinder. Damit sei eine Linie überschritten worden, sagt sie und verweist auf ihren Anwalt. Dem Samstag sieht sie mit Sorge entgegen.
Peinliche Selbstherrlichkeit
Eine verschissene E-Mail an die Frau hätte es auch getan, oder sind Gaststätteninhaber_innen grundsätzlich feinde, weil sie Kapitalist_innen sind?
Ganze DREI Artikel hat die SZ zu diesem Thema verfasst. Die sind vor Lachen nicht in den Schlaf gekommen, weil sie mal wieder die böse Antifa torpedieren konnten.
Und warum? Weil aktionsgeile Mauöheld_innen sich wohl kaum Gedanken über die Aktion machen. Da wird der Schwachsinn sogar 2 Tage später NACHGEHOLT frei nach dem Motto: "Jetzt sind die Flyer einmal gedruckt", oder wie?
Das hat mit Antifaschismus nix zu tun werte Genoss_innen, das ist einfach nur peinlich!