Nach über 10 Jahren findet in Freiburg erstmals wieder ein Christopher Street Day (CSD) statt. Vom 11.-13. Juli gibt es diverse Veranstaltungen in Erinnerung an die Aufstände Homo- und Transsexueller in der New Yorker Christopher Street im Jahr 1969.
Was ist ein CSD?
Christopher Street Day (CSD) ist ein Festtag, Gedenktag und
Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern
(LGBT).
Gefeiert und demonstriert wird für die Rechte dieser Gruppen sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung.
Die Bezeichnung Christopher Street Day ist nur in Deutschland und der
Schweiz üblich. In Österreich heißt der Umzug Regenbogenparade, in
englischsprachigen und romanischen Ländern wird meist von Gay Pride oder
Pride Parades gesprochen. In Australien sind die Paraden mit der
Karnevalstradition vermischt worden und heißen deswegen dort Mardi Gras.
Geschichte des CSD
Der CSD erinnert an den ersten bekannt gewordenen Aufstand von
Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen die
Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street im Stadtviertel
Greenwich Village: In den frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969 fand in
der Bar Stonewall Inn der sogenannte Stonewall-Aufstand statt. Zu
dieser Zeit gab es immer wieder gewalttätige Razzien der Polizei in
Kneipen mit homosexuellem Zielpublikum. Es kam in der Folge zu
tagelangen Straßenschlachten zwischen Homosexuellen und der Polizei. Um
des ersten Jahrestages des Aufstands zu gedenken, wurde das Christopher
Street Liberation Day Committee gegründet. Seitdem wird in New York am
letzten Samstag des Juni, dem Christopher Street Liberation Day, mit
einem Straßenumzug an dieses Ereignis erinnert. Daraus ist eine
internationale Tradition geworden, im Sommer eine Demonstration für die
Rechte von Schwulen und Lesben abzuhalten. In Berlin, Köln und anderen
deutschen Großstädten werden diese Demonstrationen jedes Jahr als
Christopher Street Day oder kurz „CSD“ abgehalten.
In Deutschland fanden im Jahre 1979 in Bremen und Berlin die ersten CSD
unter dieser Bezeichnung statt. Größere Lesben- und
Schwulendemonstrationen gab es schon seit dem Jahre 1972 (die erste in
der Bundesrepublik Deutschland am 29. April 1972 in Münster). Der erste
CSD in der Schweiz fand am 24. Juni 1978 in Zürich unter dem Namen
Christopher-Street-Liberation-Memorial Day statt.
CSD
Die CSD in Deutschland finden nicht genau am historischen Datum, dem 28.
Juni statt, sondern an den Wochenenden von Juni bis August. Die
CSD-Demonstrationen werden geplant und durchgeführt von unterschiedlich
strukturierten Organisationen oder Einzelpersonen vor Ort, häufig
ehrenamtlich und in Vereinen organisiert. Als politische Demonstration,
oft mit einem politik-bezogenen Motto, zeigen sich die CSD meist in Form
von Demonstrationsparaden und einer anschließenden Kundgebung. Oftmals
wird die Kundgebung von Künstler*innen mit Auftritten auf der Bühne
unterstützt. Zusätzlich zur politischen Botschaft der CSD wird dort
gefeiert. Dieses Feiern des eigenen Lebensstils begründet sich aus dem
Ursprung des CSD: Die Beteiligten zeigen demonstrativ, dass sie
selbstbewusst ihre sexuelle Identität leben.
Neben der CSD-Parade und den Abschlusskundgebungen gibt es in vielen
Städten ein- bis mehrtägige Straßenfeste und Kulturwochen mit diversen
Künstler*innen, politischen Veranstaltungen, Vorträgen, Lesungen und
Partys.
Im Juni 2010 distanzierte sich die US-amerikanische Philosophin Judith
Butler von den Organisator*innen der Christopher Street Day Parade in
Berlin, indem sie öffentlich die Annahme des Zivilcouragepreises
verweigerte. In ihrer Rede beklagte Judith Butler die Kommerzialisierung
der Christopher Street Day Parade, aber auch die Ignoranz gegenüber
Rassismus und doppelter Diskriminierung von homosexuellen und
transsexuellen Migrant*innen.
T*CSD
Das T* steht für Transgenial.
