Die Wuppertaler Öffentlichkeit wartet seit über drei Monaten vergeblich darauf, dass die Nazidemo am 21.9. von der Polizei verboten wird. Rechtsexperten halten ein Verbot für möglich und angezeigt, aber nichts passiert!
Seit
fast drei Monaten können die Wuppertaler Nazistrukturen ungestört von
der Wuppertaler Polizei bundesweit zu einer „nationalen
Großdemonstration“ am 21. September 2013 mobilisieren. Die Nazi-Demo in
Wuppertal dient der militanten Nazi-Szene zur (bundesweiten) Etablierung
ihrer Doppelstrategie: einerseits offen nationalsozialistisch und
gewalttätig zu agieren und gleichzeitig offensiv die Privilegien einer
legalen Partei auszunutzen. Letztlich laufen so auch die Forderungen
eines NPD-Verbotes ins Leere, weil eine Nachfolgepartei für die NPD
schon längst gegründet ist, die sich offensichtlich und bislang
ungestört aus den Kadern der verbotenen Nazikameradschaften rekrutieren
kann.
Zur
Erinnerung: Die Nazis hatten in einem Musikvideo, das sie – kurzzeitig –
auf ihrer offiziellen Demomobilisierungsseite veröffentlicht hatten,
ganz unverhohlen zu Mord an politischen Gegnern und zur Schlacht in
Wuppertal aufgerufen.
Zitate aus dem Musikstück:
„Zu uns kommen nur motivierte! Wir bilden die Infanterie und ihr kriegt
nur den durchgefickten Abfall von uns wie Marie. Achtung, wir kommen zu
euch, jetzt wird es richtig deutsch, jetzt wird das K, ich meine das
AZ, wieder richtig voll. Wir kommen in Unterzahl ins bunte Wuppertal.
Unter der Tränengasdusche werden Wunder wahr.(…)
„Fickt euch! Ihr seid zum Glück bald tot, dann übernehmen wir das Ruder.“(…)
Wir machen weiter und weiter, bis euer Blut in unsere Wupper fließt”.(…)
„Es ist immer ein Angriff auf uns alle! Kommt alle zur Schlacht von Wuppertal. Sommer 2013!“
Gegen
diesen Naziaufmarsch hat sich sofort Widerstand formiert, das
Wuppertaler Bündnis gegen Nazis bereitet eine Kundgebung um 10:00 Uhr
vor den City-Arkaden und weitere Gegenaktionen vor. Darüber hinaus wurde
ein offener Brief an die Polizeipräsidentin formuliert, in dem ein
sofortiges Verbot der Nazidemo gefordert wurde: (http://www.njuuz.de/beitrag20984.html)
Über
Hundert WuppertalerInnen haben sich dem offenen Brief angeschlossen,
Unterstützung fand der Brief auch bei ehemaligen
WiderstandskämpferInnen, NS-Opfern, PolitikerInnen und
Kulturschaffenden. So unterstützten u.a. Beate Klarsfeld (Paris), Ludwig
Baumann (Bremen, Gerd-Peter Zielezinski, Ulla Jelpke, MdB,
Innenpolitische Sprecherin Fraktion DIE LINKE, Hermann Ott, MdB, Bündnis
90-Die Grünen, Tacheles e.V. , VVN-BdA NRW, Arbeitsgemeinschaft
Neuengamme e.V., “Kinder des Widerstandes” in der VVN BdA NRW und der
Vorstand der Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V. den
Brief.
Sogar
die Polizeipräsidentin Radermacher musste öffentlich reagieren:
„Gemeinsam mit Rechts- und Versammlungsexperten werden wir jede
Möglichkeit eines Verbotes intensiv prüfen und alle rechtlichen Wege
ausschöpfen. Darauf können sich die Wuppertalerinnen und Wuppertaler
verlassen”.
Kein Verbot der Nazidemo in Sicht!
Leider
hat die Polizei bis heute (9. September 2013) den Naziaufmarsch nicht
verboten. Das vollmundige Versprechen von Polizeipräsidentin Radermacher
vom 4. Juli 2013, jede Möglichkeit eines Verbotes intensiv zu prüfen
und alle rechtlichen Wege ausschöpfen war wieder einmal nur heiße Luft.
Die „Prüfer“ und die Polizeipräsidentin sind wohl in den Sommerurlaub
gegangen und nicht mehr nach Wuppertal zurückgekehrt.
