Ein Statement der „Antifa Reutlingen-Tübingen“ (ART) zum Überfall auf eine Flüchtlingsunterkunft in Reutlingen

Antifa Reutlingen Tübingen

In der Nacht zum 31. März 2015 drang um 02.15 Uhr mindestens eine unbekannte, mutmaßlich männliche Person in die Flüchtlingsunterkunft in der Ringelbach-Straße in Reutlingen ein. Dort zündete die teilweise maskierte Person in einem Zimmer im Erdgeschoss, in dem sich fünf Personen aufhielten, einen Silvesterböller. Danach ergriff der Täter die Flucht und gab noch im Flur mehrere Schüsse aus einer Schreckschusswaffe ab. Eine Waffe, die auf kurze Distanz erhebliche Verletzungen verursachen kann.


Laut Angaben der Polizei wurde durch den Überfall niemand verletzt. Nach eigenen Recherchen wurde eine Person aus der Unterkunft in der Nacht des Angriffes ins Krankenhaus eingeliefert. Unklar ist allerdings, ob ein Zusammenhang mit dem Überfall besteht und ob es darüber hinaus zu psychischen Verletzungen bei den Bewohner*innen kam. In einer Flüchtlingsunterkunft leben nicht selten auch Kriegsflüchtlinge, die durch laute Schüsse oder schussähnliche Geräusche durchaus retraumatisiert werden können.

 

Die Polizei hat bisher keine Täter*innen ausfindig machen können. Außerdem geht sie nicht von einem rassistischen Motiv aus: „Anhaltspunkte auf eine fremdenfeindliche Straftat haben sich bislang nicht ergeben.“


Sie fokussiert ihre Ermittlungen stattdessen auf ein persönliches Motiv. So sagte der Polizei-Pressesprecher Josef Hönes gegenüber der Presse: „Die Person ging direkt in das abgelegene Zimmer. Deshalb vermuten wir, dass es vorher bereits einen Vorfall zwischen dem Täter und den Personen dort gegeben hat.“


Hier hat die Polizei aber nicht ausreichend ermittelt. Nach Angaben von Bewohner*innen wurde nicht gezielt das Zimmer angesteuert, denn es wurde zuerst versucht eine andere Tür, die aber verschlossen war, zu öffnen. Demnach dürften der oder die Täter*innen eher keine Verbindung zu den Angegriffenen haben.


Weiterhin war vermutlich nicht eine Person an dem Übergriff beteiligt, sondern zwei oder drei . Auch gibt es wohl Augenzeug*innen, welche die potentiellen Täter*innen auf dem Weg zur Unterkunft gesehen haben sollen. Die ART findet die unprofessionellen Ermittlungen der Polizei skandalös. Wieder einmal wird von persönlichen Motiven ausgegangen und nicht offen in alle Richtungen ermittelt. Schon in kurzen Gesprächen mit den Bewohner*innen ergab sich ein ganz anderes Bild der Tat.


Bereits der Übergriff selbst stellt für die ART ein starkes Indiz für einen möglichen rassistischen Hintergrund dar. Nächtliche Überfälle von Maskierten mit Böllern und Schreckschusswaffen auf Flüchtlingsunterkünfte dürften in Deutschland in der überwiegenden Mehrzahl bisher einen rassistischen Hintergrund gehabt haben.

 

Rassismus ist deshalb als Tatmotiv keinesfalls auszuschließen!

 

Es geht aber nicht nur darum einen möglichen rassistischen Überfall aufzuzeigen und zu skandalisieren, sondern auch um die Situation von Flüchtlingen im Allgemeinen. Sowohl die unzähligen Toten an den Grenzen Europas, als auch die Behandlung derjenigen Flüchtlinge, die es bis hierher geschafft haben, müssen immer wieder zum Thema gemacht werden. Dass sich in einer Flüchtlingsunterkunft in Reutlingen fünf Personen ein Zimmer teilen müssen und dieses eventuell nicht abschließen können, ist Teil dieser menschenverachtenden Behandlung.

