Nazi-Watch-SH #14: Manfred Riemke (Neumünster)

Manfred Riemke

"Manni jetzt brauchst du noch nen kurzen oberlippenbart"

Manfred "Manni" Riemke, der nach eigenen Angaben aus Hamburg kommt, nun aber in Neumünster-Gadeland wohnt, ist ein Freund von Titanic-Wirt Horst Micheel. Öffentlich trat er zum ersten Mal bei der Bürger-Informationsveranstaltung in Boostedt in Erscheinung, als er mit Micheel und einigen Kameraden von der NPD aus Neumünster rassistische Flyer verteilte.

 

Riemke agiert eigentlich aber lieber digital: Nachdem ihn der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag in der "Nazi-Debatte" um Heino zitierte, versah er nahezu jeden thematisch für ihn relevanten Artikel mit rassistischen Kommentaren, weshalb der Verlag ihn inzwischen sperrte. Besonders echauffierte Riemke sich dabei über die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft in der 8km von Neumünster entfernten Gemeinde Boostedt, weshalb er z.B. als erster seine KameradInnen dazu aufrief, die Facebook-Seite der stellvertretenden Bürgermeisterin von Boostedt, Marina Weber, mit entsprechenden Kommentaren zu versehen (so postete Riemke am 15. Dezember 2014: "schreibt dieser volksfeindlichen Person eure Meinung!"). Die sich daraus ergebenden verbalen und später auch körperlichen Angriffe auf Weber riefen den Staatsschutz auf dem Plan und sorgten für ein bundesweites Medienecho (die Neue Deutschland titelte "Rauchbombe und Auto-Attacke"). Anders als z.B. Horst Micheel oder Mark Proch, die kaum einen fehlerfreien Satz zu Papier bringen, eignet sich Riemke durchaus für diese Form des Online-Aktivismus, zumal er als ehemaliger Verantwortlicher für "Asenborg Media UG" mit dem "Erstellen und Betreiben von Internetpräsenzen" beschäftigt war. Obwohl Riemke sich selbst wie viele Nazis auch hinter Bezeichnungen wie "Nationalkonservativer" oder "politischer Wutbürger" versteckt und sich selbst den Adelstitel "Manfred von Asenborg" bzw. "Manfred von Asenholm" (Asenholm ist der Name einer zur Gemeinde Föglö gehörende Insel der Åland Islands, einer autonomen Region Finnlands; die 1918 auf Anfrage des weißen Senats Finnlands von deutschen Truppen besetzt wurde) verleiht, spricht ein Blick auf seine Kommentare eine deutliche Sprache: Riemke ist überzeugter Nationalsozialist und NS-Nostalgiker, Holocaust-Leugner, Antisemit, Geschichtsrevisionist und Rassist.


Verherrlichung des Nationalsozialismus:
- zum Selbstmord des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess schreibt Riemke: "Das war Mord" (11.09.2013)
- Hitler-Fan Riemke ist überzeugt: der "wahre Adolf Hitler" "wollte immer frieden". Die Deutschen sollten sich seiner Meinung nach nicht von
den HistorikerInnen "belügen" lassen: "glaubt ihr ernsthaft, dass eure Großeltern ein "Monster" gewählt hätten".
- ein Facebook-Freund von Manfred "Manni" Riemke schmeichelte ihm mit der Aussage: "Manni jetzt brauchst du noch nen kurzen oberlippenbart.
dann siehst du ihn schon sehr ähnlich" (Fehler im Original)
- als Profilbild benutzt er u.a. ein Porträt von Kaiser Friedrich I., genannt "Barbarossa". Dieser wurde auch von den Nazis verehrt, 1933
schwärmte Richard Suchenwirth, Mitbegründer der NSDAP in Österreich, der Kaiser werde wiederkehren, "wenn nicht mehr die Raben um den Berg
flatterten. Nun - im Reiche tun sie es seit Hitlers Sieg nicht mehr. Der alte Barbarossa wird bald wiederkehren, wenn das Dritte Reich,
Großdeutschland entsteht". Hitler selbst gab dem Überfall auf die UdSSR den Namen "Unternehmen Barbarossa".
- für eines seiner twitter-Accounts ("Reichesstimme") benutzt er als Hintergrundbild eine schwarz-weiß-rote Reichskriegsfahne mit dem sich
verflechtenden Schriftzeichen "GD", was für die "Panzerdivision Großdeutschland" der Wehrmacht steht. Auch diese Nazisoldaten haben
Kriegsverbrechen begangen, z.B. 1940 während des Frankreichfeldzugs (Massaker an etwa 250 schwarzafrikanischen Soldaten und ihrer
europäischer Offiziere) oder 1941 in Jugoslawien (Beteiligung an Erschießungen).
- als Profilbild bei twitter nutzt Riemke Hans-Ulrich Rudel, der als Kampfflieger höchstdekorierter Soldat der Wehrmacht und nach Kriegsende
NS-Fluchthelfer für Kriegsverbrecher war. Rudel schützte u.a. die Identität des untergetauchten Josef Mengele.
- auf seinem youtube-Kanal teilt Riemke unzählige Nazi-Videos, die die Wehrmacht, die Waffen-SS, die Legion Condor, etc. verherrlichen.
- Riemke bedient sich in seinen Kommentaren verschiedener Elemente der NS-Sprache, so hetzt er gegen vermeintliche "Untermenschen" (09.09.2014)
und schreibt über seine Heimatstadt: "Oh Hamburg, wie bis du krank und entartet" (Fehler im Original)