Man
könnte sich erneut über die Unfähigkeit der Polizeipräsidentin
echauffieren und darauf verweisen, dass die Polizei nicht erst seit dem
NSU-Skandal auf dem rechten Auge sei und sich zurücklehnen und sich
noch mal den Video von der Pressekonferenz ansehen.
Dokumentation über die Pressekonferenz der Polizeipräsidentin Wuppertals am 14.12.2011 unter dem Motto: “Hellwach gegen Rechts”
Leider
ist die Tatenlosigkeit von Radermacher brandgefährlich und ein schwerer
Fehler. Gerade im Kontext der gescheiterten Verbotspolitik von
Innenminister Jäger gegen die Nazikameradschaften in Dortmund, Aachen
und Hamm wäre ein schnelles, rechtsstaatlich abgesichertes Verbot der
Wuppertaler Nazidemo eine große Chance gewesen. www.ruhrbarone.de/ein-nazi-problem-und-das-versagen-der-politik/
Die
Wuppertaler Nazis, die sich in der neuen Neonazi-Partei “Die Rechte”
tarnen und so das sog. Parteienprivileg ausnutzen, haben mit ihrer
“Anmeldung” und dem gleichzeitigem Aufruf zu Mordtaten einen schweren
Fehler begangen, den die Behörden zum Verbot der Demo eigentlich nutzen
müssten. Leider ist das bei der hiesigen Polizei noch nicht
angekommen.
Alles muss man selber machen…
Da
nicht davon ausgegangen werden kann, dass der Nazi-Aufmarsch noch
verboten wird, haben die ersten Bündnis-Treffen bereits stattgefunden
und die Vorbereitungen sind in vollem Gange.
Wie
2011 wird der Startpunkt der Nazi-Demo und die Route wahrscheinlich
erst kurz vorher bekannt gegeben. Das bedeutet für alle
antifaschistischen Kräfte, dass alle wieder sehr mobil sein müssen…
Das
„Wuppertaler Bündnis gegen Nazis“ veranstaltet ab 10:00 Uhr eine
Kundgebung vor den City-Arkaden und will von dort aus gemeinsam und in
großen Gruppen zum Aufmarsch der Nazis ziehen. Ebenso wurden weitere
Kundgebungspunkte in der Stadt angemeldet.
Aktuelle Informationen gibt es über:
https://www.facebook.com/wuppertalkeinplatzfuer
https://twitter.com/Nazisweg
Termine:
11.9.2013 19:00 Uhr Tacheles (Trasse): 1. Vollversammlung des Bündnisses zur Vorbereitung der Anti-Naziaktionen
14.9. 2013 Infostände in allen Stadtteilen
17.9.2013 19:00 Uhr Tacheles (Trasse): 2. Vollversammlung des Bündnisses zur Vorbereitung der Anti-Naziaktionen
18.9.2013 19:00 Uhr Alte Feuerwache Elberfeld: Wer steckt hinter der “Rechten”. Infoveranstaltung
19.9.2013 19:00 Uhr AZ: Antifa-Vollversammlung
20.9.2013 ab 10:00 Uhr: Start vor dem Jobcenter am Barmer Bahnhof:
Aktionstag gegen soziale Ausgrenzung, prekäre Arbeitsverhältnisse und
Rassismus mit Ausflügen u.a. zur WSW (wg. der Stromsperren), zu
Gerichtsvolllziehern, zu KIK und zum Ordnungsamt...
20.9.2013 18:00 Uhr Holzerstrasse/Ecke Weststrasse: Anitfaschistische Vorabenddemo zu dem Nazihaus in der Elberfelder Südstadt
21.9.2013 Treffpunkt 10:00 Uhr City-Arkaden und Kirchplatz: Kundgebung und Aktionstag gegen das Nazipack,
Konzert mit Microphone Mafia, anschl. Wandergruppen zur Route der Nazidemo! Immer schön beweglich bleiben...
Info- und Mobilisierungs-Veranstaltungen
Mittwoch, 04. September 2013 | 19:30 Uhr | Mülheim | AZ (Auerstr. 3)
Mittwoch, 11. September 2013 | 20:00 Uhr | Leverkusen | KAW (Kolberger Straße 95a)
Donnerstag, 12. September 2013 | 19:00 Uhr | Köln | LC36 (Ludolf-Camphausen-Str. 36)
Freitag, 13. September 2013 | 19:30 Uhr | Bochum | Soziales Zentrum (Josephstr. 2)
Montag, 16. September 2013 | 20:00 Uhr | Bonn | Limes (Theaterstraße)
Mittwoch, 18. September 2013 | Düsseldorf | Linkes Zentrum (Corneliusstraße 108)