Ich fühle mich schon seit langem dazu aufgerufen, einen Text oder Diskussionsanstoß zu schreiben, über das Auftreten und vor allem Kleiden in der sogenannten „linken“ oder „autonomen“ Szene, weil ich es immer wieder von vielen Seiten vorgeworfen bekomme, wie ausgrenzend „die“ Szene doch heutzutage sei, gerade durch „ihren“ Szenelook. Nein, es sind nicht direkt Vorwürfe, eher ein abwertendes, „ihr fühlt euch ja eh als etwas besseres/ anderes, nur durch das Auftreten in euren Szenecodes.“ Zum Teil bin ich der Kritik zugeneigt und stimme mit vielen Argumenten überein, zum anderen Teil kleide ich mich weiterhin viel in schwarz und sehe viele Gründe dafür; für mich persönlich, aber auch für einen Teil einer oppositionellen Bewegung.
Bunt ist das neue schwarz???
Warum wir uns im schwarzen Kapuzi so wohl fühlen.
Eine Erörterung..
Als Epilog:
Mit einer Portion Ironie aber nicht frei von Eigenluft und reproduzierendem Szeneslang:
Aus einem Text zur autonomen Modenschau der Roten Flora am 24.09 in HH:
„Das Flora Fashion Team informiert daher über Smashing-Trends von gestern und die aktuelle Riot-Couture. Jede Revolution beginnt mit der Zerstörung des Bestehenden. Ein angemessenes Outfit zu tragen, drückt nicht nur Zugehörigkeit und soziale Kompetenz aus, sondern ermöglicht auch gesellschaftliche Weiterentwicklung.
Die
richtige Mode kann auch Ihren Charakter formen, wenn sie passend zum
Anlass gewählt ist. Es muss nicht immer gleich die militante Gruppe
sein. Auch in kleiner Runde kann bei richtigem Timing ein unauffällig
getragenes Tuch große Wirkung erzeugen[..]“. http://florableibt.blogsport.de/
„No border-No Nation!“
„Vegan Guerilla“
„Eat Nazis!“
„I´m still loving the F-Word, Feminism“
…...
und viele Slogans mehr „schmücken“ die Rücken, Mützen, Taschen und Hosen von Menschen, die in ihren schwarzen Kapuzis und den obligatorischen Lederhandschuhen in den hinteren Hosentaschen, mit Bauchgürtel und Shucks oder Adidas Schuhen VoKü essen, Infoveranstaltungen besuchen oder auf Demos „mit“laufen.
Ich muss nicht weiter ausführen, welche Assecoires noch dazu gehören und welche Kombinationen aus Halstuch, Minirock oder Mütze. Menschen die den Text auf Indy lesen haben „ja eh“ ein Bild vor Augen.
„Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ hat mal Tocotronic gesungen und auch dieser Satz ist bestimmt schon auf Pullis und Zimmerwänden zu lesen. Schon dieser Satz löst bei mir etwas aus, er passt zu dem Gedanken, der eigenen Zugehörigkeit Ausdruck verleihen zu wollen.
Ich könnte damit an die linken Jugendrevolten und Bewegungen der 70er, 80er und 90er denken (RAF, RZ, Rote Zora, Bew. 2. Juni etc.), an Genua 2011 als markantes Ereignis oder Istanbul in diesem Jahr. An radikale Kämpfe (Hausbesetzungen), charismatische Personen (Meinhof), oft zitierte Anschläge (Schleyer-Entführung) oder Parolen (Anna und Arthur haltens Maul) - nicht weil ich diese Ereignisse live erlebt habe, sondern mich ihnen verbunden fühlen kann, durch ein diffuses Gefühl von „wir stehen auf der selben Seite“, ich bin Teil einer größeren Bewegung/will es sein.
