Sören Kohlhuber im Interview

Dieses Interview ist am Donnerstag, dem 01.09.2016, entstanden. Also vor Blockupy Berlin und vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern. Die Bilder wurden uns dankenswerterweise von Sören zur Verfügung gestellt. Sören Kohlhubers (facebook.com/soeren.kohlhuber) Aussagen werden logischerweise mit einem "Sören" gekennzeichnet, unsere mit einem "AKA". Das Interview führte Laura Stern.

 

AKA: So, dann erst mal die kurze Vorstellungsrunde: Wer bist du eigentlich?

 

Sören: Mein Name ist Sören Kohlhuber, ich bin irgendwas zwischen 20 und 50 und komme aus Berlin.

 

AKA: Wie bist du denn du in die ganze Sache mit dem linken Aktivismus reingeraten?

 

Sören: Puh, schwere Frage. Ich beantworte sie am besten einfach mit einem Zitat der NPD-Tarnseite "Nein zum Heim Oranienburg": "Sören Kohlhuber entspringt der linksextremistischen Hooliganszene und versucht sich mit einer antideutschen Hetze als freier Journalist durchzusetzen." Und in diese linksextremistische Hooliganszene kommt man bekanntlich über einen Mitgliedsantrag des Antifa e.V.. Also ist es wie bei anderen in der Pubertät - nur sie entschieden sich irgendwann für den Fußballverein und ich für den Antifa-Verein.

 

AKA: Absolut begriffsfest, die Nein-zum-Heimer. Der Fußball kommt bei dir ja auch immer wieder durch. Wie und wann hat sich das mit der Fotografie entwickelt? War die schon immer da oder hat sich das natürlich entwickelt?

 

Sören: Da hat sich eigentlich nichts entwickelt. Es war irgendwann (laut Flickr 2011) die Notwendigkeit da, dass man den Neonazis die Linse vor die Nase hält und ab dann war ich da nicht wegzubekommen.

 

AKA: Macht dir diese Tätigkeit denn Spaß? Demos sind ja oft sehr anstrengend, dass nimmt sich für Teilnehmer*innen und (Foto)Journalist*innen nicht viel.

 

Sören: Würde es nicht Spaß machen, würde ich das vermutlich nicht machen. Es ist interessant aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Taktiken und wenn man sieht, wie Antifaschisten in eine polizeiliche Falle laufen, da sie wie ein Herdentier agieren, sind Momente, die dann auf zynische Art und Weise Spaß bringen. Ansonsten hat man die letzten anderthalb Jahre kaum Spaß auf solchen Veranstaltungen. Eher ist es so, dass man gelangweilt wird von der Aggression und ständigen Beleidigung durch Neonazis und anderer Rechte. Du musst zwar aufpassen, dass du nicht angegriffen wirst, aber an sich sind es immer die selben dümmlichen Beleidigungen. Wobei man sagen muss, dass die klassischen Neonazis da kreativer und persönlicher sind.

 

AKA: Das mit den Beleidigungen kenne wir von unserer Seite auch. Wenn wir da jedes mal nen Euro für "Inzestkinder", "ungewaschen" oder "wohnt noch bei Mutti" bekämen - halleluja! Analysierst du denn die Taktiken schon während einer Demo?

 

Sören: Jap. Man sieht ja bereits: wo sind die Beamten wie aufgestellt, was haben sie an Menschenmaterial und schwerem Gerät am Start und man analysiert ähnlich wie SKBs vom Staatsschutz, was hat die Gegenseite heute an Potential mitgebracht. Anschließend sieht man sich an, was sie wo wie versuchen, wie viel man ihnen zugetraut hätte und was am Ende bei rumkam. Man kann z.B. nicht kritisieren, dass es keine Blockaden gab, wenn die einzigen auf der Straße unter 18-jährige 50 Kilo-leichte Menschen waren.

 

AKA: Du lobst und kritisierst in deinem Buch und auf deiner Seite in den Kurzberichten zu den Demos klar und deutlich die einzelnen Veranstaltungen. Zum Beipiel zuletzt bei BNF3007. Hat sich da über die Jahre etwas an den Demos geändert? Twitter hat ja die Kommunikation komplett übernommen.

