Wir kriegen nur wofür wir kämpfen! Sozialpartnerschaft Klassenkampf: Organisiert euch in Stadtteil, Bildung und Betrieb!1. Mai, Kampftag der Arbeiter_innenbewegung?
Am 1. Mai 1886 streikten hunderttausende Arbeiter_innen in den Vereinigten Staaten gegen den 12-Stunden Tag und für die Begrenzung der Arbeitszeit auf höchstens 8 Stunden. Der Streik wurde wenige Tage darauf gewaltsam und unter hohen Opfern unter den Streikenden durch die Staatsmacht niedergeschossen. Wichtige Beteiligte wurden hingerichtet.
Das blutige Massaker an den Arbeiter_innen ging als “Haymarket Riot” in
die Geschichte ein und zum Gedenken an die Opfer wurde der 1. Mai als
internationaler „Kampftag der Arbeiter_innenbewegung“ ausgerufen.
Heute ist der 1. Mai bundesweiter Feiertag und jedes Jahr rufen die DGB[1] Gewerkschaften traditionell zu ihren, jährlich kleiner werdenden, Demonstrationen und Kundgebungen auf. Am Tag selbst dürfen dann Verdi-Funktionär_innen davon schwadronieren,
dass ehrliche Arbeit sich doch endlich wieder lohnen müsse, dass “unser”
Wirtschaftsstandort aufgewertet werden müsse und die örtliche
DGB-Jugend fordert mal wieder mehr Ausbildungsplätze, denn die Jugend
brauche ja schließlich auch eine Zukunft.
Wenn man mag, kann man dann noch verschiedenen Monologen lauschen
darüber, wie wunderbar der soziale Frieden in unserer Bundesrepublik sei
und wie standhaft DGB und SPD die Rechte der Arbeit“nehmer“_innen
hochhalten würden.
Durch Sozialpartnerschaft zum guten Leben für alle?
Richtet man den Blick auf die Verhältnisse in Europa und auch in Deutschland, kommt man schnell zu dem Schluss, dass es mit den sogenannten Errungenschaften der “sozialen” Marktwirtschaft und dem Eintreten für die sozialen Rechte der Arbeiter_innen längst nicht so weit her ist, wie es uns die DGB-Funktionär_innen gerne weißmachen würde.
Der oft beschworene soziale Frieden bekommt in den Krisenländern wie
Griechenland immer mehr Risse und auch hier in Deutschland ist eine
wachsende Anzahl von Menschen durch Armut betroffen.
Der DGB mit seinen bezahlten Funktionär_innen, genau wie die mit ihm
traditionell verbundene SPD haben die auf einen sozialen Wandel
hoffenden Menschen innerhalb und außerhalb ihrer Organisation durch ihre
jahrzehntelange Verzichts- und Verratspolitik immer wieder enttäuscht.
Heute ist der DGB nichts weiter als ein schwerfälliger, bürokratischer
Apparat, der dafür sorgt, dass Arbeitskonflikte aller Art nicht am
sozialpartnerschaftlichen Prinzip rütteln, dass der soziale Frieden
zwischen Arbeiter_innen und Unternehmer_innen nicht angetastet wird und
dass bloß niemand es wagt, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu
gefährden.
Wie aber sollen echte Verbesserungen für die Arbeiter_innen und
Erwerbslosen erreicht werden, wenn nicht durch einen Kampf gegen die
Interessen der Unternehmen? Gegen die Standortinteressen und somit
letztendlich auch gegen die Interessen des Staates?
Als Beispiel für die arbeiter_innenfeindliche Politik des DGB kann in der jüngsten Vergangenheit der Umgang mit der Spartengewerkschaft GDL[2] dienen. Statt den streikenden Lokführer_innen und Bahnbegleiter_innen beizustehen in ihrem Kampf für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, unterstützte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann, das Tarifeinheitsgesetz der Großen Koalition[3]. Durch dieses Gesetz, welches 2015 in Kraft trat, darf bei einem Tarifkonflikte zwischen Gewerkschaften innerhalb eines Betriebes nur noch die mitgliederstärkere Gewerkschaft einen Tarifvertrag abschließen.
Dies ist ein massiver Angriff auf alle anderen Gewerkschaften,
mitgetragen von der Führungsetage des DGB, der kleinere und offensiver
handelnde Gewerkschaften wie die GDL oder auch die FAU[4] erheblich einschränkt.
Wir kriegen nur wofür wir kämpfen!
Gewerkschaft kann allerdings auch ganz anders aussehen.
Kämpferische und basisdemokratisch organisierte Gewerkschaften wie die IWW[5] oder die FAU gewinnen in Europa und Weltweit wieder mehr an Bedeutung. Die Mitglieder dieser Gewerkschaften organisieren sich, um ihre Lebens-
und Arbeitsumstände in der Gegenwart konkret zu verbessern, aber auch
mit dem Ziel für die Zukunft eine Welt mit einer basisdemokratischen
Wirtschaft aufzubauen. Sie haben erkannt, dass ein Wirtschaftssystem das
auf Konkurrenz statt auf Solidarität aufbaut, keine Zukunft haben kann.
