HH: Gert Baer Kurz machen – Für selbstbestimmte Kultur und Politik

Squat

Investor Gert Baer droht mit Strafanzeigen und Polizeieinsätzen gegen Künstler_innen, die die Rote Flora nutzen. Die Rote Flora lädt alle ein, sich solidarisch zu zeigen.

 

Briefkastenfirmen haben Namen und Adressen

 

Die Angriffe des Investors Gert Baer gegen die Rote Flora gehen weiter. Inzwischen ist bekannt geworden, dass die Rote Flora entgegen der Beteuerungen von Baer doch vermietet worden ist und zwar an die Finanzkonstruktion einer Briefkastenfirma mit Namen Yupin in Panama.

Nun wollen die Investoren offenbar Geld aus dem Projekt schlagen, indem sie Künstler_innen, welche das Projekt unterstützen Geldforderungen stellen und andernfalls mit einem Polizeieinsatz wegen Hausfriedensbruch drohen.

 

Protestkultur vs Investorenarchitekturen


Am Sonntag findet in der Roten Flora ein Solidaritätskonzert für das Projekt mit Fettes Brot statt. Mit dem Konzert will die Band nach eigener Aussage „ein Zeichen setzen“. „Wir unterstützen die Flora als Kulturstätte. So ein neues Entertainment-Zentrum am Schulterblatt braucht kein Mensch“ war in der Hamburger Morgenpost zu lesen. Für Investor Gert Baer war dies Anlass, in einem Schreiben an die Gruppe 5000.- Euro für die Nutzung der Roten Flora zu fordern.

 

Sollten diese bis Sonntag um 15 Uhr nicht zuzüglich Mehrwertsteuer eingehen, wird ein Polizeieinsatz angedroht, um die Veranstaltung zu beenden. Baer wertet einen Auftritt als Hausfriedensbruch und will Anzeige bei der zuständigen Hamburger Staatsanwaltschaft erstatten und den Hamburger Innensenator und Polizeipräsidenten auffordern, die Veranstaltung in der Roten Flora zu unterbinden.

 

Baer hat jenseits aller Realität angekündigt, nicht nur aus dieser einzelnen Veranstaltung Gewinn schlagen zu wollen, sondern aus allem, was in Zukunft im Projekt stattfindet. Wir stellen hierzu fest, dass Baer bis heute offenbar nicht begriffen hat, was ein unkommerzielles Zentrum ist. Die Rote Flora ist kein Raum „wirtschaftlicher Nutznießungen“, sondern selbstorganisierter Kultur und Politik. Hieraus entstehen weder heute noch in Zukunft privatwirtschaftliche Gewinne für Investoren und Briefkastenfirmen. In der Roten Flora gibt es weder bezahlte Stellen, noch verdient hier irgendjemand etwas. Was stattfindet dient der Förderung kultureller Projekte oder sozialen und politischen Bewegungen.

 

Angriff auf die Kulturszene insgesamt


In einer weiteren Pressemitteilung hat Baer mittlerweile angekündigt eine entsprechende Klage einzureichen. Dies entbehrt zwar jeder rechtlichen Grundlage, zeigt allerdings ein weiteres Mal die sechsgeschossige Absurdität des Investors. Wir nehmen solche Angriffe ernst, da sie deutlich machen, dass Gert Baer entschlossen ist, das Projekt Rote Flora zu zerschlagen. Gegen alle Versuche, aus der Roten Flora und dem Grundstück im Schanzenviertel Gewinne zu schlagen, werden wir weiterhin vielfältigen Widerstand leisten. Schon einmal ist hier ein Investor – nämlich Fritz Kurz – mit seinen Plänen gescheitert. Die Rote Flora ist aus militanten Protesten gegen das Phantom der Oper hervorgegangen. Es gibt im Schanzenviertel und der Roten Flora genügend Widerstandserfahrung, um auch mit einem von Aktienimperien und amerikanischen Großindustriellen träumenden Gert Baer fertig zu werden.

 

Dass sich der Investor offenbar für nichts zu schade ist, zeigt sich daran, dass der jetzige Angriff sich nicht nur gegen die Rote Flora, sondern gegen die gesamte kritische und solidarische Kultur- und Musikszene richtet.

 

Nach den Plänen von Baer soll an der Roten Flora unter anderem eine Konzerthalle entstehen. Wie sich Gert Baer einen solchen Konzertbetrieb vorstellt, erklärt sich hieraus von selbst. Statt sperriger und selbstbestimmter, politischer Kultur sollen mundtote Künstler_innen als kapitalistische Geldbeschaffungsmaschinen für kommerzielle Investoreninteressen dienen.