 

Sören: Da hat sich eine Menge geändert und man könnte dazu vermutlich ein Buch schreiben (was ich nicht mache, weil ich zu faul bin). Die Frage ist, wie breit soll ich nun mit meiner Kritik gehen? Es hat damit was zu tun, dass man zwar singt "unser Herz für die Sache" oder "ich wurde so geboren" und mit seinem tollen FCK NZS-Nicki rumrennt - aber Antifaschismus ist mehr als ein reiner Event- und Popkulturdreck. Es ist ein Kampf und im Gegensatz zu vor 5-10 Jahren gibt es immer weniger Kämpfer. Lieber kommt so ein Scheiß wie "Nazis wegglitzern" oder "Einhorn-Antifa", eine Verkitschung und Romantisierung eines Teilbereichs der linken Bewegung, der tödlich sein kann, mindestens aber auch mal für flinke Beine oder gebrochene Nasen sorgt. Zumindest war das mal so.

 

Wenn ich mir heute ansehe, was für Menschen auf der Straße unterwegs sind, sehe ich viel unorganisiertes, unverbindliches und unvorbereitetes. Man konzentriert sich darauf, was IL, Nazifrei-Bündnis X oder große Eventgruppen vorbereitet haben. Haben diese Strukturen mal nichts vorbereitet, stehen diejenigen, die heute auf "Antifa" tun, dumm rum. Der autonome Antifaschismus, der unabhängig von Strukturen in Kleingruppen agiert, ist heute tot. Nun können Polizeikräfte und SKBs genau gucken, wo trifft sich die kritische Masse, denn es gibt öffentliche Vorabtreffpunkte oder markante Fahnen/Regenschirme. Das spart Kraft und Zeit für die Beamten, denn sie wissen genau, wo sie ihre minimalen Kräfte hinbringen müssen.

 

Vor 5-10 Jahren waren im Umfeld von rechten Demonstrationen überall Kleingruppen unterwegs. Da wurden auch Materialien sinnvoll genutzt. Heute nutzt niemand Materialen und wenn doch, dann legt man einfach eine Warnbarke aus Plastik auf die Straße und das wars.

 

AKA: Woran liegt das deiner Meinung nach? Wieso ist diese autonome Struktur kaputt?

 

Sören: Der Hauptgrund ist, dass man mit dem Erfolg von Dresden die Arbeit des "Aufmarschverhinderns" an bürgerliche Gruppen abgegeben hat. Überall entstanden diese "Nazifrei"-Geschichten und man versuchte, den kurzfristigen Erfolg der Sitzblockaden zu nutzen. Das Problem daraus war eine Deradikalisierung der Antifaschisten, durch ihre eigene Suche nach Bündnissen mit Kirche, Parteien, Gewerkschaften und Verwaltung. Gleichzeitig verließen sie sich darauf, dass nach dem Aufstand der Anständigen und Dresden 2011 nun endlich die bürgerliche Mitte aufgewacht ist. Das Thema "Kampf gegen Nazis"wurde ihnen überlassen und seit 2011 kann man beobachten, wie bundesweit Antifagruppen ausstarben, an Bedeutung verloren sowohl in die Gesellschaft, wie auch in die linke Bewegung hinein.

 

Gleichzeitig bekamen die Antifaschisten Druck aus dem eigenen Rückenbereich. Konferenzen, die feststellten, dass es mehr geben muss als Antifaschismus, dass man jetzt faktisch dem Kapitalismus den Todesstoß geben kann und sollte (es war ja auch die Zeit der Finanzkrise) sind ebenfalls fehlerhafte Analysen gewesen. Dazu kommen intern-lähmende Debatten. In den letzten Jahren beobachte ich, wie pathologisch das, was man als Szenepolizei diffarmieren kann, eine Machtposition bekommt, in der Akteure aus Appeasment und Angst vor innerlinker Repression nicht befreit agieren können. Allerdings würde das jetzt zu weit führen und vermutlich würde ich mich aufgrund meines biologischen Backrounds in einen Shitstörmchen manövrieren, wenn ich da jetzt weitermache xD

 

AKA: Die Frage hatten wir so ähnlich auch auf dem Zettel. Du stellst dich ja ziemlich prominent in die Öffentlichkeit (z.B. beim sehenswerten leftvision-Video zum Thema Demos) und hälst dich - wie hier zu lesen - mit Kritik nicht gänzlich zurück. Bekommst du da viel Gegenwind?

 

Sören: Bisher nicht, aber mir ist bewusst, dass Kritik innerhalb der linken Bewegung gar nicht gern gesehen ist bzw. als persönlich betrachtet wird.

