[Bericht von Soli-Delegation in die Türkei] Die Antwort auf das Suruc-Massaker: Jetzt erst recht!

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Gemeinsamer Bericht von Rote Aktion und Kommunistischer Aufbau von ihrer Solidaritätsdelegationsreise nach Istanbul vom 26. bis zum 28. Juli.

Am Sonntag hat sich in Istanbul kurzfristig eine internationale Delegation zusammengefunden, um als Reaktion auf das Massaker von Suruc ein deutliches Zeichen der Solidarität zu setzen. Beteiligt daran waren Kommunistischer Aufbau (Deutschland), Rote Aktion (Deutschland), Revolutionärer Aufbau Schweiz und Andrej Hunko – Europaparlamentsabgeordneter der Linkspartei.

 

Bei einem Treffen haben wir uns mit zentralen Vertretern von der sozialistischen Partei ESP, ihrer Jugendorganisation SGDF und dem fortschrittlichen Parteienbündnis HDP, welches zuletzt bei den Wahlen großen Zuspruch aus der Bevölkerung bekommen hat, über die Bedeutung und Folgen des Massakers, die aktuelle Situation in Kurdistan und der Türkei und die Bedeutung internationaler Solidarität in dieser Situation ausgetauscht. Die Gedenkkundgebung, zu der die Delegation eingeladen war, wurde vom türkischen Staat verboten. Daraufhin haben wir an einer Pressekundgebung der HDP teilgenommen und Überlebende des Massakers besucht.

 

Jetzt erst recht!


Das ist auch die Antwort der Genossen, mit denen wir gesprochen haben, auf die Angriffe des Türkischen Staats. Die Verstärkung und Brutalität dieser Angriffe wird von den türkischen Genossen als Zeichen der Schwäche der AKP-Regierung eingeordnet, die durch die Erfolge der Rojava-Revolution und die Ergebnisse der letzten Wahlen ins Schwanken gerät und nun mit Zähnen und Klauen um ihre Machterhaltung kämpft.

 

Mit dem Suruc-Massaker wurde der Rojava-Revolution und der internationalen Unterstützung dieser Revolution der Krieg erklärt. Nachdem der IS das kurdische Volk in Rojava nicht besiegen konnte, sollen nun das türkische Militär und seine Bomben die Rojava-Revolution auslöschen. Die internationale Unterstützung und Beteiligung an dieser Revolution, wie sie besonders stark von der SGDF aus der Türkei organisiert wurde, soll mit dem Bombenanschlag von Suruc, mit hunderten Festnahmen, Folter und Unterdrückung und Verbot von Protesten in der Türkei in den letzten Tagen erdrosselt werden. Demonstrationen zur Beerdigung der Gefallenen werden verboten und die Familien unter Druck gesetzt. Es wird mit weiteren Attentaten auf Revolutionäre und Protestaktionen gerechnet. Besonders spitzt sich die Situation in dem Stadtteil Gazi zu, der seit Jahrzehnten vom revolutionären Widerstand geprägt ist. Er wurde von ‚Antiterroreinheiten‘ des türkischen Staats vollständig abgeriegelt und der Ausnahmezustand über ihn verhängt. Es kommt dort immer wieder zu Straßenschlachten. Die ‚Antiterroreinheiten‘ haben Scharfschützen auf den Dächern postiert. Die tödlichen Gummigeschosse tragen AKP-Logo. Unter anderem wurde eine Gedenkveranstaltung in einem alevitischen Gebetshaus für einen ermordeten Aleviten vom Staat angegriffen; das weckt Erinnerungen an Massaker an Aleviten unter anderem in Gazi in den 90ern.

 

In genau dieser Stunde sehen die türkischen Genossen ihre Aufgabe darin, den Widerstand und die internationale Solidarität sowie die Organisiertheit der Proteste und Aktionen gegen die AKP zu verstärken. Einer der Überlebenden von Suruc, der SGDF-Vorsitzende Oğuz Yüzgeç, hat uns berichtet, „Wir sind ungeduldig, wieder gesund zu werden, um wieder am Kampf teil zu nehmen“. Letztlich ist jeder von dem Massaker verletzt worden, auch wer körperlich unversehrt geblieben ist, hat ein Trauma erlebt und manche Überlebende sind noch erdrückt von der Trauer um die gefallenen Genossen. Gleichzeitig hat sich die Wut gegen die Mörder durch dieses Erlebnis vervielfacht. Viele Überlebende mit leichteren Verletzungen, sind schon wieder auf der Straße. Wir haben sie bei einer Gedenkdemonstration getroffen, die trotz Verbot durchgeführt wurde. Verschiedene Genossinnen sagen uns, sie haben jetzt keine Angst mehr vor Gasgranaten: „Das ist gar nichts. Man zittert einmal und macht weiter.“ Die verstärkte Repression führt auch in der kurdischen und türkischen Bevölkerung zu einer weiteren Verbreitung und Verstärkung der Feindschaft gegen die Angreifer. Die Proteste in Gazi kochen, die Demonstrationen in der Türkei nehmen der Repression zum Trotz kein Ende. Das Märchen, die AKP wolle in Syrien den IS bekämpfen (den sie selbst mit aufgebaut und die ganze Zeit unterstützt hat, während sie gerade vor allem PKK und YPG-Stellungen bombadiert) glauben immer weniger.

In den nächsten Monaten soll erneut ein Marsch nach Suruc und weiter zum Wiederaufbau in Kobane organisiert werden, diesmal mit noch weit mehr Teilnehmern als den 300, die auf dem Camp in Suruc waren. Jetzt erst Recht!

 

Überall ist Widerstand


Wir haben den Genossen von unserer Solidaritätsarbeit in Deutschland berichtet, dass wir jeden Tag Aktionen machen, jeden der Gefallenen als einen von uns betrachten, in Deutschland propagieren, dass es richtig und wichtig ist, sich am bewaffneten Kampf in Rojava und am Wiederaufbau zu beteiligen, und die Heucheleien des deutschen Staat entlarven, der in Partnerschaft u.a. mit der AKP den IS mit aufgebaut hat und massives Interesse an der Zerschlagung der Rojava-Revolution hat. Nun muss die Rückendeckung der NATO für das Bombardement gegen die PKK und YPG von den fortschrittlichen Kräften in den NATO-Ländern angegriffen werden, um der Rojava-Revolution den Rücken zu Stärken.

 

Die Genossen vom Revolutionären Aufbau Schweiz haben berichtet, dass sie gerade auf dem Weg waren, sich dem Camp in Suruc anzuschließen, als sie von dem Bombenanschlag gehört haben, und jetzt um so entschlossener sind eine Delegation zum Wiederaufbau nach Kobane zu senden.

 

http://rote-aktion.org/?p=1824

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... im sicheren Deutschland den bewaffneten Kampf propagieren, aber selber zu feige sein sich daran zu beteiligen?

 

Heuchler! Ihr seid es nicht wert den Namen der Gefallenen in den Mund zu nehmen