Erklärung der "Revolutionären Linken Strömung" zum Massaker mit Giftgas in Syrien

"Am Morgen des 21. August 2013 sind Hunderte von Syriern getötet worden, unter ihnen eine grosse Anzahl von Frauen und Kindern. Sie wurden die Opfer tödlichster Waffen: Dem eindeutig belegtem Einsatz hochgiftiger Gase in der Region südöstliches Ghouta im Umland von Damaskus. Diese Waffen wurden im Rahmen einer umfassenden militärischen Offensive des Regimes in dieser Region eingesetzt.
Die Liste der Leiden und Opfer der Masse unseres Volkes (1) nach mehr als zwei Jahren erscheint unendlich, es ist nicht länger möglich, die Hunderttausende von Getöteten (2), Verwundeten und Verhafteten zu zählen, Millionen haben ihr Zuhause verloren und sind zu Flüchtlingen geworden.

Das Leiden unseres Volkes (1) setzt sich fort und es ist noch unerträglicher geworden. Die Schreie verhallen ungehört im fortgesetzten tödliche Schweigen des Gewissens der Menschheit.
Die Unterdrückung und das Töten der Menschen setzt sich fort, verübt von der Maschine des Todes und der Zerstörung im Dienste des Regimes, dessen faschistische Grausamkeit alle Grenzen überschreitet.

Es ist eine Trägödie, wie sie die Welt lange nicht erlebt hat. Die Tragödie eines Volkes (1) , das für die Freiheit und gegen die umklammernde Unterdrückung einer Diktatur revoltiert, das für die Befreiung von einer schonungslosen Repression und gegen eine brutale Ausbeutung der Unterdrückten kämpft, die im Interesse einer kleinen bourgeoisen Clique begündet liegt.

Unsere Revolution hat keine aufrichtigen Verbündeten außer den Revolutionären in der Region und in der Welt und all die Militanten, die gegen die Regime der Ignoranz, Knechtschaft und Ausbeutung kämpfen. Dieses Verbrechen ist Teil der kriminellen und schrecklichen Handlungen der regierenden Junta gegen die Masse unseres Volkes (1), unbewaffneten Zivilisten, in schockierender Nichtbeachtung jeglichen menschlichen Gewissens. Es findet statt, während die Kräfte der Konterrevolution, angeführt von Saudi Arabien und seinen Alliierten, eine Offensive in der Region gegen die Revolutionäre organisieren. Das Regime hat nun diese Situation ausgenutzt, um sein verabscheuungswürdiges Massaker duchzuführen.

Aber unsere rebellischen und entschlossenen Menschen (1) werden ihren Widerstand gegen die kriminellen Tyrannen fortsetzen, diese werden eine Niederlage erleiden und werden für ihren Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.

Wir beerdigen unsere Toten und versorgen unsere Verwundeten. Wir sind umso entschlossener in unserem Kampf für den Sturz des mörderischen und zerstörerischen Regimes und für den Sieg der Revolution unseres Volkes (1).

Für die Errichtung eines Syriens in Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit

Nein zu Washington! Nein zu Moskau !

Nein zu Riad! Nein zu Teheran !"

Revolutionäre Linke Strömung
Damaskus am 21. August 2013 

 

(1) im englischen Orginal wird "people" verwendet, das im nichtdeutschen Sprachgebrauch einen anderen Klang hat, wir haben es deshalb wechselweise mit Menschen oder Volk übersetzt

 

(2) im Ursprungstext "martyrs" - diese uns fremde Begrifflichkeit wird von allen Aufständischen, auch den explizit Linken in der Region verwendet, in Syrien ebenso wie in Ägypten

 

Wir haben den Text sinngemäss ins Deutsche übertragen, der sprachliche Pathos ist uns ebenso fremd, wie den meisten undogmatischen linken Lesern dieser Zeilen. Es war uns aber wichtig eine Stimme jenseits der mainstream Berichterstattung zu Wort kommen zu lassen. Der Text in englisch wurde auch auf Syria Freedom Forever sowie auf der website des Tahrir International Medienkollektives veröffentlicht.

 

Auf der website der Kampagne "adopt a revolution" finden sich ins Deutsche übersetzte Interviews mit Aktivisten aus Syrien, die von dem Giftgas Einsatz berichten.  

