[Sinsheim] 250 Menschen protestieren gegen Nazis

Nur 27 Nazis kamen nach Sinsheim.

Am 21.9.2013 haben in Sinsheim etwas über 250 Menschen gegen eine Kundgebung regionaler Nazis demonstriert. Die NPD hatte eine Kundgebung unter dem Motto „Linke Gewalttäter stoppen - NPD in den Bundestag!" angemeldet. Ein Verobt durch die Stadt war zunächst vom Verwaltungsgericht in Karlsruhe bestätigt worden. Von der nächsten Instanz wurde das Verbot jedoch - wie erwartet - kassiert.

 

Nur 27 Nazis fanden sich kurz nach 13 Uhr am Eingang der Sinsheimer Allee ein. Die Polizei hatte (wie in Sinsheim fast schon üblich) eine Umzäunung für das braune Pack aufgebaut. Neben den "üblichen verdächtigen" - den Dorfnazis von den "Freien Nationalisten Kraichgau" (FN) und den verstrahlten vom NPD-Kreisverband Rhein-Neckar - hatte die Nazi-Truppe um Rhetorikbombe Jan "ich fahr so gerne Krankenwagen" Jaeschke wieder braune Unterstützung aus dem weiteren Umland angekarrt. Die Nazis kamen aus Rheinland-Pfalz und dem Heilbronner Raum, sonst wäre es wohl wieder bei 7 bis 15 NPD-AnhängerInnen geblieben.


Als Redner fungierten der rheinland-pfälzische NPDler Karlheinz Pfirrmann, der baden-württembergische NPD-Landesvorsitzende Alexander Neidlein - aka "Kamerad Hamster" - und Jan Jaeschke (er hört sich halt selbst gern sabbeln). Daneben sprach noch ein griechischer Faschist, der in den vergangenen Wochen auch an NPD-Infoständen zugegen war und dort sehr aggressiv aufgetreten war.

Zunächst waren nur wenige GegendemonstrantInnen vor Ort. Doch am Nazi-Pferch fanden sich nach und nach immer mehr Protestierende aller Spektren ein. Neben bürgerlichen Parteien und Gruppen waren auch zahlreiche Mitglieder von BürgerInneninitiativen und antifaschistischen Gruppen vor Ort. Lautstark taten die Menschen außerhalb der Absperrung ihren Abneigung gegenüber den Nazis kund. Vom Gelaber der Faschisten war nahezu nichts zu vernehmen. Nach außen bildeten die Protestierenden eine "antifaschistische Lärmschutzwand", die den Rest der Stadt von den Reden der Nazis erfolgreich abschirmte.

Die ganze Szenerie wurde vom NPD-Nazi Silvio "Video" Waldheim mitgefilmt. Der Erguss wird sicher bald bei youtube zu bewuindern sein. Jaeschke war permanent mit seinem Smartphone beschäftigt und die "Twitter-Könige" der FN kamen beim Zählen der GegendemonstrantInnen auf gerade mal 50. Das ist eine glatte 5 in Mathe.

Ach, ja, fast vergessen: Abschließend erklärte Jan Jaeschke im Anflug von totalem Realitätsverlust und Größenwahn Sinsheim zur "Hauptstadt des NPD-Kreisverbandes" und schwadronierte (zwischen den Zeilen) von einer "national befreiten Zone" in der Kraichgaumetropole.
Die GegendemonstrantInnen hat's jedenfalls schwer amüsiert; vor allem auch Jaeschkes hochroter Kopf, der zeitweise fast zu platzen drohte, sorgte für viel Erheiterung im Antifa-Spektrum. Ein Faschings-Fascho im Anzügle, mit Krawatte, Hitler-Gesten und Überbiss - einfach zum Brüllen!


