Silvester am Knast in Wien Simmering

Silvester am Knast

Wie an vielen anderen Orten auch, versammelten sich am Silvesterabend einige dutzend Menschen vor einem Knast in Wien Simmering um den Gefangenen Solidaritaet und dem Knastsystem den Mittelfinger zu zeigen. Hier ein kurzer Bericht.

 

Um die Situation rund um den Hefn abschaetzen zu koennen war ich um 17:30, eine halbe stunde vor offiziellem kundgebungsbeginn, in Kaiserebersdorf (Wien/Simmering). Alles ruhig. Kein einziges Bullenvehikel zu sehen, keine Kiberer weit und breit. Damit war die Angst vor einem Angriff der Bullen an diesem entlegenen Ort ausgeraeumt. Ich zog mich fuer eine halbe stunde in ein beisl zurueck um dann kurz in ein beisl in der naehe zurueck, traf einige genossinnen und kehrte zum ort der kungebung zurueck. 

 

mittlerweile waren um die 50 menschen versammelt. es wurden redebeitraege verlesen, unter anderem von ehemaligen Insassen des Knasts, verschiedene Feuerwerkskoerper verschossen und musik abgespielt. Leider gab es technische probleme welche zu nervigen tonausfaellen fuehrten und die manche redebeitraege wirkten etwas anmassend. So wurde in einem Beitrag davon gesprochen, dass wir ja alle gefangene dieses systems seien. sei es im job, in der mietwohnung, im supermarkt, bei der hackn etc. Ziemlich dreist, v.a. wenn die haelfte der anwesenden sich schon drueber unterhaelt auf welcher party sich am besten ins neue jahr feiern laesst. Ich finde etwas mehr sensibilitaet waere angebracht.

 

Irgendwann machte sich eine kleine gruppe auf und verschoenerte die knastmauern mit gesprayten parolen gegen knast und bullen. Die gruppe verwendete ein  transparent als sichtschutz und machte sich einfach ans werk. das transpi waere gar nicht noetig gewesen, da noch immer keine einzige bulleneinheit da war. kein auto, kein sixpack, kein bezirkskiberer typ schnauzbart, keine wega, keiner der bekannten Staatsschutzzivis. nichts. Nur 50 Antiautoritaere und Gefaengnismauern, Kameras, Muellkuebel und Steine. Wer glaubt die gruppe haette sich an irgendeinem punkt zusammen geredet, eine kleine barri auf der angrenzenden strasse errichtet und zum leuchten gebracht, material gesammelt und das gefaengnis um ein paar kameras aermer gemacht oder irgendetwas in der richtung, war noch nie in wien. es passierte rein gar nichts. 

 

die frage fuer wen diese veranstaltung eigentlich gemacht wird draengt sich auf. zwei stunden kaelte, mit warmer suppe, mucke und der aussicht auf ne party sind ja kein schlechter deal fuer ein gutes gewissen. sollte es tatsaechlich um die gefangen hinter den mauern gegangen sein, sollten wir uns fuer naechstes jahr ein bisschen was ueberlegen. wenn das ganze friedlich bleiben soll, also auch wenn kein bulle weit und breit und nicht nur augrund taktischer ueberlegungen, dann fragen wir die insassen doch bitte nach ihrer musikwahl. zum beispiel. ich glaube jedoch dass sich die hinter den mauern ueber etwas bahoe freuen wuerden. und revolten haben bekanntlich kein beginn und verfallsdatum.

 

danke trotzdem an alle menschen die sich was angetan haben, damit wenigstens eine kundgebung stattfinden kann.

 

fuer die soziale revolution. das ganze jahr.

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laut augenzeug*innen kam gegen ende der kundgebung noch ein polizeiwagen. die zwei polizist*innen suchten "verantwortliche". einige nutzten die abwesenheit der polizist*innen und versuchten deren polizeiauto zu demolieren. das abreissen eines seitenspiegels wirkte aber eher frustiert als geplant. kein wunder, nicht mal beim parolen skandieren machten viele leute mit. trotzdem cool das sich leute mühe gegeben haben, von anlage aufstellen zu den teilweise recht guten redebeiträgen usw.

