Seit Jahren ist eine Aussage in der radikalen Linken eigentlich allen bekannt: “Anna und Arthur halten den Mund”. Diese Aussage hat einen guten Grund und bezieht sich nicht nur auf das Verhalten gegenüber staatlichen Strukturen wie Cops, Staatsanwaltschaft oder Verfassungsschutz, sondern auch gegenüber allen anderen, die etwas über linksradikale Strukturen wissen möchten.
In der Praxis halten sich auch fast alle an diesen Satz, was dazu führt, dass seit Jahren von staatlichen Stellen oder auch anderen “Interessierten” darüber geklagt wird, wie wenig doch über sogenannte “Linksextremisten” oder Autonome bekannt sei, und wie schwer es sei, etwas über Strukturen, Personen und Motivationen zu erfahren. Eigentlich etwas sehr Gutes, und auch in Leipzig stets der Fall – bis gestern.
Wenn Hans und Emile plappern
Der MDR verweist seit gestern auf “eine Verabredung mit zwei Linksautonomen”. Dieses Gespräch dieser “Autonomen” mit der Journalistin Marie-Sophie Rudolph verdeutlicht, weshalb es eine saublöde Idee ist, mit Journalisten über “linke Gewalt” zu reden.
So erfahren wir von der Journalistin, dass die beiden sich angeblich “gründlich vorbereitet” hätten und “theoretische Standpunkte aufgeschrieben” haben, “die ihnen wichtig sind”.
Von diesen “wichtigen” Standpunkten scheint in dem veröffentlichten Interview jedenfalls nicht mehr viel übrig geblieben zu sein oder sie sind mehr als zweifelhaft. Was sich hingegen findet, sind persönliche Eindrücke der Journalistin (“Mitgefühl zeigen sie nicht”) und Aussagen wie diese:
“Ein Großteil der Sachen, die gemacht werden, sind keine Gewalt. Das unterscheidet die linke Szene auch ausdrücklich von der rechten, wo der Großteil der Taten Gewalttaten sind, Körperverletzung oder sogar Mord. Da gibt es eine Grenze und die meisten Leute haben einfach keine Lust, diese Grenze zu übertreten.”
Linke hätten also im Gegensatz zu “Rechten” keine “Lust”, eine Grenze zu überschreiten. Eine blödsinnigere Begründung, warum in der radikalen Linken Mord und schwere Verletzungen mehrheitlich abgelehnt werden, hat es wohl von “Autonomen” schon länger nicht mehr gegeben.
Das Interview zeigt, dass selbst angeblich vorbereite Personen nur scheiße aussehen können und solche “Interviews” immer nach hinten losgehen. Nicht ohne Grund wurden alternative Medien seit einigen Jahren aufgebaut. Es braucht keine zusammengeschnittenen und inhaltslosen Beiträge wie den genannten und schon gar keine Selbstdarsteller wie Hans und Emile, die die Grundlage dafür bilden.
Plappern ist wieder schwer in Mode
Aber nicht nur Emile und Hans plaudern ohne Not. Auch die Gruppe “Für das Politische” fühlte sich vor einigen Monaten dazu genötigt, sich öffentlich zu einer militanten Aktion zu äußern. Auf die daraufhin gegen sie gerichtete Kritik gingen sie nicht mehr ein, aber ihre Distanzierung brachte auch sie in einem Beitrag des MDR nicht in eine bessere Position. Im Gegenteil, die Botschaft ihres Anliegens wurde nicht mehr erwähnt und sie stattdessen als “Fremdenfeinde” und potenzielle “Terroristen” bezeichnet.
Und es gibt noch weitere gute Gründe, auf “Anfragen” – egal von wem – zur radikalen Linken nicht zu reagieren. So kam es auch in Leipzig zu dem Versuch, aus angeblich “wissenschaftlicher Perspektive” Interviews zu “Themen und Konflikten, die in alternativen Lebenskreisen eine Rolle spielen” zu führen. Genauso wie schon der Verfassungsschutz versteckt mit “Nebenjobs” geworben hat. Heißt, es ist auch nie ganz klar, wer sich hinter einer Anfrage verbirgt und die Fragen stellt.
Sicherlich haben GenossInnen “Lust”, sich mit dem Geltungsdrang der beiden “Linksautonomen” (Hans und Emile) aktiv zu beschäftigen, immerhin sollten sie an ihren Stimmen und Ausdrucksweisen erkennbar sein.