Ereignisse, die ich einreihen würde in eine sog. „linke“ Kultur, Tradition, Propaganda, obwohl ich im selben Moment weiß, dass „wir“ Linken doch genau diese Worte ablehnen, uns (mit Stuart Hall) gegen identitätsstiftende Symbole, Riten oder ähnliches wenden, die dazu geschaffen werden, dass Menschen sich abgrenzen gegenüber anderen Menschen/Nationen/Kulturen, sich aber zugleich auf dieser kultur- hegemoniellen Ebene eine eigene künstliche Geschichte/Gruppenzugehörigkeit zurecht bauen.
Warum kleiden sich Menschen in ganz bestimmten Kontexten in schwarz, warum gibt mir das ein sicheres Gefühl? - Und ich möchte nicht vom BlackBlock sprechen. Wie sinnfrei dieser zur Zeit erscheint, ist am besten auf der so schön befriedeten 1. Mai Demonstration in Berlin zu sehen, auf der ein schwarzes Schlauchtuch am ehesten noch für eine 400€ Strafe bei den Bullen her reicht.-
Ich möchte mir Gedanken darüber machen, warum ich auf manchen Plena nur Leuten in schwarz gegenüber sitze, in „Szene“Kneipen etc.
Mensch könnte denken der Szenelook widersetzt sich zumindest den aktuellen Modetrends, ist billiger oder aus dem Free-Shop, spontan angezogen statt vor dem Spiegel extra anprobiert oder gar fairer produziert.
Das wäre aber nur so halb wahr. Zum einen ist ein Großteil der Mode billigst aus Urlaubsländern mitgebracht (Peru, Indien, Ägypten) oder in einem sogenannten „Freak“Shop, der schon längst ein Frenchiseunternehmen geworden ist, gekauft. Zum anderen sind die Markennamen zwar nicht Bench oder Diesel, aber extra zusammengekauft sind die speziellen Klamotten trotzdem, bei H&M genauso wie in teuren Outdoorläden (auch wenn hier eher geklaut wird) oder eben den dafür etablierten „Szeneläden“. Also schwarz trägt mensch nicht, weil es nur noch diese Farbe im Umsonstladen gab.
Dann ist es so, dass mindestens ein Aufnäher (Buttons sind schon fast wieder zu etabliert) oder Schriftzüge zu lesen sind, die meißt Anti-Ismen kurz gegriffen ausrufen oder Bilder von bekannten Zeichen oder Sprayern abbilden.
Das alles vor allem um klar zu machen, ich bin oder denke anders als mein Umfeld, ich bin in der jeweiligen Hinsicht radikal, dagegen oder zumindest POLITISCH. Es geht hier darum, den Menschen im Umfeld zu zeigen, dass mensch sich anders definiert, woanders stehen will, als es ihr_ihm die Gesellschaft zuschreiben will. Klar findet diese Person vielleicht auch Staat, Nation und Kapital scheiße!, aber v.a. soll der_die Lehrer_in, die Eltern oder der_die Passant_in lesen, dass diese Person irgendwie eine Haltung zu ihrem_seinem Umfeld einnimmt, vielleicht sogar eine feste Position behaupten würde. Das kann mensch auch über Sprache, Verhalten oder über Argumente in Diskussionen ausdrücken, aber durch die Kleidung macht die Person von Anfang an klar, wo sie_ er sich selbst einordnet, eingeordnet sehen will.
Menschen reagieren damit schon sehr früh (schaut euch die Kids an, wie körper- und modebewusst sie sind) darauf, dass Menschen ihr Gegenüber zuallererst nach ihrem Äußeren bewerten.
Diesem Lookism und auch Bodyism kann mensch sich nur schwer entziehen, dass kann er_sie leider nicht alleine beeinflussen oder alleine damit anfangen dies zu dekonstruieren. Auch wenn wir oft so tun, als würden wir das, als wären unsere „linken“ Räume in dieser Hinsicht offener. Doch genau das sind sie eben nicht, auch hier musst du schlank, sportlich und modebewusst auftreten, die Codes lesen können und zeigen, dass du schon längst Teil „der“ Szene bist, z.B über deine Kleidung.