Leugnung des Holocaust:
- Riemke, der Mitglied der Gruppe "Reale Verschwörungen" ist, teilte u.a. ein Video, in dessen Beschreibung "Die ganze Welt weiß es - nur das
deutsche Volk nicht !!! [...] Die Holocaust-Lüge fliegt weltweit in die Luft" stand (31.12.2014).

Antisemitismus:
- am 01.04.2015 schimpft Riemke auf die "Israel hörige Lügenpresse"
- an anderer Stelle beklagt er sich über das "Lügengeschichtsbild der Juden"
- die Kritik an Hedgefonds verleitet ihn zu folgender Aussage: "Immer diese merkwürdigen Zufälle, steckt doch wieder einmal ein Jude dahinter"

Geschichtsrevisionismus:
- Riemke ist davon überzeugt, dass der "Deutsche Osten von Polen besetzt" wurde (13.02.2014)

Rassismus:
- neben seiner Hetze gegen Flüchtlinge sowie die Aufnahme von Flüchtlingen in Neumünster und Boostedt macht der Möchtegernadlige, der
neben seinem Adelstitel auch gerne Familienwappen postet, Stimmung z.B. gegen den Grünen-Politiker Cem Özdemir, der der Meinung war, dass Pegida
nicht Deutschland repräsentiere: "Da maßt der Türke sich an kundzutun, was zu Deutschland gehört und was nicht. Er soll endlich sein Schandmaul halten und sich zurück nach Anatolien trollen, wo er und seinesgleichen hingehören."

Trotz seines menschenverachtenden Weltbilds besitzt Riemke strategisches Geschick und ist in der Lage, in eher bürgerlichen Onlineforen vorsichtig zu agieren und sich nicht gleich als Nazi zu outen. Um WutbürgerInnen und Rechtskonservative für die extrem rechte Szene zu ködern, gründete er zusammen mit seinem Freund Horst Micheel den "Bund für Deutschland" (BFD) (siehe taz-Artikel), zunächst gedacht als "Bindeglied" und nicht als Konkurrenz zur NPD. Getarnt als "Bürgerinitiative" zur Verwirklichung der Demokratie, fokussierten Riemke und Micheel, dessen Kneipe Titanic als
Kontaktadresse diente und auf den die Homepage angemeldet wurde, vor allem "die Wahrung der deutschen Identität" und den Kampf "gegen die Überfremdung und Islamisierung Deutschlands". Gegen den Willen von Micheel, der daran arbeitete, das beschädigte Image seiner Kneipe aufzupolieren, lud Riemke zu einem ersten Treffen in die Titanic: Wegen der klandestinen Mobilisierung erschien neben den beiden Initiatoren allerdings nur eine weitere Person: NPD-Beisitzer und Nazihooligan Michael Denz. Desillusioniert von dieser Erfahrung und dem generellen geringen Zuspruch verschwand bald erst die Internetseite, dann der ganze "BFD" wieder in der Versenkung.

