Heidelberger Biedermänner und Brandstifter – Teil 15: Werner Engelmann

Festredner Werner Engelmann: Sehnsucht nach der Völkerschlacht

In der Burschenschaft Normannia, die seit Jahrzehnten zum rechten Rand des ohnehin völkisch ausgerichteten Dachverbands der Deutschen Burschenschaft (DB) zählt, tummeln sich extrem rechte Positionen vom offenen Neofaschismus bis zum rechten Rand der CDU. Die Festrede beim Stiftungsfest, das die Normannia am vergangenen Wochenende feierte, hielt der in Brandis bei Leipzig lebende Alte Herr der Normannia, Werner Engelmann, ein ehemaliger Diplomingenieur.

 

Engelmann schloss sich schon im Jahr 1966 am Institut für Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ in Dresden mit gleichgesinnten Deutschnationalen zu einer illegalen Burschenschaft zusammen.
Wie in der frühen Bundesrepublik auch, waren in der DDR Burschenschaften wegen ihrer ideologischen und politischen Nähe zum Nationalsozialismus verboten. Während man im Zuge des Kalten Krieges in der BRD nicht auf die rechten Kaderschmieden verzichten wollte, dauerte das Verbot in der DDR an. Engelmann musste sich also mit seinen  Verbindungsbrüdern in der Illegalität treffen. Augenscheinlich ging es Engelmann und seinen Kumpanen vor allem um ihre stramm rechte Gesinnung, denn vom Brauchtum der Studentenverbindungen war ihnen lediglich das ‚Salamanderreiben’ ein Begriff. So gaben sie ihrer ‚Burschenschaft’ denn auch den Namen ‚Salamandria Dresden’.

Nach der Wiedervereinigung beeilte sich die Salamandria unverzüglich, Kontakte zum äußersten rechten Rand des bundesdeutschen Verbindungsspektrums zu schließen. Konkret waren das die als NPD-Kaderschmiede bekannte Dresdensia-Rugia zu Gießen und die Burschenschaft Normannia in Heidelberg. Werner Engelmann nahm schon bald selbst das Band der Normannia auf und ist seitdem Mitglied sowohl der Normannia als auch der Salamandria. In ihrem Internetauftritt, der im üblichen Nazijargon ‚Weltnetzseite’ genannt wird, klärt die Salamandria darüber auf, dass der Begriff ‚Glaube’ in ihrem Wahlspruch ‚Glaube – Freiheit – Brüderlichkeit’ nicht im christlichen Sinne zu verstehen sei, sondern den ‚Glauben an Deutschland’ meine.

Was dieser Glaube für braune Blüten treibt, konnte man in der Rubrik ‚Liedgut’ der ‚Salamandria-Weltnetzseite’ begutachten – eine Rubrik, die mittlerweile wohlweislich nur noch Mitgliedern vorbehalten ist: „Welsch der Rhein, die Weichsel polnisch, nicht mehr deutsch das deutsche Meer. Sklavenketten trägt Germania, schutzlos ohne Wehr und Ehr. (...) Deutsche Frauen tanzen Foxtrott, Schandcouplet der deutsche Sang. Deutscher Wein nur noch für Fremde, deutsche Treue todeskrank. (...) Trotzig-stolz bald wieder schallt es von der Etsch bis an den Belt: Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!“.

Ein weiterer Alter Herr der Normannia, der zugleich Salamandria-Mitglied ist, ist übrigens der ehemalige Polizeifunktionär Egon Manz. Manz trägt in der Salamandria den ‚Biernamen’ Wotan und unterzeichnet gern nach bester Nazi-Manier in germanentümelnder Runenschrift. Während seiner aktiven Dienstzeit pflegte Manz beste Kontakte zu den Staatsschutzdezernaten. Kein Wunder, dass die dienstinternen Ermittlungen gegen ihn nach Bekanntwerden seiner Mitgliedschaft in der Normannia sang- und klanglos eingestellt wurden – und das obwohl selbst die Deutsche Polizeigewerkschaft, bei der Manz Funktionär ist, ein schärferes Vorgehen der Ermittlungsbehörden gegen die Deutsche Burschenschaft gefordert hatte. Mittlerweile ist Manz im Ruhestand.

Mit dieser wohlwollend-ignoranten Haltung steht die baden-württembergische Polizei nicht allein: Auch die Führungsgremien des SWR, der Union Investment, der Universität Heidelberg, der Deutschen Bahn, der MVV-Energieversorgung und anderer Unternehmen haben nichts gegen die Zusammenarbeit mit den Angehörigen der faschistischen Alkoholiker- und Kaderschmiede einzuwenden.

Um auf den Leipziger Normannen und Salamandrier Werner Engelmann zurückzukommen: Er schwadronierte bei seiner Rede zum Normannenstiftungsfest über das 200jährige Jubiläum der ‚Völkerschlacht bei Leipzig’ und sehnte einen erneuten nationalen Aufbruch herbei. Ob dieser Aufbruch allerdings mit einem zerstrittenen braunen Haufen wie der Normannia gelingt, darf getrost bezweifelt werden.

 


Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 1 - Egon Manz

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 2 - Christian Schaar

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 3 - Friedrich-Wilhelm Uthe

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 4 - Frank Hüttenberger

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 5 - Markus Prien


Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 6 - Carsten Engelhardt

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 7 - Klaus-Dieter Motzke

 

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 8 - Gerd Neubeck


Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 9 – Martin Hackel

 

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Zwischenbilanz - Teil 10 - 13 - David Milleker, Hans-Peter Gail, Thomas Franz, Götz Goebel


Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 14 – Ulrich Lang

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Lebt in Brandis bei Leipzig, soso. Danke für die Info ;)

Engelmann = "Leipziger Normanne"?
Dann bitte unterscheiden zwischen Normannia-Leipzig zu Marburg und Normannia zu Leipzig. Zwischen den beiden Bünden besteht ein Unterscheid welche die politische Ausrichtung der jeweiligen Mitglieder betrifft. Über Marburg kann man ja genug lesen.