 

In der Roten Flora entscheiden heute und auch in Zukunft nicht Investoren, sondern die Nutzer_innen selbst, was stattfindet und was nicht. Und wir laden alle Künstler_innen und Musiker_innen ein, diese selbstbestimmte Praxis mit eigenen solidarischen Beiträgen zu beleben und unterstützen. In der Roten Flora, aber auch an anderen Orten in Hamburg und anderen Städten, die sich als Räume für unkontrollierte und Kultur und Politik verstehen.

 

Rote Flora bleibt unverträglich


Für den 21.12. mobilisieren wir zu einer bundesweiten und internationalen Solidaritätsdemonstration die um 14 Uhr an der Roten Flora startet und sich neben dem Erhalt der Roten Flora, für das Bleiberecht der Lampedusa Flüchtlinge und den Erhalt der Esso-Häuser auf St. Pauli einsetzt. Wir rufen in diesem Zusammenhang auch zur Teilnahme an der Demonstration von Lampedusa in Hamburg am Samstag auf und fordern den dauerhaften Stopp rassistischer Kontrollen und ein unbeschränktes Bleiberecht für Flüchtlinge.

 

Für Sonntag laden wir alle ein, zur Roten Flora zu kommen und das Konzert zu verfolgen. Für alle die nicht mehr ins Haus passen, wird es eine Übertragung auf die Straße geben. Der Kampf um die Rote Flora beschränkt sich nicht auf die Mauern und Steine des Gebäudes, sondern wird in den nächsten Monaten überall in Hamburg seinen Ausdruck finden. Auch und insbesondere auf der Straße.

 

Rote Flora
1.11.2013

 

http://florableibt.blogsport.de

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Liebe Leute, Ihr schraubt Euch da schon ganz schön was zurecht. Mit dieser Haltung ist jederzeit die Räumung möglich, wenn sich IRGENDein Befugter aus IRGENDeinem Grund dazu veranlasst sieht. Wieso versucht Ihr nicht, den Laden - mit was für Spenden oder Sammlungen auch immer - selbst zu erwerben? Dann gäbe es die eigentumsrechtlichen Zickereien nicht mehr, und was die Nutzung angeht, herrscht ja wohl sowieso extremes Wohlwollen.

Wir wollten letztens in der Flora spielen, da hieß es mehr als 4 euro Eintritt geht nicht und dann gab es noch Auflagen wegen Texten etc.

Mit selbstbetimmter Kultur hat das nix zu tun, eher mit Dogmen und Fremdbestimmung. Das Problem ist in Musikerkreisen inzwischen vielfach diskutiert und Läden wie die flora sind da leider auf dem falschen Dampfer. Hier mal eine sinnvolle Position:

http://monofueralle.de/eintritt.html

Die max. Preisgrenze liegt bei 5 Euro. Sowohl bei Fettes Brot, Deichkind, Wir sind Helden Tocotronic oder irgendeiner anderen Band in diesem Universum. Extraw[rste werden nicht gemacht und das ist auch gur so! 

Ne, ist gar nicht gut so, denn Band ist nicht gleich Band. Die einen kommen aus HH die anderen aus München und haben extreme Fahrtkosten. Bei den einen kommen 50 Leute bei den anderen 500. Die einen betreiben einen Riesenaufwand, die anderen stellen einen Laptop auf. Wenn die Tocos oder Helden in der Flora spielen ist das in erster Linie ne riesen Marketingaktion mit szenigem Coolnessfaktor die auf andere Art und Weise unbezahlbar wäre. D.h. die Flora sponsert damit indirekt kommerzielle Bands und verweigert den kleinen Minimal-"Verdienst". Zum Kotzen ist sowas!

In der Flora finden in der Regel Konzerte mit kleineren Bands statt. "Lohnen" tut sich so was meist nicht. Im Gegenteil. Kleine Konzerte fahren oft Minus ein und werden gesponsort von den restlichen Veranstaltungen z.b. Partys oder größeren Konzerten. Bands wie Tocotronic oder Fettes Brot verbinden eine persönliche Geschichte mit der Roten Flora, weshalb sollten sie dort nicht mal spielen. Zumal sind solche großen Konzerte immer Soli für Antifa oder ähnliches. Wer aber in der Flora Geld verdienen will ist dort am falschen Ort und sollte eben in kommerziellen Clubs spielen bzw. sich dort auskotzen.  

Du bringst da Sachen zusammen die nichts miteinander zu tun haben. Natürlich können auch große Bands in der Flora spielen, aber die machen das einerseits in erster Linie aus Marketing-Gründen und sekündär aus Solidarität oder zu Befriedigung von Nostalgiefeelings. Und zweitens ist es schön wenn von so einer Marketingaktion auch andere Konzerte & Projekte mitfinanziert werden, was aber nicht bedeutet muss das automatisch alle Veranstaltungen maximal 5 Euro Kosten. Das hat bzw. sollte nix miteinander zu tun haben. Es gibt Veranstaltungen die wenig Aufwand & Kosten haben und wo es dem Zuschauer nicht einleuchtet, wieso er dafür 5 Euro zahlen soll. Dann gibt es VA's die Kostenintensiv sind und wo trotzdem nur 50 Leute kommen weil der Künstler no-name ist oder eine sehr spezielle Sparte bedient. Nach Flora-Logik könnten die dann mit ihren 5 Euro Eintritt nichtmal die Fahrtkosten decken und müssen nur deswegen bezuschusst werden, weil die Flora maximal 5 euro erlaubt, obwohl die Zuschauer vielleicht 10 zahlen würden. Abgesehen davon bekommen die Bands in der Flora in den seltensten Fällen einen Zuschuss.