All die Buttons und Aufnäher oder die Sticker auf deinem Apple sagen natürlich noch nichts darüber aus, ob du wirklich so viel Anarchie lebst und verstanden hast oder was das dicke „A“ auf deinem Schulterblatt im Alltag bedeuten müsste. Es heißt noch nicht, dass du dich wirklich Autoritäten widersetzt, aus Protest frei fährst oder ähnliches. Dazu später mehr.
In der Szene geht es bei diesen Assecoires viel darum, v.a. einen schönen oder neuen Aufnäher zu haben, einen genialen oder möglichst radikalen Spruch in rot (Macht kaputt was euch kaputt macht) oder auf dem neuesten Stand der theoretischen oder praktischen Debatte zu sein (Abkürzungen z.B., die nur der_die versteht, der_die wirklich auch in „der“ Szene liest, spricht oder wohnt – A.C.A.T. statt A.C.A.B?).
All diese Symbole, Aussagen oder Klamotten erzeugen zusammen einen Code, der zum Ausdruck bringt:
„Ich bin anders als ihr!
Ich bin links oder gebe mir selbst die Regeln, das heißt auch, ich will Teil einer anderen Welt oder Gesellschaft sein. Diese Verhältnisse sind scheiße, schaut euch doch an wie kaputt wir sind. Ich stelle das infrage, ich bin gegen den mainstream, gegen die tägliche subtile Gewalt und Brutalität“.
Ist das so falsch?
- Diese „Methode“ der Abgrenzung, Grenzziehung, der Schritt zu einem Dazu-Gehören(-wollen), das offene Zeigen von ich will eben nicht Teil einer bürgerlichen, bonzigen, stummen vor sich hin arbeitenden Menschenmasse sein, sondern gegen sie?
Es fängt damit an auf den ersten Demos, Camps oder Infoveranstaltungen Buttons, Flyer oder T-Shirts mitzunehmen, geht weiter über Musik, Filme, Brochüren, Soli-Events, Kneipen, bis hin zur Demo auf der mensch „aktiv“ dabei ist, oder gar bei einer Aktion, oder schon zu einer Gruppe gehört und dadurch die Schwelle überschreiten konnte in die Welt „der“ autonomen Szene „einzutreten“, zu der er_sie schon immer gehören wollte.
Nicht nur weil sie nach außen „cool, mutig und aggressiv“ wirkt (was sich ja von innen gesehen als anders heraus stellen kann, den mackrigen Beigeschmack aber stets beibehält) sondern auch, weil mensch dort Freund_innen hat, die Diskussionen sinnvoll und notwendig findet und sich wünscht, dass aus dieser „Mode-Szene“ wieder eine wirklich relevante Kraft wird, die wirklich dagegen ist und danach agiert, vor der Bullen wieder Angst haben müssen und die keine privaten Sicherheits-Armeen in den Zügen mehr zulässt.
Dieser merkwürdige Hype um „die“ Szene kommt nicht von irgend woher. Es gibt seit Jahrzehnten Jugendliche und heute Erwachsene, die sich so kleiden, die „anders“ aussehen wollten. Es gibt Videos und Bilder von Whyl und Woodstock, es gibt das Umfeld, bei dem gesehen wird, wer das so macht, wer sich wie kleidet und wo ein und aus geht. Und weil mensch deren Gedanken vllt. teilt, auch etwas gegen das System hat, spinnt er_sie sich dann bewusst und irgendwann auch automatisch ein in die Netze der Codes und Modetrends einer sogenannten „linken“ Szene. Und keine_r kann mir sagen, dass er_sie nur zufällig in dieser „Mode“ unterwegs ist, die Aufnäher an sich ästhetisch findet und Shucks nunmal einfach bequem gewesen sind.
Ein fetter Nebeneffekt soll hier nicht unerwähnt bleiben. Der Hype, das Inside und Coolness-Gefühl, der „Straßenghetto-Look“ führt auch dazu, dasss sich erst recht ein Trend manifestiert, der dann sogar von Modelabeln vermarktet werden kann (Siebdruck und Aufnäher bei H&M) oder zu einem Mainstream „verkommt“. Das darf natürlich nicht passieren, sobald die Trends mainstream werden, erfüllen sie ihren Sinn nicht mehr: eine Grenze zu ziehen.
