Der Nationalsozialismus war untrennbar mit einer Arbeitsideologie verbunden, die in dem folgenden Text dargelegt wird. Aus dieser Analyse heraus, benötigt es die Überwindung der Notwendigkeit seine Arbeitskraft zu verkaufen und über die Arbeitsleistung ausgebeutet zu werden durch die Aufhebung der Lohnarbeit als Ganzes. Der Zwang zur (Lohn)Arbeit als auch die Identifikation durch einen Arbeitsplatz waren im historischen NS innerhalb der damaligen Weltanschauung und in den Sichtweisen der Bevölkerung verankert. Die Arbeit in den Mittelpunkt des Lebens zu stellen und Menschen zur Arbeit zu nötigen sind immer noch ein Teil des heutigen kapitalistischen Systems. Allerdings existieren, zumindest in Deutschland, trotz repressiven Drucks keine Massenvernichtung und Ermordung von „lebensunwerten“ Personen, so dass zwischen den beiden Wirtschaftsordnungen praktische erlebbare Unterschiede gibt.
Einzelne Kernelemente des Nationalsozialismus befinden sich
in der heutigen Gesellschaft wie Rassismus, Nationalismus,
Antisemitismus und Sozialchauvinismus nach wie vor. Gerade
die Sichtweisen gegenüber Personengruppen bezüglich ihrer
Verwertung und die Behandlung von Menschen nach wirtschaftlichen
Nutzen sind reaktionäre antihumane Sichtweisen, die
sozialdarwinistische Züge aufweisen und ein Einfallstor für
barbarische Zustände sein kann.
Der Text versucht, in seiner Kürze und seiner Länge, einen Überblick
über die damaligen Zustände zu geben und konzentriert sich auf
einige .An der ein oder anderen Stelle kann es zu Verkürzungen
kommen, die lediglich aufgrund der Länge des Textes geschuldet
sind. Einige gesellschaftliche, wirtschaftliche und
politischen Erscheinungsformen als auch intensive
psychologische und soziologische Analysen, die tiefer in die
Materie gehen und den Nationalsozialismus in seiner
Ganzheitlichkeit erklären, wurden deshalb ausgeklammert.
Wichtig ist noch anzumerken, dass in dem Text die
Selbstbezeichnung des „Nationalsozialismus“ und nicht der
Begriff des Faschismus verwendet wird. Aufgrund der
Singularität der Shoah, des gravierenden Antisemitismus und
dem ideologischen Bezugspunkt zur Partei neben einer
Führungspersönlichkeit gibt es im Vergleich zu den europäischen
Faschismen einige Unterschiede, die je nach Standpunkt
innerhalb der Faschismus-Forschung zu der Ansicht geführt haben,
dass der Nationalsozialismus nicht die deutsche oder eine
besondere Form des Faschismus sondern eine eigenständige
Weltanschauung war und ist.
Keine Liebesbeziehung – Die Arbeiter*innenbewegung und der Kapitalismus
Die Ideologie und die Propaganda des Nationalsozialismus
entwarf das Bild eines sozialen wie nationalen Deutschlands ohne
das Wirtschaftssystem, was damals Arbeitslosigkeit und
Massenarmut auslöste, in Frage zu stellen. Die Wirtschaft,
besonders die Industrie und das Finanzwesen, unterstützte und
arrangierte sich mit der Nationalsozialistischen
Arbeiterpartei (NSDAP) und der nationalsozialistischen
Regierung. Die Partei erhielt bereits vor dem Jahr 1933
finanzielle Zuwendungen von verschiedenen Konzernen und
deren Interessenverbänden um die Strukturen der Partei
aufbauen zu können. Ihr gemeinsames Feindbild war die SPD, die
KPD und die aufbegehrende Arbeiter*innenbewegung. Diese
sollten als Gefahr für die deutsche Wirtschaft beseitigt werden.
Vertreter*innen aus diesen Kreisen wurden frühzeitig verhaftet
und beseitigt.
