Während die GenossInnen in Italien den 1. Mai nutzten, um anlässlich der Expo Eröffnung gut ausgerüstet und organisiert schon während der Demo zahlreiche Banken anzugreifen und sich anschließend stundenlange Straßenschlachten mit den Bullen zu liefern, bei denen u.a. zahlreiche Fahrzeug der gehobenen Preiskategorie in Flammen aufgingen, setzte sich in Berlin die Tendenz zur Perspektivlosigkeit am 1. Mai weiter fort.
Ablauf- ein kurzer Abriss
Mit der gewohnten Stunde Verspätung setzten sich am Spreewaldplatz am Abend um die 20.000 Menschen in Bewegung. Begleitet von dem üblichen Gepose mit Pyrotechnik und Rauchtöpfen ging es im sehr zügigen Tempo in Richtung Neukölln. Diese Jahr war statt Abgeordneten und Vertretern von diversen Linksparteien wieder oldschool an der Spitze angesagt. Ein Frontblock von um die 150 Leute zog fast vollständig vermummt los, hing aber völlig in der Luft, weil dahinter nur lose und unorganisierte Leute folgten, die sich weder kannten, noch Ketten bildeten. Die Bullen hielten sich in 36 noch zurück und fingen erst in Neukölln an die Demo massiv in den Seitenstraßen parallel zu begleiten. Nachdem das Bullenrevier Sonnenallee Ecke Wildenbruch etwas Farbe abbekommen hatte, wurde die Demo einige hundert Meter weiter von zwei Hundertschaften aufgestoppt, die sich vor die Demo gesetzt, bzw. neben dem Frontblock Spalier gebildet hatten. Für die Bullen wäre es ohne weiteres möglich gewesen, den Frontblock komplett zu zerlegen, bzw. in ihn einzudringen, um Vermummte festzunehmen, offensichtlich hatte die Einsatzleitung aber andere Prioritäten im Sinn. So ging es nach zehn Minuten weiter, ab diesem Zeitpunkt nur noch im gemütlichen Spaziergangtempo und im Frontblock größtenteils auch nicht mehr vermummt.
Fast als Schweigemarsch zog die Demo weiter durch Neukölln. Einzelaktionen, bei denen einige wenige Scheiben zu Bruch gingen, änderten nichts an der Trägheit und der unterirdischen Stimmung auf der Demo. Wo die Bullen die Demo dazu zwangen, sich durch ein künstliches Nadelöhr der polizeilichen Absperrung zu quälen, wurde dies in Lemminge Manier ertragen. Auf dem Kottbusser Damm wähnte sich mensch dann auf einem Ostermarsch, nur das die Leute irgendwie ein anderes Outfit trugen. Die üblichen Dachaktionen waren auch nur als uninspiriert zu bezeichnen. Zurück in 36 kamen dann wieder Sprechchöre auf und vom Lauti wurde darauf aufmerksam gemacht, dass mensch sich heute ein “Soziales Zentrum erkämpfen wolle. Am Endpunkt Lausitzer Platz bekamen dann noch zwei Zivis eine Abreibung, was 99,9 % der Demo ebenso wenig mitbekommen haben dürften, wie die darauf folgende kurze Auseinandersetzung mit ihren uniformierten KollegInnen. Dann standen Tausende ratlos auf dem Lausitzer Platz herum, während die Bullen noch einige gezielte Festnahmen tätigten von Leuten, die sich auf der Demo wohl ausgeguckt haben dürften. Dafür gab es noch den einen oder anderen Flaschen- oder Steinwurf, die restliche Pyrotechnik wurde abgebrannt und dann war es dann auch.