Noch dieser Punkt:
Was heißt das, dass hier ist „die“ Szene?
Wenn mensch all die Leute, die durch ihre Kleidung oder ihr Äußeres (Haarschnitt etc.) einem linken Kontext zuordnen würde, wirklich „aktiv“ dagegen wären und gegen Grenzen, Bullen und Sexismus, müsste diese Stadt der Riot-Hotspot Europas sein, oder zumindest einen chaotisch-schönen Zustand aufweisen, voller gewaltfreier Schutzräume und Barrikaden gegen staatliche Repression.
Doch nein, nachts brennen selten Autos und tagsüber sind die Gespräche voller Gewalt und das Verhalten oft unsolidarisch. Ja, wir müssen keine Vollzeitrevolutionär_innen sein, ja die Verhältnisse sind kacke und ja auch „wir“ Linken müssen lohnarbeiten und uns Regeln unterwerfen.
Aber sich schwarz zu kleiden ist nicht „ein Anfang“. Das ist keine politische Tat und erst Recht keine Taktik (mehr). Ist es zu viel verlangt, wenn ich deine Kleidung auch in deinem Handeln widergespiegelt sehen will? Und sollte es nicht andersherum logischer erscheinen?
Ja, Kapuzi und Jogginghose sind bequem, aber ich wünsche mir eine radikale Szene, die aktiv ist, sich deshalb als solche unter einem gemeinsamen Code zusammen findet und sich dadurch abgrenzt; dass sich die Menschen hier quer stellen im Alltag, auf der Arbeit gegenüber allen Menschen in Uniform.
Diese Codes und Mode erleichtert das Zusammenhandeln, -leben und sich wohl/vertraut fühlen in seinem_ihrem Umfeld, muss aber einhergehen mit einer entsprechenden Haltung. Sonst beginne ich, wie ich oft merke, auf Menschen in meinem Umfeld zu blicken und zu denken, „hej, worüber identifizierst du dich mit einem „linken“ Dasein, über Klamotten und eine vegane Lebensweise?“.
Ja, dann ist Abgrenzung durch Kleidung merkwürdig und führt zu einer fraglichen Positionierung und Hierarchiesierung gegenüber bunt, maintream gekleideten Menschen, die oft radikaler denken, als sie sich kleiden und keine tättowierten Statements tragen müssen, um sich einer Schublade zuordnen zu lassen.
Das ist es ja genau, worüber die Hauptkritik nieder hagelt, dass Menschen, die sich nicht entsprechend kleiden, nicht dazu gehören, nicht ernst genommen werden und ihnen kein Zugang zu linken Bewegungen und Kämpfen „gewährt“ werde (ja, oft werde dieser sogar aktiv verschlossen).
Ein letzter Gedanke.
Es gibt nicht „die“ linke Szene auch nicht in Berlin oder Hamburg, aber es gibt eine radikale, autonome Geschichte und Bewegungen, die sich dem neoliberalen und faschistischen System widersetzt haben und Geschichten, Erfolge und Kämpfe, die weitergetragen und neu entfacht werden müssen.
Der Prozess gegen Sonja zeigt das ganz gut oder die Beugehaft von RAF Mitgliedern lassen heute die „alten“ Kämpfe aktueller denn je erscheinen. Es gibt Bauanleitungen, Brochüren und Diskussionen, die schon vor 30 Jahren so wichtig sind wie heute. Die Auseinandersetzungen der linken, solzialistischen, marxistischen, feministischen, anarchistischen oder auch bewaffneter Bewegungen der letzten 150, aber v.a der letzten 40 Jahre müssen weiter entwickelt, analysiert und ausgewertet werden.
