Am gestrigen Samstag fand in Deizisau der Kampagnenauftakt des „Antifaschistischen Bündnis Kreis Esslingen“ (ABKE) statt. Ca. 15 Antifaschist_Innen reisten morgens mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Deizisau. Auffallend beim Eintreffen waren die rechten Kreideschmierereien am Bahnhof und im Ortskern. Mit Kindermalkreide war u.a. „NS-Zone“, „Blut muss fließen“, „Anti-Antifa“ usw. auf den Boden geschrieben.
Die Gruppe wurde am Bahnhof von einem großen Polizeiaufgebot empfangen, die sofort versuchte, die Personalien der Versammlungsteilnehmer_Innen zu kontrollieren.
Dies verweigerten die Antifaschist_Innen, worauf die Polizei versuchte, die Straße zu sperren und die Teilnehehmer_Innen mit Hunden bedrohte.
Letztendlich gelang es, geschlossen und ohne Personalkontrolle zum Marktplatz zu kommen.
Mit einem Infotisch und den Kampagnenflyern wurden die Marktbesucher_Innen über die rechten Umtriebe der Neonazis und die anstehende Kampagnenwoche informiert.
Viele Deizisauer_Innen waren bereits über Flyer in ihren Briefkästen informiert worden.
Die Marktbesucher_Innen reagierten überwiegend positiv auf die anstehende Aktionswoche und befürworten das Engagement gegen Neonazis.
Unangenehm fiel auch hier die überverhältnismäßig präsente Polizei auf, die sich immer wieder in den Vordergrund stellte. Beispielsweise nahmen sie einem Antifaschisten unter fadenscheinigen Begründungen die Kamera ab, um Zugriff auf die von ihm gemachten Bilder zu bekommen.
Nach mehreren Stunden wurde die Veranstaltung beendet.
Nachdem die Materialien verstaut waren, entschieden sich einige Antifaschist_Innen, in einem weiteren Teil Deizisaus Flyer zu verteilen und weitere Anwohner_Innen zu den kommenden Veranstaltungen in Deizisau einzuladen.
Die Polizei folgte den Antifaschist_Innen vom ersten Moment an und sorgte sowohl bei den Antifaschist_innen, als auch bei den Anwohner_Innen für große Empörung. Als sich die Antifaschist_Innen dem Wohngebiet näherten, indem die Neonazis Sascha und Kevin T. und
Denis K. wohnen, verteilte die Polizei wahllos Platzverweise für ein nicht genau zugewiesenes Gebiet und sperrte die Zugangsstraße zu diesem. Als die Antifaschist_Innen weiterzogen, um weitere Teile Deizisaus zu flyern, seien sie angeblich wieder in ein Gebiet gekommen, für welches die Platzverweise gegolten haben sollen. Daraufhin kesselte die Polizei ca. 15 Antifaschist_Innen ein und nahm diese in Gewahrsam.
Die Polizei und der während des Kessels erschiene Bürgermeister, Thomas Matrohs, machten klar, dass sie antifaschistisches Engagement in Deizisau ablehnen und kriminalisieren. Die Stadt Deizisau verwehrte dem „Antifaschistischen Bündnis Kreis Esslingen“ monatelang eine geeignete Räumlichkeit für die Infoveranstaltung, weshalb letzten Endes nur die Möglichkeit bleibt, diese unter freiem Himmel auf dem Marktplatz abzuhalten.
In einem am heutigen Samstag in der Esslinger Zeitung erschienenen Artikel äußerte sich der Bürgermeister und verleugnete das Naziproblem und rechte Aktivitäten in dem Ort.
Dabei sind die Neonazis der „Freien Nationalisten Esslingen“ seit Ende 2013 im gesamten Landkreis Esslingen und vor allem in Deizisau aktiv.
Wiederholt wurden linke und alternative Jugendliche in Altbach und Deizisau bedroht, verfolgt und angegriffen. Zudem sprühten die Neonazis rechte Parolen, verklebten Aufkleber mit rechtem Inhalt und verteilten rassistische Flyer gegen Geflüchtete.
Nicht zuletzt die Kreideschmierereien am heutigen Tag zeigen, dass die Neonazis nach wie vor in Deizisau aktiv sind.
