Sehr geehrte Damen und Herren der Presse, vielen Dank für ihre vielen Anfragen. Hier kurz und knapp, was wir zu sagen haben. Bitte verstehen Sie, wir sind ein kleiner Club und wir möchten keine Interviews geben. Bitte kommen Sie auch nicht einfach am Abend mit Kamerateams bei uns vorbei.
Der Artikel in der Badischen Zeitung
hätte ein Beitrag sein können über Integration von Flüchtlingen im
Nachtleben zu berichten. Stattdessen wurde er das, was er wurde unserer
Meinung nach. Ein reißerischer und polemischer Artikel von dem wir uns
in dieser Form distanzieren.
Anstatt minutiös jedes Fehlverhalten
von Flüchtlingen aufzulisten, hätte auch stehen können: "es kam zu
teilweise, heftigen Vorfällen o.ä." . So wird nur der Voyeurismus der
Stammtische und Rechtspopulisten bedient und ohne Rücksicht auf die
Opfer von sexueller Gewalt im Allgemeinen eine Retraumatisierung
billigend in Kauf genommen.
Anstatt erst an den Schluss des Artikels
zu setzen, dass im White Rabbit versucht wird Flüchtlinge im Nachtleben
besser zu integrieren, hätte dies als Möglichkeit oder Weg zu einem
möglichen Versuch der Integration durch Dialog auch an den Anfang
gestellt werden können. Unser Club wird gerne von Flüchtlingen
aufgesucht, da wir ihnen auch einen Schutz bieten vor dem
Alltagsrassismus bieten.
Vielleicht war der Artikel der BZ aber auch
ein Beitrag zur Debatte, um rassistische Türpolitik in Freiburg und
ganz Deutschland anzuprangern. Diese Diskussion ist bitter nötig.
Die Vorfälle im White Rabbit über mehrere Monate hinweg passieren
vermutlich so in jeder Großraumdisko in Deutschland an einem Wochenende
begangen von deutschen Mitbürgern. Niemand schreibt etwas darüber.
Stattdessen nährt der Artikel die Angst. Außerdem bezieht der Artikel in
der BZ sich auf eine Mail, die nie eine Pressemitteilung war (wir haben
Sie im Anhang beigefügt), sondern ein Aufruf an unsere Veranstalter und
uns bekannte Gruppen zur Hilfe, um uns bei gewissen Problemen zu
beraten und zu unterstützen. Die Gespräche werden in dieser Woche
fortgesetzt.
Dass die Praxis, dass keine Geflüchteten mehr in das
White Rabbit dürfen, die nur eine Aufenthaltsgestattung besitzen bereits
seit Mittwoch wieder außer Kraft ist und eigentlich nie ernsthaft
praktiziert wurde, wurde nicht nachgefragt. Man kann die Art und Weise,
wie das White Rabbit die Situation gehandelt hat, finden wie man will.
Wir wollten die Debatte nie im öffentlichen Raum führen.
Das
erklärte Ziel war nie Flüchtlinge vom Feiern abzuhalten, sondern mit
Ihnen einen Dialog zu starten und zu integrieren im Nachtleben, etwas
das deutsche Mitbürger in Bezug auf Sexismus auch oft nötig hätten. Wir
lernen bei unseren Gesprächen mit Flüchtlingen sehr viel und können
dadurch in entsprechenden Situationen anders handeln und Konflikte
besser entschärfen.
Wir mussten die Flüchtlinge kennenlernen und die
Flüchtlinge uns. Wir laden Flüchtlinge einmal die Woche ein, um uns
vorzustellen und welche Prinzipien wir haben. Prinzipien, die für alle
unsere Gäste gleichermaßen gelten. Die Flüchtlinge können uns fragen,
wenn Sie das Verhalten unserer anderen Gäste nicht verstehen. Es ist ein
Austausch, der hoffentlich beiden Seiten etwas bringt. Bisher war das
Feedback darauf sehr positiv. Darauf wollen wir aufbauen und unser
Konzept weiterentwickeln.
Rechtspopulisten mögen nun jubeln über die
ganze Sache. Wir lassen uns nicht instrumentalisieren. Wir haben nichts
mit Ihnen gemeinsam. Wir waren, sind und bleiben ein offener und
toleranter Club in dem jede/r Willkommen ist.