Resümee des Tages:
- 27 Nazis
- über 250 GegendemonstrantInnen
- relativ entspannte Cops
- ohne angekarrte Nazis läuft bei der regionalen NPD wohl nichts mehr - https://linksunten.indymedia.org/de/node/93969
- sie kommen sicher wieder nach Sinsheim, so fern der Realität, so größenwahnsinnig

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01 Heiko Weiß (FN-Umfeld, im NPD-Wahlkampf aktiv)
03 Timo Feldpausch (FN Kraichgau, NPD Rhein-Neckar)
07 Karlheinz Pfirrmann (NPD Rheinland-Pfalz)
08 Isabel Zentarra (JN-Stützpunktleiterin Heilbronn)
13 Manuel Bachmann (FN Kraichgau)
14 Michael Buschbacher (FN Kraichgau)
16 Matthias Brodbeck (NPD-Kreisvorsitzender Heilbronn, Mitglied im NPD-Landesvorstand Baden-Württemberg)
17 Alexander Neidlein (NPD-Landesvorsitzender Baden-Württemberg)
18 Jan Jaeschke (NPD-Kreisvorsitzender Rhein-Neckar, Mitglied im NPD-Landesvorstand Baden-Württemberg)
19 Reinhard "Reiner" Schätz (FN Kraichgau, NPD Rhein-Neckar)
20 Silvio Waldheim (NPD-Kreisvorstand Rhein-Neckar)
23 Aris Markos (griechischer Faschist)
24 N.N. (auf fast allen NPD-Aktionen [Sinsheim 2012, Wiesloch 2012 ...] dabei, hat in Ladenburg aufs Maul bekommen)
26 Nikolai Straub (FN Kraichgau, NPD Rhein-Neckar)
27 Johannes Bachmann (FN Kraichgau)

Also liebe Autonome Antifa Heidelberg,

ich weiss ja nicht wo ihr heute wart, aber da wo ICH in Sinsheim war, waren das zu keiner Zeit 250 Gegendemonstranten und erst recht keine "relativ enstpannten Cops".

Ich war die gesamte Zeit über am Kundgebungsort und realistisch gesehen waren wir heute 100-150 Leute, was angesichts der eher mickrigen Unterstützung aus den umliegenden grösseren Städten schon ein Erfolg für uns war.

Was die Polizei angeht: Vielleicht seid ihr in Heidelberg ja andere Verhältnisse gewohnt, aber fragt doch mal den Versammlungsleiter unserer Gegenkundgebung danach, wie er es fand von prügelnden Polizeibeamten von seinem angemeldeten und genehmigten Kundgebungsplatz gedrängt zu werden. Oder die Leute, die beim Abzug der Nazis von diesen angegriffen wurden und von den begleitenden Polizisten statt Schutz noch mehr Schläge bekamen. Oder den jungen Mann, der unter fadenscheinigen Vorwänden und mit völlig überzogener Härte aus der Menge heraus festgenommen wurde.

Und zum Thema "antifaschistische Lärmschutzwand": Ja wir haben uns alle Mühe gegeben und getan was wir konnten, mit Hupen, Trillerpfeifen, Schreien und Rufen. Aber gehört hat man das braune Pack leider immer noch viel zu gut. Oder wie sonst habt ihr verstehen können (was wir natürlich auch gehört haben), dass unsere schöne Stadt ab sofort die "Hauptstadt des NPD-Kreisverbandes" sein soll??

Alles in allem: Immer noch ein erfolgreicher Tag, aber mir scheint ihr wart entweder nicht selbst dabei, oder habt ein wenig den Bezug zur Realität verloren! Ich denke, dass alle, die heute nicht da waren, weil sie nicht konnten oder wollten, Fakten zu lesen bekommen sollten, damit allen klar wird, wie die Dinge hier wirklich stehen, was wir hier schon erreicht haben, aber auch was es hier noch zu tun gibt.

Also ich habe vor Ort die Leute gezählt und es waren tatsächlich über 200. Also nicht überschlagen und rumspekulieren, auch mal nachzählen. Die Nazis jedenfalls haben von 50 Leuten geschrieben ... und das ist Realitätsverlust.

Wenn jemand im Anschluss an die Nazikundgebung nicht mitbekommen, was danach passiert ist, dann kann das halt auch mal sein. Nicht alle rennen immer gleich den Nazis hinterher und kassieren dafür von den Bullen, die zahlenmäßig recht gut aufgestellt waren, Schläge.