Fazit- vorläufig und absolut unvollständig
Nach den diversen miss- und gelungenen Versuchen der letzten Jahre, ins Herzen der Bestie vorzustoßen (wobei dies abwechselnd am Brandenburger Tor oder in der SPD Zentrale verortet wurde), sollte diese Jahr also ein Soziales Zentrum erkämpft werden, um einen “Ort der Begegnung und der Diskussion zu schaffen”. Das Kuriose ist ja, dass Berlin wie kein andere Stadt in Deutschland über die diversen Orte verfügt, an denen sich die Scene und auch die diversen Splitter und Fraktionen über den Weg laufen und dabei immer hübsch unter sich und zum Diskurs unfähig bleiben. Was sich daran durch ein Soziales Zentrum ändern sollte, bleibt wohl das Geheimnis der Gruppierung Radikale Linken, die sich, und dies ist nun wirklich kein zu schützendes Insider Wissen, zu wesentlichen Teilen aus Leuten der aufgelösten ALB und ARAB zusammensetzt, die in den letzten Jahren die Demos zum 1. Mai in Berlin organsiert haben. So wurde sich wenigsten wieder insofern treu geblieben, dass die Linie der Symbol Politik fortgesetzt wurde. Die auch in den Massenmedien im Vorfeld breit publizierte Ankündigung einer Besetzung im Rahmen des 1. Mai muss mensch als absolut dilettantisch bezeichnen. Von der Aktion in Neukölln haben auf der Demo praktisch keine Leute mitbekommen. Weder gab es Lautsprecherdurchsagen, die viele erreicht haben, bzw. machte der erste Lautsprecherwagen noch eine halbe Stunde später auf der Kottbusser Brücke auf eine noch bevorstehende Besetzung aufmerksam. Auch wurde die Meldung über die Aktion in Neukölln nicht über soziale Netzwerke oder anders verbreitet, sodass eigentlich fast alle davon ausgingen, die Besetzung stehe noch an, als die Demo 36 wieder erreichte.
Aber auch die autonome und anarchistische Linke in Berlin befindet sich im freien Fall. Gab es 2013 noch vor und nach der 1. Mai Demo zahlreiche Debatten Beiträge und einen eigenen vermummten Block mit über 500 Leuten, sowie sonstige begleitende Aktionen und im letzten Jahr noch wenigsten etwas Widerstand gegen die Bullen sowohl während der Demo als auch am späten Abend, gab es dieses Jahr weder theoretische noch praktische Interventionen. Auf der Demo gab es nicht ansatzweise schützende Strukturen, auf die sich mensch nach direkten Aktionen beziehen konnte. Die Debatte um Wege aus der Krise, die im zweiten Halbjahr 2014 in Berlin aufgekommen war, ist mit dem letzten Beitrag der Autonomen aus Berlin scheinbar eingeschlafen.
So bleiben nur individuelle Wege. Mensch fährt zu Events in andere Städte im Inland (Blockupy) oder gleich nach Athen, Mailand oder Wien. Oder begnügt sich mit ein paar eingeworfenen Scheiben mitten in der Nacht gemeinsam mit seiner Kleingruppe. Der mögliche Hinweis darauf, dass der 1. Mai nicht der Ort der Intervention sei, muss daneben gehen. Bei allen sonstigen Interventionen bleiben die üblichen Verdächtigen im allgemeinen unter sich. Zu einer breit beworbenen Besetzungsaktion erschienen letztlich gerade mal an um die 50 Leute. Wer unter diesen Umständen meint, von der Traurigkeit des Kapitalismus faseln zu müssen, sollte den Blick in den Spiegel nicht scheuen. Dieser 1. Mai hat die Realität in der Stadt in Bezug auf antagonistische Politik 1:1 abgebildet. Wer 20.000 Menschen, die sich an einen Event anhängen mit einer massenhaften Zustimmung zu einer revolutionären Projekt verwechselt, darf weiter seinen Traumtänzereien nachhängen. Dem Rest muss die bittere Medizin verabreicht werden. This is not a love song.
Augenzeugenbericht
Na ja, dem Bericht ist nicht all zi viel hinzuzufügen. Aber es hat nicht mal gereicht, dass Bullenrevier zu "beschmutzen", weil alle farbeier auf dem gehweg davor gelandet sind. Konnte mir noch das Gelache der Riot-Cops anhören, als ich ein paar Minuten nach der Aktion vorbeigekommen bin.
