Das Märchen von der bösen Definitionsmacht

Am vergangenen Sonntag wurde auf linksunten.indymedia ein Text mit dem Titel Keine Definitionsmacht für Niemand veröffentlich. Darin wird mit den altbekannten Argumenten mit dem Definitionsmachtkonzept abgerechnet.

Natürlich sind Anfeindungen gegen feministische Konzepte, die anonym auf offenen Internetplattformen veröffentlich werden, keine besondere Aufmerksamkeit wert. In diesem Fall wird dieser antifeministische Angriff jedoch nicht wie üblich kontrovers umstritten, verrissen oder gar von den linken Administrator*innen entfernt – er stößt vielmehr auf breite Zustimmung. In den Kommentaren wird begeistert Erleichterung über den vermeintlichen Tabubruch ausgedrückt. Da es sich bei linksunten.indymedia um die emanzipatorischere Seite des deutschsprachigen Indymedia-Projekts handelt, welches für große Teile der autonomen Linksradikalen ein wichtiges Diskussions- und Meinungsbildungsmedium darstellt, spiegelt sich darin ein Backlash wieder, der in der radikalen Linken einen festen Nährboden hat.

Aus diesem Grund wird im Folgenden der Artikel und die dahinterstehenden Motivationen auseinander genommen.

 

Das Definitionsmachtkonzept beschreibt einen bestimmten Umgang mit Vorfällen sexualisierter Gewalt, das in linken und feministischen Zusammenhängen Anwendung findet und ist ein Gegenentwurf zur gesellschaftlichen Rape Culture.

 

Rape Culture


Teil dieser Rape Culture (Vergewaltigungskultur) ist der gesellschaftlich übliche Umgang mit Vergewaltigungen und sexualisierter Gewalt: Frauen die sexualisierte Gewalt, die sie erfahren mussten, öffentlich machen, etwa indem sie den Täter öffentlich beschuldigen oder anzeigen, haben meistens mit einem entwürdigenden und retraumatisierenden Prozess konfrontiert in denen ihnen vorgeworfen wird:


a) den Übergriff frei erfunden oder zumindest grob übertrieben zu haben,
b) es doch eigentlich auch gewollt und genossen zu haben und/oder
c) missverständliche Signale ausgesendet zu haben, etwa in dem sie sich aufreizend angezogen hätten.
Doch nach der (unsicheren) Anerkennung des Vorfalls setzt sich die Rape Culture fort in dem ihnen weiter vorgeworden wird:
d) das Leben und die Karriere ihrer Vergewaltiger zu zerstören und
e) die Integrität der Gemeinschaft zu zersetzen.
In besonders patriarchalen Zusammenhängen müssen Betroffene sexualisierter Gewalt noch damit rechnen, dass ihnen vorgeworfen wird:
f) ihre Ehre und die Ehre der Familie oder Gemeinschaft zerstört zu haben, in dem sie den Übergriff „zugelassen“ haben.

Bei keinem anderen Kriminialitätsvorwurf müssen Betroffene damit rechnen, dass ihnen derartige Vorwürfe gemacht werden. Der Grund dafür liegt in der patriarchalen Verfasstheit der Gesellschaft, in der Frauen tendenziell zu Verfügungsobjekten von Männern gemacht werden und jede Skandalisierung sexualisierter Gewalt instinktiv als Angriff gegen den eigenen Lebenswandel aufgefasst werden kann. Feminist*innen gehen davon aus, dass sexualisierte Gewalt eine tragende Säule des Patriarchats darstellt, Frauen ihren (niedrigen) Platz in der Gesellschaft zuweist und männliche Dominanz bereits in kleinen Andeutungen von Vergewaltigungen (etwa in Vergewaltigungswitzen) zur Geltung bringt.

Die Konsequenzen der Rape Culture sind, dass Frauen sexualisierte Gewalt nicht anzeigen oder thematisieren, sich selbst die Schuld an den Vorfällen geben, erschreckend niedrige Aufklärungsquoten und im Zuge des Prozesses die Retraumatisierung und massive Verleumdung der Betroffenen.