 

Die Tat ereignete sich auch in einer Zeit, in der sich das gesellschaftliche Klima wieder stärker gegen Flüchtlinge wendet. Eine Leipziger Studie von 2014 erbrachte Zustimmungswerte zur Abwertung von Flüchtlingen in der Bevölkerung von 55 bis 76 %. Sinti und Roma, sowie Muslimas und Muslime sind weitere Gruppen, die besonders von Rassismus betroffen sind. Diese Einstellungen übersetzen sich nicht selten auch in Handeln. Ergebnis ist z.B. eine hohe Stimmenzahl bei Wahlen für die rechtspopulistische „Alternative für Deutschland“, die nicht nur mit dem Euro-Thema, sondern auch mit migrationspolitischen Themen versucht für sich zu punkten. Stichwort wären hier beispielsweise Wahlparolen wie: „Deutschland ist nicht das Weltsozialamt!“. Unterstützt werden derartig wohlstandschauvinistisch geprägte Diskussionen über Zuwanderung aber auch von der etablierten Politik und den Leitmedien. Andere politische Ausformungen rassistischer Weltbilder auf der Straße sind PEGIDA, die „Nein zum Heim“- oder Anti-Moscheebau-Initiativen. In diesem Zusammenhang sei noch einmal daran erinnert, dass 2013 eine Unterschriften-Sammlung in Reutlingen-Sondelfingen die Einrichtung eines muslimischen Gebetsraumes verhinderte.

 

Dieser rassistische Normalzustand ist für uns nicht hinnehmbar.
Wir fordern Ermittlungen die rassistische Motive mit einbeziehen und eine kritische Berichterstattung.
Für eine Gesellschaft frei von Diskriminierung.

 


 

*[ART]* - Antifa Reutlingen Tübingen

antifatuert.blogsport.de

antifatuert(a)riseup.net

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Besser es würde heißen:

Dieser rassistische Normalzustand ist für uns nicht hinnehmbar.

Wir denken nicht daß spätestens seit Oury Jalloh und NSU in diesem Staatsystem BRD

saubere Ermittlungen möglich sind. Daher müssen wir selbst kritische Fragen stellen und ermitteln.

Und die Strukturen die rassistische Zustände ermöglichen zerstören.

Staat und Nazis Hand in Hand - Unsere Antwort Widerstand !

Für eine Gesellschaft ohne Armut, Hunger, Ausbeutung und Rassismus !

Für die soziale Revolution !

schön das ihr euch die "mühe" gemacht habt mit den bewohnerInnen zu reden. vielleicht sollte man zusammen mit den bewohnerInnen auch überlegt werden wie diese zukünftig besser geschützt werden können bzw sich selbst schützen können.

Die Stadtgerüchte melden, es handle sich bei dem Täter / den Tätern um Mitglieder der Szene E, einer rechtspopulistischen / rechtsoffenen Ultragruppierung des SSV Reutlingen.

Freundschaftlich verbunden mit dem CC 97 ( Ultras Stuttgart) , welche gute Kontakte zum Inferno Cottbus pflegen.

 

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aktionsgruppe-echaztal.npage.de/nachrichten.html

Seit wann ist denn die Szene-E "Rechtsoffen"? Kenne genug älter Mitglieder dieser Gruppierung die Antifaschisten sind. Beweise maybe?

 

Und ganz ehrlich Politische Einbezugnahmen zu Ultra Gruppierungen sind einfach nur derbe oldschool.

Die stadtgerüchteküche meldet gar nix und bei obigem kommentar handelt es sich NICHT um eine antifagruppe aus der gegend. Andernfalls wäre der kommentar via account geschrieben worden.

 

Außerdem ist die angegebene seite seit 2008 nicht mehr aktualisiert. Ablenkungsmanöver oder wohlmeinende unwissenheit?

Weiß der autor was was sonst keiner weiß. Vielleicht sollte er sich mit örtlichen strukturen in verbindung setzen um eventuelles wissen nichtöffentlcih weiterzugeben...

Kann ich definitiv bestätigen - hab schon mehrmals diesen Haufen " Szene E" angetroffen und festgestellt, dass sich hier einfach die letzten Hinterwäldler tummeln.

Reaktionär, Reichsstädtisch, Ehrenhaft - kotz!

Jeder der auch nur etwas Ahnung hat weiß, dass diese Personengruppe ganz sicher nicht als Täter in Frage kommen. Ich tippe da eher auf ein ganz schlehctes Ablenkungsmanöver aus der rechten Ecke...