Die Pariser Kommune 1871 – die erste »Diktatur des Proletariats

72_Tage

Ein revolutionäres Experiment mit welthistorischen Folgen Der bewaffnete und schließlich blutig niedergeschlagene Aufstand, der unter der Bezeichnung »Pariser Kommune« in die Geschichte eingegangen ist, dauerte vom 18. März bis zum 28. Mai 1871.

Es war der Versuch eines revolutionären Rats, die Stadt gegen den Willen der konservativen Zentralregierung nach sozialistischen Vorstellungen zu verwalten. Die Kommunarden hatten es sich zur Aufgabe gemacht, menschenwürdige soziale Verhältnisse für das Volk zu schaffen. Thankmar von Münchhausen erzählt die Vorgeschichte und die Ereignisse dieser 72 Tage, die als erste Diktatur des Proletariats gelten, anhand zahlreicher Dokumente und Prozessberichte, Briefe und Tagebücher, Sitzungsprotokolle und Zeitungsartikel und lässt so das Paris dieser Zeit an der Schwelle zur Moderne lebendig werden.

 

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... warum hat man kein anderes Wort genutzt?

Gab es für Transformationsprozesse zu wenige Bezeichnungen?

War mit der Wortwahl des Diktats der Stalinismus nicht schon angelegt?

 

Sprache sagt sehr viel über das Bewußtsein aus.

...hätten die nur mal im 19.Jh. einen von der deutschen Kleinbürger-Sprachpolizei des Jahres 2016 gefragt., der hätte einen von der Cis-tatur erzählen können, gelle?

Ja, das ist schnell erklärt. Gemäß marxistischer Geschichtstheorie besteht Geschichte aus einer Abfolge von Diktaturen, eine Minderheit (Adel, Bürgertum) herrscht jeweils diktatorisch über eine Mehrheit. An diese Abfolge schließt die Diktaur des Proletariats sich gemäß dieser Theorie dann an. Wobei erstmals eine Mehrheit, das Proletariat, die Lohnabhängigen, die 99% über eine Minderheit (Adel, Bürgertum etc.) herrscht. Von banaler, im Sinne von in Schulen gelehrter Abstimmungsdemokratie unterscheidet sich die Diktatur des Proletariats einzig darin, dass sie Eigentumsrechte, auf die sich laut Marx alle Menschen-und BürgerInnenrechte zurückführen lassen, nicht als sakrosankt betrachtet.

 

Ihr praktischer Nutzen besteht heute darin, das Bürgertum als immerhin herrschende Klasse immer wieder mal daran zu erinnern, dass ihre Eigentumsrechte untrennbar mit unseren Menschen- und Bürgerrechten verknüpft sind. Und sie deshalb gut daran tun, uns unsere Rechte und insbesondere die sozialen Menschenrechte zu belassen.

 

Ob ein Bürgertum dieser Argumentation folgt und Zugeständnisse in der Verteilung macht, hängt einzig von der Macht der Macht der Subalternen ab, glaubhaft diese Verknüpfung in Frage zu stellen. Wenn wir ihr Recht auf Eigentum nicht in Frage stellen - warum sollten sie dann jene Menschenrechte achten, die für sie irrelevant sind? Im Moment und in Deutschland folgt das Bürgertum der marxistischen Argumentation dahingehend, dass sie das Eigentum als das zentrale Menschenrecht betrachtet, von welchem die andern Menschenrechte abgeleitet sind. Woraus dann logisch folgt, dass die DDR genauso schlimm war wie der NS. Gegen das Recht auf Leben von Millionen verstoßen ist dann nun mal das Gleiche wie gegen das Recht auf Eigentum von Millionären.

 

Nur wer oder welche die diktatur des Proletariats fordert, bekommt Demokratie.

premium beitrag, gerne mehr davon

spannende beiträge hier zum begriff der diktatur des proletariats. danke

 

und danke auch für den hinweis auf das buch. habs quergelesen, um einen eindruck zu bekommen. demnach würde ich sagen, dass eine kritische lektüre des buches, mir mehr als angebracht erscheint. zwar kenne ich mich in der geschichtlichen materie nicht sehr gut aus, doch fällt auf, dass allein die überwiegende mehrheit der beachtlich großen anzahl von zitierten quellen, – wie so oft – aus den archiven der sieger stammt, demzufolge die auswahl dieser, trotzdem oft interessanten quellen, ein bestimtes bild färbt; zb. dass der willkürlichen und unrechtmäßigen hinrichtung von gegner*innen und die insgesamt chaotische organisationslage der Commune.

wie gesagt, das ist ein eindruck und es wäre notwendig, dass sich leser*innen mit mehr historischem sachverstand und hintergrundwissen mit dem buch befassen und es einer inhaltlichen kritik unterziehen.