Prominente junge Beispiele für Rape Culture waren der gesellschaftliche Umgang mit den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Strauß-Kahn und Kachelmann, sowie den Übergriffigkeiten von Rainer Brüderle.

 

Definitionsmacht


Zurück zum Definitionsmachtkonzept: Bei sexualisierter Gewalt und Übergriffen geht es um persönliche Grenzen die verletzt werden. Darum gibt es auch um persönliche Grenzverletzungen. Das Definitionsmachtkonzept respektiert die individuelle Verortung persönlicher Grenzen und gesteht darum der Betroffenen und niemand anderem die Hoheit darüber zu entscheiden zu, ob eine Grenzverletzung vorlag oder ob nicht.
In der Konsequenz wird Betroffenen sexualisierter Gewalt vorbehaltlos geglaubt und sie dementsprechend unterstützt.
Ziel des Definitionsmachtkonzept ist es meist, der Betroffenen nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen einen Freiraum zu schaffen. Der Ausschluss von Tätern aus den Lebenskontexten der Betroffenen kann dafür ein Mittel sein.

 

Antifeminismus und Rape Culture auf Indymedia


Natürlich gibt es kritikwürdige Vorgänge, die im Namen des Definitionsmachtkonzepts umgesetzt werden. Es gibt unterschiedliche Vorstellungen von dem Begriff und der Umsetzung des Konzepts, welche im feministischen Kontext diskutiert werden – von einem Konsens ist die emanzipatorische Debatte noch weit entfernt. Das Konzept ist missbrauchsanfällig und schwer an Außenstehende vermittelbar und das Lippenbekenntnis zur Definitionsmacht wird gerne als einfaches Aushängeschild für feministisches Bewusstsein gebraucht.

 

Das alles soll im Folgenden jedoch nicht Thema sein, denn der Artikel „Keine Definitionsmacht für Niemand“ ist als antifeministisch geleiteter Generalangriff auf die Definitionsmacht am wenigsten als Anlass geeignet für eine produktive Diskussion um die verschiedenen Definitionsmacht-Konzepte.

 

Der Artikel setzt sich aus einer zusammenhanglosen Skizzierung der linken Szene, zwei Märchen und einem Schlussfazit zusammen. Das Bild, das von ‚dem Linken‘ gezeichnet wird, versteht sich wahrscheinlich als humoristische Einleitung, die die Distanz des Autors zu dieser Szene belegen soll:

Antifas, Autonomen, Feministen […]: Sie lieben ihren Lifestyle mit einer Mischung aus Genuss und weltschmerzelnder Tragik. Sie haben ihren hauptsächlichen sozialen Bezugsrahmen im lokalen [alternativen Zentrum]. Sie entstammen meist der Mittelschicht und haben entsprechend gute Anbindung an die hiesigen Bildungsinstitutionen. Sie sprechen fließendes Deutsch. Sie sind so gut wie nie Ausländer, eigentlich niemals „dunkelhäutig“. Eine erschreckend große Anzahl hat psychische Probleme. Sie neigen zu starren politischen Dichotomien, weitgehend unbeweglichen weltanschaulichen Glaubenssystemen: Sie halten ihre Unnachgiebigkeit für Radikalität, ihre Unverständlichkeit für Differenziertheit und ihre Aggressionsbereitschaft für Plausibilität.

Irgendein inhaltlicher Zusammenhang zum Thema lässt sich nicht erkennen. Bemerkenswert ist hier lediglich, dass der Text diffus Critical Whitness (Kritisches Weißsein, eine kürlich wiederentdeckte antirassistische Kritik) attackiert – welches er mit Definitionsmacht assoziiert, es aber gleichzeitig fertig bringt seiner Projektion der linken Szene ihre Hautfarbe und Herkunft vorzuwerfen.

