Was bedeutet den US-amerikanischen Gefangenen der 4. Juli?

Überflutet den Gouverneur mit FREEDOM Postkarten

FREE MUMIA Berlin: am kommenden Samstag, den 4. Juli 2015 ist der sog. "Independence Day", der Feiertag in den USA. Wir fragten den Linguisten, Übersetzer und langjährigen FREE MUMIA Aktivisten Michael Schiffmann zu der Bedeutung des Tages speziell für Gefangene in den USA.

 

Aufruf zum Aktionstag für die Freilassung Mumia Abu-Jamals

 

Seit dem 9. Dezember 1981, dem Tag, als der schwarze Journalist und Bürgerrechtskämpfer Mumia Abu-Jamal in Philadelphia unter der erlogenen Anklage des Mordes an einem Polizisten verhaftet wurde, kämpft eine breite, bunte, immer wieder verschieden zusammengesetzte Bewegung um Gerechtigkeit für ihn und seine Freilassung.

 

Mumia, wie er von seinen Unterstützerinnen und Unterstützern liebevoll beim Vornamen genannt wird, wurde 1982 in einem auch von konservativen Beobachtern als „grotesk unfair“ beschriebenen Verfahren zu Tod verurteilt und verbrachte danach fast drei Jahrzehnte, von Mitte 1983 bis Ende 2011, unter den als Folter zu bewertenden Bedingungen des Todestrakts.

 

Seit 2012 ist er im so genannten Normalvollzug, aber der Wille der Obrigkeit, ihn durch physische Beseitigung zum Schweigen zu bringen, hat offenbar auch dort nicht nachgelassen. Im Januar 2015 erkrankte Mumia an demselben Hautekzem, das in seinem Gefängnis bereits viele andere Gefan­gene hatten  und das offenbar auf die Haftbedingungen zurückgeht.

 

Aufgrund der völlig unzureichenden Behandlung im Haftkrankenhaus, die das Hautleiden nicht besserte, zeigte er bald auch Symptome einer Zuckererkrankung, die ihn trotz leichter Erkennbar­keit Ende März an den Rand eines Zuckerkomas und damit eines wahrscheinlichen Todes brachten.

 

Nur massiver US-weiter und internationaler Druck haben seitdem dafür sorgen können, dass Mumia zumindest auf einem notdürftigen Level medizinisch versorgt wird und die akute Gefahr für sein Leben abgewendet werden konnte. Der Kampf um die adäquate Gesundheitsversorgung Mumias und seiner Mitgefangenen im Bundesstaat Pennsylvania und in den USA insgesamt geht weiter.

 

Unterdessen stellt sich immer klarer heraus, dass Mumia nach nunmehr 33 ½ Jahren im Gefängnis unter teilweise alptraumhaften Bedingungen dort nicht mehr gesund werden kann.

 

Wir, die weltweiten Unterstützerinnen und Unterstützer Mumia Abu-Jamals, haben schon immer seine Freilassung gefordert und dabei geltend gemacht, dass er erstens nach den Maximen eines fairen Prozesses als unschuldig zu gelten hat und zweitens definitiv zu  Unrecht lange Haftjahre unter den Schreckensbedingungen des Todestrakts erdulden musste.

 

Jetzt kommt ein drittes Argument dazu: Angesichts seines Gesundheitszustands könnte die Entscheidung, Mumia weiter in Haft zu halten, sehr wohl auf die illegale Vollstreckung des ursprünglichen Todesurteils gegen ihn auf kaltem Wege hinauslaufen: ganz schlicht durch Verwei­gerung der angemessenen Bedingungen zu seiner Gesundung.

 

„Was bedeutet dem amerikanischen Sklaven der 4. Juli“, der amerikanische Nationalfeiertag, fragte der schwarze Vorkämpfer gegen die Sklaverei und ehemalige Sklave Frederick Douglass in einer Rede Anfang der 1850er, noch vor dem amerikanischen Bürgerkrieg, der mit der nominellen Abschaffung der Sklaverei endete.

 

Seine Antwort war an Klarheit kaum zu überbieten: Was den reichen, weißen Herren, die US-Amerika gegründet hatten, Anlass zum Feiern gab, war für die Slaven Anlass zu Trauer und Wut. Die wunderbaren „demokratischen“ Prinzipien der amerikanischen Verfassung einschließlich ihrer später hinzugefügten Rechtsgarantien auf Meinungsfreiheit, faire Gerichtsverfahren, Recht auf Selbstverteidigung etc. waren nie für sie gedacht.

 

Douglass lehnte diese demokratischen Prinzipien nicht ab. Stattdessen rief er die Unterdrückten in den USA und aller Welt dazu auf, für die Ausdehnung dieser Prinzipien auf die gesamte Bevölkerung zu kämpfen: auf Arbeiter, Frauen, Afroamerikaner, Native Americans – und Strafge­fangene.

 

Genau darum geht es auch jetzt: Die neuerliche staatliche Grausamkeit, Mumia ein Minimum an medizinischer Versorgung zu verweigern, erinnert uns daran, wie wichtig es ist, eine solche Versor­gung nicht nur für ihn, sondern für alle zu fordern. Die Willkür, mit der er erst zum Tod durch direkte Hinrichtung und dann zu langsamer Hinrichtung durch lebenslängliche Haft verurteilt wurde, erinnert uns an die vielen anderen, die unter folterähnlichen Verhältnissen in US-Gefängnis­sen einsitzen.

 

Indem wir uns für Mumia als exemplarischen Fall einsetzen, treten wir für die Rechte aller ein.