Die Aktion bei ehem. C&A sollte die angekündigte Besetzung sein? Habe auch die zerstörte Tür und den Rauch gesehen, aber wer will Dein ein leerstehendes Kaufhaus besetzen?
Von den 20.000 waren bestimmt die Hälfte nur Facebook-Poster, die "Ich war dabei!" geschrieben haben.
Vielleicht bin ich auch schon langsam dafür zu alt, aber die Pseudo-Aktivisten posen doch nur noch rum, richtige Aktion wie früher, wo einfach alle mitgemacht haben, bekommen die nicht mehr hin.
Wenigstens hat es nicht geregnet!
alter...
Bitte bleib zu Hause und schalt die glotze ein. Dann kannst du verbittert den Fehrseher anschreien.
blabla
Also das ist keine Kritik sondern eine absolut bescheuertes ablästern über Strukturen, die sich die Arbeit machen etwas auf die Beine zu stellen.
Was hindert dich einen Block auf die Beine zu Stellen? Was hindert dich daran, dich an der Organisation zu beteiligen?
Oder bist du einfach sauer weil du nicht das Konsumieren konntest was dir versprochen wurde?
Frag doch ob du dein Geld zurück bekommen kannst...
Soweit ich weiß sind keine Menschen im Knast gelandet, es waren nicht nur die üblichen Redebeiträge sondern auch Gruppen aus der Türkei und aus Rojava die sich beteiligt haben, es gab auch millitante interventionen die trotz dem riesen Bullenaufgebot gut gelaufen sind. Schade das da was bei der Kommunikation der Besetzung schiefgelaufen ist, passiert halt. Im übrigen freue ich mich dann nächstes jahr auf deinen BlackBlock der alles zerlegt...
...
Der EA schreibt von fast 50 Festnahmen.
Danke für diesen Text. Er spricht mir aus der Seele.
@ Orga, danke für eure wochenlange Mühe und Arbeit, doch leider besteht Bewegung nicht allein aus eurer Vorbereitung von Lautsprecherwagen über Rede- und Musikbeiträge, bishin zu dem Rattenschwanz von Anmeldung und PR... Die Gesamtaufnahme der Berliner Linken bleibt trotz eureres Einsatzes desaströs. Dafür ausgerechnet diejenigen verantwortlich zu machen, die für diesen Tag die Infrastruktur auf die Beine gestellt haben, käme mir nicht in den Sinn. Trotzdem kam ab der Karl-Marx-Straße bei mir die Frage auf, ob es nicht klüger wäre, die Demo aufzulösen, damit zu drohen oder wenigstens kurz aufzustoppen, immerhin glichen die ersten 200 Meter zu diesem Teitpunkt schon einem Wanderkessel. Am Herrmannplatz, wo die Demospitze dann vom beidseitigen Spalier auch noch auf eine Breite von 5-6 Personen zusammengedrückt wurde, war ziemlich offensichtlich in welcher Klemme Berlin steckt... aus der Ruhe zu bringen schien das nämlich niemanden.
traditionelles rumgejammere
"Schweigemarsch" - kann ich nicht bestätigen. es gab durchaus energische menschen in bestimmten abschnitten/blocks, wo nahezu pausenlos sprechchöre zu hören waren.
"Trägheit"- okay, kann ich teilweise bestätigen, hängt aber meistens nicht konkret mit den menschen, sondern variablen, jährlich schwankenden faktoren zusammen. hatte alles aber im allgemeinen schon volksfestcharakter.
"keine schützenden Strukturen" - aus militanter perspektive ein berechtigter kritikpunkt, allerdings war die demonstration auch extrem groß und weitläufig - abgesehen davon, dass große abschnitte ohne erkennbare polizeieinheiten waren und ja durchaus aktionen eig problemlos gelaufen sind. ob denn dann ein autonomer, schwarzer block (den es unbegleitet ja auch in abschnitten gab..) und der ja auch i.d.R. nen fettes Spalier aufgedrückt bekommt und doppelt und dreifach überwacht wird so sehr schützt, ist wirklich fraglich.