Allerdings stand hinter der NSDAP eben nicht nur das Kapital: Neben
der Paktierei zwischen Partei und Wirtschaft, benötigte es
einen Boden um die reaktionäre Zusammenarbeit fruchten zu
lassen, indem die Gesellschaft die Vorstellungen akzeptierten
und bejahten. Die Erfolgsparameter brachten große Teile der
Bevölkerung in Form von der Sehnsucht nach einem autoritären
Charakter, rassistischen und sozialchauvinistischen
Überzeugungen, antidemokratische Monarchie- und
Diktaturwillen und durch Kirche, Parteien und Politik
geförderte antisemitische Verschwörungstheorien selbst ein,
so dass der Nationalsozialismus aufgrund der Zustimmung
vieler „Volksdeutschen“ sich in einer zwölfjährigen
Schreckensherrschaft erstrecken konnte.
Im 25-Punkte-Programm der NSDAP, dem Parteiprogramm von der
Regierungsbildung, kam es zu Drohungen gegenüber der
Arbeiter*innenschaft und der Demokratie. Eine vielfältige
Gesellschaft und Arbeitswelt wurde ausgeschlossen. Die
Bevölkerung habe die Staatspflicht zu arbeiten und sich dem
wirtschaftlichen Zweck der Gemeinschaft unterzuordnen.
Innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung gab es kein
großes Interesse, die Lebenssituation der arbeitenden
Bevölkerung zu verbessern.
Selbstständige und kleine und mittelständische
Unternehmer*innen im Handwerksbereich und im Handelsgewerbe,
die nicht einen vom Staat festgelegten Umsatz erwirtschaften,
wurden gezwungen ihre Firmen zu schließen und in den Fabriken
arbeiten. Der Umsatz und Gewinn und die Marktanteile des
Großhandels und der Industrie nahm, besonders durch die
antisemitische Arisierung, die massenhafter Zwangsarbeit,
die Vernichtung der Konkurrenz und den Maßnahmen der Regierung,
zu. Die Produktionsmittel wurde entgegen der Selbstbezeichnung
im Parteinamen („Sozialismus“) nicht verstaatlicht oder
vergesellschaftet. Eine bemerkbare Lenkung der Wirtschaft
erfolgte lediglich für die Kriegsgüterproduktion.
Arbeit als Sozialismus – Die Erklärungsmuster des Nationalsozialismus
Die NSDAP benutzte den Begriff ambivalent und mit einem
positiven Bezug zur Arbeit ohne eine sozialistische
Wirtschaftsordnung anzustreben. Die Berufswelt wurde durch die
Sprache militarisiert. Beschäftigte wurden als „Soldaten der
Arbeit“ bezeichnet, das Ableisten von Überstunden wurden als
„Sozialismus der Tat“ verklärt und die zu erbringende
Arbeitsleistungen wurden als „Kampfeinsatz für Volk und Nation“
heroisiert. Die Berufsbezeichnungen des Arbeiters, Bauers und
des Soldaten wurden verwendet, um diese Schichten für das System
zu gewinnen, einen sozialen Aufbruch zu signalisieren und
diese sollten die Basis der neuen Gesellschaftsordnung werden.
Trotz der Glorifizierung der arbeitenden Klasse als
gesellschaftliche Schicht, waren diese im Laufe der Diktatur
schwach in der NSDAP vertreten.
Der 1. Mai wurde im Dritten Reich ab 1933 als „Tag der nationalen
Arbeit“ umgewidmet, um die Tradition der Arbeiterbewegung zu
adaptieren, diese nationalistisch aufzuladen und
Sympathien von den Werktätigen zu bekommen.