Wir glauben dass dies ein richtiger Ansatz ist um es mit den Widrigkeiten des Kapitalismus aufzunehmen.
Ein gutes Leben für alle erreichen wir eben nicht, wenn wir im DGB mal
hier und mal dort für 2 Prozent mehr Gehalt streiken, sondern nur wenn
wir dem Lohnsystem und der Marktwirtschaft den direkten Kampf ansagen.
Es liegt allein in unserer Hand, wie die Gesellschaft von Morgen aussieht.
In diesem Sinne: Lasst die DGB Bürokrat_innen und Funktionär_innen links
liegen und organisiert euch in basisgewerkschaftlichen Initiativen, denn ein Angriff auf eine_n, ist immer auch ein Angriff auf uns alle!
Kommt am 01. Mai 2016 zur Demo und reiht euch in den antikapitalistischen Block ein!
(Start: 10:15 in Bochum am Bergbaumuseum)
Aktuelle Infos: agbo.blogsport.eu
“Unsere gemäßigten Forderungen sind – Wir wollen nur die Erde!” – James Connolly[6]
Fußnoten:
[1] Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist eine Dachorganisation von 8 Einzelgewerkschaften. Der DGB ist die größte gewerkschaftliche Organisation in Deutschland.
[2] Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer. Steht in Konkurrenz zur EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft), die DGB-Mitglied ist.
[3] 2010 verwarf das Bundesarbeitsgericht die gängige Praxis der Tarifeinheit innerhalb eines Betriebes, weil es kleine Gewerkschaften stark benachteiligte. Um ihre Vormachtstellung zu sichern forderte der DGB gemeinsam mit Arbeitgeberverbänden (BDA) schon damals ein “Tarifeinheitsgesetz” um diese Benachteiligung der kleinen Gewerkschaften wiederherzustellen. Diesen Machtkampf haben DGB und BDA 2015 gewonnen. (Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/tarifeinheit-gekippt-bun...)
[4] Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union. 1977
gegründete anarchosyndikalistische Gewerkschaftsföderation im
deutschsprachigen Raum. Das Hauptziel des Anarchosyndikalismus ist die
revolutionäre Überwindung des Staates und der kapitalistischen
Gesellschaft durch die unmittelbare Übernahme der Produktionsmittel in
gewerkschaftlicher Selbstorganisation
https://www.fau.org
[5] Industrial Workers of the World. 1905 in den USA gegründete internationale antikapitalistische Basisgewerkschaft für Arbeiter_Innen aller Branchen. https://www.wobblies.de
[6] Irischer Gewerkschafter (Industrial Workers of the World), Theoretiker und Revolutionär.
gefüselgedusel statt radikaler kritik
das ist mir ja etwas zu identitär. es liesst sich als könnte ich meine stimme oder meine kopf bei der fau abgeben, und dann kümmern die sich schon, weil die ja die tollste ideologie haben. wo bleibt da die radikale kritik? ich lese nur verschwörungstheorien, dass es das ziel des dgb / verdi sei, ihre karrieren zu machen. wenn mensch nur die guten menschen von iww ranliesse... . das ist personalifizierung statt politischer analyse. dabei ist in der tat der dgb kein hort des radikalen veränderungswillen und schon gar nicht der basisdemokratie. die alte maschine der immergleichen rituale mit trillerpfeifen, bratwurst-essen... nervt. es ist aber eben auch nicht so, dass alle im dgb gleich sind. da passieren durchaus mal spannende aktivitäten. ob das den dampfer dgb ändert, mensch weiß es nicht. aber wenn ihr aufrufer*innen das nicht wahrnehmen wollt, sondern plattitüden gegen alle loslasst, seid ihr doch sehr nahe im herrschenden beat einiger dgb-oberen.
bleibt die frage offen, warum machen soviel mehr menschen in gewerkschaften mit und nicht bei fau und iww? alle korrupt und dumm?
und, wo bleibt euer gesellschaftlicher veränderungswillen? in der mitgliedschaft in einer starken organisation? ist das dann antiautoritär?
Antiautoritär=/=Organisationsfeindlichkeit
Was soll denn an einer starken Organisation/Gewerkschaft mit revolutionärem Programm autoritär sein?
Organisationsfeindlichkeit und fehlende Verbindlichkeiten in der politischen Arbeit sind leider immer noch große Probleme der zeitgenössischen radikalen Linken.
Schöne Sache
Schöne Sache, dass im Ruhrgebiet am 1. Mai wieder etwas geht.
Es wird höchste Zeit, dass wir uns als Kommunist_Innen und Anarchist_Innen diesen Tag endlich wieder aneignen und die Deutungshoheit darüber nicht länger irgendwelchen Sozialdemokrat_Innen überlassen.