Für uns steht fest: mit der antifaschistischen Aktionswoche sind wir in Deizisau genau richtig.
Die Behörden haben uns immer wieder signalisiert, dass sie von den rechten Aktivitäten nichts wissen wollen und antifaschistisches Engagement unerwünscht ist.
Anstelle Neonazis und Antifaschist_Innen mit einem „Rechts gleich Links“-Muster gleichzustellen, erwarten wir eine Antwort auf die Frage, warum uns nach monatelangem Hin und Her keine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden. Wir sehen hierin genau das Klima, in dem Neonazis ihr menschenverachtendes Gedankengut bestens verbreiten und in aller Ruhe aktiv sein können.
Nachdem der Bürgermeister geäußert hat, dass es in seinem Ort sieht keine rechten Aktivitäten gäbe, laden wir diesen herzlich zur Infoveranstaltung am 25.06.15 um 19.00 Uhr ein, um sich entsprechende Informationen anzueignen.
Wir laden alle Interessierten zur Informationsveranstaltung ein!
Die Aktionswoche ist nur ein Teil von antifaschistischer Arbeit im Landkreis Esslingen, die auch weiterhin geführt werden muss und wird.
Kein Fußbreit den Faschisten!
Nicht in Deizisau und auch sonst nirgendwo!
Antifaschistisches Bündnis Kreis Esslingen (ABKE)
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lasst euch nicht unterkriegen, genoss_innen! eure arbeit mag mühselig sein, aber sie ist genau richtig!
Ich war in der (Polizei-)Schule und habe nichts gelernt...
Bei der Aktion am letzten Samstag beteiligten sich neben den lokalen AktivistInnen auch AktivistInnen aus dem Umland, darunter auch GenossInnen der Antifaschistischen Jugend Rems-Murr (AJRM), am Infotisch des Antifaschistischen Bündnisses Kreis Esslingen.
Infolge dessen beteiligten wir uns nach Beendigung des Infotisches beim anschließenden Flyer verteilen in der Stadt, um die kommenden Veranstaltungen publiker zu machen. Hierbei wurden unsere GenossInnen zusammen mit anderen AntifaschistInnen von der Polizei, aufgrund von absolut legitimen und (für Polizeischüler sei es nochmal erwähnt) auch legalem Flyerverteilen eingekesselt.
Dies und die weiteren Geschehnisse während der Ingewahrsamnahme verurteilen wir zutiefst. Die Willkür auf Seiten der Polizei ist und bleibt ein Rätsel. Circa die Hälfte der Flyerverteiler und Flyerwerteilerinnen wurde vom Kessel in die Aula des Polizeireviers Esslingen gebracht. Die andere Hälfte musste die Zeit auf dem Revier in Zellen verbringen. Doch selbst dort hörten die willkürlichen Handlungen der Polizisten und Polizistinnen nicht auf.
Zwei Genossinnen mussten sich bis auf die Unterwäsche ausziehen, bevor sie die Zelle betraten. Die polizeiliche Schikane dies gar vor den anwesenden Polizeibeamten zu machen, konnte durch Protest der Genossinnen verhindert werden, wodurch sie sich letztlich „nur“ vor Polizeibeamtinnen entkleiden mussten. Nicht jedoch bei der Entlassung. Die Genossinen mussten sich nur mit einer kleinen, dünnen Decke bekleidet aus der Haftzelle begeben, ihre Kleidung, welche auf dem Boden lag aufheben und sich wieder in die Zelle begeben, um sich dort anzukleiden.
Es scheint, dass diese demütigende, sexistische Prozedur dazu dienen sollte die GenossInnen einzuschüchtern. Seit Jahren versucht die Polizei gerade junge und einzelne Antifaschisten und Antifaschistinnen zu demütigen bzw. einzuschüchtern. Diesen Gefallen werden wir ihnen jedoch nicht tun! Ihre Schikane stärkt unser Bild, die Welt, in der wir leben, zu verändern!
Zum Schluss noch einen herzlichen Dank an die erste Klasse der Polizeischule in Göppingen – die Aktion beeindruckt uns trotz aller Perversität kein bisschen ;)
SIAMO TUTTI ANTIFASCISTI!
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