Genau dafür gibt es die Kommentar-Funktion hier bei linksunten. Aber dieses rumgedisse und -geheule ist echt ätzend.

Bleibt doch einfach mal bei den Fakten und schraubt euer Ego mal ein paar Stufen runter!

genau, lieber "Sinsheimer": wenn dir die kommentare/berichte nicht gefallen, dann schreib doch einfach selbst welche, und warte nicht, bis jemand aus den "umliegenden größeren städten" dies für dich erledigt. wobei, es war ja niemand von dort in sinsheim...

 

gebt euch in sinsheim einfach eine struktur, gründet eine antifa/libertäre gruppe/was-auch-immer, kontaktet die gruppen aus HD und heilbronn (ich nehme jetzt einfach mal an, das du damit die "umliegenden größeren städte" meintest?) und dann gehts ab in sinsheim.

 

nazis sind auch nur menschen, und man kann sie bekämpfen!

 

alerta!

Deine Argumentation hinkt. "Wenn dir dies oder das nicht gefällt, machs doch besser/machs doch selbst, anstatt Kritik zu üben" ist ein Totschlagargument, mit dem man jedwede Kritik zum Schweigen bringt. Grundlegend war ich für meinen Teil bisher durchaus zufrieden mit der Berichterstattung, egal woher sie nun kam, aber ich muss ja wohl auch sagen können bzw. dürfen, wenn sie sich zu sehr von den Tatsachen entfernt!

Und dass niemand aus den umliegenden Städten da war, hast du mir jetzt in den Mund gelegt, ich habe nur die Frage in den Raum gestellt, ob denn die verfassende Gruppe da war.

Und wenn du dich selbst gegen Nazis stark machst, weisst du auch, wie schwierig es ist Strukturen und Bündnisse aufzubauen und zu erhalten, besonders wenn man versucht möglichst viele Spektren der Bevölkerung zu vereinen... Hättest du meinen ersten Kommentar richtig gelesen, hättest du auch verstanden, warum es mir so wichtig ist, dass an den Teilnehmerzahlen nicht zu sehr geschraubt wird: Dass es immerhin 100-150 Leute waren, grösstenteils von hier, ist im Vergleich zur Vergangenheit ein Erfolg für sich, zeigt aber deutlich, dass es noch einiges zu tun gibt! Deshalb meine Kritik an der  Aufbauschung der Zahlen...

 

Und an denjenigen "der dabei war": Ich habe in der Tat gezählt. Mehrfach und über die gesamte Zeit hinweg. Dass die Nazis an Realitätsverlust leiden ist nicht neu und dass 50 schlicht gelogen ist, darüber sind wir uns einig. Aber selbst wenn man alle Menschen, die den Tag über mal kurz da waren, mitzählt kommt man beim besten Willen nicht auf 250.

Und meine Kritik an dem Artikel ist weder "Rumgedisse" noch "-geheule", sondern einfach eine Richtigstellung und eine Ergänzung. Nichts davon ist in aggressive Formulierungen gebettet oder ein Angriff gegen die Gruppe, die den Artikel geschrieben hat!

Diese Frau (Bild 06) war auch in Ladenburg.

Bild 6 ist die Omi, welche laut HP der NPD Rhein-Neckar in Ladenburg Parteimitglied wurde. War auch in Sinsheim schon bei NPD-Infoständen, z.B. als Jaeschke angegriffen wurde. Übrigens gab es Unterstützung von außerhalb, einfach mal vor Ort mit den Leuten reden...   ;-)   Und die Cops waren nicht wirklich entspannt. Zum Streit über die Anzahl der GegendemonstrantInnen: Ich habe anhand meiner eigenen Bilder nachgezählt und komme auf über 200 - und ein paar habe ich bestimmt nicht mitgeknipst. War auch vor Ort. 

Nachdem Jaeschke Sinsheim zur Hauptstadt des NPD-Kreisverbands ausgerufen und die Nazis zum Kundgebungsende noch lautstark den Nationalen Sozialismus gefordert haben, sollte allen antifaschistisch engagierten Leuten klar sein, dass in Sinsheim akuter Handlungsbedarf besteht!!