Nach der gewaltsamen Räumung von drei besetzten Häusern in der nordgriechischen Stadt Thessaloniki haben gestern Nachmittag mehrere Menschen aus dem Umfeld des Internationalistischen Zentrums ein Parteibüro der Linken als „Akt transnationaler Solidarität“ in der Dresdner Neustadt besetzt. Am frühen Mittwochmorgen hatte die griechische Polizei die von Geflüchteten und solidarischen Menschen gemeinsam genutzten Häuser geräumt und dabei mindestens 85 Menschen vorläufig festgenommen.
Als Reaktion darauf hatten Anarchistinnen und Anarchisten wenige Stunden später die Zentrale der regierenden SYRIZA-Partei besetzt und die Freilassung aller Festgenommenen sowie eine Rückkehrmöglichkeit in die Häuser gefordert. Am gleichen Tag hatte die Polizei nach Darstellung von „borderline-europe“ auch den Hafen von Piräus und ein soziales Zentrum auf Lesbos geräumt.
Angesichts der katastrophalen Lage für geflüchtete Menschen in Griechenland waren die Räumlichkeiten der drei Hausprojekte „Hurriya“, „Orfanotrofeio“ und „Nikis“ zur Unterstützung bei der Verteilung von Kleidung oder Medikamenten geschaffen worden. Gleichzeitig dienten sie auch als Ort der politischen Organisierung mit dem Ziel, nicht nur gemeinsame politische Perspektiven und Kämpfe zu entwickeln, sondern Migrantinnen und Migranten darüber hinaus die Möglichkeit zu geben, sicht- und hörbar zu werden. Während SYRIZA in einer eigenen Stellungnahme diese Form der Kriminalisierung von Solidaritätsinitiativen als nicht mit den Grundsätzen und Werten der Partei vereinbar bezeichnete, kritisierte das Netzwerk „Beyond Europe“ das Vorgehen als Schlag gegen selbstbestimmtes Handeln.
Die von der FAU unterstützte Besetzung der Räume am Martin-Luther-Platz hat das Ziel, damit den Druck auf die griechische Schwesterpartei zu erhöhen. Zugleich riefen die Besetzerinnen und Besetzer „Freund*innen und Genoss*innen dazu auf, auch in anderen Städten die Büros der LINKEN zu besetzen“.
Neben der Forderung nach einer Bereitstellung von Ersatzobjekten und der Freilassung aller im Zuge der Räumung inhaftierten Menschen appellierten sie an SYRIZA, künftig auf weitere Räumungen zu verzichten.
Erst Mitte Juli hatten sich mehr als 2.000 Menschen auf dem „No Border Camp“ in Thessaloniki getroffen (Fotos), um über eine gemeinsame globale Perspektive zu diskutieren. Während des Camps kam es zu einer Reihe von Aktionen, die auf die prekäre Lage von nach Europa geflüchteten Menschen aufmerksam machen sollten. Bei einer dieser Aktionen war eines der am Mittwoch geräumten Häuser besetzt worden.
Wie bitte?
Selbstorganisierung und Widerstand aufs Transpi, aber Appelle an die Herrschenden richten?
Syriza ist die letzte Scheiße und verantwortlich für das, was passiert ist. Seid ihr wirklich so blöd und glaubt ihr es, wenn Syriza sich von den Räumungen distanziert? Anscheinend, sonst würdet ihr diesen Bullshit ja nicht reproduzieren.
Überdenkt das mal! Zumals die "Schwesterpartei", diese Linke, schon näher an der AfD ist als Merkel.
RE:Wie bitte?
Coole Aktion.
Sich transnationale Beziehungen und Abhängigkeiten von Partei(politiker_innen) zu nutze zu machen finde ich nicht blöd. Das heißt ja nicht, dass mensch sich deren Positionen oder Politiktheorie wie Praxis zu eigen macht.
Die Linie die Partei die Linke inhaltlich mit der AfD und der Merkel-Fraktion der CDU zu setzen, müsstest du ausführen insofern du inhaltliche Bezüge dazu erwartest. Das sprengt aber wohl auch den hiesigen Rahmen