Sozialistisch wurde innerhalb des nationalsozialistischen
Weltbildes häufig mit dem Begriff der Sozialpolitik verknüpft,
die wiederum auf Produktivität und Arbeit fokussiert war. So
war beispielsweise nach dem NSDAP-Politiker Göring die
Arbeitswelt im Dritten Reich sozialistisch, weil es das Recht und
besonders die Pflicht zur Arbeit gäbe. Eine weitere Definition
des Nationalsozialismus war, dass die Entlassung von Menschen
des jüdischen Glaubens in den Betrieben und die Vertreibung
dieser aus der Wirtschaft durch Gesetze und Arisierungen ein
sozialistisches Vorgehen sei.
Wir sind das Volk: Die Arbeitsideologie der Volksgemeinschaft
Die Arbeitspolitik war eine Arbeitsideologie, in der
schöpferische wie körperliche Aufopferung für die Nation
sinngebend war. Der Begriff der Arbeit wurde mit Attributen wie
Kampf, Fleiß und Aufopferung belegt, denn diese Bezeichnungen
sollten Dynamik sowie Fortschritt vermitteln. Die Arbeit und
Leistungsfähigkeit anstatt die Menschen rückten in den
Mittelpunkt des gesellschaftlichen Selbstverständnisses.
Die körperliche Leistungsfähigkeit wurde als erstrebenswert
und ehrenhaft angesehen während Behinderungen und
körperliche Schwächen wie chronische Krankheiten wurden als
Abweichungen von der Norm eingestuft.
Eine erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik war für die
Machterhaltung des Regimes sehr bedeutend, da sie in den
Wahlkämpfen Massenbeschäftigung versprochen hatten und diese
eine Grundbedingung für die kriegsvorbereitende Aufrüstung
war. Innerhalb der ersten vier Jahre der Diktatur sank die
Arbeitslosenquote von sechs Millionen auf eine Millionen durch
Arbeitsbeschaffungen in der Industrie, dem begrenzten Einsatz
von technischen Geräten und dem vermehrten Einsatz von
Menschenmassen im Baugewerbe, der Automobilbranche, dem
Eisenbahnwesen und besonders in der Rüstungsindustrie.
Ab Juni 1935 gab es eine sechsmonatige Arbeitsdienstpflicht und
eine allgemeine Wehrpflicht so dass besonders Männer, aber auch
Frauen beschäftigt wurden. Die freie Berufswahl wurde
eingeschränkt. Die Arbeitssituation der Angestellten war von
Leistungsdruck und Arbeitsverdichtung geprägt. Nachtarbeiten
und Überstunden waren zu vollbringen, Lohnabzüge zu akzeptieren
und Gehorsam zu leisten. Arbeitsunfälle nahmen aufgrund
mangelnder Arbeitssicherheit zu und wurden durch die
Propaganda als unvermeidliche „Opfer der Arbeit“ bezeichnet.
Ein Ziel des NS-Staates war die Abschaffung und Beendigung des
Klassenkampfes durch die Schaffung einer Volksgemeinschaft. Der
Begriff der Volksgemeinschaft bedeutete, dass das deutsche Volk,
explizit nicht die Bevölkerung in Deutschland, als Glaubens-
und Willensgemeinschaft fernab aller sozialen Widersprüche
gemeinsam zusammen leben sollte. Diese Konzeption leugnete
Interessenkonflikte zwischen Unternehmen und
Mitarbeiter*innen sowie dem einzelnen Individuum und dem
Kollektiv. Wichtig war nach rassistischen sowie
antisemitischen Gesetzen die Zugehörigkeit zur deutschen
„Rasse“ und zum deutschen Volke und nicht der Beruf, der
gesellschaftliche Status oder die Bildung. Durch diese völkische
Konzeption wurden Personen in der und durch die Bevölkerung
ausgeschlossen. Für bestimmte Personenkreisen war die
Volksgemeinschaft eine Inklusionsform, für verschiedene
Bevölkerungsgruppen bedeutete es Ausgrenzungen,
Stigmatisierungen, Repression und Gewalt.