Wo ich euch/dir zustimme ist, dass das nächste mal auf jeden fall bessere kommunikationsstrukturen innerhalb der demo/zwischen den lautis sehr angebracht wären, dann klappt's vlt. auch mit der besetzung (mal so konstruktive kritik richtung orga-bündnis).
Bleibt nüchtern festzustellen: Auch dieses Jahr konnte der 1.Mai nicht über seinen eigenen Schatten springen. Da wo angetrunkene Mittelstands-Hipster und Partypeople aus England und Spanien den Großteil der Demo ausmachen, können keine Massenmilitanz oder neue, besonders kreative und dynamische Demoverläufe erwartet werden. Und mal ganz ehrlich: entweder mensch macht richtig revolution bzw. "gegenmacht aufbauen" und dann auch das ganze jahr unversöhnlich mit politik,institutionen und marktlogik oder mensch gönnt sich eben einmal im jahr am 1.mai ein bißchen revolutionssimulation, die ja von den aufstandsbekämpfer*innen des innensenats auch schon fest eingeplant ist und inzwischen auch schon wirtschaftsfaktor für den tourismusstandort berlin ist.
1.Mai Berlin
Die Demo ging zügig los,wohl wahr,ohne Rücksicht zu nehmen auf Menschen auf der Demo die aufgrund verschiedensten Einschränkungen das Tempo nicht einhalten könnten.Ab Anzengruber im Doppelspalier zu laufen,ohne Ansage an die Bullen sich zu verpissen war auch ein Novum.So war dann die Demo Carl 21.00 wieder am Lausi,pünktlich zum Beginn auf dem Barrio.Es kann doch wohl nicht ernsthaft als Erfolg gewertet werden das die ersten Reihen vermummt laufen dürften,als es den Bullen nicht mehr gefiel diese brav abgelegt wurde,um sich dann wie auf Twitter zu sehen wiederum vermummt mit einem Bullen in der Mitte in Siegerpose zu zeigen..zu der versuchten Besetzung:ein leerstehendes Kaufhaus als Soziales Zentrum?nee Im Not Amused
Videos 1. Mai 2015 Berlin
Bitte an alle und ein anderes Fazit
Wer im Sandkasten bessere Strategien als die gerade beschriebenen wälzen möchte, macht das einfach, aber bitte nicht online.
Wer was konstruktives auswerten und mit anderen disktutieren möchte, geht bitte auf die Nachbereitung der Demo. Und wer (das wäre richtig konstruktiv) neue Vorschläge hat, bereitet sich bereits jetzt schon auf die nächste linksradikale Großdemo in Berlin vor: 1. Mai 2016
Auch ein Fazit: der Revolutionäre 1. Mai wird seit Jahren von einem kleineren Teil der Berliner linken Szene vorbereitet. Der Großteil bringt sich nicht ein und nimmt offensichtlich auch nicht mehr an der Demo selbst teil. Anders jedoch über 20.000 BerlinerInnen, die anscheinend wissen, dass alles außer der Revolution Quark ist. Leider hat die Mehrheit keine Erfahrung in Demotaktiken und möglichen Aktionen - vielleicht wäre das eine Möglichkeit für die linke Szene Berlins, ihre Erfahrung und Wissen in die Breite zu vermitteln...
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Ich stimme zu, aber auch nich!
Freunde von mir, sind entweder gar nicht zu Demo oder nach 20 Minuten weg, die einen weil sie es für ein sinnloses Spektakel halten, die anderen sind weg weil es "langweilig" wurde!
bei dennen die gar nicht erst hin sind, ist das ok, weil sie anderstweitig aktiv sind!
bei "langeweile", kann ich nur sagen, schluß mit dem konsumieren, ran an die buletten!
da ich selbst nicht organisiert bin, bin ich, vor allem wenn man dann "allein" unterwegs ist, auf gute "blocks" angewiesen, ich hab mich bei der FAU eingereit, dies unterschied sich nicht wirklich von der dgb demo am morgen, nicht schlecht, aber auch nich "revolutionär"!