Aber die Größte reaktionäre Frechheit ist ohnehin davon auszugehen, Künstler sollen im Kommerzclub spielen wenn sie Geld verdienen wollen. Hier zeigt sich sehr schön die Widersprüchlichkeit vieler AZ: Ihr wollt revoltutionär sein und die Gesellschaft verändern, bedient aber kapitalistische Ausbeuterstrukturen bestmöglich und liefert keine Alternativen.

Also für die Flora kann ich nicht sprechen. Aber ich kenne das so: Alle Bands bekommen die selbe Gage. Das hat mit dem Eintritt rein gar nichts zu tun. Der bleibt identisch. Bei uns entscheiden die Besucher was sie bezahlen. Wir bitten um mindestens 3 Tacken, wer mehr geben kann/will kann das gerne tun. Konzerte die stark besucht werden finanzieren die Konzerte die schlecht besucht werden mit. Das ist logisch und konsequent.

 

Ich frage mich, ob du jemals einen alternativen/autonomen/wasauchimmer Konzertbetrieb mit organisiert hast. Dann müsstest du es eigentlich anders sehen.

Solltest du einfach nur ein Musiker sein, der Kohle machen will, dann verpiss dich.

 

Nebenbei, den meisten Bands mit denen ich zu tun hatte reicht es, wenn es Spritkohle, etwas zu Essen und Getränke gibt. Die bekommen von uns sogar mehr als sie wollen. Trotz des niedrigen Eintritts.

 

Generell hat eine solche Diskussion jedoch nicht außerhalb des Betreffenden Kollektivs stattzufinden. Das sollen die Menschen in der Flora mal intern klären. Und wenn die meinen, dass alles gut ist, dann ist das so.

 

Flora bleibt! Und alle anderen auch!

ach ja, arbeiten gehen oder im Kommerzschuppen spielen ;_)

So macht ihr das System.

Es gibt auch genug andere AZ die Prozente-Deals machen und die Bands entscheiden lassen wie hoch der Eintritt ist. Im Grunde ist das sogar das meist verbreiteteste, die Flora fährt da einen ziemlich krassen Ausnahmefilm. Ich halte nichts von der Bevormundung der Musiker denn nur sie wissen was es Kostet und was sie an Geld brauchen. Wenn sie von der Musik leben wollen ok warum nicht? Solange der Kapitalismus nicht abgeschafft ist gibts halt solche Zwänge. Und von den Prozenten kann das AZ meist gut andere Sachen mitfinanzieren. Und letzteres ist auch nur nötig weil der Kapitalismus nicht abgeschafft ist und das AZ die Kohle braucht. Also wo liegt das Poblem?

Würde dann bedeuten wenn eine Gruppe 25 Euro Eintritt will wäre das Ok? Irgendwo ist immer notwendig Grenzen zu setzen. Ansonsten können Bands oder DJs gerne von ihrer Musik zu leben. Nichts dagegen. Aber die Rote Flora ist in Hamburg ja beileibe nicht der einzige Laden wo Konzerte möglich sind. Es gibt das Störtebeker, Gängeviertel, Lobusch, Centro und viele kleinere Musikclubs. Da sollte jede Band einen Ort finden wo zu den eigenen gewünschten Bedingungen auftreten kann. Dass es für Veranstaltungen in der Flora dabei ein Limit von 5 Euro Eintritt gibt um für alle erschwinglich zu sein finde ich persönlich gut. Da geht es um Zugänglichkeit und einen unkommerziellen Charakter aus der Geschichte der Verhinderung des Musicals Phantom der Oper. 

BAER & BAER CONSULTING GMBH
Gert Baer, Stephanie Baer
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Nachdem jetzt ein Großteil der Kommentare sich um die Höhe der Gage von KünstlerInnen und den Eintrittspreis Sorgen machte, sollten wir (bei allem Respekt) einfach mal nicht vergessen,was uns sonst noch so mit den Räumlichkeiten und den "aktiven" Menschen der Roten Flora  in so einem hippen Stadtteil wie dem Schanzenviertel in Hamburg verbindet...Alleine dafür,sollte Mensch sich jetzt bemühen solidarisch und aktiv (in jeglicher Form) in Erscheinung zu treten.Der 21.12.13 sollte in jedem Terminkalender rot angestrichen sein!