Zum Berliner CSD gibt es auch aus den zuletzt beschriebenen Gründen der
Kommerzialisierung, der politischen Weichwaschung und des abnehmenden
bzw. fehlenden Problembewusstseins gegenüber der Verschränkung
verschiedener Diskriminierungsformen innerhalb des CSD seit dem Jahre
1997 einen alternativen T*CSD. Der Transgeniale*CSD entstand somit aus
der Kritik am CSD Berlin, und dessen zunehmender Kommerzialisierung und
Entpolitisierung. Der Transgeniale*CSD wird schon immer von einer
offenen Organisationsgruppe bzw. -struktur gestaltet,
Parteifunktionär*innen dürfen nicht reden und es gibt keine Paradewagen
von Parteien oder Firmen. Arbeitskreise der T*CSD-Orga befassen sich mit
den lesbisch/transsexuell/transidenten/schwulen oder queeren
Perspektiven auf Themen wie Armut und Arbeitslosengeld II (Hartz IV),
Stadtumstrukturierung (Gentrifizierung) oder der „Festung Europa“.
Der Transgeniale*CSD wird basisdemokratisch in offenen Plenen
organisiert. Parteien, Nationalsymbole und eine Instrumentalisierung der
Thematik durch kommerzielle Unternehmen sind unerwünscht.
Der T*CSD setzt sich ein:
Für die Abschaffung der Zweigeschlechterordnung und gegen Heteronormativität!
Für die sofortige und ersatzlose Streichung der Kategorie
„Geschlechtsidentitätsstörungen“ aus den gängigen
Krankheitskatalogen (DSM und ICD)!!!
Gegen jede Trans*pathologisierung!
Für ein Bleiberecht für alle! Für die Abschaffung der Residenzpflicht und der erzwungenen Heimunterbringung!
Für die Anerkennung von Homosexualität und Transsexualität
als Asylgrund!!!
Für die Solidarität mit allen Aktivist*innen die weltweit gegen
(Hetero-)Sexismus, Rassismus, Patriarchat, Kapitalismus,
Klassismus, Trans- und Homophobie kämpfen.
Der Freiburger CSD
Der Christopher Street Day (CSD) ist für uns Ausdruck von Emanzipation.
Wir unterstützen die Forderungen des Transgenialen CSD in Berlin
(t*CSD). Solidarität und die Verknüpfung verschiedener
Unterdrückungsformen sind für uns Bestandteil des Kampfes gegen
Ausgrenzung und Diskriminierung. Wir sehen unseren Kampf gegen die
Unterdrückung von LSBTTIQ-Menschen (Lesbisch, Schwul, Bisexuell,
Transgender, Transsexuell, Intersexuell, Queer) im Kontext mit anderen
sozialen Bewegungen. Auch aus diesem Grund wird es einen Infostand der
Tierrechtsinitiative geben und die Versorgung der CSD-Teilnehmer*innen
vor Ort wird ausschließlich vegan bzw. vegetarisch gestaltet. Auf den
CSD-Veranstaltungen bewerben wir aktiv das Konzept von Awareness und
wünschen uns einen achtsamen Umgang ALLER miteinander. Wir wenden uns
entschieden gegen Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus.
In Anbetracht der Fußball-WM und des Demonstrationscharakters der
Veranstaltung wünschen wir uns einen sensiblen Umgang mit
Nationalsymbolik.
Soziale oder geografische Herkunft von Menschen ebenso wie deren
psychische oder physische Fähigkeiten dürfen kein Grund für Ausgrenzung
sein. Nazis, rechtskonservative oder religiöse Fanatiker*innen sind auf
unseren Veranstaltungen nicht willkommen.
Alle Menschen die sich gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt
einsetzen sind herzlich eingeladen mit uns zu demonstrieren und zu
feiern.
Wir sehen uns vom 11.-13. Juli auf Freiburgs Strassen und auch danach ☺
CSD-Freiburg-Orga
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Arbeits- & Klassenkampf, na sicher.
kommt drauf an
wie du Klasse definierst. Klar im streng marxisitischen Sinne haste Recht, aber viel gegenwartsbezogener ist doch der Klassenbegriff nach Bourdieu und hopple... dann ists ja nen Klassenkampf.
Solidarische Grüße aus Algerien