 

Weitere Informationen inclusive verstörender Videos im Tagesbericht der Lokalen Koordinierungskomitees in Syrien (LCC) , eine erste Stellungnahme der LCC zum Giftgaseinsatz in englisch findet sich hier. spiegel online hat mit einem schweizerischen Experten für chemische Kriegführung ein Interview geführt.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Zum einen für die Übersetzung, zum anderen für die Veröffentlichung auf Indy. Ich kriege das kotzen, wenn ich sehe wie viele Leute vorgeben imperialistische Intervention in Syrien ab zu lehnen und zugleich ihre Nachrichten ausgerechnet von denen beziehen, die dort schon lange und aktiv genau das tun.

Mit den sog. „kommunistischen” Blockparteien muss mir keiner kommen, die motzen bestenfalls mal über den neoliberalen Kurs, den Assad Anfang des Jahrtausends eingeschwenkt hat. An den Folterkellern haben die sich nie gestört.

und was anderes erwartet man ja von Euch nicht mehr.

 

Fakt ist: die einzigen, die bisher Giftgas eingesetzt haben (das Dreckszeugs aus Lybien und der Türkei, das eure Freunde bedenkenlos einsetzen), war Ihr selbst und die von Euch propagierten Terroristen - Linke seid ihr keine und Eure Unterstützung, auch aus der radikalen Linken geht in Richtung Null und Null, und das ist auch das, was Euch eigentlich ankotzt.

 

Das Ihr Euch überhaupt traut, den Spiegel mit seinen parteiischen Propagandaschreibern zu zititieren, spricht Bände. In Ost Ghouta - Dschobar- waren auf Seiten der Regierungsarmee direkt Journalisten von Ort (Anna News) und den Leuten von Anna News traue ich mehr, als Euch Dschihadistenunterstützer, und die haben Material und bezeugen, dass kein Giftgas von der SAA eingesetzt wurde.

 

Eure Brutkastenlügen, die zum Krieg anstacheln sollen, könnt Ihr für Euch behalten - die kenn wa nämlich schon zur Genüge!

 

 

 

Bericht von Anna News, von Leuten die direkt dabei waren: http://apxwn.blogspot.dk/2013/08/fur-nichts.html#.UhbUsB-HDmE

 

 

Deine ANNA behauptet:

Wir können vollkommen sicher bezeugen und den UN-Inspekteuren auf Grundlage dessen, was wir mit eigenen Augen gesehen und vom Verlauf des Kampfes aufgezeichnet haben,
beweisen, dass im Problembezirk von Ost-Ghouta - Dschobar - niemand chemische Waffen eingesetzt hat.

 

Die russische Regierung hingegen verkündet großspurig:

Nicht die syrische Regierungsarmee, sondern die Oppositionskämpfer haben nach russischen Angaben am Mittwoch nahe Damaskus eine Rakete mit unbekanntem chemischem Giftstoff eingesetzt.

„Die selbstgemachte Rakete wurde am frühen Mittwochmorgen von den Stellungen der Regimegegner aus abgefeuert worden“, erklärte der russische Außenamtssprecher Alexander Lukaschewitsch.

 

Siehe: http://de.rian.ru/politics/20130821/266711380.html

 

Aber neeeiiiin, deine lieben Russen lügen ja nicht. Ist ja nicht so, als hätten die irgendwelche wirtschaftlichen Interesse daran Assad mit allen Mitteln an der Macht zu erhalten. Die machen das aus Menschenliebe, ne? ;)

..einfache Logik: uns lehrt die vergangene otpor und gegenwärtige "adopt den Westen" Propaganda mit den superbrutkastenluegen, dass staatsnahen Gruppen wie die recherchegruppe, die sich im ursprünglich ja selbst optisch von Adopt den Westen zur "recherchegruppe" umgelabelt hat, um seriöser zu klingen, dass diesen Gruppen nicht zu trauen ist!

 

 

Es ist völlig unlogisch, warum die SAA, die militärisch Sieg um Sieg erringt, zu solchen Mitteln greifen sollte. Die einzigen, die eine westliche Intervention herbeiluegen müssen, befinden sich auf der Seite der Terroristen. 