 

So war es auch vor über 40 Jahren, als im damaligen Osten Deutschlands eine Postkarten-Kampagne begonnen wurde, um zu helfen, die ähnlich wie Mumia Abu-Jamal fälschlich des Mordes angeklagte Angela Davis aus den Fängen der US-Justiz zu befreien. Damals kamen Hunderttausende von Postkarten mit „Roten Rosen für Angela Davis“ in ihrer Gefängniszelle an, ein Zeugnis der Solidarität, dass sowohl die Behörden als auch den Richter und die Jury in ihrem Prozess nachhaltig beeindruckte.

 

Sie wurde vor fast genau 43 Jahren von den Geschworenen einstimmig freigesprochen.

 

Angela Davis hat nun die Schirmherrschaft über ein ähnliche Postkarten-Kampagne übernommen, diesmal für Mumia, und nicht an diesen selbst gerichtet, sondern an den Gouverneur Pennsylvanias, der zur Zeit die einzige Amtsperson in den USA ist, die die Befugnis hat, ihn freizulassen.

 

Diese Kampagne – „Überflutet den Gouverneur Pennsylvanias mit Freiheits-Postkarten für Mumia Abu-Jamal!“ – ist in Deutschland bereits angelaufen. Der 4.Juli als Nationalfeiertag der USA und als Tag, der mit der Vorstellung so vieler Rechte verbunden ist, die für den Großteil der Bevöl­kerung doch bis heute immer noch nicht verwirklicht sind, ist das richtige Datum, diese Kampagne mit einem Aktionstag auf der ganzen Welt international zu machen.

 

Beteiligt euch an der Kampagne – Informiert euch auf den Webseiten http://www.freiheit-fuer-mumia.de/ und http://www.bring-mumia-home.de/ – Besorgt euch massenhaft Postkarten und schickt sie an den Gouverneur Pennsylvanias Tom Wolf.

 

FREE MUMIA ABU-JAMAL – NOW!!!

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Mumia Abu-Jamal veröffentlichte im Juni 2015 folgende Radiokommentare auf Prison Radio:


"Charleston" (2:19 minutes, June 26, 2015) http://prisonradio.org/media/audio/mumia/charleston-219-mumia-abu-jamal

"Dynasty: The Politics of Spectacle" (2:12 minutes, June 16, 2015) http://prisonradio.us10.list-manage1.com/track/click?u=247585f092e945ff5...

"NSA Anyway" (2:12 minutes, June 7, 2015) http://prisonradio.org/media/audio/mumia/nsa-anyway-212-mumia-abu-jamal

Sa. 4. Juli 2015 - Frankfurt Am Main, Gerechtigkeitsbrunnen 12 - 17 Uhr
Infostand und Schreibwerkstatt: Freiheit für Mumia Abu-Jamal!
Gerechtigkeitsbrunnen, Römerberg, 60311 Frankfurt a.M.

http://www.freiheit-fuer-mumia.de

Sa. 4. Juli 2015 - Berlin, US Botschaft 15:30 Uhr
Kundgebung: „Was bedeutet der 4. Juli für US-amerikanische Gefangene?"
US Botschaft - Pariser Platz 2 / Brandenburger Tor - 10117 Berlin
Aufruf  http://www.mumia-hoerbuch.de/demonstration.htm#kundgebung040715

Mumbia in vorderster Front wie Obama für "schwarze, weiße, asiaten und spanische"?

Die größte Anzahl der Gefangenen in US sind aber anteilsmäßig an Bevölkerung Angehörige der 500 Nations

Du spielst vermutlich auf die prozentuale Verteilung der Gefangenen aus den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in den USA an. Knapp 1% der US Bevölkerung in den USA sind Indigene, die die Gründung und gewaltsame Besiedlung des Landes bis heute überlebt haben. Es sind viele indigene Männer und auch (zahlenmässig geringer) Frauen in US Knästen. Statistisch sind diese Gefangenen ein großer Teil der 500  Nations. In realen Zahlen sind es aber vor allem Afroamerikaner*innen, die die überwiegende Mehrheit der us-amerikanischen Gefangenen stellen (derzeit ca. 40,2 % oder ungefahr 1 Million Menschen), gefolgt von in den USA sog. "Caucasians", also den Nachfahr*innen europäisch er Einwander*innen (ca. 34 %). Die dritte Gruppe sind Hispanics (16%)

 

Der "all american racism" in deinem Kommentar erschliesst sich mir nicht. In dem Berliner Aufruf für eine Kundgebung am 4. Juli vor der US Botschaft ( http://mumia-hoerbuch.de/demonstration.htm#kundgebung040715 ) wird u.a. der seit 1976 inhaftierte Leonard Peltier angeführt, von dem es dort einen Beitrag geben wird.

 

Und was haben bitte Mumia und Obama gemeinsam? Das Ausspielen unterschiedlicher Menschen angesichts brutaler Unterdrückung finde ich falsch. Es ist deutlich, dass das Konstrukt der "Whiteness" seit seiner Erfindung als Rechtfertigung für Sklaverei, Ausbeutung und rassistische Konkurenz in den USA  und anderswo herhält. Anspieltipp: "Charleston" http://prisonradio.org/media/audio/mumia/charleston-219-mumia-abu-jamal

Würd gern Shirts draus machen für die Demo

gute Idee ;-)

 

Die Konto-Details sind:


Mumia Abu-Jamal e.V.
Sparkasse Heidelberg
IBAN: DE34 6725 0020 0009 0817 98
BIC: SOLADES1HDB
Kennwort: FREE MUMIA!