Aber auch der Kontakt zur NPD, der Riemke ideologisch eigentlich nahe steht, ist keine Erfolgsgeschichte. Spätestens seit Riemke lange vergeblich auf Antworten vom Landes- sowie eine Einladung des Kreisverbands wartete, beäugt er Proch & CO. nicht nur wegen ihrer Verbindungen zum Rockermilieu und ihres teilweise unseriösen Auftretens ("nur ein Hauen und Stechen in den eigenen Reihen" - "Da fehlt die straffe Hand der Führung!") sehr kritisch, auch ihre inhaltlichen Positionen teilt er nicht immer: "Warum hört man kaum etwas von der Partei hinsichtlich der elementaren Forderungen die Deutschland betreffen, endlich einem Friedensvertrag für Deutschland, Abschaffung der UN-Feindstaatenklausel, volle Souveränität für Deutschland, weg mit den Besatzungsstatuten? - Ist die NPD schon soweit eine System-Partei, dass diese Forderungen nicht mehr auf der Tagesordnung stehen?" Vermutlich war es auch Riemke und nicht Micheel, der im Namen des Wirts der Titanic eine Austrittserklärung an die extrem rechte Partei verfasste, in der er mangelnde Kameradschaft ebenso anprangert wie die Tatsache, dass die NPD der Kneipe in der Wippendorfstraße den Rücken gekehrt hat und "andere Räumlichkeiten in der Nähe von Neumünster" nutzt.

Großzügig auszuteilen und sich gleichzeitig als seriösen Saubermann zu stilisieren, fällt dem "Nazi mit Niveau" Riemke anscheinend nicht schwer. Was weder seine KameradInnen noch seine bürgerlichen Internetverbündeten zu wissen scheinen, ist, dass er, trotz seiner Kritik an Kontakten zwischen NPD und der für u.a. Frauenhandel bekannten Rockerszene, mit seinem im September 2012 gegründeten und damals in der Brachenfelder Straße 29 gemeldeten Unternehmen "Asenborg Media" nicht nur Internetpräsenzen betreute, sondern auch "Online-Partnervermittlung" betrieb, was sich erst einmal unscheinbar anhört. Dahinter verbarg sich allerdings die frauenverachtende Seite "modeltopfinder.com", laut Selbstbeschreibung "das Erotikportal im Norden", auf dem Riemke Sex mit Prostituierten, die er in einer angemieteten Wohnung in der Neumünsteraner Feldstraße, aber auch anderen Städten im Norden ("Gina die heiße Spanierin ist wieder in Norderstedt") unterbrachte, feilbot.

Zuletzt wurde Riemke beobachtet, als er sich mit dem antisemitischen Padenstedter "Volksdichter" Frank Poschau zu einem Sondierungsgespräch
traf. Die beiden sind fest entschlossen, Proteste à la PEGIDA trotz des Scheiterns in Kiel und in Rendsburg doch noch nach Schleswig-Holstein zu
holen.

 


In eigener Sache

 

Wir sind ein loser Zusammenschluss von Antifaschist_innen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Neonazis aus Schleswig-Holstein ihrer Anonymität zu berauben. Dazu werden wir auf dieser Plattform in unregelmäßiger Folge Informationen über Akteure der Neonaziszene veröffentlichen. Dabei wird es sowohl bekannte Kader als auch einige "neue Gesichter" treffen. Unser Ziel ist es, neonazistische Aktionsräume effektiv einzuschränken. Die Herstellung von Öffentlichkeit halten wir in diesem Zusammenhang für zielführend; zum einen wird das alltägliche Umfeld der oft äußerlich sehr angepasst lebenden Neonazis informiert (zum Beispiel über Suchmaschinen), zum anderen können antifaschistische Zusammenhänge unsere Ergebnisse für ihre Aktionen und Veranstaltungen nutzen. Alle Erkenntnisse, die wir über die betroffenen Personen öffentlich machen, sind nach gängigen journalistischen Methoden recherchiert und mit Quellen belegt, auch wenn aus Gründen des Quellenschutzes nicht alle Quellen genannt werden können. Gerüchte werden als solche gekennzeichnet.

 

Wenn ihr Hinweise über neonazistische Umtriebe in Schleswig-Holstein (oder anderswo) habt oder ihr unsere Informationen ergänzen wollt, meldet euch unter nazi-watch-sh [ÄT] safe-mail.net.

 

Die bisherigen Outings finden sich auf dem Nazi-Watch-SH-Blog auf linksunten: https://linksunten.indymedia.org/user/1188/blog

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Ein sehr ausführlicher Steckbrief. Nach der Schließung des Club 88 ist es ja eher still geworden um die Braunen, leider haben solche Typen noch immer nicht die Schnauze voll. Was mir Ungemach bereitet ist, dass Meinungen wie seine im letzten Jahr wieder öfter anzutreffen sind - die braune Scheiße spült es im Moment nach oben.