[Wien] Aufruf zu Gegenaktionen gegen Demo der neofaschistischen "Identitären"

anti-identitarian

Für den 17. Mai 2014 ruft die “Identitäre Bewegung Wien” zu einer Demonstration “Unser Europa ist nicht ihre Union” auf. Als Startpunkt wird derzeit 13 Uhr am Christian-Broda-Platz (Europaplatz/Westbahnhof) beworben. Ein Aufruf zu Gegenaktivitäten. Die Identitären sind nun schon seit ca. 2 Jahren in Österreich in Erscheinung. Trotz dieser relativ langen Existenz, recht massiver Propagandaversuche und relativer Offenheit (für Neofaschist*innen und Neonazis) dümpelt die selbsternannte “Bewegung” nach wie vor im unteren zweistelligen Mitgliederbereich herum. Damit das auch weiterhin so bleibt, sollte die angekündigte Demonstration am 17. Mai nicht ungestört über die Bühne gehen.

 

Updates und Infos gibt es auf identitaere.noblogs.org

 

Was wollen eigentlich die Identitären?

Mit Schlagworten wie “Identität” und “Kultur” wollen die Identitären alten faschistischen bis neonazistischen Ideen eine (vermeintlich) neue Hülle geben: Statt von “Völkern” schreiben sie von “Kulturen”, meinen aber nicht eine veränderbare Kultur ich würd das weglassen sondern das gleiche wie immer, nämlich nicht veränderbare, essentialisierte “Rassen” und “Völker”, mit mystischer Verbundenheit zur ihrer “ursprünglichen” “Heimat” und zur “Natur”. “Identität” und “identitär” sind damit nicht mehr als neusprech für “Volk” und “völkisch”. “Volk” und “Rasse” werden aber vermieden, um nicht alt und angestaubt zu wirken: Es soll ein keckes, junges, freches Bild gezeichnet werden.

 

Dieses jung-kecke bis revoluzzerhafte Bild spiegelt sich auch in den Propagandamaterialien wieder: Wie bei rechtsextremen üblich, werden Stilelemente von Antifaschist*innen kopiert und adaptiert – diesmal nicht von Autonomen (als autonome Nationalist*innen) sondern vom Stil der Pop-Antifa. Gepaart mit diesem poppigen Auftreten versuchen sich die Identitären – oder zumindest ihre Kader – als rechte Theoretiker zu profilieren. Die egozentrierte Eitelkeit und Selbstüberschätzung führt zu so Glanzlichtern wie ein Shirt im Hipster-Style wo ein bearbeitetes Foto einer der zentralen Figuren der Identitären in Österreich zu sehen ist: Martin Sellner.

 

Wer sind eigentlich die Identitären?

 

Der kleine Haufen der Identitären, der sich mit der Bezeichnung “Bewegung” aufplustert, kommt zum Gutteil aus dem burschenschaftlichen Milieu. Alexander Markovics (Obmann der “IB Österreich” und der “Wiener Identitären Richtung”) ist Burschenschafter, ebenso Patrick Lenart. Auch Martin Sellner und Julian Bauer, das dynamische Duo der Identitären in Wien, kommt aus dem burschenschaftlichen Eck: Martin Sellner war schon 2008 mit Sebastian Ploner, Markus Gudenus, Horst Pilz, Felix Budin, Benjamin Fertschai und anderen Burschenschaftern unterwegs, als sie eine antifaschistische Demonstration vor dem Parlament angriffen – um symbolisch Martin Graf (ebenfalls Burschenschafter) zu verteidigen.

 

Martin Sellner und Julian Bauer haben (gemeinsam mit z.B. Wolfgang Lechner) schon vor den Identitären eine Zwischenstation beim rechtsextremen Funken bzw. der Gruppe Siegfriedskopf gemacht (und das Symbol dieser versandeten “Bewegung” scheint regelmäßig in den Youtube-Clips der Identitären auf). Die Identitären sind eine inhaltlich und grafisch stimmige Weiterentwicklung dieser Gruppe. Die beiden waren, so wie auch Thomas Sellner, 2010 in Dresden beim neonazistischen “Trauermarsch” und um 2007-2010 Kameraden der Alpen-Donau-, VAPO- und ANR-Größen Gottfried Küssel und Felix Budin.

 

Vor diesem Hintergrund erscheint es recht eindeutig, dass die Identitären nicht viel mehr als Fassade sind: Verschönerter, visuell moderner, inhaltlich aber definitiv anti-moderner Rechtsextremismus. Direkte Bezüge zum Nationalsozialismus werden zwar gemieden – angesichts der Ermittlungen und Prozesse gegen Proponenten der Identitären in Österreich nach dem Verbotsgesetz und der inhaftierten Alpen-Donau-Kameraden wohl primär aus selbstschutz und weniger aufgrund inhaltlicher Distanzierung.

 

Auch wenn die Identitäre “Bewegung” seit Monaten stagniert und jenseits von Facebook vollkommen marginal ist, rufen wir zu antifaschistischen Aktionen gegen die geplante Demo auf – damit das auch weiterhin so bleibt. Neo-faschistische Inhalte dürfen, auch wenn sie gestylt sind, keinen Platz bekommen!

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