[Bremen] Jubeldemo und Protest wegen Militärmusikfestival

Jubeldemo

In Bremen zog am Samstag Mittag die Jubeldemo „Flöten! Tröten! Töten! - Gib Krieg eine Chance“ mit knapp 100 Leuten mitten durch die Innenstadt und zum Militärmusikfestival „Musikschau der Nationen“, wo dann das Eintreffen der Gäste gestört wurde. Bei der Musikschau“ treten vom 24.-26. Januar internationale Militärmusikkapellen auf, u.a. das Erfurter Wehrbereichsmusikkorps 3.

 

Nachdem schon Freitag Abend ein kleines Grüppchen die Besucher*innen der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im organisierten Musikschau“ mit antimilitaristischem Protest empfangen hatte, rollte am Samstag pünktlich um 11 Uhr der Panzer-Lauti auf dem Marktplatz vor (mit Konfettikanone übrigens!). Allerlei Uniformierte und Gleichgesinnte versammelten sich bei eisigen Temperaturen um getreu dem Motto „Schlechtes Wetter, harte Zeiten – für mehr Militarismus fighten!“ ein Zeichen für mehr Militarisierung und Krieg zu setzen. Die Eröffnungsrednerin begrüßte, dass sich auch die „echte“ Polizei so zahlreich zur Unterstützung eingefunden hatte (wobei einige von denen unpassenderweise ihre Uniformen vergessen hatten...). Dann marschierte die Samba-Marschmusik-Band ein und der Trupp setzte sich gen Haupteinkaufsstraße in Bewegung. „Und alle so yeah“ schallte es aus den Boxen, „Neue Männer braucht das Land“, „In the army now“ usw.. Dazwischen waren Kriegsgeräusche zu hören und Parolen wie „Yo Nation, Yo Border – Love Law and Order“, „Bürger lasst das Glotzen sein – steigt in einen Panzer ein!“ oder „Mehr, mehr, mehr Militär“. Ein Flyer erklärte das Anliegen der Demo.

Beim umjubelten Kontaktbüro der Bullen in der Obernstraße gab es inmitten amüsierter Wochenend-Shopper*innen die erste Zwischenkundgebung, dann ging es über die Brillkreuzung zur CDU. Der Einsatz von Kriegsministerin Ursula von der Leyen für eine familienfreundlichere Bundeswehr wurde natürlich gewürdigt und mit Vorschlägen wie „Wehrpflicht ab 6 Jahren“ ergänzt. Hin und wieder wurde umgeschaltet zum Truppenbetreuungsradio um zu hören wie das Wetter in Kabul so wird oder was Angela Merkel im Exklusivinterview zu berichten hat. Bei der letzten Zwischenkundgebung am Waffenladen kurz vorm Hauptbahnhof verfolgte der Inhaber das Geschehen verunsichert, er hatte den Laden geschlossen und komplett verrammelt. Vielleicht lag's an der Forderung „Waffen für alle – und zwar umsonst!“? Im Redebeitrag wurde auf die wichtige Rolle des Krieges für Wirtschaft und Wohlstand hingewiesen („Wieviel Arbeitsplätze schafft denn der Frieden? NULL!“) Mit Sprechchören wie „Deutsche Waffen, deutsches Geld - bringen Glück in alle Welt“ und „Waffen made in Germany, gehen rein in jedes Knie“ lief die Demo durch den Bahnhofstunnel weiter zur Stadthalle, wo die Militärmusikant*innen auftreten sollten.

Die Clownsarmee hatte ihren Spaß mit den rumstehenden Bullentrüppchen und lieferte wieder großartige Szenen. Sie hatte auch einen eigenen Panzer. Überhaupt war der Großteil der Jubeldemo natürlich schwer bewaffnet mit Maschinengewehren, Handgranaten und Bomben. Absurderweise beschlagnahmten die Bullen irgendwann an der Stadthalle ausgerechnet ein kleines Multifunktionswerkzeug und nahmen von einer Person, die es angeblich benutzt haben soll, die Personalien auf.

Als so langsam die ersten der überwiegend älteren „Musikschau“-Besucher*innen eintrudelten, mussten sie durch echte und falsche Uniformierte und vorbei an Sambas, Clowns und Antimilitarist*innen, die direkt vor dem Eingang standen. Nun wandelte sich auch der Charakter des Protests und es blieb nicht mehr nur satirisch: Rechts und links des Eingangs hingen Transpis (u.a. „Krieg dem Krieg“ und „Soldaten sind Mörder“), es wurden massenhaft Flugblätter verteilt. Der Lauti spielte jetzt Antikriegsmucke und fiese Kriegsgeräusche. Im Antikriegscafé, das ein Stück vor der Stadthalle aufgebaut war, gab es noch heiße Getränke und einen Broschürentisch.

 

Aufruf zur Jubeldemo

Interview zur Jubeldemo in „Kimme & Korn - Das Fachblatt für den Militaristen von heute“

Aufruf gegen die „Musikschau“

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sehr schöne aktion..

 

soli grüße von der west-front

Ergänzung: Der Haupteingang wurde kurzzeitig dichtgemacht. Ein Offizier und die ersten ankommenden Gäste mussten daraufhin durch einen kleinen Nebeneingang zur Veranstaltung.