Bei den Lesungen habe ich bisher die Kritiken ebenfalls so ausgebracht, manchmal auch härter wie in Greifswald, und man hat mir eher zugestimmt. Aber darum geht es nicht, um Zustimmung und Gegenwind, sondern darum, dass die vielen tausenden Linken draußen mal langsam raffen, was wir heute in der Gesellschaft vorfinden. Wir haben eine Volkspartei, die protofaschistisch ist, und eine faschistische Bewegung, die an die Zeiten der 1990er Jahre erinnert.

 

AKA: Die AfD ist tatsächlich ein großes Problem. Sie hat klar faschistische Personen wie Höcke in den Führungspositionen und bestimmt die politische Großraumlage. Im Moment gibt es vereinfacht gesagt nur zwei politische Bereiche: die Neue Rechte mit der AfD, Compact, Pegida, Kopp, Kubitschek, IB usw - und die Gegenarbeit. Ein eigenständiger linker Entwurf ist in der öffentlichen Debatte nicht zu finden. Da hilft ja eigentlich nur ne Doppelstrategie: Aufklärung und Gegenarbeit sowie eine Alternative bieten. Deine Meinung dazu?

 

Sören: Klar müssen Alternativen aufgezeigt werden, doch das macht man nicht abgeschlossen in der Blase, in der sich aber die Mehrheit der radikalen Linken befindet. Sieht man sich die Debatten der radikalen Linken mit sich selber an, fragt man sich - wo soll man als normale Kartoffel den Anschluß finden bzw. WILL die radikale Linke dies überhaupt? Ich behaupte nein. Es geht darum, eine moralisch einwandfreie Position einzunehmen und von dort schön Urdeutsch an der Gesellscahft rumzumäkeln. Offene linke Arbeit findet maximal in Jugendklubs statt, wo Linke als Sozialarbeiter stattfinden, aber nicht in den linken Hausprojekten Neuköllns oder im Wedding.

 

Man macht sich unglaubwürdig, wenn man das Problem von sexistischen Flüchtlingen auf linken Partys totschweigt und Flüchtlinge victimisiert. Man macht sich unglaubwürdig, wenn man vom gesellschaftlichen Kampf schwafelt, aber dann die Türen für Otto und Ronny verschlossen hält, weil dieser sein homophobes, sexistisches oder teilweise patriotisches Redeverhalten noch gar nicht reflektiert hat - was im übrigen auch nicht der Fall gewesen sein kann, denn er ist vielleicht nicht im linksalternativen Milieu oder der gutbürgerlichen Akademikerfamilie aufgewachsen. Nur wenige Linke arbeiten mit migrantischen Jugendkids zusammen, die Probleme im Kiez erkennen, aber ihn eben nicht politik- oder sozialwissenschaftlich herausbringen können. PTK hat eben ein solches Problem erkannt und wegen einer homophoben Stelle wurde er abgestraft, sowie sein Umfeld als nicht-links gebrandmarkt. Auch hört man immer wieder aus intelektuellen Linken Kreisen, dass eben man die Leute nicht abholen muss, wo sie stehen, sondern Schutzräume braucht. Sprich: Man schottet sich ab und wundert sich über geringe Rekrutierungen und die fehlende gesellschaftliche Relevanz, was einige nicht stört, denn ihren Lebenssinn holen sie aus der "Szenerelevanz" durch Blogs, die sich fast ausschließlich mit unzulänglichkeiten innerhalb der linken Szene beschäftigen.

 

So, wie sich Protagonisten in der linken Szene wichtig nehmen, in ihrer Blase umherblubbern und von der Gesellschaft distanzieren (Drecksnest-Kampagnen, die Kampfansage an reaktionäre Rackets, der fehlende sozialpädagogische Ansatz) sind sie keine Alternative, können und wollen sie auch keine sein. Eine alternative zur AfD kann man nur parlamentarisch hinbekommen. Und wenn ich so gucke, was Linke und SPD anbieten, gruselt es mir. Die Grünen pendeln je nach Landesverband mal hin und her.

 

AKA: Wobei du weiter oben auch gegen die Einhornaktion gestänkert hast. Aber das Problem ist klar: Um einer breiter werdenden Front mit sehr stark faschistoiden Einschlägen zu begegnen, muss sich auch unser Spektrum bewegen und breiter werden.

 

Sören: Das eine betrifft Aktionsformen, das andere den politischen Alltag.

 

AKA: Wie siehst du in diesem Zusammenhang eigentlich die Polizei? Aus unserer Erfahrung und Beobachtung ist sie institutionell eher rechtslastig und geht gegen Linke eher und härter vor. Wie ist dein Verhältnis? Bei PM Cheung haben sie ja den Computer inklusive Festplatten beschlagnahmt.

