(Wien) DISKUSSION Josef: Tag X – Das Ende des Antifaschismus

Freiheit für Josef

Dieser Text wird hier publiziert, in dem klaren Bewusstsein, dass auch Polizist*innen und andere Arschlöcher mitlesen, jedoch besteht für uns aufgrund der Dringlichkeit ein enormes Mitteilungsbedürfnis gegenüber einer antifaschistischen Szene in Wien und darüber hinaus, sodass wir im Moment keine andere Möglichkeit als diese sehen, auch wenn es sich bei linksunten nicht wirklich um ein Diskussionsmedium handelt. (sorry dafür!)

 

Auch ist der Titel des Textes „Das Ende des Antifaschismus“ äußerst provokativ – wir hoffen dass sich möglichst viele Leute davon angestoßen fühlen.

 

Mal vorneweg – wir verstehen uns in erster Linie als Anarchist*innen. Das bedeutet zwangsläufig, dass wir uns selbstverständlich auch (jedoch nicht vordergründig!) als Antifaschist*innen sehen. In weiterer Konsequenz ist der Staat und seine Justiz natürlich abzulehnen und zu bekämpfen – und ihm (und ihr) darf kein Fünkchen Vertrauen und keine Hoffnung (auf ein evtl. doch „richtiges“ Verhalten der Justiz/Polizei) entgegengebracht werden, sondern sie müssen im Gegenteil konsequent und kontinuierlich attackiert werden.

Dies bringt uns zu einigen Überlegungen, den Fall Josef betreffend.

 

Seit dem 24. Jänner 2014 sitzt Josef in Wien im Knast, nach­dem er sich an den Pro­tes­ten gegen den Wie­ner Aka­de­mi­ker­ball be­tei­lig­te. Seit dem 6. Juni wird ihm der Pro­zess ge­macht. Die Staats­an­walt­schaft wirft ihm „Land­frie­dens­bruch“, „schwe­re Sach­be­schä­di­gung“ und „ab­sicht­li­che schwe­re Kör­per­ver­let­zung“ vor.

 

Seit Beginn der Soli-Bemühungen für Josef herrscht eine sehr paradoxe Situation, bzw. Argumentation innerhalb der antifaschistischen „Bewegung“ in Wien vor. Zum einen wird argumentiert, dass es „ja eben nur eine Person getroffen hat, gemeint seien aber wir alle“, was soviel bedeutet wie: Es handelt sich bei Josefs Fall eben NICHT NUR um Josefs Fall, sondern den Fall aller Antifaschist*innen. Gleichzeitig verhalten sich diese Antifaschist*innen nicht (oder extrem zurückhaltend), bzw. es wird argumentiert, dass direkte Aktionen (bzw. militante) zur Thematik negative Presse schaffen würden oder gar das Urteil negativ beeinflussen würden, was selbstverständlich Josef ganz persönlich ausbaden müsste und erst sekundär (oder tertiär?!) eine „antifaschistische Bewegung“. Daraus erwächst für uns ein sehr großer Widerspruch zwischen eben diesen beiden Elementen : persönlicher Umgang/Verhalten vs. kollektiver Umgang .

Auch ist Josefs Auftreten vor Gericht nicht unbedingt eine Einladung zu radikaler(er) Kritik bzw. Verhalten (z.B. dem Gericht durch das Tragen eines Anzugs Respekt zollen, Aussagen machen, keine Prozesserklärung oder politisches Statement verlesen, usw.), im Gegenteil: dieses Verhalten hat einen befriedenden, lähmenden Effekt auf die da „Draußen“.

Aber vielleicht müssen wir uns gleichzeitig auch einfach eingestehen, dass es eben nicht eine anti-autoritäre politische Persönlichkeit „getroffen“ hat, sondern eher eine Person aus der Mittelklasse, aus gutem bürgerlichem Hause, mit allenfalls antifaschistischen Einstellungen. Daher erwarten wir uns auch kein radikaleres Auftreten (mehr) von Josef persönlich, was allerdings „der Szene“ keine Anlass zum Zurücklehnen gibt!