Belegschaft erwache – Die nationale Betriebsgemeinschaft
Durch das Verbot der Gewerkschaften am 02. Mai 1933 fehlten den
Arbeitnehmer*innen die Interessenvertretungen und
Mitbestimmungsmöglichkeiten in den Betrieben. Die
betrieblichen Interessenkonflikte zwischen den
Lohnabhängigen und den Arbeitgeber*innen wurden nicht gelöst
sondern repressiv beendet. Ab dem 06. Mai 1933 erfolgte die
Gründung der Deutsche Arbeitsfront (DAF) als Massen- und
Zwangsorganisation und die arbeitende Bevölkerung wurde
durch diese entrechtet und gleichgeschaltet. Die DAF war also keine
Interessengemeinschaft für die arbeitende Bevölkerung. Die
Mitgliedschaft war verpflichtend und der Mitgliedsbeitrag wurde
automatisch vom Lohn abgezogen. Die Deutsche Arbeitsfront, der
Name militarisierte den Begriff der Arbeit und stellte diesen
als Krieg dar, hatte die Funktion die Massen an die Ideologie zu
binden und diese sollten sich der Volksgemeinschaft fügen.
Durch die Einführung des „Gesetzes zur Ordnung der nationalen
Arbeit“ am 20. Januar 1934 wurde das Führerprinzip von der
Politik auf die Unternehmensformen übertragen. Die
Betriebsangehörigen hatten Gefolgschaft zu leisten und
Befehle zu folgen. Die Produktionsstätten wurden zur
Betriebsgemeinschaft erklärt, in der die Arbeitnehmer*innen kein
Mitspracherecht hatten, rechtsverbindliche Treue versprechen
mussten, zur Arbeit gezwungen wurden und abweichendes
Verhalten sanktioniert wurde. Die Arbeitnehmer waren dem
Gehorsams und der Treue des Konzernleiters, also dem
Betriebsführer verpflichtet. Die Unternehmen wurden als
Betriebsgemeinschaft gesehen und dargestellt, in der die
Unternehmer*innen ohne Mitspracherecht und Einfluss der
Belegschaft die Firmen leiteten. Aufgrund der Arbeitslosigkeit
und Arbeitsplatzverlust entpolitisierte sich das
Proletariat und nahm durch Abbau der Arbeitslosigkeit und
Sicherung einer Grundexistenz die Entwicklungen hin. Eine
Festlegung der Löhne erfolgte durch die Reichsarbeitsleitung.
Die Wirtschaft musste keine Lohnsteigerungen hinnehmen und die
Beschäftigten hatten keine Möglichkeiten diese zu fordern. Durch
eine Zusammenarbeit zwischen Arbeitsamt, Gestapo und DAF
wurden Arbeitskräfte organisiert und unter Druck gesetzt.
Für Volk und Vaterland am Herd
Die Frauenpolitik und vor allem das Frauenbild innerhalb des
Nationalsozialismus waren konservativ und traditionell,
wobei im Laufe der Zeit die Positionen zur Rolle der Frau aufgrund
ökonomischer Entwicklungen aufgeweicht wurden. Die Frau hatte
wichtige ökonomische sowie soziale Funktionen zu erfüllen,
wurde aber nicht gleichberechtigt behandelt. Sie sollte sich auf
die Tätigkeiten im Haushalt und die Kindererziehung
konzentrieren und dadurch dem Volk und dem Vaterland dienen. Ihre
gesellschaftliche, soziale und persönliche Rolle wurde ganz
klar auf die Reproduktion festgelegt und eine
Selbstverwirklichung durch eine berufliche Tätigkeit sollte
ihr verwehrt bleiben.
Durch die Geburt neuer „Volksdeutsche“ sollten diese das
Fortbestehen des deutschen Volkes sichern und später im
Militär- wie Arbeitsdienst der Nation dienen. Durch Darlehen
sollten Frauen zur Eheschließung und Familiengründung gedrängt
werden. Die Ausgrenzung ging soweit, dass 5,4 Millionen
verheiratete Frauen nicht arbeiteten durften. Die Arbeit in
unterschiedlichen Branchen durch die Ausübung von
qualifizierenden Berufen wurde ihnen verwehrt und der Anteil
von ausgebildeten Frauen sank. Die Ausübung von akademischen
Berufen wurde ihnen sogar verboten.