 

Ach ja, die fsa Videos sind so interessant:  aus welcher wundermittel kommen eigentlich die fixierten Toten?

 

 

Und warum gibt und gab es nie berichte über die erwiesenen giftgaseinsatz von der Recherchegruppe?

 

 

 

 

 

Es ist völlig unlogisch, warum die SAA, die militärisch Sieg um Sieg erringt, zu solchen Mitteln greifen sollte.

Von den trügerischen Lobeshymnen mal abgesehen haben die westlichen Staaten schon vor Monaten bewiesen, dass sie trotz Chemiewaffengebrauch nicht eingreifen. Du gehst davon aus, dass Assad ein rational denkender Mensch ist. Dabei beweist er uns doch Jahr für Jahr nur mit was für einem größenwahnsinnigen Spinner wir es zu tun haben. Aber was ist denn nu…? Hat – wie ANNA behauptet – gar kein Angriff stattgefunden oder haben – wie die russische Regierung behauptet – die Rebellen Giftgas eingesetzt? Beide behaupten ja die unumstößliche Wahrheit zu sagen. Ihr müsst euch schon entscheiden :D Solch offensichtliche aber bis zum abkotzen verteidigte Paradoxe kenne ich ja sonst nur von Antisemiten: Die Shoa war wahlweise ganz super oder hat nie stattgefunden.

"Solch offensichtliche aber bis zum abkotzen verteidigte Paradoxe kenne ich ja sonst nur von Antisemiten"

 

warte nur mal, bis sich assad mit den kurden anlegt. bin mal gespannt, wer dann *plötzlich* doch der böse sein soll.

Die Unterdrückung und das Töten der Menschen setzt sich fort, verübt von der Maschine des Todes und der Zerstörung im Dienste des Regimes, dessen faschistische Grausamkeit alle Grenzen überschreitet.


Nur 2 Ereignisse von gestern:

In Afrin gab es eine Explosion (Jihadisten haben über das Internet einen Angriff auf eine Einrichtung der "PKK" erklärt). Eine kurdische Famile wurde getötet. Die Eltern sowie die beiden Kinder.

Quellen: PYD, SOHR

https://twitter.com/pydinfo/status/370638635361517568

http://www.facebook.com/syriaohr/posts/410971095677901

 

In Aleppo hat die junge Frau Maria Rabeh ihren High-School-Abschluß in einem Restaurant gefeiert. Ein Selmstmordbomber sprengte die Veranstaltung in die Luft. Sie und mind. 8 weitere Anwesende wurden getötet

Ein Bild von ihr:

https://pbs.twimg.com/media/BSUw0MDCcAEWrFG.png:large

 

 

In Latakia wurden zudem Dutzende bis Hunderte Alawitische Zivilisten von Islamistischen Banden im Bündnis mit der FSA verschleppt, die mehrere alawitische Dörfer überfallen hatten. Die Dörfer wurden von ihnen befreit. Viele Einwohner wurden in frischen Massengräbern gefunden, von den Entführten fehlt jede Spur. Vlt. leben sie noch, vlt. sind sie schon in anderen Massengräbern.

 

Auch in den kurdischen Gebieten wurden aktuelle Hunderte Kurden durch Rebellen - auch in diesem Fall Islamisten im Bündnis mit der FSA - verschleppt. Ein paar Freigelassene berichten von Folter. Das ist auf vielen PYD-nahen aber auch PYD-feindlichen Portalen im Internet nachzulesen.

 

 

Auf kritische Fragen zu dem C-Waffen-Einsatz und zu der Fraktion, die sie eingesetzt hat hat, verzichte ich weitgehend. Im Artikel wurde ja mehr als deutlich gemacht, dass ihr Fakten, Evidenz und Logik durch Emotionen und Behauptungen ersetzt. Ein wiederkehrendes Muster bei der "RG Aufstand". Und ebenso konstant ist das Nichtverhalten der "RG Aufstand" zu kritischen Fragen und Bermerkungen. Und sei es nur ihre eplizit bürgerliche und anti-linke Auswahl der Quellen. Aber selbst bei diesem angebl. C-Waffen-Einsatz hätte man auch diverse Artikel und Interviews in bürgerlichen Medien finden können, wo Waffenexperten, Analytiker und Journalisten zumindest feststellen, dass es durchaus offene Fragen zu den aktuellen Ereignissen gibt und dass sich längst nicht so einfach sagen lässt, wer was wann und wo eingesetzt hat.