 

Sobald wir unsere Parolen selbst ernst nehmen und nicht als bloße hohle Phrase sehen, ist es eben nicht mehr nur Josefs Prozess...

 

-    Warum ist es wichtiger, was die Mainstream-Medien zu dem Fall berichten oder wie ein (abzulehnender) Richter dieses Spektakel aufnehmen wird, als die eigenen Standpunkte und daraus resultierenden Konsequenzen einer Bewegung???

 

-          Warum als Antifaschist*innen aktiv dazu beitragen, dass Prozesse wie dieser ohne enormen Aufschrei vonstatten gehen können und dass soziale Spannungen und Kämpfe befriedet statt auf zugespitzt werden?

 

 

Nun gut. Nun hat die Autonome Antifa Wien zu einer Demonstration am Tag X unter dem Motto „Gegen die Kriminalisierung von Antifaschismus“ aufgerufen. In dem Aufruftext dazu ist zu lesen, dass diese Demo nur bei „Schuldspruch“ durch die Justiz stattfinden wird.

Das heißt in weiterer Konsequen, sollte Josef „frei“gesprochen werden, wird nix passieren, es ist damit also alles im Lot. Weiter heißt es:

 

„Falls Josef ver­ur­teilt wird ist es dies ein An­griff auf alle An­ti­fa­schist*innen, die am 24. Jän­ner gegen Bur­schen­schaf­ter und an­de­re rechts­ex­tre­me Män­ner­bün­de, wie die FPÖ, auf die Stra­ße ge­gan­gen sind. Das las­sen wir uns nicht bie­ten!“

 

Es ist (aller-)spätestens seit dem Verhängen der Untersuchungshaft ein Angriff auf Alle – und nicht erst ab einem höchst offiziellen Schuldspruch durch einen Richter! (wie staats-, bzw. „gerechtigkeits“-gläubig kann mensch bitte sein?!)

 

Besonders interessant finden wir den letzten Satz aus dem vorigen Zitat „Das las­sen wir uns nicht bie­ten!“.

Ohne hier Bemühungen von unterschiedlichen Soli-Strukturen, Gruppen und Individuen misskreditieren zu wollen, aber wie sieht das denn im Moment aus, dieses „Das lassen wir uns nicht bieten!“?? Es gibt kaum Öffentlichkeitsarbeit, Kundgebungen, Demonstrationen, Angriffe gegen Polizeistationen, Gerichte, Knäste, usw. (und alle anderen hier nicht aufgelisteten Möglichkeiten) in Wien. Wir könnten auch sagen, die Bewegung ist stagniert.

 

Unserer Ansicht nach handelt es sich hierbei um ein Fehlverhalten unsererseits (damit bist auch du gemeint!) und wir wollen mit diesem Text einen kleinen Beitrag zu einer längst überfälligen Diskussion liefern. Wir hoffen, dass sich Menschen nicht persönlich angegriffen fühlen, sondern unsere Kritik konstruktiv aufnehmen und uns hoffentlich auch produktiv widersprechen (oder gar zustimmen und unseren Blick schärfen?) werden.

 

Weitere Infos zum Prozess auf http://soli2401.blogsport.eu/

(Wir würden uns sehr freuen, wenn auch dieser Text auf der Homepage verlinkt wird)

 

Wir rufen dazu auf, eigene Überlegungen anzustellen und nach diesen auch zu handeln, ohne allzu große Rücksichtnahme auf eine „Soli-Struktur“ o.Ä., denn

 

Getroffen hat es eine*n, gemeint sind jedoch ALLE.

 

FREIHEIT FÜR JOSEF, FREIHEIT FÜR ALLE GEFANGEN!!!