Ab 1938 wurden ein Pflichtjahr zur Arbeit in der Landwirtschaft
eingeführt und die ideologischen Beschäftigungsverbote
wurden im Laufe der zunehmenden Aufrüstung, da Arbeitsplätze zu
besetzen waren, aufgeweicht. Denn die Wirtschaft benötigte
unqualifizierte und kostengünstige Massenarbeitskräfte, um
die Produktion zu sichern und Gewinne zu maximieren. Die Zahl
des weiblichen Personals stieg darauf wieder an. Während des
Krieges wurden ledige Frauen, die keine Familie zu versorgen
hatten, zur Arbeit verpflichtet. Eine soziale Unterscheidung
fand statt, da es mehrheitlich Frauen aus den unteren sozialen
Schichten waren, die in der Dienstleistungsbranche und den
Rüstungsbetrieben tätig waren. Die Frauen wurden nicht aufgrund
ihrer individuellen Fähigkeiten oder beruflichen
Erfahrungen in den Fabriken und Firmen eingesetzt sondern weil
die Arbeitsplätze zu besetzten waren. Nicht Respekt und
Anerkennung der Leistungsmöglichkeiten von Frauen sondern
Druck, wirtschaftliche Sachzwänge und Ausbeutung waren die
ausschlaggebende Gründe.
Sozial ist, was Arbeit schafft? – Sozialpolitik und Selektion
Die Sozialpolitik innerhalb des
nationalsozialistischen Regimes war hauptsächlich ein
Instrument der Ausgrenzung und Aussonderung. Lediglich wenige
Menschen wurden in die Gesellschaft durch die Erfüllung von
umfassenden Kriterien integriert und unterstützt.
Nationalsozialistische Sozialpolitik war eng mit der
Arbeitspolitik verbunden, denn Menschen wurden nach ihrer
Arbeitsfähigkeit bewertet und dementsprechend als
vollwertige und zu unterstützende oder als minderwertige und
zu vernachlässigende Lebewesen eingeteilt. Wohnungslose,
Menschen mit Alkoholsucht und bettelnde Menschen waren nicht Teil
der Arbeitsgemeinschaft, wurden als asozial sowie arbeitsscheu
bezeichnet und aus der Öffentlichkeit vertrieben oder verfolgt.
Nur Personen, die arbeiteten oder verwertbar für den
Arbeitsprozess waren, wurden sozialpolitisch unterstützt.
Durch die erhöhte Nachfrage nach arbeitsfähigen Menschen,
vergrößerte sich der politische und psychische Druck auf
Menschen, die nicht arbeiteten. Diese wurden in Haftanstalten
weggesperrt, ab 1938 wurden sie in Konzentrationslager
verschleppt. Durch die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsämtern
und der Polizei wurde der Zwang zur Arbeitssuche verstärkt.
Menschen wurden verhaftet, wenn sie sich nicht dem Arbeitsdiensts
fügten konnten oder wollten. Eine Einteilung und besonders eine
Ausgrenzung bezüglich der definierten und propagierten
Zugehörigkeit für die Volksgemeinschaft waren in der
Sozialpolitik bedeutend. Die NSDAP betrieb eine ausgrenzende
Sozialhilfe, in dem vorsorgende Maßnahmen wie Sach- und
Geldspenden nach rassistischen Maßstäbe lediglich für „arische
und leistungsfähige“ arbeitslose Deutsche, „erbgesunde“
finanziell schwache Familien und bestimmte Hilfsbedürftigte
vorgesehen waren. Bevölkerungsgruppen, die nicht als formbar
und leistungsfähig galten, erhielten keine Hilfeleistungen,
wurden gesellschaftlich ausgegrenzt und durch politische
Anordnungen ermordet.