 

Das erste Märchen dreht sich um Schutz-Crews auf linken Veranstaltungen, die vermeintlich willkürlich Besucher verprügeln und rauswerfen, die dem Szenecode nicht entsprechen und von dem erwarteten Verhalten geringfügig abweichen. Die Schilderung fällt denkbar dramatisch aus:

…fast immer umringt von drei, vier, fünf, zehn oder gar zwanzig (meist männlichen) Sympathisanten, die auf „ihr Zeichen“ warten. Ihre Kontrahenten reagieren auf die Bedrohungssituation naturgemäß mit Panik, Hilflosigkeit, Trotz oder Angriff. In jedem Fall: Wenn sie nicht einsehen, dann sind sie dran. Dann wird es plötzlich lauter. Einer der Rundumstehenden hat mittlerweile die Quarzsandhandschuhe angezogen und schubst den Delinquenten. Wenn der sich jetzt wehrt, hat er verloren. Dann rasselt es Schläge, Tritte, womöglich zückt einer einen Teleskopschlagstock oder sprüht ein besonders starkes Pfeffergel, das er sich aus den USA1 bestellt hat. Man verfrachtet den Malträtierten auf die Straße, wo er sich alleine oder mit Hilfe seiner leicht verletzten Begleiter zur nächstgelegenen Haltestelle schleppt.

Das vemeintliche Fehlverhalten der Opfer erschöpft sich laut Artikel in: „Abweichungen“, „ein falsches Wort“ und „verräterische Körpersprache“ und mangelnde Einsicht, sich falsch verhalten zu haben. Was hier als so denkbar harmlos beschrieben wird, dass die Schilderung der Reaktion äußerst unglaubwürdig wird, meint eigentlich: aggressives, prolliges Verhalten, mit dem enorm Raum eingenommen und andere Veranstaltungsteilnehmer*innen eingeschränkt und eingeschüchtert werden und die trotzige männlich-patriarchale Selbstgewissheit mit der jedes Problembewusstsein über das eigene dominante Auftreten negiert wird. Das falsche Vokabular dreht sich um sexistische und rassistische Beleidigungen.

Ziel des ersten Märchens ist es aggressives, männlich-dominantes Verhalten zu verharmlosen und Interventionen gegen derart raum-stehlendes Auftreten als Wichtigtuerei und Rackettum zu diffamieren.

 

Das zweite Märchen dreht sich um Awareness-Arbeit in linken Zusammenhängen und zeichnet die herzerweichende fiktive Geschichte um Matthias (23) und Annika (20). Die Erzählung versucht nicht den Anschein zu erwecken auf einer realen Begebenheit zu beruhen, sondern wird als allgemeingültiges Musterbeipiel aufgebaut. Entsprechend richtet sich die Kritik des Artikels nicht gegen die konkreten Vorkommnisse in dieser Geschichte, sondern gegen die Definitionsmacht im ganz Allgemeinen.


Matthias wird ein „rebellisches Image“ zugeschrieben, dem Frauen, trotz ihrer emanzipatorischen Grundsätze nunmal leicht verfallen. Annika wird als hilfloses Mädchen eingeführt, die in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen in Beziehungen gemacht hat und keine Chance hat in den linksradikalen Diskursen durchzublicken oder sich Gehör zu verschaffen. Beide lernen sich auf einer Party kennen, landen im Bett, beginnen aber keine lange Beziehung.

 

Nach diesem friedlichen Einstieg, ist es Zeit für die Bösen auf die Bühne zu treten:

Annika zieht sich ebenfalls zurück und verbringt wieder mehr Zeit im TransLesbenFrauen-Café. Dort berichtet sie ihren Freunden von der Geschichte. Je mehr sie ins Detail geht, desto entsetzter reagieren ihre engsten Vertrauten: Ob sie das nicht „komisch“ fände, wenn er sie einfach so schlägt, ohne zu fragen? Das wäre ja schon okay, wenn man das ausgemacht hätte, aber einfach so? Wie sie sich denn die Zeit danach so gefühlt habe, will ihre beste Freundin wissen. Annika denkt nach und kommt zum Schluss: Nicht so sehr gut. Matthias wäre regelrecht kaltherzig gewesen und beim Sex auch nicht gerade rücksichtsvoll. Annikas Freundin guckt sie mit einer Mischung aus Mitleid und Verständnis an: Es sei jetzt „ganz wichtig“, dass sie „gut auf sich hört.“ Annikas Kopf pulsiert. Auf dem Weg nach Hause drängen sich die Argumente immer klarer auf: Matthias hat sie vergewaltigt.