Und in deinem Beitrag spekulierst du nicht und zielst nicht auf Emotionen ab? <_<

 

Kein Mensch leugnet, dass es innerhalb der Opposition einen ganzen Haufen reaktionärer Massenmörder gibt. Diese Stellten bis vor ca. einem Jahr aber nur einen kleinen Bruchteil der Kämpfer! Die Rhetorik der Regierung jedoch hat sich seit Anfang des Aufstands nicht geändert, als Assad friedliche Demonstrationen in Blutbäder verwandelte, seine Shabiha die ersten Dörfer abschlachtete und sein Militär zu hunderten aufmuckende Soldaten niedermetzelte.

 

Ehrlich, als Kommunist sind beide Seiten unvertretbar und ich habe keine Ahnung, wie man sich mit der einen oder anderen solidarisieren kann. Vor allem aber frage ich mich, wie man der Meinung sein kann alle westlichen Medien würden lügen (sofern es der Regierungsdarstellung widerspricht), während die Absonderungen Assads Propagandaministeriums und Russlands – dass dort sehr wohl nicht nur geopolitische sondern zweifelsohne auch wirtschaftliche Interessen verfolgt (Verhinderung der Katarischen Pipeline um Konkurrenz im europäischen Energiemarkt zu unterbinden, milliardenschwere Waffendeals usw.) – für bare Münze genommen werden.

 

Das ist ein Armutszeugnis. Mit emanzipatorischer Politik hat das alles nichts zu tun.

 

Völlig richtig verweist oben einer auf Kurdistan. Sobald euer geliebter Assad die Terroristen alle gemacht hat, heißen die Kurden plötzlich auch so. An der Rhetorik – das versprech ich euch – wird sich nichts ändern, und ihr dürft mir erklären, wieso der große wahrheitssprechende St. Bashar und seine ganzen Propagandatrolle plötzlich nicht mehr die glaubwürdigen Weltretter sein sollen.

Weder habe ich mich auf russische Medien bezogen noch habe ich mich mit einer Seite ausdrücklich oder auch nur indirekt solidarisiert noch habe ich meine Liebe zu Assad bekundet noch habe ich irgendeine Äußerung für bare Münze genommen. Was sollen also die diversen wenig subtilen Vorwürfe und Diffamierungen? Hier gibt es ohne Zweifel einige Leute im Kommentarbereich, auf den derartige Vorwürfe zutreffen. Auf mich nicht. Jedenfalls habe ich mich nicht entsprechend geäußert.

 

Und wenn du es schon so genau wissen willst: Tatsächlich habe ich gegenüber Islamisten (die in Syrien ganz konkret in Erscheinung treten) und ihren Freunden (zu denen lokal auch immer wieder die FSA gehört) sehr viel mehr Abneigung als gegenüber der Syrischen Armee. Und wenn eine oppositionelle "Menschenrechtsgruppe" wie SOHR schreibt, dass in Syrien nun bereits über 3000 Islamisten aus aller Welt - und durch gewisse Golfstaaten in jeder Hinsicht untertsützt - primär durch die Syrische Armee getötet wurden, dann sehe ich da weder unterstützenswerte neue "internationale Brigaden" noch bin ich in der Frage neutral. Ich kann nur jedem Syrer meine Sympathie bekunden, der sich gegen diese Invasion wehrt. Aktuell sind das praktisch ausschließlich die PYD, YPG und eben die Syrische Armee.

 

sein Militär zu hunderten aufmuckende Soldaten niedermetzelte.

So zumindest die "offizielle" Geschichtsschreibung, die ein halbes Jahr lang leugnete, dass es schon sehr früh (bereits im März 2011) bewaffnete Rebellen und Angriffe auf Polizei, Armee und Behörden gab.

 

Übrigens ein einzigartiges Phänomen weltweit. Nirgends sonst (z.B. in der Türkei, Kolumbien, Ägypten, Jemen, Indien usw.) macht man (oder überhaupt irgendjemand) die "Sicherheitskräfte" für eigene Verluste als aktive Täter verantwortlich. Nur in Syrien. Und dann gleich zu Hunderten und Tausenden.

