Dass einige der bundesweit angereisten TeilnehmerInnen weniger an den langweiligen Reden von Stürzenberger und Co., sondern mehr an handfesten Auseinandersetzungen interessiert waren, wurde nicht nur an den sich aggressiv gebärdenden „Berserkern Pforzheim“ schnell klar. Bereits im Vorfeld der Demonstration wurden bei Ester Seitz und ihren Begleitern Messer und Schutzwesten durch die Polizei sichergestellt. Vor Beginn der Kundgebung auf dem Roßmarkt zogen die anreisenden Nazis in Kleingruppen vom Hauptbahnhof aus durch die Stadt und griffen immer wieder AntifaschistInnen an. Mehrmals konnte sich hierbei jedoch erfolgreich zur Wehr gesetzt werden und antifaschistische Platzverweise verteilt werden.
Auf dem Roßmarkt selbst waren einige der TeilnehmerInnen vermummt, zwei trugen Helme, es wurden Hitlergrüße gezeigt und aus dem Demonstrationszug heraus schließlich Flaschen auf AntifaschistInnen geworfen. All diese Straftaten hätten der Polizei die Möglichkeit gegeben, die Veranstaltung von Ester Seitz vorzeitig aufzulösen. Stattdessen wurde nicht einmal der Alkoholnachschub der „Berserker Pforzheim“ unterbunden, die immer wieder auf ein Bierchen im Vapiano vorbeischauten, wenn es ihnen langweilig wurde.
Am Vormittag sammelten sich ca. 2500 AntifaschistInnen an verschiedenen Orten der Stadt um gemeinsam die Route der Nazis zu blockieren. Im Laufe des Tages gelang es, die Route an fünf Stellen mit mehreren hundert Menschen und Barrikaden zu versperren. Die vom Widerstand Ost/West geplante Demonstration war damit nicht mehr möglich.
Von Beginn an waren AntifaschistInnen dabei massiver Polizeigewalt ausgesetzt. Aus unerklärlichen Gründen wurden mehrere hundert Menschen des Frankfurter Antifa-Bündnisses bereits kurz nach verlassen des Paulsplatzes von Einsatzkräften der Polizei massiv mit Pfefferspray und Schlagstöcken traktiert und ihrer Transparente beraubt. Mehrerer Personen wurden dabei verletzt. Im Laufe des gesamten Tages kam es immer wieder zu Szenen, in denen einzelne PolizistInnen und PolizistInnengruppen scheinbar völlig ausrasteten. So waren GegendemonstrantInnen betroffen von brutalen Faustschlägen gegen den Kopf und in den Magen, Tritten in den Unterleib, dem Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken. Mehrere dutzend Verletzte, von denen mindestens zwei im Krankenhaus behandelt werden mussten, sind das Ergebnis. Im Falle einer schwerverletzten Person zeigte sich die Polizei dabei zunächst unkooperativ und behinderte den direkten Zugang des Rettungswagens. Immer wieder wurden auch unbeteiligte PassantInnen von der Polizei umgerannt, umgeschubst oder geschlagen.
Neben 23 Ingewahrsamnahmen unterzog die Polizei ca. 150 Personen in einem Polizeikessel in der Junghofstraße einer Personalienfeststellung. Dabei wurden die AntifaschistInnen abgefilmt, bedroht und genötigt verschiedene Bekleidungsstücke an- und wieder auszuziehen.