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Wie unsolidarisch seid ihr denn? Ihr fordert militante Aktionen, in dem vollen Bewusstsein, dass dann vielleicht ein Mensch ein Jahr länger in den Knast geht. Aber das ist ja egal, weil der vor Gericht nicht seinen "Mann" steht und pseudo-revolutionär mit Beleidigungen gegen den Richter um sich wirft. Ich hoffe nie mit solchen Menschen wie euch in einer Gesellschaft zu leben, in der die, sehr bescheiden vorhandenen, Inhalte so krass vor das Wohl einzelner Genoss_innen gestellt werden. Aber da sich mit dem obigen Analyseniveau und einem infantilen Abgrenzungsbedürfnis nie eine Revolution gewinnen lässt, werde ich wohl auch nicht in die Verlegenheit kommen.

 

Und wenn die militante Praxis euch in diesem Fall wichtig ist, könntet ihr ja mal drüber nachdenken, ob solche Aktionen vielleicht zu einem taktisch günstigeren Zeitpunkt auch noch Sinn machen.

Meinst du wenn jetzt die österreichische Botschaft in Deutschland, Griechenland oder Polen abgefackelt werden muss Josef länger einsitzen?

 

Die ganze Kampagne die die österreichische Justiz da fährt zieht doch ausschließlich darauf ab die Proteste gegen den Rechtsaußen-Ball abzuwürgen. Militante Aktionen werden glaub ich eine eher minimalen Einfluss haben, Farbbeutel, Sachschaden von ein paar tausend Euro... ich denke der nächste Ball wird zeigen dass das Kalkül der Justiz nicht aufgehen wird.

Naja, der Umgang mit dem Gericht ist doch aber schon sehr merkwürdig. U-Haft-Verlängerung wegen dringender Wiederholungsgefahr? Dass geht doch schon sehr in die Richtung eines totalitären Staates. Und was ist denn der richtige Umgang mit solchen Gestalten? Bitte, Danke, Aufstehen, Hinsetzen,... Ich persönlich würde es vielleicht genauso machen, einfach weil keine(r) wirklich Bock auf Knast hat. Aber da waren meine Eltern mit ihrer Pseudo-Revolution gegen die DDR ja konsequenter.

 

Ich war in meinem Leben noch nicht in Wien, aber zum nächsten Ball nehm ich mir Urlaub ;-)

Auch ist Josefs Auftreten vor Gericht nicht unbedingt eine Einladung zu radikaler(er) Kritik bzw. Verhalten (z.B. dem Gericht durch das Tragen eines Anzugs Respekt zollen, Aussagen machen, keine Prozesserklärung oder politisches Statement verlesen, usw.), im Gegenteil: dieses Verhalten hat einen befriedenden, lähmenden Effekt auf die da „Draußen“.

 

Braucht die Bewegung Helden? Helden die ein bestimmtes Muster einhalten und die Leute motivieren und mobilisieren können. Kein politisches Statement von Josef, keine Erklärung, einen Anzug tragen! Wo bleiben die kämpferischen Schriften und Erklärungen? Mensch, dieser Josef sitzt im Knast. Vielleicht geht es ihm nicht gut, vielleicht fühlt er sich nicht in der Lage mit erhobener Faust politische Erklärungen abzugeben. Natürlich lässt sich über Aussagen machen streiten (also geht gar nicht), aber diese Erwartungshaltung gegenüber einem Menschen der plötzlich für recht lange Zeit in Haft sitzt finde ich unerträglich. 

Motiviert euch selber...

