Antirassistische Gruppen und Einzelpersonen aus Hannover rufen auf zur Demonstration! - Mit Wut und Bestürzung haben wir die aktuellen Meldungen über die rassistische Polizeigewalt in der Dienststelle der Bundespolizei in Hannover zur Kenntnis genommen. Doch genauso wütend macht uns bereits der Auftakt der Aufarbeitung der Vorfälle. Bereits im Vorfeld spricht ein Oberstaatsanwalt laut NDR davon, dass der "Vorwurf [...] sehr bedenklich und einmalig wäre".
Obwohl die bisher bekannt gewordenen Vorfälle ungeheuerlich sind,
einmalig oder überraschend sind sie nicht. Oury Jalloh wurde 2005 in
einer Polizeizelle in Dessau verbrannt. Nach 10 Jahren von der Polizei
behinderter Aufarbeitung im Ermittlungsverfahren und vor Gericht
sprechen die beteiligten Behörden immer noch von einer
Selbstverbrennung, obwohl Gutachten diese ausschließen. Laye Condé
ertrank 2005 im Bremer Polizeigewahrsam durch das zwangsweise
Verabreichen von Brechmitteln und Wasser in Polizeigewahrsam. Amir Ageeb
erstickte, weil Beamte während seiner trotz bekannter Suizidabsichten
durchgeführten Abschiebung im Flugzeug seinen Kopf minutenlang auf seine
Brust drückten. Der 16jährige Halim Dener wurde 1994 beim Plakatieren
in der hannoverschen Innenstadt von einem Polizisten durch einen Schuss
in den Rücken getötet. Die Liste ist lang...
In Hannover sind in der
Vergangenheit immer wieder Angriffe durch Polizeibeamte, v.a. in der
berüchtigten Herschelwache nahe des Bahnhofs, bekannt geworden.
Solche Angriffe sind kein Zufall und auch nicht das Werk von Einzeltäter_innen! Vielmehr sind sie eine logische Konsequenz in einem System, in dem Polizist_innen Gewalt anwenden, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, da sie davon ausgehen können, im Sinne eines widerlichen Korpsgeistes von Kolleg_innen und Vorgesetzten durch Wegesehen und Falschaussagen gedeckt zu werden, ohne das dies durch Staatsanwaltschaft und Richter*innen eingehend untersucht wird. Amnesty und der Republikanische Anwältinnen- und Anwälteverein e.V. (RAV) kommen auf 1-3% angeklagter Fälle nach Anzeigen bezüglich Polizeigewalt. Sie enden meist mit Freisprüchen.
Es ist kein Geheimnis, dass von
Polizeigewalt Betroffene statt einer Aufklärung eher weitere
Repressionen zu erwarten haben, wenn sie Vorfälle zur Anzeige bringen
oder publik machen. Die Rede von "Einzeltätern" erstickt einen längt
fälligen Diskurs über Polizeigewalt und blendet die streng hierarchische
Organisation einer Institution wie der Polizei völlig aus.
Dass bei vielen besonders heftigen Fällen von Polizeigewalt neben Wohnungslosen und Linken in besonderem Maße People of Colour, Schwarze und/oder Geflüchtete betroffen sind, ist kein Zufall! Gewalttaten gegen Menschen, die auf irgendeine Art nicht ins rassistische Bild passen, sind ein Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Der rassistische „Normalzustand“ wird durch rassistische Sondergesetze wie das deutsche Asylrecht und rassistische Polizeipraxis wie Racial Profiling institutionalisiert. Eine auf wirtschaftliche Verwertbarkeit und rassistischem Ausschluss bauende Gesellschaft provoziert rassistische und gegen „nicht gut ausgebildete“ Geflüchtete gerichtete Gewaltexzesse durch uniformierte Einsatzkräfte und Andere. Menschen werden auf ihre (vermeintliche) Herkunft oder ihren Passbesitz sowie ihre vermeintliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit reduziert.
Das Problem heißt Polizeigewalt!
Das Problem heißt Rassismus – in staatlichen Behörden und in der Gesellschaft!
18 Uhr am S-Bhf. Nordstadt, Hannover
Orga
Da es im Text nicht erwähnt wird (im Bild aber verzeichnet ist) nochmal: Treffpunkt ist 18 Uhr am S-Bhf. Nordstadt. Gleichwohl ich mich frage, wo genau wir uns dort treffen sollen. Auf der Brücke? ...egal, bis heut Abend!
Kommt zahlreich!
Ort
Wurde von uns im Artikel ergänzt.
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