Trotzdem ließen sich die über 2000 Menschen in Frankfurt nicht von der Polizei einschüchtern und machten die von Ester Seitz angekündigte „geilste größte, spektakulärste Demonstration“ zu einem Desaster. Die Sprecherin des Bündnisses der Frankfurter Antifagruppen Lisa Schuster meint zum gestrigen Tag: „Der 20.06. hat gezeigt, dass es Nazis in Frankfurt nach wie vor schwer haben und mit massiver Gegenwehr rechnen müssen. Wir haben es geschafft über 2000 Menschen auf die Straße zu bringen und den Nazis den Tag zu versauen, dies ist ein voller Erfolg. Wir verurteilen die massive Polizeigewalt gegenüber AntifaschistInnen und die Nötigung von AntifaschistInnen des Polizeikessels in der Junghofstraße. Der gestrige Tag hat gezeigt, was wir schon lange wissen: Antifaschismus muss man selber machen und wir werden uns dabei sicher nicht auf Staat und Polizei verlassen. Stattdessen werden wir uns auch den nächsten RassistInnen, wie auch immer sie dann heißen mögen, in Frankfurt mit allen Mitteln und auf allen Ebenen entgegenstellen.“
Artikel zum Tag:
Journal Frankfurt:
http://www.journal-frankfurt.de/…/Widerstand-Ost-West-in-Fr…
Frankfurter Rundschau I:
http://www.fr-online.de/…/demos-in-frankfurt-wow-polizei-zi…
Frankfurt Rundschau II:
http://www.fr-online.de/…/demo-frankfurt-widerstand-ost-wes…
hr-online I:
http://www.hr-online.de/…/rubriken/na…/indexhessen34938.jsp…
hr-online II:
http://www.hr-online.de/…/rubriken/na…/indexhessen34938.jsp…
FNP:
http://www.fnp.de/…/Frankfurt-im-Belagerungszustand-Eine-Bi…
FAZ:
http://www.faz.net/…/frankfurt-rangeleien-bei-widerstand-os…
Spiegel Online:
http://www.spiegel.de/…/frankfurt-protest-gegen-pegida-able…
taz:
http://www.taz.de/Pegida-Ableger-in-Frankf…/Main/!5205391;m/
Fotos PM Cheung - Photography:
https://www.flickr.com/pho…/pm_cheung/sets/72157654431406680
Fotos Die Beobachter
http://www.beobachternews.de/…/desaster-fuer-widerstand-os…/
Fotos Felix M. Steiner
https://www.flickr.com/…/112253477@…/sets/72157654829506951/
Fotos PoPpPyh
https://popopyh.wordpress.com/2015/06/21/volckchen/
Twitter:
https://twitter.com/stopwow_ffm
https://twitter.com/hashtag/StopWOW?src=hash
https://twitter.com/hashtag/nowow2006?src=hash
Frage!
Ich konnte am Samstag leider nicht dabei sein, habe aber 3 Ticker beobachtet und konnte mir so ein recht gutes Bild von den Ereignissen machen.
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass die Bullen nur ein Feindbild haben und das ist die Antifa.
Grundlos werden Transparente geklaut, Leute mit Pfefferspray und Knüppeln tracktiert.
Und da kommt mal wieder mein Einwurf, wann endlich wehren wir uns mal gegen die sog. "passive Bewaffnung", also z.B. gegen das Tragen von
Schutzhelmen. Schaut man ins benachbarte Ausland, z.B. nach Italien, keine Demo ohne massenhaft behelmte DemonstrantInnen.
Hätten von den 2500 Nazigegnern nur 500 Helme getragen, hätten Sie Knüppel mit kleinen Fähnchen daran mit sich geführt, dann sieht die
Sache schon mal etwas anders aus.
Also bitte bei der nächsten grösseren Aktion alle einfach mal das Wagnis eingehen und Helme mitbringen, mal sehen wie die Bullen das
verhindern wollen.
Meine Antwort (entschuldige, hab mich etwas in Rage geschrieben)
Ich denke die guten Polizisten würden die Demonstration sofort mit allen Mitteln stürmen wenn flächendeckend gegen eine Auflage verstoßen wird. So machen Sie es doch heute schon bei der "Vermummung", etwas Stoff vor Mund und Nase ist der einzige Schutz gegen (ungerechtfertigten) Reizgas Einsatz der Polizisten den wir haben.