 

 

Und zuletzt zur kurdischen Frage: Die Gefahr sehe ich durchaus. Allerdings auch eine Möglichkeit. Das Regime hat den Kurden in vielen Teilen de facto Autonomie gegeben. Natürlich nicht freiwillig, aber als Taktik. Aktuell kämpfen die Kurden gegen die Rebellen bzw. erwehren sich derer Angriffe. Es dürfte der Syrischen Bevölkerung schwer sein, die Kurden als Terroristen zu präsentieren in einem Nachkriegsszenario mit einer Niederlage der Rebellen. Ich halte es sogar möglich, dass sie für ihre Neutralität mit Autonomie "belohnt" werden. Vlt. naiv oder Wunschdenken, aber zumindest halte ich es für mögich.

 

Aber was haben Kurden bei einem Sieg der Rebellen (heißt: Islamisten) zu erwarten? Bestenfalls das Gleiche wie alle anderen Syrer auch (außer die Alawiten. Die dürften in einem Syrien unter Islamisten wohl keinen Platz mehr haben). D.h. so wie die Islamisten im Moment auftreten etwas, was in Richtung Taliban geht. Aber ohne konfessionellen Krieg. Schlechtestenfalls genau das. Die Islamisten führen dann Krieg gegen die Minderheiten, entweder aus religiösen Motiven oder weil sie bisher zu großen Teilen auf der Seite Assads und der Syrischen Armee standen bzw. wie die Kurden einen dritten Weg gewählt hatten und gegen die Rebellen gekämpft hatten.

 

Also sehe auch in dieser Frage meine Sympathiepunkte klar verteilt, auch wenn es natürlich wünschenswert wäre, dass es eine dritte authentische Linke für ganz Syrien gibt, die auch über die militärische Kraft verfügt, wenigstens was zu bewegen. Aber eine derartige Kraft gibt es nicht. Nicht mal in Ansätzen. Und die real existierenden Linken, deren Gruppen einen Namen haben, sind entweder machtlose politische Kraft oder kämpfen auf der Seite des Regimes, entweder integriert in die Syrische Armee oder die NDF oder als Parteimiliz, von denen es mehrere gibt.

Deinen Standpunkt kann ich im Grossen und Ganzen nur teilen. Man kann übrigens nur staunen, dass das syrische Regime unmittelbar nach Eintreffen von UN-Kontrolleuren und in einem Moment, wo die Contras offensichtlich in die Defensive geraten sind, Giftgas eingesetzt haben soll. So blöd kann doch wohl niemand sein.

Und: die Islamisten in Syrien führen von Anfang an Krieg gegen alle Minderheiten, die sich weigern, sie zu unterstützen - nach dem Motto: "willst du nicht mein Bruder sein, schlag ich dir den Schädel ein". Auch wenn das Baath-Regime eine ebenso beschissene Herrschaftsform wie z.B. die ägyptische Militärjunta ist, hat es doch immer einen relativen Schutz der Christen, Drusen etc. garantiert. Und diese fürchten nichts mehr als einen Sieg der "oppositionellen Kräfte". Wie es den Kurden ergehen wird, steht noch auf einem andern Blatt. Ich glaube nicht, dass sie von evtl. neuen Machthabern autonome Freiheiten zu erwarten haben.

-

„Tatsächlich habe ich gegenüber Islamisten (die in Syrien ganz konkret in Erscheinung treten) und ihren Freunden (zu denen lokal auch immer wieder die FSA gehört) sehr viel mehr Abneigung als gegenüber der Syrischen Armee.”

Ich sehe zwischen al-Nusra und der syrischen Armee keinen großen Unterschied – nur, dass die syrische Armee deutlich größer und besser bewaffnet ist. Unsägliche Menschenrechtsverletzungen gehen von beiden mehr oder minder gleichermaßen aus.

 

„Und wenn eine oppositionelle "Menschenrechtsgruppe" wie SOHR schreibt, dass in Syrien nun bereits über 3000 Islamisten aus aller Welt - und durch gewisse Golfstaaten in jeder Hinsicht untertsützt - primär durch die Syrische Armee getötet wurden, dann sehe ich da weder unterstützenswerte neue "internationale Brigaden" noch bin ich in der Frage neutral.”