Hoffentlich sind heute Abend im MDR nicht noch weitere Plappermäuler zu sehen, wenn es heißt: “Gewalt von Links – Wenn Extremisten auf dem Vormarsch sind”.
Text zugesandt von: Kya, Sprecherin des “schwarzen Blocks”
XD
Ich würd ja auch jeden Tag 10 Leute töten, aber was mich letzten Endes jedes Mal abhält: Ich hab grad keine Lust.
Besonders toll in dem exakt-special ist dieser hippe Szene-Forscher, der bemängelt das die Gewalt ohne konkrete politische Forderungen passiert. London 2011 lässt grüßen...
Selbsterfüllende Prophezeiung
Im MDR Exakt Bericht wird aus einer PGP-Mail zitiert welche Bundesweit vor der Aktion verschickt worden sein soll. Dort seien auch schon die Ziele genannt gewesen. Außerdem berichtet ein weiterer "Insider":
Der ganze Beitrag als Stream:
https://sendvid.com/hde98nfk
Screenshots:
Der Bericht könnte natürlich auch von Behörden lanciert worden sein um "aufs Wasser zu schlagen" und zu schauen was sich so bewegt. Allerdings würde das vorrausetzen das sie an solch eine Mail gelangt sind. Unschön ist das alles in jedem Fall. Der PGP-Code im Beitrag sollte dringend mit gegebenenfalls wirklich versendeten Mails abgeglichen werden. Falls es sich nicht um Symbolbilder handelt könnte das aufschlussreich sein.
...
Das wird schwer, denn ein verschlüsselter Text sieht immer anders aus, wenn er an einen Empfänger verschickt und mit dessen öffentlichem Schlüssel verschlüsselt wird.
Dass in dem Beitrag PGP-Zeichensalat anstelle der angeblichen Mail angezeigt wird, könnte ein Indiz für ein Fake sein.
Ansonsten können wohl nur Leute, die diese angebliche Mail bekommen haben, anhand des Zitats sagen, ob der Beitrag blöfft oder nicht.
Quatsch mit Buchstabensoße
Wenn solch eine Mail nicht gleichzeitig an mehrere Empfänger ging und mit all deren Keys verschlüsselt wird - was in solchen Fällen wohl besser nicht passiert - sind sie einmalig. Ein einfacher abgleich mit der sich vielleicht noch im Postausgang des Absenders befindenen Mail reicht, denn hier sieht jede Mail an jeden Empfänger total anders aus. Selbst mit identischem Inhalt, einfach nur weil sie mit verschiedenen Keys/in verschiedenen Vorgängen verschlüsselt wurden. Auch für Empfänger lohnt der Vergleich da auch sie unwissentlich ein Leck seinen können.
Den zweiten Absatz deines Kommentars kann ich auch nicht teilen, sie zeigen einen Klartext Absatz der Mail. Klar das sie sowas aber in ihrem eigenen Layout hinterlegen, das ist doch ganz normal und kein Indiz für einen "Blöff".
Spekulatius-Müll
[ ] Ihr beiden hab “Anna und Arthur halten den Mund” verstanden. Nicht.
schön weiter diskutieren
schön öffentlich alles diskutieren, am besten mit Menschen die man zufällig im Netz trifft.
Aber außerhalb der virtuellen Welt wieder voll paranoid unterwegs. Haha
Heterogenität ist Grundaspekt der Szene
Natürlich muss man offen diskutieren und nicht nur in verschwiegenen Zirkeln, wo maximal der Verfassungsschutz über die V-Leute noch informiert wird. Wo 20 aktive Leute auf einem Haufen hocken, ist doch sicher ein V-Mann darunter, get real. Und da kannste kein onion nutzen. Was denkst du denn, was die hier neues erfahren? Wer Diskussionen scheut, scheint sich seiner Position nicht so sicher zu sein.
zu spät gelesen = Sendung verpasst?
Wer den Bericht verpasst hat kann ihn sich hier in HD runterladen (806 MB)
augen auf
Stark
Geil, dass ihr implizit zu Gewalt gegen Genoss*innen aufruft.
PS:
"Sicherlich haben GenossInnen “Lust”, sich mit dem Geltungsdrang der beiden “Linksautonomen” (Hans und Emile) aktiv zu beschäftigen, immerhin sollten sie an ihren Stimmen und Ausdrucksweisen erkennbar sein."
wenn
hier in einem solchen maß (was ja noch nicht feststeht) gequatscht wurde, dass sogar internas raus gingen, dann allerdings bin ich auch für gewalt! Anna und Arthur können auch austeilen!
ü