 

Sören: Puh Jetzt mach ich mir sicher keine Freunde xD Ich sehe das differenziert. Viele sehen die Polizei als eine homogene Masse, die mit Faschisten gemeinsame Sache machen. Man erfreut sich dann und keift rum, wenn die Fälle kommen, dass Neonazis und Cops tatsächlich gemeinsame Sache machen. Aber genauso wie es rechte Bullen gibt, gibt es auch Linke. In der Linkspartei gibt es etliche Beamte und mir sind ebenfalls Fälle bekannt, bei denen Polizeibeamte sich entsprechend politisch geäußert haben. Seit dem Aufkommen der Pegida-Märsche habe ich viele Gespräche mit Beamten führen können und weiß nun im Einsatz genau, wer ein Idiot ist und wer korrekt ist.

 

Was ich natürlich Schwachsinn finde ist, wenn man "ACAB"-rufend durch die Straßen zieht und dann sich derjenige, der da beleidigt wird wehrt und man anschließend ruft "Ich habe Repression erfahren". Da fehlt mir dann auch stückweit die Empathie. Radikale Linke sehen Polizeistrukturen als feindlich an (was ok ist) und wundert sich dann, wenn eben diese sich gegen Linke stellt? Warum sollte der Feind sich auf "unsere" Seite stellen? Die Gewalt von rechts zeichnet sich nicht gerade als Gewalt gegen Polbeamte aus. Dazu gibt es etliche andere Erklärungen, aber es reicht einfach, wenn wir mal realistisch hinterfragen, was wollen wir, was machen wir, was ist die Folge daraus?!

 

Die HD bei PM Cheung kann/will ich nicht viel sagen, da es für mich eher damit zu tun hat, dass die Cops nicht repressiv vorgehen wollten, sondern die Pressefreiheit mit Füßen treten - unabhängig ob man als "links" gelesen wird oder bei Stino-Medien arbeitet.

 

AKA: In deinem ersten Buch schreibst du des öfteren von Polizei, die entweder die Pressefreiheit missachtet, selbst verletzt oder bei Angriffen auf Pressevertreter nicht eingreift. Hat sich da im Laufe der Jahre etwas geändert oder war das schon immer so?

 

Sören: Schwierige Frage. Ich denke, dass ist gleich geblieben, aber das müssten eventuell diejenigen beantworten, die das vielleicht seit 10 Jahren oder länger machen.

 

AKA: Verstehe. Wie ist es denn, die Faschos die ganze Zeit zu begleiten? Du hast vorhin von einem teilweise fehlendem Spaß berichtet. Ernüchtert das nicht auf Dauer?

 

Sören: Mh. Schwierig. Es ernüchtert, wenn du jede Woche die gleichen Gesichter siehst und sich nichts ändert. Aber jede Routenänderung kann schon Abwechslung bringen und die Spannung, ob diesmal eine Blockade geschieht oder sonst was.

 

AKA: Das spielt ja zum Teil auf Bärgida an. Was macht denn eigentlich dein "Gegenfotograf" Böhlke so? Der versucht sich inzwischen ja auch landesweit als Anti-Antifafotograf.

 

Sören: Keine Ahnung. Vielleicht sammelt er noch Unterschriften von Toten für die kommenden Wahlen. Ich beschäftige mich immer nur in Intervallen mit bestimmten Protagonisten der rechten Szene. Man sollte ihnen nicht die dauerhafte individuelle Aufmerksamkeit schenken. Ab und zu mal sticheln und lächerlich machen ist aber ok.

 

AKA: Was sind denn für dich Nazi Hot Spots? Bundesweit gesehen. Bei der ZECKO waren Dresden, Dortmund und Berlin als nazifreundlichste Stadt nominiert.

 

Sören: Schwierig. Was bringt diese Kategorisierung? Dann echauffieren wir uns über diese Städte, die Stadtverwaltung, die Linken und dann? Ich war letztes Jahr in der Lausitz und Lübben oder Lübbenau sind nicht viel geiler. Wernigerode fand ich auch übel. Was ist mit den vielen sächsischen Provinzen? Wie sieht es aus mit Stendal? Oder wenn man mein Buch anguckt, Mecklenburg-Vorpommern? Wenn ich mir ansehe, dass in Jena Fackelmärsche am 20.04., 17.07 und 09.11 oder in Rudolstadt vor einer Asylunterkunft genehmigt werden - weiß ich nicht, ob Berlin tatsächlich schlimmer sein soll. Die Frage ist also - was ist der Maßstab?