Es hat eine Person aus der Mittelklasse und gutem bürgerlichen Hause getroffen. So ein Mist, dass müssen wir uns eingestehen. Wir als anti-autoritäre-revolutionäre Personen. Wir sind frustriert bis uns wieder einfällt, dass wir fast alle auch aus gutem bürgerlichen Hause kommen und am Wochenende ein kleines bisschen Revolution spielen. Am Ende noch auf Facebook.

einen compa im knast zu kritisieren, der so wie es aussieht über monate keinerlei aussagen gemacht hat. auch bis jetzt niemensch belastet und klare antifaschistische positionen bezieht (auch wenn bürgerlich liberale thesen darunter sind, die auch ich kritisier). ist mehr als nur dreist und im besten fall jugendlicher übermut. im schlimssten fall einfach ignoranz. 

 

dabei gibt es ja wirklich bedenkenswertes und sachen die diskutiert werden sollten:

 

- der fokus auf das brav sein von josef ist für zukünftige solikampagnen hinderlich. denn genau so wenig wie wir nur menschen helfen die sich gut "verkaufen" lassen wenn es um abschiebungen geht (stichwort gut inegriert), sollten wir auch in der antirep arbeit in anderen bereichen agieren. denn sonst sind all die papi-losen kids, die keine wohlfühlfassade für liberale anbieten können eher aufgeschmissen.

 

- es ist tatsächlich erschreckend wie die solikampagne läuft. mehr direkte aktionen wären toll. aber diese müsst ihr halt einfach selber starten. was erwartet ihr denn von wem? ja es geht (fast) nix, aber dann macht halt. es hindert euch auch niemand daran einen aufruf zu schreiben, der fordert dass auch im fall eines freispruchs demonstriert werden soll. ihr habt nämlich recht damit dass der angriff auf uns alle sicher nicht mit dem schlussendlichen urteil zusammenhängt. der ist schon längst passiert bzw. der normalzustand ist ein immerwährender angriff auf uns alle.

 

- josef hat ein gutes soziales netz. sogar der oberbürgermeister seiner stadt setzt sich für ihn ein. was ist mit hüseyn, martin und anderen? die grundsätzliche struktur von solikampagnen sollte diskutiert werden. personen fixiert? warum war martin so lange im knast und niemand wusste es? würde es eine kampagne gegeben wäre josef ein überführter straftäter?

 

- wie kann es sein, dass nach dieser großen mobilisierung und der aufmerksamkeit die durch die nowkr-demo erzeugt wurden, die burschenschafter jeden mittwoch ungestört auf der unirampe ihr brimborium abziehen konnten ohne auf widerstand zu stoßen. ist der nowkr ein event, dass uns allen vorgauckelt dass auf antifa ebene was geht, während der alltag ein ganz anderer ist? bezeichnend: die uni-rampe befindet sich 500m luftlinie vom gefängnis, indem josef eingesperrt ist. sowohl die offensive gegen rechts, als auch die autonome antifa haben ihre base eindeutig auf der uni. der ball wird gestört, aber der wöchentliche rechte aufmarsch wird nicht angetastet. dass wäre doch mal was für ne kampagne. hat ein klar definiertes ziel und bietet viele möglichkeiten aktiv zu werden. Burschis raus aus der Uni. Bummel abschaffen. Uniformverbot (couleur) in Unigebäuden. aber das wär halt langwierige arbeit und kein event mit anschließender afterparty.

 

dass diese diskussionen immer wieder im netz auftauchen, ist bezeichnend für wien. die stadt ist gelähmt. kommunikation zwischen gruppen findet nicht statt. mensch kocht in der eigenen suppe und es scheint tatsächlich so dass ohne mobi aus schland rein gar nix geht in wien. identitäres szene gehabe scheint wichtiger zu sein, als die zugegeben anstrengende arbeit sich auch in politischen widersprüchen zu bewegen. filterbubble brauch ich auch. um kraft zu tanken um wieder  raus zu gehen. viele, so scheint es, empfinden die diese szeneglocke als selbstzweck. lieber gar nix probieren bevor was schief geht. und solang wir solidarisch saufen, saufen wir ja solidarisch.

 

nein wien, du bist keine schöne stadt. 