Mit den Transparenten kann man sich auch gegen Reizgas und sogar gegen Knüppelattacken verteidigen, denn die Beamten können ihre Opfer nicht klar anvisieren. Auch das auftreten als Berüchtigte "Black-Block" besitzt doch im zweifel diesen Charakter. Die Leute haben Angst vor der Polizei und das mit Grund. Es ist schon oft genug vorgekommen das Leute Post von der Polizei bekommen haben nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Das können einem im Zweifel auch so einige Statistiken belegen in denen es darum geht wie viele der von der Polizei angezeigten Personen schlussendlich für Schuldig befunden und verurteilt wurden.
Wir sind doch alle fähig die Realität durch den Schleier des schönen Scheins von "Freund und Helfer" zu sehen, Polizisten sind auch nur Menschen. Menschen mit viel Macht und einer Knarre am Gürtel, wenn du ihnen nicht passt dann finden sie einen Weg um dir das zu zeigen. Also versucht man sich dieser Gefahr nicht auszusetzen und sich in einer Masse unerkennbar zu machen. Das funktioniert am einfachsten mit einfarbiger Kleidung so wie die guten Beamten das ja schließlich auch tun und schon hat man einen Generalverdächtigen "Black-Block", was übrigens auf alle Parteien so einer Demonstration anzuwenden ist. Angst bringt die verschiedenen Lager dazu gegeneinander zu Rüsten und sich zu schützen. Wer bei diesem Spiel am längeren Hebel sitzt ist meistens klar, immerhin wird nur eine Seite staatlich Vollfinanziert. Der lange Hebel verleitet da schon mal zum Gebrauch gegen die Bevölkerung und bei den Betroffenen löst auch das wiederum nur Angst und ein Aufrüsten (z.B. mit Rauchkerzen, Knallkörpern oder zufällig gefundenen Wurfgegenständen) aus. Natürlich wissen die beteiligten, dass solche Maßnahmen nicht richtig und meistens nicht Rechtens sind, jedoch hat das Spiel schon einen derart emotionalen Punkt erreicht, dass keiner mehr einen Schritt zurück machen will. Selbst wenn von Demonstranten versucht wird (siehe Elmau vor einigen Wochen) wird es von der Polizei als Sieg aufgefasst und öffentlich dargestellt. Trotz dem Versuch von tausenden Demonstranten den Beamten und der Welt zu zeigen, dass man auch friedlich und ohne die Verwüstung von mehreren Ladenlokalen demonstrieren kann, wird der Öffentlichkeit bei einer Pressekonferenz etwas verhalten und geschönt ins Gesicht gelogen.
Wir können natürlich den Versuch, Versuch sein lassen und wieder beginnen uns gegen willkürliche Waffengewalt der Beamten (die sich immer auf eine Gruppe bezieht und nicht auf die Person die etwas angestellt hat, stehst du in der Gruppe bekommst du halt auch etwas ab) zu rüsten, aber seien wir uns dann auch darüber im klaren dass Gummigeschosse tödlich sein könne und in Deutschland auch zur Debatte stehen.
Die gleichen Beamten die Heute aus nächster nähe das Reizgas in eine unübersichtliche Menschenmenge sprühen, wobei meistens viele Menschen verletzt werden und was mitunter auch mit Erblindung, bleibenden Lungenschäden oder auch tödlich enden kann (und was nebenbei auch per Gesetz verboten ist) hätten dann wirklich eine reelle Chance jemanden tu töten.
Dort hin führt das ewige gegeneinander aufrüsten irgendwann unwiederuflich.
Meiner Ansicht nach sollten wir das nicht geschehen lassen. Die Gesellschaft lässt sich gerne von den einprägsamsten Erklärungen beeinflussen, besonders einprägsam ist etwas dann wenn es sehr einfach ist, schon in ähnlicher Form bekannt ist oder wenn man es oft genug wiederholt. Einfache Lösungen gibt es auf die Globalen Krisen-Katastrophen leider nicht auch wenn PEGIDA und Konsorten da gerne etwas anderes Behaupten. Bekannte Schemata auf neue Probleme anzuwenden ist auch nicht immer machbar und wie die Vergangenheit zeigt auch nicht sinnvoll. Wir setzten daher auf Wiederholung. Jedes mal wenn sich die Politik als Profitgeil und Unmenschlich entpuppt sind wir auf der Straße und versuchen den Leuten mitzuteilen was wirklich hinter verschlossenen Türen vorgeht. Immer wenn Nazis sich unter neuem Namen formieren, stehen wir auf und entlarven sie als den NeoNazi Abschaum der sie leider immer noch sind. Dafür werden wir von vielen schief angesehen, denn 'irgendwann muss doch auch mal gut sein mit der ganzen Gesellschaftskritik, man muss manche Sachen einfach hinnehmen sonst schließt man sich ja selbst aus der Gesellschaft aus und wird die Vorteile gar nicht mehr zu würdigen wissen'. Dieser Einstellung ist nur schwer bei zu kommen, aber wir dürfen nicht aufgeben.