 

AKA: Klar. Die ländlichen Räume sind mit ganz anderen Problemen konfrontiert als z.B. die Flora. Wenn in MeckPomm 80 Prozent der Klasse sich selbst als Rechts oder Fascho bezeichnen, ist es ne ganz andere Sache. Du bringst ja jetzt gerade dein zweites Buch auf den Markt. Darin wirst du dich mehr mit Nazistrukturen beschäftigen als im ersten Buch. Wie genau haben wir uns das vorzustellen?

 

Sören: Naja, man sollte nun kein Recherchebuch erwarten. Aber es gibt ein wenig mehr Namedropping im Buch als im Vorgänger. Sofern vorhanden erkläre ich wer die Organisatoren der verschiedenen Aufmärsche sind und erzähl halt auch mal was über die Backgrounds der lokalen rechten Szene (sofern ich da eine gewisse Ahnung von habe). Das ist meist nur in Berlin/Brandenburg so, da ich mich nicht dazu berufen fühle zu erklären, wer die Player in MV, TH usw sind. Der Fokus bleibt beim Erzählen der Erlebnisse.

 

AKA: Wie nimmst du die Veränderung der rechten Demos wahr? Von den "Nein zum Heim"-Tarndemos der NPD sind wir ja in Berlin zu eher weniger größeren Demos gekommen - von den WfD/Pro Deutschland-Demos am Hauptbahnhof mal abgesehen. Dafür melden die Kleinstparteien und -gruppierungen kurzfristig Minidemos an. Gerne auch mal zwei oder drei in der Woche und draußen.

 

Sören: Mit Beginn des Herbstes 2014 hat sich da was geändert, was im Herbst 2015 den Zenit erreich hat. Diese "Bürgerdemonstrationen" bzw. Spaziergänge. Was man für Berlin feststellen kann ist, dass die Rechten selbst in Marzahn-Hellersdorf oder Hohenschönhausen irgenwann abbauen. Es ist immer ein krasser Anfang und baut dann ab. So sieht man es auch in Brandenburg. Betrachtet man Rathenow oder Potsdam werden die Zahlen der ersten Märsche kaum noch mal erreicht. In anderen Orten Brandenburgs hält es sich stabil bei 1-300 Teilnehmern. Im Süden sieht das nochmal anders aus, da die dort auf monatliche Märsche gesetzt haben, was offensichtlich außerhalb von Dresden die einzige Chance ist vierstellig zu marschieren. Die WfD-Demos aber funktionieren auch nur durch die Breite an Mobilisierung. Aus jedem Teil der rechten Szene kommt was: von rassistischer Bürger über IB bis zum Dritten Weg. Beim letzten Mal sah man Neonazis aus sämtlichen Bundesländern. Die anderen "Nein-zum-Heim"-Geschichten waren halt immer regional und daher nicht so langlebig, da die Unterstützung von außen fehlte.

 

AKA: Zur letzten WfD-Demo gabs einen interessanten Artikel vom RBB (müsste noch mal nachschauen). Dessen Kernthese war, dass die Rechten eigentlich gar nicht mehr so stark laufen müssen. Die AfD zieht eh in jeden Landtag ein. Was dann auch der Grund wäre, warum die besorgten Fremdenfeinde nicht mehr so zahlreich kämen und wir wieder die klassischen Faschos zu Gesicht bekommen.

 

Sören: Die These sehe ich genauso. Das Volk braucht nicht mehr wütend mit dem Füßen aufstampfen, denn es setzt "denen da oben" die AfD mit 20-25 % im Osten und 10-15 % im Westen einfach direkt vor die Nase. Die Erregtheit des rechten Pöbels findet nun eine andere Kanalisierung. Waren es im Herbst 2015 die Aufmärsche, so sind es jetzt die Wahlurnen. Sie sehen nun, dass ihr Handeln auch eine Wirkung hat. Z.B. durch die Wahl der AfD dreht man von Links bis CSU durch und geht auf die Forderungen des Volkes ein. Das liegt aber auch daran, dass von Links kein stabiler Move kommt. Zum Beispiel mal über den Schatten springen und Merkel den Rücken zu stärken. Das kann man auch als Linker. Ob daher mehr klassische Neonazis kommen liegt immer noch an der jeweiligen Region, der Orga und dem Thema.