Auch wenn wir nichts von Tradition, Heroisierungen und Denkmälern halten, ein sogenanntes linkes„Erbe“ gibt es aber doch und das wird durch das Dasein und Leben einer „linken Szene“ aufgearbeitet, erweitert und ergänzt. - Das ist jedenfalls mein Wunsch und das was ich beobachte.
Ich will, dass Leute auch heute noch die „Radikal“ lesen, für Sonja Transpis aufhängen und über die Legitimität der Gewaltanwendung der RAF diskutieren.
All die Insider (über spez. Einsatzhundertschaften oder die Taktik der Bullen), Szenehefte (Interim, Polizeibericht), Demoslogans und Standardaktionsformen sollen Teil einer radikalen Bewegung bleiben.
Diese aber sind dann kritisierbar, wenn sie als bloßer Trend ohne Handlungsfolgen gehypt werden oder als Mittel der Abgrenzung gegenüber Nicht-Wissenden benutzt werden, ohne aus dem Wissen über Vergangenes nachvollziehbare, praktische Konsequenzen für die Gegenwart zu ziehen oder wenn sie in Diskussionen in der Kneipe bloß heran gezogen werden, um eine linke Mundpropaganda zu reproduzieren („kennst du den Text aus der Interim über XXX“).
Eine Weitererzählung der Todesursache von Carlo Giuliani, der Ereignisse um die Liebig Räumung oder das Mitsingen bei Bella Ciao, sind Teile eines Szenecodes, der auch abgrenzend wirkt, aber eben zugleich auch Sinn hat und wichtig ist für eine Basis der Solidaritätsarbeit, des direkten Aktionismus und für das Gefühl, dass es doch noch einen größeren Kreis an Menschen gibt, die sich den großen Widerstand wünschen und gerne viel mehr Aktionen erleben würden.
Es gibt noch vieles mehr zu sagen,
dazu warum die Szene immer wieder als befriedet und inaktiv bezeichnet wird und ob das was mit dem Abkapseln im Szenemilieu zu tun hat.
Darüber wie abschreckend der schwarze Block erscheint oder wie lächerlich zugleich.
Darüber, dass es schwierig ist im eigenen Umfeld zwischen „Szene“ und Uni-Milieu zu pendeln, ohne sich abzugrenzen, einen ausschließenden Habitus/Erscheinungsbild/Praktiken tec. zu entwickeln..
Darüber, ob wir mehr Szenezusammenhalt produzieren müssen, um uns der Repression und Überwachung entgegen zustellen oder wir an sich infrage stellen sollten, was Subkultur und Szene bedeutet, wie wir diese Abgrenzung legitimieren.
Darüber welche sexistischen, rassistischen und gewaltvollen Bilder durch Szenecodes reproduziert werden mit der Rechtfertigung, dass wir uns radikal zeigen müssen, kämpferisch, gewaltbereit etc.
Oder über die Gratwanderung zw. ich will/bin Teil einer Subkultur und
wir müssen raus aus diesem Subkultur-Dasein um wieder eine breit zugängliche systemkritische Gegenbewegung möglich zu machen.
Dies war nur ein Gedankenanstoß. Ich habe mich herum gemogelt zu definieren, was für mich denn „linke“ Szene heißt und woher bestimmte Codes eigentlich kommen. Und ich hoffe, dass meine nicht immer vollständig zu Ende gedachten Punkte nicht missverstanden werden, nur weil sie teilweise herunter gebrochen und auf Stereotype reduziert werden mussten.
anonym
Auf jeden Fall war dieser Artikel überfällig. Du sprichst mir da in vielen Aspekten wirklich aus der Seele...
Menschen, die sich eine politische oder sonstige Identität nur über ein bestimmtes Äußeres verschaffen oder über die "Zugehörigkeit" zu einer sich vermeintlich gegenüber der Mehrheitsgesellschaft abgrenzenden subkulturellen Szene, sind nach meinem Verständnis keine radikalen Linken, Autonomen oder Anarchisten.