Von der "Kaufhausbesetzung" hab ich nichts mitbekommen, bis auf ne kaputte scheibe! wenn man wirkich besetzen wollte, warum sind nich alle rein und es wurde, wenigstens für ein paar stunden versucht das gebäude zu halten und demzufolge die demo aufgelöst mit der bitte, alle sollten versuche die besetzung zu schützen, jeder mit seinen mitteln!
ich schwanke ein bischen zwischen, dass bringt doch nichts mehr und nächstes jahr aber richtig, ich versuch nen anarcho block auf die beine zu stellen, dass die in athen nur so kieken vor neid:-) schöne idee wa hehe, naja mal schauen was so kommt :-)
P.S.: Aufm Kottbusserdam, also die Masse war schon beeindruckend, aber bischen mehr "Klasse" (im wahrsten sinne), würde nich schaden, achja und ne militante, ihc sach mal, hardcore demo, in welcher mütter mit ihen Babys mitlaufen, is auch nich so ne bomben idee!
Nich vergessen, O-Platz - Demo und natürlich, wer nicht feiert hat verloren! in diesem sinne, es sind noch viele Tage bis zum nächsten 1.mai!
hmmm hat gut getan den text zu schreiben, fast bischen therapie!
STAAT!
NATION!
KAPITAL!
SCHEIßE!
"Party statt Revolution"
titelt RBB und der Kurier schreibt "Selfies statt Hirnis". Der 1. mai in Berlin ist unpolitisch geworden, mit dem Mai-Fest hat die Entpolitisierung angefangen, wie damals schon die Kritiker vermuteten. Dieses Jahr war selbst die 18Uhr Demo nur noch ein Facebook-Event. wenn sich das nächstes Jahr wiederholen sollte, muss man der Radikalen Linken in Berlin die Existenz absprechen...
erwartung und konsum
Was ihr alle von einem einzigen Tag im Jahr haben wollt. Ihr wisst es doch selber besser: tagtägliche Praxis. Und damit sind keine Indy-Kommentare gemeint. Bringt euch ein, redet mit den Menschen und kämpft.
das hat nichts mit erwartung zu tun
der 1. mai ist einfach auch ein spiegel der gesellschaft. wenn die 18 uhr demo nem facebokk event gleicht, dann weißt du wo du lebst. wird man ja wohl noch kritisieren dürfen...
mh mh... neee
Der 1. Mai sagt nichts über den Zustand der linken Bewegung in Berlin aus. Ein großer Teil kommt einfach nicht. Das ist zwar schade aber bei den Idioten die da oft mitlaufen sehr verständlich. Für einen guten Gedanken würde ich halten entweder in die Demo hinein zu wirken und ggf. das ganze mit einem stark aufgestellten Order/Awarenes-Team durch zu ziehen oder das Experiment zu wagen einfach mal nichts anzumelden und dann zu gucken was passiert.
MsG
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Sei so lieb und steck dir die von dir geforderte Szenepolizei mitsamt ihren Achtsamkeitssquatsch sonstwohin! Der postmoderne Hype um Sozialhygniene ist nicht bloß hochgradig klassistisch, autoritär und entmündigend, sondern darüber hinaus auch ein Gründe unter vielen dafür, dass es in Berlin statt einer solidarischen linken Bewegung, nur noch eine kleine, elitäre und mit sich selbst beschäftigte Szene gibt.
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stimme dir zu!
aber finde die idee keiner anmeldung, ohne lautis, frei schnauze, sehr gut!
verschiedene gruppen können sich verschiedene startpunkte aussuchen, egal wo in der stadt und am abend gibs nen "alternatives" linksradikales fest, is ja alles frei, außer am brandenburgertor und in 36, und da kann man sich dann treffen mit den verschiedenen demos!
