Aufruf für den Aktionstag „Kein Vergessen – Gegen Rassismus, Ausgrenzung und Nazi-Gewalt“

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Aktionstag gegen rechte Gewalt! Vor 21 Jahren wurde Frank Bönisch von einem Neonazi ermordet. 21 Jahre später erinnern wir daran in Koblenz und an alle anderen Opfer von rechter Gewalt. Am 24. August 1992 wurde Frank Bönisch auf dem Zentralplatz in Koblenz von einem Neonazi erschossen. Weitere Menschen wurden angeschossen und schwer verletzt. Wenige Wochen vorher, in der Nacht vom 31.07. auf den 01.08.1992, wurde der Obdachlose Dieter Klaus Klein in Bad Breisig von Nazi-Skins ermordet. Bereits am 28.12.1990 war der 17-jährige Flüchtling Nihat Yusufoğlu im Westerwald von Neonazis getötet worden.

 

Der Mord in Koblenz geschah in der Zeit der nationalistischen Aufbruchstimmung Anfang der 1990er Jahren. In den Pogromen Ende August in Rostock-Lichtenhagen fand diese Stimmung ihren Höhepunkt. Ein rassistischer Mob griff mit Unterstützung von Anwohner_innen und angereisten Neonazis ein Wohnheim für Asylbewerber_innen und eine Unterkunft für vietnamesische Vertragsarbeiter_innen über mehrere Tage weitgehend unbehelligt an.

Ein Neonazi mit dem Szenenamen „Deutscher Andy“ nahm die Ereignisse in Rostock zum Anlass, jetzt auch in Koblenz loszuschlagen. Das Gericht stellte später fest, der Täter habe „aus Hass auf Obdachlose und sozial Randständige gehandelt“. Der „Deutsche Andy“ sah sich dabei als Vertreter einer schweigenden Mehrheit.


Damals wie heute fallen menschenverachtende Einstellungen wie Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus sowie weitere Formen gesellschaftlicher Ausgrenzung und Diffamierung nicht einfach vom Himmel. Sie hängen stark mit unserem Gesellschaftssystem zusammen. Im Kapitalismus werden Menschen in Gewinner_innen und Verlierer_innen eingeteilt. Diese Erfahrungen verleiten dazu auch gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise nach vermeintlich einfachen Lösungen und Sündenböcken zu suchen. Davon betroffene Menschen erfahren zu wenig Unterstützung und Solidarität. Stattdessen wurden und werden sie in dieser Gesellschaft diskriminiert und ausgegrenzt. 

 Auch hier in Koblenz gibt es Menschen, die von Ausgrenzung und Diskriminierung betroffen sind. Wie in wissenschaftlichen Forschungen immer wieder erwiesen wird, vertritt und befürwortet eine

große Anzahl der Bevölkerung offen rassistische und andere menschenverachtende Einstellungen. Bücher mit rassistischem Inhalt verkaufen sich so gut, dass diese zu Bestsellern werden. 

Mord und Terror sind dabei keine Einzelerscheinung, sondern Folgen dieser menschenverachtenden Einstellungen wie Rassismus und dem Weltbild von Neonazis. Mindestens 182 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 zählen unabhängige Organisationen. Die Bundesregierung dagegen spricht lediglich von 59 Opfern. Auch der Mord an Frank wird von der Bundesregierung nicht offiziell anerkannt!

So liegt es immer wieder an zivilgesellschaftlichen Initiativen wie uns, auf rassistisch motivierte Gewalt aufmerksam zu machen, und Formen für ein würdiges Gedenken an die Opfer zu ermöglichen bzw. das Gedenken in die Öffentlichkeit zu tragen. 

 In Koblenz ist es gelungen, mit der Stadt in einen Dialog zu treten. Die Arbeit der „Initiative Kein Vergessen“ erfuhr Aufmerksamkeit, die zentrale Forderung der letzten beiden Jahre wurde erfüllt: Ein Gedenkstein für Frank wurde am Ort der Tat, dem ehemaligen Zentralplatz (jetzt: Forum) verlegt.


„Hier ermordete ein rechtsradikaler Täter am 24.08.1992 den Obdachlosen Frank Bönisch und verletzte mehrere Menschen. Zur Erinnerung und Mahnung.“

 

 

„Zur Mahnung“ heißt für uns heute genau hinzu- schauen, wenn Menschen diskriminiert und ausgegrenzt, wenn Menschen angegriffen werden.

Die Mordserie der NSU-Neonazis hat viele Menschen erschüttert. Rassismus und Nazigewalt sind lange in diesem Land verdrängt worden. Seit dem Auffliegen der Terrorzelle im November 2011 wird gerade von Medien genauer hingeschaut. 

Allerdings gibt es auch heute rassistische Schlagzeilen. Die Hetze gegen Sinti und Roma unter dem Stichwort „Armutseinwanderung“ gleicht den Schlagzeilen Anfang der 1990er Jahre.

Aktuell zeigt sich dies bei Auseinanderstzungen um Flüchtlingsheime, wo etwa in Berlin oder Dortmund rassistische Anwohner_innen, Rechtspopulisten, NPD und Kameradschaftsnazis gegen Flüchtlinge hetzen.

Uns geht es nicht nur um die Verhältnisse in Deutschland: Auch in anderen Ländern gibt es rassistische Hetze und Nazigewalt. In Paris wurde vor wenigen Wochen der junge Antifaschist Clément Méric von Neonazis totgeprügelt.

 

WIR FORDERN:
SOLIDARITÄT MIT ALLEN OPFERN VON RASSISMUS UND RECHTER GEWALT!

EIN WÜRDIGES GEDENKEN AN DIE OPFER VON NAZI- GEWALT
EINE ENTSCHIEDENE BEKÄMPFUNG ALLER NEONAZISTISCHEN GRUPPEN UND ORGANISATIONEN!

KEIN VERGESSEN – GEGEN RASSISMUS, AUSGRENZUNG UND NAZI- GEWALT! FÜR GRENZENLOSE SOLIDARITÄT


 

 

Kommt heraus am 24. August 2013 zur antifaschistischen Demonstration!

 

17:00 Uhr: DEMONSTRATION Ab Koblenz Hauptbahnhof, Zwischenkundgebung am Gedenkstein für Frank Bönisch am Forum (ehem. Zentralplatz)

19:30 Uhr: KONZERT Zwischen Herz-Jesu-Kirche und Löhr-Center mit Lost In The Ocean und Familie Reinhardt gegen Rassismus

22:00 Uhr: ANTIFASCHISTISCHE PARTY im HAUS METTERNICH mit Johnny Mutante (Hip Hop) und Das Flug (Elektropop)

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