Der ehemalige Abschiebeknast in Zweibrücken brennt seit Montag Abend.
Augenzeugen sprechen von einer Explosion gegen 19 Uhr. Seitdem
brennt das Gebäude lichterloh. Ein Riesenpolizeiaufgebot schirmt das am
Stadtrand in einem Waldstück gelegene Gelände hermetisch ab, während
die Feuerwehr nach wie vor verzweifelt versucht, den Brand unter Kontrolle zu
bekommen. Offenbar ist das Gebäude aber bereits vollständig zerstört.
In dem Zweibrücker Abschiebeknast mit seinen rund 60 Plätzen saßen ab 1996 jährlich rund 800 Menschen ein, denen die Asylgesetze keine Chance auf ein kleines bisschen Glück in Europa ließen. Schon damals wurde ein Drittel der Abschiebebedrohten nach quälenden Wochen oder Monaten wieder entlassen, weil die Verhaftung sich als Fehler herausgestellt hatte. Die anderen wurden und werden mit Gewalt in ein Land zurückverfrachtet, aus dem sie mit gutem Grund, nämlich aus Verfolgung, Not und Leid geflohen waren.
Der Abschiebeknast Zweibrücken wurde 2005 im Zuge der Konzentration auf einen einzigen zentralen Abschiebeknast in Ingelheim (bei Mainz) mit 150 Plätzen geschlossen. Seitdem gab es immer wieder Diskussion um eine Umnutzung, zuletzt stießen Ideen, das Gebäude wahlweise in ein Seniorengefängnis, ein Übergangswohnheim für entlassene Strafgefangene oder ein Schulungszentrum für Strafvollzugsbedienstete umzuwandeln [1, 2, 3], jedoch auf wenig Resonanz.
Eher drängt sich eine Verbindung zum Großbrand des im Bau befindlichen Abschiebeknastes am Rotterdamer Flughafen vom vergangenen Sonntag auf. Auch wenn das Zweibrücker Knastgebäude nicht mehr genutzt wurde, ist seine Zerstörung durch den Brand doch eine symbolträchtige Wegmarke für die Überwindung des unmenschlichen Asylregimes.
Viele weitere Etappen müssen freilich noch folgen. Die Aktivitäten rund um die bundesweite Aktionswoche gegen Abschiebung sowie das No Borders-Camp in Lesbos haben aber durchaus bereits eine eindrucksvolle Tiefe erreicht - darauf gilt es aufzubauen und trotz der oft widrigen Medienlandschaft auch die breite Bevölkerung zu erreichen.
Der nächste außerordentlich wichtige Schritt wäre ein eindrucksvoller Widerstand gegen die heute um 9:30 Uhr am Frankfurter Flughafen geplante Massenabschiebung.
Auch die Demonstrationen am Freitag in Mainz ("Abschiebehaft abschaffen"), sowie am kommenden Samstag in Zweibrücken ("Kein Fußbreit dem Rassismus") und danach in Ludwigshafen und Mannheim ("Gegen die Residenzpflicht") sind gute Gelegenheiten, den wachsenden Widerstand gegen den staatlichen Rassismus in die Öffentlichkeit zu tragen.
Siehe auch:
- Erster Kurzbericht im Saarpresseportal
- Bericht und Kommentare auf de.indymedia.org
- „zweibrücken“ auf Twitter
Weitere Infos, Ergänzungen und Fotos folgen!
Und dann mal schauen, ob die Mainstream-Medien auch dieses Ereignis totzuschweigen versuchen, so wie schon den Brand am Sonntag in Rotterdam...
edit: nein tun sie nicht. Zum Beispiel berichtet heute morgen der Pfälzische Merkur mit Foto. Außerdem stellt sich heraus, dass es "nur" ein Nebengebäude erwischt hat.