Richtig, mit deiner Unterstützung für das syrische Regime blendest du deren Angriffe gegen die Zivilbevölkerung und emanzipatorische Kräfte in Syrien vollkommen aus. Die syrische Armee tötet nicht nur gezielt Jihadisten, sondern auch Anarchisten, Kommunisten und sonstige linke Oppositionelle. Und das schon lange bevor die ersten Mujahedin im Land unterwegs waren. Jahrzehnte zuvor.

 

„Ich kann nur jedem Syrer meine Sympathie bekunden, der sich gegen diese Invasion wehrt. Aktuell sind das praktisch ausschließlich die PYD, YPG und eben die Syrische Armee.”

Und Teile der FSA und Umfeld. Es gibt noch immer Revolutionäre in Syrien und antiislamistische Kräfte innerhalb der FSA – und die wehren sich auch. Da seien z.B. die Auseinandersetzungen ums Schariagericht im Juni in Aleppo genannt. Auch wenn und gerade weil sie in der Minderheit sind brauchen sie unsere Unterstützung. Sie mit den Islamisten über einen Kamm zu scheren und überhaupt die ganze Opposition auf al-Nusra und Mujahedin zu reduzieren unterstützt unterstützt nur die Agenten der Konterrevolution.

Davon abgesehen: Was ist mit der iranischen, russischen, libanesischen Invasion? Lange bevor ausländische Mujahedin eine größere Rolle spielten hatte Assad russische und iranische Militärberater und Ausbilder um sich gescharrt, und Hisbollah ins Land geholt. Deren Intervention ist nicht weniger imperialistisch. Dahinter stehen keine Menschenrechtsinteressen.

(Vorab, ihr habt eine Stellungnahme einer "Linken Revolutionären Strömung" veröffentlich. Das ist ersteinmal als positiv zu bewerten, gibt es doch nicht so viele davon (die PYD und kurdische Verteidigungskomitees, als ein Beispiel, mögt ihr ja nicht so), wie z.B. in Ägypten).

 

Dieses Massaker, von wem auch immer verübt oder in welcher Form abgelaufen, sollte aber doch ein paar Fragen offen lassen, die in der revolutionären Linken oder Autonomen gestellt werden müssen.

 

Das Abgelaufene rundweg infrage zu stellen, liegt mir fern. Dies würde heissen, die Geschichte von Halabja/Irak - Kurdistan nicht zu kennen oder zu negieren. Auch die Baath - Partei unter Saddam tat das für viele von uns Undenkbare (auch wenn wir ihnen gerade betreff KurdInnen vieles zutrauten).

 

Ich traue es den Militärs in Syrien unter Assad ebenso zu, wie der FSA und Al Nusra/Al Quaida.

 

Nun gibt es dazu aber nicht den stichhaltigen Beweis, was den Umgang damit schwierig gestaltet und Vorsicht walten lassen sollte. Auch die eher zögerliche Reaktion der bundesdeutschen und us - amerikanischen Regierung sollte inne halten lassen. Die Falken in der französischen Regierung und, nach erstem Zögern in der britischen, liesen nie einen Zweifel daran, dass sie auch gerne unter einem Vorwand, lieber heute als morgen ihre Bomberstaffeln schicken würden.

 

Was mir aber gerade sehr sauer aufstösst, ist die Kurzlebigkeit eure Denke und ein Rechercheverhalten, welches ich leider kurzum als bigott bezeichnen muss.

 

Das vermeinliche Massaker an KurdInnen, keine zwei Wochen her, habt ihr rundweg negiert. Auch hier fehlten die, für eine Recherche unabdingbaren, Quellen und Facts. Der Verbleib der 400 kurdischen Geiseln, wir wissen nicht, wo sie verblieben sind und ob sie überhaupt noch leben, war kein Teil einer ausgiebigen Recherche. Der Fakt, dass ein Teil von ihnen im Rahmen von "Geiselerschiessungen" (z.B. zwei 14 - jährige kurdische Jungs u.a.) ermordet wurden, könnt ihr nicht ernsthaft leugnen. Dazu war zuviel in unterschiedlichsten Medien. Hier, vermeintliches Massaker und Massenentführung, gebt ihr vor Quellen zu kennen, benennt sie aber nicht, streitet ihr ab.