Radikal Links/Autonom/Anarchistisch hat immer schon bedeutet: selbständig und selbstbestimmt zu fühlen, zu denken und zu handeln. Und sich niemals irgeneinem Diktat zu unterwerfen. Erst recht keinem äußerlichen Diktat.
hm
Eine Frage die mir nach dem Text durch den Kopf geistert ist:
Warum müssen Menschen sich selber unbedingt eine Identität schaffen, sich selber definieren?
Ich könnte dir jetzt zum Beispiel auf anhieb nicht sagen worüber ich mich als Person definiere.
Liegt vielleicht auch darin das Problem, dass Menschen den Zwang verspüren sich selber definieren, abzugrenzen um sich selbst gegenüber eine Rechtfertigung zu haben und eine Bestätigung dass sie nicht zu dem gehören was schlecht und scheiße auf dieser Welt ist.
Aber ansonsten danke für den Text.
Fünf ist Rechtsaußen.
das außerliche Diktat
könnte es nicht sein das es nicht den einzig wahren unerbittlichen Anarchisten gibt sonder die "Radikal Links/AUtonom/Anarchisten" vielfältig und unterschiedlich sind.
Versuchst du nicht gerade ein "äußerliche Diktat" zu erschaffen das ein Anarchist kein schwarz tragen soll, weil andere aus der Szene auch schwarz tragen?
dann geh doch in deine szene
ich für mein teil bin in einer politischen bewegung. wenn du so bock auf ne szene hast, dann werd hardcore kiddie mit hässlichem ohrschmuck und metal in der fresse, aber hör auf, dich politische/r AktivistIn zu nennen
szene
Geil, als ob der Artikel nur dafür gemacht wurde, dass DU dich angesprochen fühltest und jetzt allen verkünden kannst: Ne, ich bin in einer sozialen bewegung ...
Wenn es dir nicht so geht, is ja schön für dich. Andere fühlen sich, ich z.B. auch, davon angesprochen und wollen darüber diskutieren!
Zu den Abgrenzungen:
Ich finde es gibt in der Politischen Praxis ein Spannungsfeld zwischen einer Abgrenzung unter anderem aus Sicherheitsgründen ( Klandestine-Gruppe, Safe-Space, usw. ... ), die wie ich finde sehr hilfreich und notwendig ist und der gesellschaftlichen Abgrenzung einer Bewegung als "Spinner, Chaoten, Krawall-Touris" usw. . Diese gesellschaftlich gemachte Abgrenzung führt jedoch nur dazu Inhalte, Postionen und Forderungen an einen konstruierten Rand zu drängen um sie Mittels einer geschaffenen Norm ( die Mitte ) zu delegitimieren.
Doch auch "wir" ( wer auch immer das ist) reden von den Lohnabhängigen("bürgerlichen, bonzigen, stummen vor sich hin arbeitenden Menschenmasse" um das Bild aus dem Artikel zu benutzen), die irgendwie politisiert werden müssen.
Was ist mit mir? Oder mit meinem Umfeld? Ich muss auch Arbeiten, teile meines Umfelds auch. Warum fangen wir nicht an bei unserer/m Arbeit/Betrieb zu agitieren, sabotieren, Widerstand zu leisten?
Zugleich rücken wir(schon wieder dieses "wir") uns doch selbst an den Rand wenn als vermeintliche Avangarde versucht wird über Betroffene hinweg zu argumentieren.
Meiner Meinung nach muss sich eine emanzipative Bewegung mit der Frage auseinander setzten: Wie können radikale Inhalte und Positionen, nicht aus einer Abseits-Position, auch in breiten Teilen der Gesellschaft gestellt werden, ohne dabei Unterdrückung und strukturelle Gewalt zu reproduzieren?
Ein Beispiel wäre bei künftigen Zwangsräumungen offener und offensiver die Eigentumsfrage zu stellen.
Von Aussen...
Na, zumindest ist die "autonome Mode" so erfolgreich das sie auch ausserhalb dieser Szene schon längst masssenhaft getragen wird. Selbst die Rechten stehen unter dem Zwang sie zu kopieren, und sind damit grandios gescheitert.