 

AKA: In Berlin war das ganz gut zu sehen. Bei der AfD letztes Jahr und der ersten WfD-Demo gab es tatsächlich viele Besorgtis. Am 30.07. kann die Demo dagegen ohne Umschweife als Faschoaufmarsch bezeichnet werden. So, dann zum Abschluss noch ein paar kurze Fragen. Hast du ein paar Seitenempfehlungen für uns? Literaturtipps?

 

Sören: Uff. Ne. Ich lese so viel querbeet, dass ich da keine Favoriten habe. Eventuell sollten sich einige aber mal das "Tipps & Tricks für Antifas" wieder ansehen oder wer hat "23 Jahre Autonome in Bewegung" zu Gemüt führen. Was ich noch vorhabe zu lesen ist “Proleten, Pöbel, Parasiten - Warum die Linken die Arbeiter verachten" von Christian Baron - das klingt recht viel versprechend. Ansonsten hilft immer ein Abo der Lotta, des AntifaInfoBlatt und eine Fördermitgliedschaft beim Apabiz, um regelmäßig über rechte Strukturen informiert zu sein.

 

AKA: Signal oder Threema?

 

Sören: Beides.

 

AKA: Riseup oder Systemli?

 

Sören: Beides nicht xD Inzwischen erfragt man ja Invite-Codes via Twitter. Gruselige Entwicklung. Letztens twittere jemand: "Hat mal wer Invite-Codes für mich". Früher wusste ich, wenn ich ne Anfrage von Riseup oder Systemli habe, kann ich dem auch trauen. Oder zumindest mehr als heute xD

 

AKA: Stimmt auch wieder. “Schreibt uns an, wir geben euch welche!!!!!!” Was läuft beim Sören für Musik?

 

Sören: Hahaha, puh... öhm... alles mögliche. Aktuell läuft Kontra K rauf und runter. Ansonsten hab ich aktuell aufm Handy Pendulum, K.I.Z., Feine Sahne Fischfilet, Caliban, One Step Ahead, Frida Gold, Zugezogen Maskulin, Beginner, Rihanna und Musik, die man nicht erwartet xD Eigentlich gibt es nichts, aber auch wirklich nichts, was ich nicht hören würde. Zumindest schließe ich keine Genres aus, nur innerhalb der jeweiligen Genres einzelne Interpreten.

 

AKA: Lieblingseis?

 

Sören: xD Vanille. Ist auch die einzige Eissorte, die ich esse.

 

AKA: Und wer wird Meister?

 

Sören: Im Curling?

 

AKA: Nicht so mein Sport. Fußball natürlich.

 

Sören: Ich bin kein Fan vom Fußball der ersten drei Ligen. Ich mag es lieber dörflich, wie beim linken Spektrum. Aber grundsätzlich würde ich jede Saison auf Bayern wetten.

 

AKA: Alles klar. Dann wärs das von meiner Seite aus.

 

Sören: Alles klar^^

 

 


 

 

Übersichtlicher und entspannter könnt ihr das Interview in dieser Notiz nachlesen: facebook.com/notes/antifa-kampfausbildung-ev/s%C3%B6ren-kohlhuber-im-interview/1157389794306848

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... für einen der meist nur Fotos macht...

von einem der sich von jeder (gegen)gewalt distanziert.

"Seit dem Aufkommen der Pegida-Märsche habe ich viele Gespräche mit Beamten führen können und weiß nun im Einsatz genau, wer ein Idiot ist und wer korrekt ist."

 

Schon mal davon gehört, dass mit Bullen nicht gesprochen wird? Aber dann sorg bitte dafür, dass ich von einem korrekten Bullen festgenommen werde.

Sören Kohlhuber, lol. Berfuflich Fotos machen ist also jetzt auch schon Qualifikation genug, um als Politberater der "Szene" auftreten zu dürfen.

PTK hat eben ein solches Problem erkannt und wegen einer homophoben Stelle wurde er abgestraft, sowie sein Umfeld als nicht-links gebrandmarkt. Auch hört man immer wieder aus intelektuellen Linken Kreisen, dass eben man die Leute nicht abholen muss, wo sie stehen, sondern Schutzräume braucht. Sprich: Man schottet sich ab und wundert sich über geringe Rekrutierungen und die fehlende gesellschaftliche Relevanz, was einige nicht stört, denn ihren Lebenssinn holen sie aus der "Szenerelevanz" durch Blogs, die sich fast ausschließlich mit unzulänglichkeiten innerhalb der linken Szene beschäftigen.