Wir sollten uns nicht auf das Feige Spiel von Angst und Macht einlassen das uns von der Polizei und dem Staat aufgezwungen wird. Mir ist selber bewusst das eine Demonstration nur dann außerhalb der Stadt in der sie stattfindet wahrgenommen wird wenn irgendetwas medienwirksames passiert. Frei nach dem Motto 'Je lauter der Knall, desto größer der Hall'.
Die Frustration darüber, wenn man sich nicht hat provozieren lassen und sich von den Horden komplett gepanzerter und schwer bewaffneter RoboCops, ganz friedlich und für die Sache hat vermöbeln lassen welche das anschließend öffentlich und mit großem TamDam als Sieg der Demokratie über die gefährlichen Gewalttäter feiern, kann sich wohl jeder vorstellen.
Die Sachlage ist klar. Die Beamten sollen uns genau so beschützen wie jeden anderen. Dazu bekommen sie von uns die Macht um jeden Menschen aus dem Verkehr zu ziehen den sie als 'potenziell gefährlich' einstufen. Mit dieser Macht ausgerüstet treffen die Beamten Entscheidungen die für uns oft nicht nachvollziehbar sind. Auf uns wirkt es meistens vollkommen Willkürlich, denn die Polizisten die vor uns stehen und einen Befehl bekommen (den sie vielleicht selbst nicht nachvollziehen können) müssen ihn ausführen. Die Einsatzleitung, also die höchste Befehlsgewalt, bekommt von der Situation selbst meistens nur vereinzelte Berichte. Es ist wie Stille Post zu Spielen und selbst für beteiligte nicht immer durchschaubar. Trotzdem muss der Einsatz im Nachhinein gerechtfertigt werden denn Fehler können in so hohen Machtpositionen nicht Geduldet werden.
Die Beamten in vorderster Front sind nur die Marionetten der Macht. Sie werden benutzt um Strategien durch zu führen egal ob das Vorgehen legal ist oder nicht, dafür werden sie von den obersten gedeckt. Natürlich sind die Guten Damen und Herren Freiwillig dabei und damit nicht von dieser Schuld frei zu sprechen.
Würden sich die Beamten etwas häufiger an bestehende Gesetze halten bräuchte man viele der erläuterten Maßnahmen nicht zu ergreifen. Damit dies geschieht müsste man den Beamten die Möglichkeit geben sich ohne Konsequenzen den Befehlen zu widersetzen die sie für nicht angemessen halten und müsste der Bevölkerung im Gegenzug ermöglichen einen Polizisten der gesetzeswidrig handelt dafür auch angemessen zur rechen schafft zu ziehen.
Mensch ist Mensch. Gleiches Recht für alle. Wer Mist baut verdient eine Rüge und sollte damit nicht den Hass auf eine gesamte Gruppe ziehen. Jeder sollte das recht haben sein Handeln zu erklären und bei jedem sollte fair entschieden werden wie es geahndet wird. Die Beamten dürfen sich nicht länger aus der Affäre ziehen, nur weil sie im Dienst ein Gesetz gebrochen haben. Im gegen teil, das ist Amtsmissbrauch!
Also, Kennzeichnungspflicht für Polizisten!
Dann brauchen wir ganz sicher keine Helme.
Recherche
Gibt es schon Recherche Fotos von den RassistInnen?