Nur schwarze Klamotten anziehn alleine reicht eben nicht !
Dieses über 30 Jahre alte Markenzeichen weckt auch Erwartungen an dessen Träger, die, wenn sie nicht erfüllt werden,eben auch entlarven.
Als wir am 1 Mai 2008 soviele "schwarze Kappuzen" ( wie schon lange nicht mehr) sahen, haben wir uns gleich besser gefühlt. Und sie haben uns nicht enttäuscht.
DAS muß auch mal gesagt werden !
Ich scheiß auf deine Szene!
Subkulturismus ist äußerst kontraproduktiv. Der Subkulturismus isoliert uns gegenüber dem Volk1, und den Interessen des Proletariats. Es nimmt uns jeglichen Anspruch einer politischen Bewegung, und macht uns zugleich zu einer Sekte.
1: ... / Bevölkerung
wie
definierst du den subkultur? sollen wir uns jetzt alle im klassischen ikeastil einrichten und fleißig bei h&m einkaufen, damit wir uns vom "volk" nicht weiter entfernen? das sind doch alles scheindebatten. ja, wir kommen rüber wie ne sekte, aber das basiert auf unseren einstellungen, die nunmal aktuell nicht mehrheitskompatibel sind und nicht auf dem klamottenstil!
ach ja, und was waren nochmal die interessen des proletariats? und komm mir jetzt nicht mit marx, den hat das proletariat nämlich nicht gelesen und der ist deswegen gegenwärtig für die mehrzahl der arbeiter_innen auch nicht relevant.
Scheindebatten
ich denke auch das ist eine Scheindebatte. Weil der Klamottestil nun mal keine bestimmte Aussage hat. Jeder kann sich so kleiden wie er möchte und dieser wird ebenfalls von verschiedenen Motiven wie Gedanken, Musik, Preis etc. geprägt. Die Leute die hier den Artikel abfeiern haben irgendein Problem.
verbunden fühlen ? - ahhh!!!!!
du redest von den 70gern 80gern und 90gern von der RAF, der bewegung 2.juni und den RZ
also ich glaube kaum das Menschen sich damit verbunden fühlen müssen
stichwort antisemitismus?-schon mal von gehört
stichwort entebbe?
stichwort Ponto?
stichwort Qlympia? - IN MÜNCHEN
also wenn Menschen sich ein bischen mit geschichte auseinandersetzen und nicht so derbe wie du in revolutionsromantik verfallen so würde ich mal behaupten kommt Mensch zum schluss sich davon abzugrenzen und zu sagen ich erfinde villeicht das rad nicht neu aber ich baue die teile aus die kacke sind
tzzz
ich denke nicht, dass der oder die autor_innen, die negativen seiten der bewaffneten-gruppen verkennt, sondern vielmehr aus ihren fehlern lernen will bzw. die guten dinge wie eine beispielslose radikalität, mit in das hier und jetzt übernehmen will.
generell scheint es neuerdings mode zu werden das texte die auf indy gestellt werden auf alles mögliche hin zerissen werden ohne tiefergehenden bezug oder auseinandersetzung...
schreibt selber artikel und geht raus auf die straße ihr maull helden.
PS: wunderschöner artikel, du sprichst mir aus der seele
Ihr quatscht hier über Mode dabei gehts um was anderes
Ihr habt einen Aspekt total unbeleuchtet gelassen oder zum Teil mit dem Black Block nur kurz angerissen. Ich persönlich bevorzuge schwarze bzw. dunkle Kleidung weil sie weniger auffällt. Auch mein Freundeskreis trägt mindestens immer eine schwarze Jacke und dies hat vorallem PRAKTISCHE Zwecke. Man sieht für die Passanten, Securitys Bullen alle gleich aus und haben keine "besonderen Merkmale an uns. Dies ist sehr hilfreich, vorallem weil die meisten Passanten auf der Strasse ebenfalls schwarze Jacken tragen.(Wo ist da jetzt eine Abkapselung??)