 

Manche schreiben auch Bücher, die sich ausschließlich mit "Unzulänglichkeiten innerhalb der linken Szene" bzw. rein szeneinternen Diskussionen befassen nur um Facebook-Freundschaften bzw. Party-Selfies mit vermeintlich linken Szenegrößen zu erhalten...

 

Ganz nebenbei gesagt wäre es schön Herrn Kohlhuber mal bei kiezorientierter Jugendarbeit zu sehen. Da ist er dann nämlich nicht, der Herr Kohlhuber, weil er lieber in Jena bei der innerlinken Werkstatt-Woche oder beim Resist to Exist Fotos macht.

 

In Bezug auf PTK oder Arbeit mit vermeintlich "nicht-durchreflektierten" Menschen gilt immer noch, dass natürlich nicht jede*r von Anfang an alle Szene-Kodes und -Verhaltensmuster beherrschen muss. ABER in der gemeinsamen Arbeit muss ein Prozess der Abwendung von diskriminierenden Denkmuster erkennbar sein. Das ist bei PTK nicht der Fall, denn obwohl er mehrfach auf den Text angesprochen wurde, spielt er ihn nach wie vor und zeigt keine Einsicht. Ist ja nur ein Nebenwiderspruch, diese Homophobie, nach der Revolution ist die bestimmt abgeschafft. Ergo einer grundsätzlichen Zusammenarbeit mit Personen, die beispielsweise homophobe Ansichten haben, steht nichts im Wege, wenn sie bereit sind, das im Laufe der Zeit zu durchdenken. Sollten sie das nicht tun, bleiben sie offenbar homophobe Idioten, die offensichtlich nicht genügend Anknüpfungspunkte von der Idee einer befreiten Gesellschaft (ohne die ganzen -ismen) haben.

Jetzt ist es soweit, die Smileys sind in den Linksunten-Kommentarüberschriften angekommen. Was du zu PTK schreibst ist Humbug, er hat den Song sogar ganz neu gemacht. Und ist damit deutlich politischer als viele derer, die ihn kritisieren.

Ihr redet lieber über mein Vokabular, anstatt über das Problem, mach ich den Scheiße hier halt nochmal, weil sich nur was ändern wird, wenns keine Nachfrage mehr gibt, ich will das Kreuzberg meiner Eltern aus den 80ern zurrück, ...

Kritik an der Line ist nicht verkehrt, aber die Gewichtung die das ganze bei einigen hat ist doch etwas verwunderlich. Und Sören... der Twitteraccount spricht für sich.

der kommentar demonstriert ganz gut, wie leichtfertig ausschlüsse mittlerweile in der szene gefordert und nachgeplappert werden, ohne dass diese aktiv betriebene ausgrenzung irgendwelche folgen hätte.  dass die linke dabei doppelte standards ansetzt (im zuge der lohnarbeit wird sich gerne verbogen, darüber spricht nur niemand aber andererseits werden menschen wegen einmaligem verstoß gegen die etikette auf ewig zum teufel gejagt) ist so bigott, wie der umstand, dass eine anklage gegen jemanden in zeiten des internets nicht mal mehr ein mindestmaß an auseinandersetzung und kenntnis voraus setzt.

 

 

  1. mit anderen worten: ptk hat eingesehen, dass die line missverstanden wurde und sich von eine homofeindlichen intention distanziert. andere informieren sich nicht im mindesten und rufen uber jahre dazu auf menschen aus sozialen und politischen zusammenhängen auszuschließen - haben aber weder ausgrenzung zu fürchten, noch müssen sie sich irgendwann von ihrer hetze distanzieren.

Lieber PTK als irgendeiner von diesen privilegierten Szene-Sprachpolizisten.

Habt ihr euch jemals mit PTK unterhalten? Er spielt die homophobe Zeile nach wie vor auf seinen Gigs, macht sich über Kritik lustig und wenn an ihn persönlich und nett anspricht, wird man noch als "F***e" diffarmiert. Nicht-Szene Menschen dürfen keinesfalls wegen der Nichteinhaltung von Szene-Codes ausgeschlossen werden. Aber ihr müsst euch trotzdem mit den Menschen unterhalten und auseinandersetzen, auch mal über die dann "unangenehmen" Themen sprechen und nicht noch unkommentiert solche Zeilen auf der Solikonzert-Bühne laufen lassen. Bei rassistischen Sprüchen und Liedzeilen ist es Standard, sofort eine Grenze zu ziehen. Bei Sexismus und Homophobie sollen die Betroffenen dann schön die Fresse halten, um die Künstler nicht zu diffarmieren?