 

Dort aber, geht ihr mit Sicherheit von den Fakten aus, teilweise aus dubiosen Quellen.

 

Eine saubere Recherche geht aber anders. Als Teil der Linksradikalen für mich, keine produktive Herangehensweise und Recherche.

 

Aus der Diskussion vor zwei Wochen sollten wir gelernt haben, genauer hinzuschauen.

 

Spekulation ist nur Teil von Mainstream - Medien - "Recherche".

 

Ich lehne einen Giftgaseinsatz selbstverständlich genauso ab, wie einen flächendeckenden Luftangriff. Anderes würde die Aufkündigung sämtlicher antimilitaristischer Positionen bedeuten. Kampagnen wie "War starts here" wären adabsurdum geführt.

 

Im Archiv von "Linksunten" finden sich einige Meldungen von euch zu Massakern. Leider immer nur vom Assad - Regime ausgeführt, andere - FSA und Al Nusra/Al Quaida - sind euch keine Zeile wert. So ist es dann, dass einige euerer Meldungen inzwischen widerlegt sind. So nicht stattfanden oder der Täterkreis, einer war, den ihr lieber nicht hören wollt.

 

Ihr habt euch entschieden, bis auf einen Fall (Archiv), nicht auf Kritik einzugehen. Eure Recherche ist "one way". So müsst ihr halt  mit Kritik und Widerspruch zu leben. Eine basisdemokratische Auseinandersetzungsform lehnt ihr für euch ab. Dies wäre durch ergänzende Kommentare oder Veröffentlichung anderer Einschätzungen nur zu einfach zu machen.

 

So bleibt aber eine grosse Diskrepanz zwischen eurer Berichterstattung zu Ägypten und der zu Syrien. Das Thema Libyen habt ihr inzwischen in den Sack gehauen. Einen für eine dialektische Recherche unabdingbaren Blick nach Türkei und Afganistan verwehrt ihr euch aufs Ganze.

 

Viele Dinge, die man uns glauben machen wollte, fanden in der Geschichte nunmal nicht statt. Das zieht sich vom "Sender Gleiwitz", über Vietnam bis zu den vermeintlichen "Kriegsgründen" im Irak.

 

Unsere Aufgabe als radikale Linke sollte daher sein, genau hinzuschauen. Der Konflikt in Syrien geht weit über ein "schwarz"  (bei euch Assad - Regime und, weil schon dabei, PYD und PalästinenserInnen)  und "weiss" (LCC und relativ kritiklos auch FSA)  hinaus.

"Das Massaker muss eine Lüge sein, war schon mit den Brutkästen so"

- Die Infos über das Massaker kommen nicht von der US-Regierung. Von der US-Regierung findet man zu dem Thema nur Nebelschwaden

"Das Massaker ergibt keinen Sinn, weil Assad onehin einen Sieg nach dem anderen erringt"

- Euer Wunschdenken. Homs und Al Kusair ist nicht East Ghouta.

"Warum sollte eine Regierung überhaupt Massaker begehen?"

- Ihr habt scheinbar noch NIE versucht, aus dem Blickwinkel von Revolutionären zu betrachten, wie eine blutige Konterrevolution abläuft. Glückwunsch zu eurer selten blöden Argumentation.

"Die parteiischen Medienschreiber vom SPIEGEL" u.a.

- Die schreiben bis heute von einem "angeblichen" Chemiewaffeneinsatz und betont, man wisse nicht, welche Seite ihn verübt hat. Welcher Partei dient das am meisten?

Mal ein bisschen Logik für euch zum drüber Nachdenken: Zamalka, Jobar und Arbin sind seit Monaten von Rebellen kontrolliert und täglichem Bombardement ausgesetzt (nur Assad hat Flugzeuge und genug Munition um Städte in Schutt zu verwandeln!). Assad versucht jegliche Versorgung der eingeschlossenen Orte zu unterbinden. Trotz massiver Überlegenheit ihrer Waffen kann Assads Armee die Orte nicht einnehmen. Aber sie kann das Versprechen wahr machen, das sie schon 2011 gegeben hat: "Assad, oder wir brennen alles nieder"