 

aber diese unerträgliche unorganisertheit von aktionen bei gelegenheit wie dieser - bis auf die sprüherei und die sabotage am polizeiauto - ist schlicht und einfach... zum kotzen!!!

 

die wiener szene ist größtenteils eine konsumleiche, erbärmlich.

 

ich war nur auf besuch in wien, war aber echt schockiert darüber das es soo wenig eigeninitiative gibt - ist das immer so bei euch das niemand den arsch hochkriegt?

schau dir mal das ekh-programm an, zähl die konzis und partys, vergleich die anzahl dann mit diskussionen, aktionen und sonstigen (anti-)politischen veranstaltungen - schnell wirst du merken, ja es ist in wien immer so.

liebe leute,

sucht euch ein paar freund*innen und legt einfach los, so einfach kanns sein!

haben ja auch leute gemacht bei dieser kundgebung (vielleicht nicht in dem ausmaß in dem es möglicherweise wünschenswert wäre)

 

dass es in wien weitaus mehr konzerte, parties, usw. als "politische" veranstaltungen gibt, is auch richtig,

jedoch können sich wie schon oben erwähnt auch einfach menschen organisieren und im klassischen diy-style was dran ändern und eigene inputs/outputs liefern!

 

zum angriff!

(A)

Ich kann mich der vorher genannten Kritik nur anschließen.... in Wien fehlt es einfach am how2riot

aber leider bringt uns das rumjammenr auch nicht weiter.

 

Was mich an dem Artikel unglaublichst stört und was mir auch in anderen Medien (gewissen Büchern zB....) ziemlich "am Arsch" geht ist dieser Sprachstil.

Dieses Hochdeutsch mit den paar eingeworfenen Wiener Ausdrücken. Ich hab keinen Plan, was der_die Autor_in-nen damit ausdrücken will_wollen, aber ich finde es extrem Identitär (jaja böses Wort....) und exkludierend für Leute aus anderen Regionen, die möglicherweise nicht den Österreichischen "Slang" gewohnt sind.

Schriftsprache hat schlicht den Zweck, dass sich Leute unterschiedlicher Dialektregionen halbwegs vernünftig verständigen können (über die Diskussionskultur in "anoynmen" Medien, wie Indymedia, brauch ich jetzt nicht reden....).

 

Ich will jetzt hier keinen Personen-gruppen ans Bein pissen, nur mal einen Kritikpunkt hochhalten, der mich ein wenig nervt :*

 

P.S. ich finde die "gewissen Bücher" trotzdem super ;)

was ist eine sprache? ein dialekt mit einer armee

Dieses ewige Gejammer, das in Wien nix passiert, geht mit auf die Nerven.

 

DIY lautet die Devise - geht plakatieren, sprayen, schreibt Artikel und klebt Straßenzeitungen, baut eure Barrikaden selber, überfallt Banken und organisiert euch in Bezugsgruppen.

Oder macht ganz was anderes - alles ist besser als miese, selbstgefällige und in sich widersprüchliche Artikel oder noch blödere Kommentare auf indy.de zu fabrizieren.

 

Kriegt euren Arsch hoch und weg vom Internet, alles andere ist unglaubwürdig, da könnt ihr noch so oft "Für die soziale Revolution" unter Texte schreiben.

Ich frage mich, warum ihr euch nicht selbst eingebracht habt bei den Vorbereitungen, warum ihr keinen eigenen Redebeitrag gehalten habt, warum ihr keine alternative Playlist (viel Spass bei der Absprache mit den Gefangenen!) mitbrachtet, warum ihr nicht selbst irgendwelche Barrikaden angezunden habt usw.

 

Langweilig. Ihr seid.