 

 

"Dieser Text wird hier publiziert, in dem klaren Bewusstsein, dass auch Polizist*innen und andere Arschlöcher mitlesen (...)" ("Mal vorneweg – wir verstehen uns in erster Linie als Anarchist*innen. Das bedeutet zwangsläufig, dass wir uns selbstverständlich auch (jedoch nicht vordergründig!) als Antifaschist*innen sehen.") Jetzt kommt's: "In weiterer Konsequenz ist der Staat und seine Justiz natürlich abzulehnen und zu bekämpfen – und ihm (und ihr) darf kein Fünkchen Vertrauen und keine Hoffnung (auf ein evtl. doch „richtiges“ Verhalten der Justiz/Polizei) entgegengebracht werden, sondern sie müssen im Gegenteil konsequent und kontinuierlich attackiert werden." -- Zuviel Ulrike Meinhoff gelesen, oder was? Nicht, dass ich denke, ihr Zitat hier wiedergeben zu müssen, aber man weiß ja nicht: „Wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine. Wir sagen, der Typ in Uniform ist ein Schwein, kein Mensch. Und so haben wir uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden. (...) Denn wir haben nicht das Problem, daß das Menschen sind, insofern es ihre Funktion ist beziehungsweise ihre Arbeit ist, die Verbrechen des Systems zu schützen, die Kriminalität des Systems zu verteidigen und zu repräsentieren.“ -- Kinder, kommt man lieber runter von eurem Trip ... So könnt ihr nichts verändern.

Das ist dein jämmerlicher Versuch einer Kritik an konsequenter anarchistische Kritik und Praxis? Ein Vergleich mit der RAF?

Natürlich sind aus einer anarchistischen Perspektive sämtliche staatliche, und damit autoritätsausübende Institutionen abzulehnen und anzugreifen.

Kann doch nicht dein ernst sein und wenn doch dann verpiss dich bitte von hier!

... ich verstehe euch nicht.

 

Um was geht es euch jetzt konkret?
Josef hat nie ein Geheimnis gemacht, wer er ist und für was er steht. Er ist (vermutlich) ein Sozialdemokrat, organisiert bei den Roten Falken und genau das spiegelt auch die Solidaritätsarbeit für ihn wieder. Das ist weder gut noch schlecht, sondern eine schlichte Tatsache. Der Rest ist moralisierende Kackscheiße, beinhaltet weder eine brauchbare Analyse noch eine ausbaufähige Kritik.

 

Würde seit dem 24.1.2014 ein Leninist oder eine Maoistin im Knast sitzen, sähe die Soli-Arbeit dementsprechend anders aus.

Genauso verhält sie sich mit anarchistischen Genoss_innen.

 

Grundsätzlich richtet sich der Maßstab der Unterstütuzung in meinen Augen immer nach dem Gefangenen, nach seinen Wünschen und Bedürfnissen.

Wie kommt ihr dazu zu behaupten, dass das in Josefs Fall nicht so ist?

Wisst ihr es?

Dann macht das in eurem Text deutlich.

Wisst ihr es nicht?

Dann hört auf darüber zu spekulieren.

 

Wollt ihr solidarische direkte Aktionen setzen?

Dann tut es.

Niemand wird euch daran hindern und viele werden sich darüber freuen.

 

"DIE" Bewegung gibt es nicht. Schon gar nicht in Wien - denn nicht alle wollen bekanntlich das Gleiche: die Abschaffung von Staat und Kapital, eine Ende der kapitalistischen Verwertungslogik oder zumindest den täglichen kleinen Aufstand. Viele finden in ihren Nischen und Freiräumen ihr Glück oder arrangieren sich mit den herrschenden Verhältnissen. Für mich persönlich sage ich: Das will ich nicht und das ist auch nicht mein Kampf. Sicher: Ich kann das kritisieren und versuchen andere zu radikalisieren, durch Worte, Taten, Diskussionen, Auseinandersetzungen wie diesen.