Dies wollten wir
eigentlich am Freitag posten, aber dann brach eine Lawine über uns ein,
die wir erst einmal verarbeiten mussten. Er bezieht sich auf ein
Facebook-Posting der AfD Lörrach.
In den letzten Tagen instrumentalisierte uns Herr Fuhl von der AfD Lörrach uns für seine Zwecke.
(Zitate aus dem Orginalpost von Herrn Fuhl sind mit "" gekennzeichnet, Rechtschreibfehler im Original):
Sehr geehrter Herr Fuhl und andere mutmaßliche Politiker der AfD
Lörrach… Wir müssen da einmal was klarstellen zu einigen Punkten in
ihrem Posting:
- „Jeder will in der Gaststätte seiner Wahl einen
selbstbestimmten Abend erleben. Ich hoffe nur auf die Einsicht der
Antifa und anderen linken, dass dies auch für uns gilt.“
Wie kommen
Sie nur darauf, dass wir vom White Rabbit und ihre Partei irgendetwas
gemeinsam hätten? Wie kommt Sie nur darauf, dass Sie nicht sofort
rausgeschmissen werden würden, sollten Sie zum Feiern in unseren Club
kommen? Außerdem was wollen Sie in so einem Multi-Kulti Laden, wie dem
White Rabbit, wo deutsche Angestellte in der Minderheit sind? Wir
Angestellten haben slowenische, polnische, serbische, türkische,
russische, gambische, finnische oder ungarische Wurzeln und das ist gut
so.
- „… sowie körperlicher Gewalt gegen Angestellte die Reißleine zieht und einen Clubausweus einführt.“
Nein, den Clubausweis planen wir schon länger und er wäre so oder so
gekommen. Die Gewalt richtete sich übrigens gegen unsere Mitarbeiter aus
Gambia. Somit verurteilen Sie also Angriffe auf Flüchtlinge? Das finden
wir gut.
-„…will das Problem mit Clubausweisen lösen, die auch nach
eindringlicher Information wie man sich zu benehmen hat, an mutmaßliche
Flüchtlinge ausgeben.“
Als ob brave, deutsche Bürger diese
Information nicht ebenso nötig hätten. Wie sich dieser Tage zeigt,
lernen die aber nicht einmal aus der eigenen Geschichte. Vermutlich sind
Deutsche schwer erziehbar. Wir integrieren Flüchtlinge durch Dialog,
während Sie, mutmaßliche Politiker der AfD, scheinbar nur eine Sache gut
können: Angst und Hetze verbreiten. Bezeichnend ist, wie Sie plötzlich
ihr Herz für Frauenrechte entdecken, nur um damit weiter Propaganda
gegen Flüchtlinge nähren zu können. So nebenbei gefragt: Was machen Sie
eigentlich für die Integration von Flüchtlingen?
- "..., trotz klarer Nein-Ansage der weiblichen Gäste"
1. Da bei uns nicht nur Menschen mit einem deutschen Pass feiern, finden wir es gut, dass die AfD scheinbar auch sexuelle Übergriffe auf nicht-deutsche Frauen verurteilt.
2. Ist Sexismus Teil dieser Gesellschaft in der wir alle leben, daher verstehen auch deutsche Mitbürger ein klares Nein nicht und werden übergriffig. Wenn Sie möchten können wir Ihnen da gerne Beispiele nennen oder Sie gehen mal mit wachen Augen zum Fasching, der dieser Tage in fast jeder Stadt stattfindet. Dies daher nur an einer bestimmten Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Religionsgemeinschaft oder Aufenthaltsstatus festmachen zu wollen, ist sehr verkürzt
- „Die Antifa nutzt den Club regelmäßig und hat bereits Flüchtlingsveranstaltungen dort durchgeführt.“
Es werden auch WEITERHIN Flüchtlingsveranstaltungen (was auch immer das
sein soll) bei uns stattfinden. Unsere Einstellung zu der Thematik hat
sich in keiner Weise geändert. Ihr Post hat uns vor Augen geführt, wie
bitter nötig es ist linke Gruppen zu unterstützen und Flüchtlingen einen
Raum zu geben, gerade in Zeiten in denen geistige Brandstifter und
mutmaßliche Politiker meinen ihr Stimme erheben zu müssen.
