[Singen] Entschlossener Protest gegen NPD-Demo

Sponti zu Beginn

Für den 28. Februar 2015 hatte der NPD-Kreisverband Konstanz / Bodensee zu einer Demonstration in Singen am Hohentwiel aufgerufen. Nicht einmal 30 Nazis folgten. Derweil protestierten mehrere hundert Menschen gegen den faschistischen Aufmarsch und konnten trotz massivem Polizeiaufgebot mehrmals Blockaden auf der Route errichten und diesen, gemessen an der kurzen Route, zeitlich extrem verzögern.

 

Kundgebung am Morgen


Bereits am frühen Vormittag sammelten sich AntifaschistInnen am weiträumig mit Hamburger Gittern abgeriegelten Bahnhofsvorplatz in Singen. Unterstützt von einer Demonstration des DGB wuchs die Kundgebung des Bündnisses „Singen Nazifrei“ auf knapp 400 Menschen an. Unter lautstarkem Protest mussten die ersten Nazis um Jan Jaeschke aus der Rhein-Necker-Region die Lautsprecheranlage auf dem extra aus Pirmasens angekarrten Lautsprecherwagen aufbauen. Einige angereiste Nazis, die ihren Weg durch die antifaschistische Kundgebung suchten, schafften es derweil dank des handfesten Widerstandes nicht bis zum faschistischen Aufmarsch.

 

Proteste und Blockaden


Noch während der Auftaktkundgebung der Faschisten zogen etwa 100 AntifaschistInnen mit einer Spontandemonstration in Richtung geplanter Naziroute. Bereits beim ersten Versuch überwanden die AntifaschistInnen eine Polizeikette, scheiterten jedoch am massiv eingesetzten BFE und der Reiterstaffel. Nach einigen weiteren Anläufen gelang es auf Höhe der Herz-Jesu-Kirche bis zu 20 Meter an die eigentliche Naziroute zu gelangen.


Schon zu Aufmarschbeginn schafften es einige GegendemonstratInnen auf die Route, wurden jedoch von den polizeilichen Hunderschaften brutal abgeräumt. Während die Nazis erst nach einiger Verzögerung am Bahnhof starteten, gelangten immer mehr AntifaschistInnen und AnwohnerInnen des Viertels auf den Kirchenvorplatz. Die etwa 150 Menschen an der Kirche errichteten gegen 13.45 Uhr eine Blockade auf der Naziroute und verzögerten so den Weiterzug des faschistischen Haufens trotz deren Zwischenkundgebung um mehr als 30 Minuten. Letztlich folgte die Polizei jedoch der Aufforderung des NPD'lers Benjamin Hennes die Blockade zu räumen, sonst „nehme man das selbst in die Hand“ und ging mit vier Pferden, BFE-Trupps und Einsatzhundertschaften gegen die AntifaschistInnen vor.

 

Die Reste des NPD-Landesverbands


Ohne konkreten Anknüpfungspunkt und Aufruf hatten die NPD-Gliederungen nach Singen mobilisiert. Der Eindruck, dass die Nazis - vom inneren Zerfall geprägt und andernorts mit massivem Widerstand konfrontiert - am Ende Baden-Württembergs ein Zeichen setzen wollten, ist nicht von der Hand zu weisen. Das Ergebnis der faschistischen Planung bleibt dennoch desaströs: Unterstützt von der „die Rechte“-Clique aus dem Enzkreis und dem eigentlich überalterten Ex-Landesvorsitzenden Jürgen Schützinger aus Villingen-Schwenningen kamen letztlich nicht einmal 30 Nazis in Singen zusammen. Nur mehrere Hundertschaften, BFE, Reiterstaffel und ein Polizeihubschrauber ermöglichten den Faschisten überhaupt ihre einige hundert Meter lange Route zu laufen.

 

Tagesfazit


Trotz des Mangels an organisierten Antifastrukturen vor Ort und des immensen Polizeiaufgebots kann der 28. Februar 2015 als Teilerfolg für die antifaschistische Bewegung gewertet werden. Zwar gelang es nicht den faschistischen Aufmarsch zu verhindern, dennoch konnten die anwesenden AntifaschistInnen die NPD-Demonstration mehrmals verzögern und massiv stören.


Ab der Zwischenkundgebung der Nazis musste ihnen jeder Meter ihrer Route von der Polizei mühsam freigekämpft werden. An jeder Straßenkreuzung formierten sich spontan neue Blockaden. Die anwesenden 600 Polizeikräfte waren kaum in der Lage die antifaschistischen Proteste unter Kontrolle zu bringen, das konnte auch der Einsatz von Knüppeln und Pfefferspray nicht ändern.


Was bleibt, ist die Gewissheit, dass die deutsche Polizei bereit ist, schon für einen lächerlich kleinen Haufen von Nazis hunderte Antifaschistinnen durch die Straßen zu prügeln.

 

Offenes Antifaschistisches Treffen Villingen-Schwenningen | www.antifatreffenvs.wordpress.com

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Wen ich bisher erkennen konnte:

 

1. Jan Jaeschke (mit NPD-Fahne) aus Weinheim, Kreisvorsitzender NPD Rhein-Neckar

2. Ricarda Riefling, NPD Rheinland-Pfalz

3. Tim Belz (am Fronttranspi) aus Markdorf (Bahnhofstr. 3), neuer Kreisvorsitzender NPD Konstanz

4. Rene Schrade aus Esslingen, ex-Blood&Honour, jetzt NPD

5. Steve Fitzer aus Pforzheim, ex-HSP, jetzt "Die Rechte" Enzkreis

6. Lena Combe/Rodriguez, "Die Rechte" Enzkreis, Freundin von Fitzer

7. Fabian Koeters, "Die Rechte" Enzkreis

8. Benjamin Hennes aus Ludwigsburg (Köhlstr.11), ehemaliger Kreisvorsitzender NPD Konstanz, jetzt Vorsitzender NPD Stuttgart-Ludwigsburg

9. Markus Walter (Fahrer Lauti) aus Pirmasens, NPD Rheinland-Pflaz, Lebensgefährte von Ricarda Riefling

10. Siegfried Günther (am Fronttranspi mit Mütze) aus Singen

11. Manuel Felgenbauer aus St.Georgen

12. Ralph Kästner aus St.Georgen, NPD Kandidat und Aktivist der "Freie Kräfte Schwarzwald-Baar-Heuberg"