Wer sich bereits gewundert hat, warum Annika nicht als männerhassende Feministin gezeichnet wurde, erfährt hier den Grund: Annika ist das leicht zu manipulierende Opfer prüder und verbiesterter FLT*-Aktivist*innen, die ihr kurzerhand die Vergewaltigung einreden und die harmlosen Popoklappser zur Gewalt verklären. Die Botschaft die sich dahinter bereits versteckt ist: Frauen sind unfähig Sex von sexualisierter Gewalt, die ihnen angetan wird zu unterscheiden.


Diese Verkomplizierung des Märchen (auch wenn sie nicht unbedingt vom klassischen Disney-Märchendesign abweicht) spielt eine essentielle Rolle: Schließlich muss die Geschichte ja nicht nur nachweisen welche schrecklichen Folgen die Definitionsmacht für Männer hat, sondern auch wie sehr Betroffene darunter leiden. Und so kommt es auch, Annika geht den teuflichen Pakt mit der Definitionsmacht ein und setzt eine verhängnisvolle Entwicklung in Gang: ‚Außer der Kontrolle‘ von Annika starten die Feministinnen eine Hatz auf Matthias, zerstören Freundschaften, soziale Zusammenhänge und seine politische Arbeit. Annika wird auf einmal von allen „komisch angeguckt“ und traut sich nicht mehr vor die Tür, bevor sie aus Reue und Verwirrung resigniert und sich in ihr Privatleben zurückzieht.

Warum und wie ein Konzept, dass explizit ausschließlich den Willen und die Bedürfnisse von Annika als handlungsleitend annimmt, in einem Kontrollverlust resultieren kann, oder sogar muss, kann die ‚Kritik‘ verschweigt die Erzählung.

 

Die Geschichte resümmiert:

Annika geht es schlecht. Matthias geht es auch schlecht. Eigentlich geht es niemandem gut. Höchstens den Leuten, für die Definitionsmacht einen Großteil ihrer politischen Identität ausmacht.

Die eigentlichen Nutznießer sind also die Unterstützer*innen, die sich aus purem Egoismus um Identität bereichern – auf Kosten argloser und unschuldiger Individuen. Aber wie bei jedem guten Märchen wartet am Ende doch noch die Rechnung auf die Bösewichte:

Das bisherige Gefühl der politischen und ethischen Auserwähltheit weicht einer vollständigen Frustration. Und auf diese Frustration folgt die nächste Welle von Aggression. Gut geht es den überzeugten „Defma“-Vertretern also auch nicht. Sie klammern sich lediglich daran, dass ihre politische Lieblingsstrategie angeblich irgendwo im Universum die Ergebnisse bringt, die sie sich davon versprechen. Und weil das theoretisch so sein müsste, wollen sie nicht wahrhaben, dass das eigentlich niemals der Fall ist.

 

Antifeminismus

Frauen sind also nicht in der Lage selbst einzuschätzen wann sie Opfer einer Grenzüberschreitung wurden. Stattdessen sind sie leicht manipulierbare Wesen und daher paternalistisch vor Rechten wie dem Recht auf Definitionshoheit zu beschützen. Die Erzählung von der arglosen, manipulierten Frau ist ein antifeministischer Klassiker der bis zur Suffragetten-Bewegung zurückreicht. Antifeministen sind so in der Lage die Massenwirksamkeit feministischer Forderung in manipulativen Charakteren (Mannsweiber, Männerhasserinnen) zu verorten. Das befähigt Antifeministen dazu gleichzeitig die Relevanz der Forderungen zu ignorieren und die politische Persönlichkeit von Frauen nicht ernst nehmen zu müssen.


Gleichzeitig wird jede Form von FLT*-Selbstorganisierung und weiblicher Schutzräume diffamiert und das auf perfide Weise:

Im schlimmsten Fall distanzieren sich die fremdernannten „Opfer“ von allen Vertretern der „Täterperspektive“ und versinken in der kleinen Sub-Subkultur der Definitionsmacht-Hardliner.