WIR LASSEN UNS NICHT INSTRUMENTALISIEREN FÜR RECHTE HETZE !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Das White Rabbit war, ist und bleibt ein offener und toleranter Club
Keine Grüße
die White Rabbit Crew
Im Anschluss noch die interne und zugegeben leicht missverständliche E-Mail die zu dieser ganzen Diskussion geführt hat (unverändert):
Von: "info" <info@white-rabbit-club.de>
An: "weisser hase" <info@white-rabbit-club.de>
Cc: "Antifaschistische Linke Freiburg" , "ai-freiburg initiative freiburg"
Betreff: Refugees Welcome, Assholes Not...
Datum: Mi., Jan. 13, 2016 20:50
Hallo zusammen,
da ihr selbst oft als Besucher bei uns zu Gast wart oder die eine oder andere Party bei uns organisiert habt, finden wir es wichtig, euch über folgenden Sachverhalt zu informieren.
Wir haben am Montag beschlossen, dass wir vorerst keine Menschen mehr in das White Rabbit reinlassen werden, die nur eine Aufenthaltsgestattung besitzen.
Dies war kein einfacher Schritt für uns, aber wir sehen momentan keinen anderen Weg, wie wir gewisse Probleme mit Geflüchteten in den Griff kriegen können. Eine Auflistung einiger Vorfälle der letzten Wochen am Ende der Mail. Diese Vorfälle führen dazu, dass sich viele unserer weiblichen Besucher im White Rabbit nicht mehr wohlfühlen. Auch kommen viele Stammgäste nicht mehr.
Ab Mitte Februar führen wir einen obligatorischen Clubausweis für das White Rabbit ein. Menschen mit einer Aufenthaltsgestattung können diesen bereits ab nächster Woche im Hasen erwerben, davor werden sie über unsere Grundsätze aufklären.
Doch fühlen wir uns mit dieser Entscheidung nicht richtig wohl, daher würden wir uns gerne mit euch treffen. Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, um die ganze Situation zu meistern. Termin wäre Mittwoch der 20.01.2016 um 18h.
Mit freundlichen Grüßen und Danke für eure Hilfe
the White Rabbit
Vorfälle der letzten Wochen mit Geflüchteten (dies sind die Fälle, die wir mitbekommen haben und entsprechend die Personen aus dem White Rabbit geschmissen haben):
- Eindringen in die geschlossenen Kabinen auf dem Frauen – WC und sexuelle Belästigung
- Wurf eines Fahrrades von oben auf einen unten stehenden Türsteher
- sexuelle Belästigungen (von Anmache trotz Nein bis zu Griff in den weiblichen Intimbereich)
- Verabreichung von KO - Tropfen
- Taschendiebstähle
- Messerangriff auf einen unserer Türsteher
- versuchte Vergewaltigung eines weiblichen Gastes in der Nähe des Bertoldsbrunnens
Scheiß Rassisten
Das ist wirklich der Gipfel der Dreistigkeit. Ihr wolltet Ausweise nur für Flüchtlinge (Stigmatisierung), Einlassverbote ohne Ausweise aufgrund von Aufenthaltsstatus (Diskriminierung) und Kontrollen nach dem Prinzip des Racial Profiling (Rassismus). Sarkastisch zusammengefasst hat das die Frankfurter Rundschau.
Ihr wolltet ja auch nur Sanktionen gegen Flüchtlinge einführen und nicht gegen deutsche Sexisten. Das ist nichts anderes als Sippenhaftung, wie die taz ganz richtig schreibt.
Es gibt nur genau eine Art, wie man das finden kann: rassistisch und dumm. Ihr habt mit eurer Mail de facto Wahlkampf für die AfD gemacht und den rassistischen Brandstiftern Schützenhilfe geleistet. Keine Frage, andere Clubs haben ebenfalls eine rassistische Türpolitik, aber sie sind nicht so dumm und schicken es per Mail an einen Verteiler.
Rechtspopulisten instrumentalisieren euch, da sie sie mit eurem Rassismus d'accord gehen und sich freuen, dass ihr als links-aternatives Feigenblatt für ihre Politik dient.
Laut Fudder wurde die Mail an 10 Gruppen/Personen geschrieben (und die wurden bei Fudder alle anonymisiert). Wieso wurden die beiden Antifa-Gruppen dringelassen, die anderen aber rausgenommen? Das riecht nach Vereinnahmung und ist ganz mieser Stil.