Von mir aus können die die wollen auch nen wagen dabei haben oder mit 10 000 laufen, aber ich denke verschiedene gruppen und demos mit "gleichem" ziel --> Fest, is ne gute Idee!
Auch wenn ich die Stalinisten nich aufm fest und in der demo sehen will!
gute idee
ich finde auch ein alternatives fest als ziel unterschiedlicher demos sollte das konzept sein. am besten auch nicht in einem szenekiez sondern irgendwo wo es das kapital nervt, am kudamm zum beispiel. dann können die event-geilen auf der 18uhr demo laufen und die politischen leute machen ihr ding und alle treffen sich am kudamm, falls sie dort ankommen sollten. damit wäre auch endlich mal das kommerzielle maifest in kreuzberg konterkariert. es müssten sich allerdings alle organisierenden gruppen darüber einig werden, dass näxtes jahr so zu machen.
so you wanna burn something?
warum nicht in bad aibling? oder pullach? oder wenn in berlin, warum nicht irgendwelche suvs von immobilienhaien, dhl-transporter oder irgendwas mit abschiebungsindustrie?
ein riot mit orts- und zeitankündigung unter den augen einer gut vorbereiteten polizei und ohne wirklich solide basis in der lokalen bevölkerung ist übrigens in seinen auswirkungen in der realen welt fast immer eine konterrevolutionäre tat. (dann nicht, wenn es ein erfolgreicher gezielter angriff auf irgendwas wirklich zentral wichtiges ist.)
oder wenn es nicht ganz so hart formuliert werden soll: es ist die leninsche bahnsteigkarte der saturierten kapitalistisch-entbildeten weitgehend weißen männlichen klassenvergessenen kleinbourgeoisiejugend im alternativlosland schland irgendwo schräg rechts hinterm end of history.
aber wie dem auch sei. ymmv. bedenkt aber bei eurer nachbereitung mal eins: 2015 ist das erste jahr seit rund 30 jahren, in dem in den ersten maitagen nicht deutschkollektiv und europaweit gegen linksmilitanz gehetzt wird. sondern sehr viele menschen bestürzt dinge realisieren, die in weimar, in pullach, in baltimore, auf dem mittelmeer passiert sind, und akuten diskussionsbedarf zeigen.
und in der situation ist es sehr viel revolutionärer, als keyboard warrior diesen verunsicherten menschen ein klein wenig einsicht in das wesen dieser kreatur namens "kapitalismus" zu geben, als irgendetwas zu smashen.
so36 isn't kreuzberg, kreuzberg isn't berlin, berlin isn't germany, germany isn't europe, and europe isn't the world. und, wie gesagt: militanz muss unberechenbar und unvorhersehbar sein, sonst ist sie kontraproduktiv.
(die geheimhaltung eurer strategiedebatten hättet ihr euch die letzten 10 jahre übrigens weitgehend sparen können. das immergleiche und völlig vorhersehbare ritual, was ihr da abgezogen habt, wurde von jahr zu jahr verzweifelteres unterirdischeres gemackere. spätestens nach 2008-2010 hätt es nicht mehr viel geändert, den bullen ne einladung auf büttenpapier mit goldschnitt und detaillierten plänen in bleiletterndruck zu schicken.
nur der kapitalismus kann menschen so verdummen, daß sie dort militant agieren, wo polizeikräfte zusammengezogen werden, statt dort, von wo sie zusammengezogen wurden.)
ps: farbe an fassaden sieht an einem nicht vorher festlegbaren tag irgendwann im hochsommer eh viel geiler aus.
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word!
(aber nen bischen militanz wär schon schön, muß ja nich kaputtmach miltanz sein, aber lautstarke und kraftvolle im auftretten, dass man das gefühl hat, die nehmen das ernst was sie propagieren und sind nich nur jung und links und später rechts weil nich dumm)