Wir reden seit Jahren/Jahrzehnten über die unangenehmen Themen in der Szene. KeineR arbeitet mehr radikal nach außen in die Gesellschaft. Radikalität wird meist nur noch nach innen praktiziert und man hat das Gefühl ein neuer idealer linker Mensch soll geformt werden. Teilweise nimmt das sogar Züge von Sekten an, die Methoden sind wissenschaftlich betrachtet oftmals die Selben die hier innerhalb der Bewegung praktiziert werden. Solange wir nicht beginnen auf alles innerhalb unserer Bewegung einzudreschen was Fehler begeht, solange wird niemand mehr Lust haben sich der Sache anzuschließen.

Ist das dein Männlichkeits-Ego, was hier getroffen wird? Niemand hat gesagt, dass Leute ausgeschlossen und verprellt werden sollen. Wer homophobe Sachen sagt, wird darauf angesprochen. Wer danach monatelang weiter homophobe Sachen sagt, wird halt nicht mehr als Sänger auf ne Bühne gestellt. Wo ist das Problem?

Die meisten, die hier schreiben, sind ebenso wie PTK nicht mal stadtpolitisch aktiv und haben sich Null mit Jugendarbeit auseinandergesetzt. Wenn sie das hätten, dann wäre klar, dass so eine Form von Akzeptanz und Wegschauen schon in den 90ern in die Hose ging. Jugendliche, die wirklich Bock haben aktiv zu werden und mit linken Ideen sympathisieren, zünden nicht nur nen Bengalo auf der nächsten PTK-Party. Die müssen nicht alle mit Samthandschuhen angefasst werden, problematische Aussagen von ihnen müssen such nicht ignoriert werden. Die meisten, die zu uns finden, wollen Aktionen planen, weil sie die Zustände ankotzen, sie vernetzen sich mit Gleichgesinnten und sind zumeist offener als ihr denkt für Ansagen, dass der Mackerscheiß auch stecken gelassen werden kann.

Dieses studentische in Kneipen rumhängen und Einhörner malen ist genauso dumm wie Standards aufweichen, um noch mehr Mackerfreunde in die Szene zu holen, die dann zumeist auf Solipartys am Tresen aktiv sind oder sich die Ärsche auf irrelevanten Treffen breit sitzen.

Geht mal raus und sprecht mit den Menschen in euren Kiezen. Viele finden euch cool, wenn ihr was mit denen zusammen macht, wenn ihr sie z.B. im Kampf gegen ihre Zwangsräumung unterstützt, und nicht wenn ihr denen PTK oder KIZ anhört.

gleiche erfahrung.

so ein interview hinterlässt macht doch einen peinlichen eindruck... ist Antifa jetzt ein Ego-Trip von "szenekundigen Twitter-Journalisten"? Oh, Mann...

 Das liegt aber auch daran, dass von Links kein stabiler Move kommt. Zum Beispiel mal über den Schatten springen und Merkel den Rücken zu stärken.

und

Die Taktiken und wenn man sieht, wie Antifaschisten in eine polizeiliche Falle laufen, da sie wie ein Herdentier agieren, sind Momente, die dann auf zynische Art und Weise Spaß bringen.

 

Schön, dass du uns hier nochmal deine überhebliche Art und dein unpolitisches Dasein demonstriert hast. Und nun plauder weiter mit den nicht ganz so unfreundlichen Hundertschaften oder begrüße ihre Anwesenheit auf Twitter.

Was für ein scheiß, das Interview ist warum und für was? Nichts gegen die Bilder von Sören (dabei sollte er bleiben), aber sich über eine Selbstdarsteller Gruppe interviewen zu lassen und als "Kenner" antifaschistischen Angriffs darzustellen  lassen, ist ein schlechter Witz.

Diese Antifa Gruppe veröffentlicht es auch noch, von jenem Sören der mit Bullen spricht.

 

Die Antifa Gruppe gehört doch auch nur zum Block von AntifaInfoB und Flecks, der sich nebenbei mal 13.000 Follower kaufte. Oder der (ich glaube) arabische Raum hat Interesse für ein grünes Tempelhofer Feld.

Kam von AntifaInfoB mal was zu den Vorwürfen?

Nein, machen einfach weiter, als ob nie was war.

So funktioniert keine Antifa!

 

PTK hat es mit Teil 2 gerade gestellt und gut ist, warum diskutieren wenn es berichtigt wurde?