 

Allerdings bitte ohne moralische Belehrungen und mit einem Bezug zur Realität:

Ich kann nicht Leuten vorwerfen, sich nicht radikal genug zu verhalten, wenn sie selbst gar nicht radikal leben und handeln wollen.

 

In der Anonymität des Internets schreibt es sich immer gut.

Das kann man scheiße finden, deswegen allerdings jeden Inhalt für undiskutabel zu befinden, ist der gleiche Bullshit, wie zu fordern, dass nur namhafte Gruppen Texte publizieren sollen.

 

Treibt eure eigenen Kämpfe voran und hört auf anderen vorzuschreiben, wie sie zu sein haben.

Freiheit für Josef - Freiheit für alle.

Auch ist Josefs Auftreten vor Gericht nicht unbedingt eine Einladung zu radikaler(er) Kritik bzw. Verhalten (z.B. dem Gericht durch das Tragen eines Anzugs Respekt zollen, Aussagen machen, keine Prozesserklärung oder politisches Statement verlesen, usw.), im Gegenteil: dieses Verhalten hat einen befriedenden, lähmenden Effekt auf die da „Draußen“.

Ja, eigentlich müsste er sich doch freuen, irgendwie für die Sache in den Knast zu gehen! Was fällt ihm ein, nicht diesen hässlichen Fruit of the loom-Kappu zu tragen, der als Modell längst Standard in der Szene sein sollte?!?!

 

Macht ihr doch einfach die Märtyrer für euch und andere wirre Gestalten! Unsolidarischer gehts echt nicht mehr, aber bitte: Wege in den Knast zu kommen gibts viele, ihr schafft das!

Auf mich wirkt das wie ein Bullen-Fake. Warum?

 

- da wird ernsthaft gefordert, diesen Text (in dem mithin ganz klar zu Straftaten aufgerufen wird) auf der "offiziellen" Soli-Seite zu platzieren. Geradezu eine Einladung an Bullen und LVT, die Soli-Strukturen zu zerschlagen.

- bei eigenen Handlungen/Aktionen soll mensch nicht "allzu groß Rücksicht nehmen" auf die Soli-Struktur.

- die Soli-Arbeit ist suboptimal gelaufen, aber das ist eine Diskussion, die mensch im Viele-Augen-Gespräch auf einem Plenum und/oder Auswertungstreffen führt, und nicht auf Grundlage eines anonymen Textes im Internet. Der Text liest sich wie ein - gar nicht mal so schlechter - Versuch, über die Ergänzungen weitere Interna herauszulocken und/oder Abspaltungstendenzen zu provozieren.

- bei aller berechtigten Kritik an der Soli-Arbeit: wie stellen sich denn die Verfasser_innen das vor in Wien? Eben dass Josef so "harmlos" rüberkommt, ist in der medialen Skandalisierung dieses Verfahrens der größte Trumpf. Wenn es hier jede Woche einen Brandanschlag auf die Kiebarei gäbe, der von Josef im Gericht abgefeiert würde, dann könnte die österreichische Justiz ihn gepflegt im Knast verrotten lassen, ohne dass es irgendwen (außerhalb gewisser Szenekreise) stört.

- der Text verwendet Falschaussagen, die dazu geneigt sind, Teile der Szene von Josef zu entfremden: etwa die Behauptungen, er habe Aussagen gemacht und keine Prozesserklärung verlesen. Beides stimmt nicht.

 

Bitte lasst euch in den Kommentaren nicht auf eine tiefergehende Diskussion über Strukturen und Arbeitsweisen ein; bleibt solidarisch mit (nicht nur diesem!) Genoss_innen im Knast!

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Mhm, wurde das jetzt alles vom anarchistischen Zentralkomitee so beschlossen, ja?

 

Und besorgt dir vielleicht eine neue Tastatur, das Fragezeichen registriert zu viele Anschläge auf einmal.