Ihr redet zum Teil über Leute die sich "auffällig" szenntypisch kleiden. Ihr vergesst dabei das Aussehen auch über den Musikgeschmack geprägt wird. Die Beispiele mit Backpins etc. kommen meist aus der Hardcor-Punk szene. Wieso sollte eine bestimmte Kleidungsart eine Bedrohung sein?? Der Black Block zum Beispiel ist eine Strategie und keine Mode oder sonstiges. Ob sich Leute davon abschrecken lassen kann uns scheissegal sein, WEIL es PRAKTISCH und aufgrund der Polizeitaktik notwendig ist.
Für eine Stärkung der Subkultur und des Sympanthiesantensumpf!! ACAB:)
unpraktisch
naja aber mit entsprechendem szene-outfit ist man auch gleich klar als linker erkennbar. und das ist dann eher unpraktisch.
ah ha
und die Nazis und "normalen" Leute tragen kein schwarz oder was?
................
Wer sonst nichts zu bieten hat, der definiert sich über Szenekleidung.....
Immerhin geht es darum, nach außen zu tragen, dass man sich für anders hält! Ein paar Dreads, ein Mob Action Hip Bag, Ethno-Accessoires und ein paar DIY-Stencils dürfen natürlich auch nicht fehlen, sonst gibts auf Szeneveranstaltungen keine Anerkennung, in "Freiräumen" zudem kein Zimmer.....
Wer dann noch nichtmal zur Fusion geht, dem ist nicht mehr zu helfen.....
du verstehst es nicht
Ich denke eine Szenekleidung ist wohl mehr eine Lebensart die sich nach außen manifestiert.
xyz
oder doch einfach nur identitätsstiftende Etikette!
Guter Artikel
.. und auch ein oft und gerne außen vor gelassener Punkt findet Erwähnung:
"Ich bin anders als ihr!
Ich bin links oder gebe mir selbst die Regeln, ..."
ist nämlich etwas anderes als:
"ich will Teil einer ... sein." wie's auch Tocotronic ein bisschen ironisch auf den Punkt bringt.
Tatsächlich sind nämlich gerade Mitglieder einer 'Subkultur' und gerade auch der linken wesentlich konsequenter und exklusiver uniformiert als der Rest der Leute, obwohl sie genau das denen zu gern vorwerfen. Es wird auch viel eifersüchtiger über richtig/falsch-Kategorien gewacht, sei es in Kleidung oder Diskussionen. Das verunmöglicht teilweise eine Selbsreflexion, die bei jedem Gedankengebäude notwendig ist. Die gläubigsten Jünger und damit die Hierarchieoberen werden eigenen Hausputz (wenn sich eine Aktion oder auch eine These als falsch herausgestellt hat, was immer mal sein kann) zertreten, Kritker generell als unzuverlässig hinstellen. Darin ist sich links, rechts, mitte, alle gleich.
Der 'schwarze Block' ist nicht wegen dem Schwarz und der politischen Meinung und Aussage durchaus bedrohlich, sondern wegen der konsequenten, 'kampfbereiten' Uniformierung. Die Uniform gibt Sicherheit, Geborgenheit, die ganze Gruppe handelt, ich selber kann ein Stück weit Verantwortung abgeben, bin anonym. Wie 'richtig' etwas sein mag, wenn man es am Liebsten anonym tut, sei mal dahingestellt. Das Ganze fördert jedenfalls ein Im-Strom-schwimmen, Kapuzi, Buttons usw. und ich kann drin sein und andere sind 'draußen'. Selberdenken noicht mehr nötig, mit ein bisschen Cleverness verbindet man die gängisten Parolen zu seiner Hauptaussage und ist damit stromlinienförmig, also quasi ein 'Parteikarrierist', auch wenn man genau das vehement abstreiten würde. Aber: Die exakt gleichen Leute finden sich in SPD, CDU und wie sie auch immer heißen...