Die Sozialpolitik und das „Gesundheitswesen“ baute umfassend
auf dem Konzept der ausgrenzenden Volkspflege auf, denn Menschen,
die nicht in die sozialdarwinistische Überlebens- und
Leistungsideologie passte, wurden selektiert und umgebracht.
Die sozialchauvinistischen und biologistischen Sichtweisen
wurden aktiv durch Zwangssterilisation von Menschen mit
Behinderungen und der Umsetzung der Euthanasie durchgeführt.
Die Hauptaufgabe der Sozialpolitik war die Beendigung der
Arbeitslosigkeit durch die Schaffung von massenhaften
Arbeitsplätzen innerhalb der Rüstungsindustrie, dem
Militärdienst und dem Arbeitsdienstes. Forderungen an den
Leistungswillen und den Arbeitseinsatzes des Volkes anstatt
Förderung von benachteiligten Menschen war der
nationalsozialistische Ansatz. Die Sozialhilfe verschob
sich von rechtlichen Ansprüchen zu privater und willkürlicher
Unterstützung. Menschen mit Behinderungen, Blindheit,
Epilepsien und Gehörlosigkeit wurden, als arbeitsunfähig und
Kostenfaktoren eingestuft, eingesperrt und vergast.
Arbeit als Todesform – Zwangsarbeit und Konzentrationslager
Menschen des jüdischen Glaubens wurden frühzeitig aus der
Gesellschaft verdrängt und ihre Existenzbedingungen entzogen.
In den ersten Jahren wurden Geschäfte und Betriebe von Jüdinnen
und Juden durch die antisemitische Bevölkerung angegriffen
und zerstört oder boykottiert. Ihre Arbeit wurde als negativ
bewertet, da ihnen unterstellt wurde, aufgrund ihres Glaubens
würde ein Gewinnstreben besonders im Mittelpunkt stehen. Des
Weiteren dienten diese Pogrome dazu, von der Verschlechterung
der allgemeinen Arbeitssituation abzulenken und die Schuld
auf eine Personengruppe zu lenken.
Im Laufe der Zeit wurden Menschen des jüdischen Glaubens gezielt
verfolgt und aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen.
Zahlreiche Geschäfte von jüdischen und ausländischen
Unternehmer*innen wurden durch die Industrie und den Mittelstand
enteignet. Durch die sogenannten Arisierungen wurden die
Personen finanziell und wirtschaftlich entrechtet, da ihre
Lebensgrundlagen und Arbeitsplätze weggenommen wurden.
Unliebsame Personen wurden in Konzentrationslager und
Zwangsarbeitslager deportiert und zur Arbeit gezwungen. Die
Gefangenen wurden zur Arbeit selektiert, wer nicht zur
Zwangsarbeit geeignet war, fiel direkt der Ermordung zum Opfer.
Aufgrund von Arbeitsmangel in der Wirtschaft wurden die
Gefangenen für den Arbeits- und Produktionsprozess benötigt
und ausgebeutet. Auch in der Landwirtschaft und im Bergbau wurden
ausländische, jüdische und politische Häftlinge zur
Schwerstarbeit gezwungen. Sie sollten sich durch Erschöpfung zu
Tote arbeiten.
Während des Krieges mussten die Häftlinge in den
Konzentrationslagern kriegswichtige Waren produzieren,
Bergungs- und Aufräumarbeiten in den Städten leisten und
Sprengkörper entschärfen. Besonders in der Rüstungsindustrie
wurden sie eingesetzt. Die Versorgung und Behandlung war
miserabel, da sie als billige Arbeitskräfte behandelt und
ausgebeutet wurden.
Ergänzung
... da die Leistungsideologie thematisiert wird – als Brücke dient im Kapitalismus der Ableismus: ±die Bewertung von Menschen nach ihren Fähigkeiten und damit auch Leistung
http://de.wikipedia.org/wiki/Ableismus
Eine der größten angelegten Mordaktionen der Nazis gegen behinderte Menschen ist die "Aktion T4":
http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_T4