Wer hier verharmlosend mit „Vertretern der Täterperspektive“ beschrieben wird, sind Täterschützer, also Unbeteiligte, die den Täter in Schutz nehmen, die Vorwürfe abstreiten, der Betroffenen Lügen und ÜBertreibungen oder eine verquere Wahrnehmung unterstellen und das häufig in aggresiver Weise. Der Bruch mit dem Umfeld aus Täterschützern und der Rückzug in awarere Zusammenhänge ist tatsächlich ein bekanntes Phänomen. Dieses Phänomen wird hier aber nicht dem patriarchalen Verhalten der Täterschützer, sondern den Schutzzusammenhängen angekreidet um schließlich:

Jeder, der schon mal einen Blick in einen gähnend leeren TransLesbenFrauen-Schlafraum geworfen hat, kann sich denken, dass das kein schönes Leben ist.

mit einer realisitätsfremden Diffamierung von Schutzräumen ungewollt den trostlosen Zustand des Patriarchats zu belegen: Denn wenn sich also Frauen in solch traurige Räume zurückziehen müssen, wie sehen dann erst die ungeschützten Räume aus, aus denen sie flüchten?

 

Rape Culture

Die These, dass Männer ständig Opfer von Falschbeschuldigungen werden ist ein Renner im Rape-Culture-Diskurs, bei dem 3% etwa schnell mal zu einem „Massenphänomen“ werden.
Am bezeichnendsten für die „Kritik“ des Artikels an der Definitionsmacht ist, dass als representatives Fallbeispiel ein Fall gewählt wurde, in dem es vermeintlich überhaupt keinen Übergriff gab. Wie Definitionsmacht in einem Fall tatsächlicher Grenzüberschreitung funktioniert ist für die Verfasser augenscheinlich vollkommen uninteressant. Dass Definitionsmacht aber eben genau für solche Fälle geschaffen wurde, um die Hemmschwelle für Frauen zu senken sexualisierte Gewalt zu thematisieren, indem Schutz und Anonymität und eine erfolgreiche Berücksichtigung ihrer eigenen Bedürfnisse sichergestellt werden, blendet diese „Kritik“ schlicht aus.
Da der Artikel keinerlei Alternative zum Mainstream-Umgang mit sexualisierter Gewalt anbietet, kann davon ausgegangen werden, dass die Vision in dem Veriss der Definitionsmacht darin liegt, wieder zurückzukehren in die Verhältnisse, in denen Frauen aus Angst vor Repression lieber schweigen, Täter unerkannt weiter mitarbeiten können und Betroffene sich still aus den Zusammenhängen zurückziehen, wenn sie das nicht aushalten.


Darin erklärt sich auch ein weiteres wesentliches Rape-Culture-Element des Artikels. Bedauert wird:

Die Definitionsmacht treibt Menschen auseinander.

Das ist eine apersonalisierte Abwandlung von Punkt (e) in der obigen Aufzählung. Gehen wir etwa von einem sehr viel realistischeren Fall aus, dass es tatsächlich eine Grenzüberschreitung gegeben hat, plädiert diese Ansage dafür, dass Betroffene im Interesse des sozialen Friedens auf die Thematisierung von Übergriffen verzichten sollen. (Denn wieso eine einfache Thematisierung weniger Aufsehen erregt, als eine im Sinne der Definitionsmacht wird nicht erläutert.) Das Interesse der Gemeinschaft (hier die „Szene“) steht prioritär klar weit über dem Mitteilungs- und Schutzraumbedürfnis der Betroffenen.
Im patriarchalen Kontext macht diese Wahrnehmung durchaus Sinn: Da vor allem Männer sexualisierte Gewalt als Lebensrealität von Frauen (jede 7. Frau wird in ihrem Leben Opfer einer Vergewaltigung, jede 3. macht Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt, beinahe jede mit sexistischer Diffamierung) konsequent ausblenden, wird sexualisierte Gewalt immer genau dan zum Problem, wenn sie tatsächlich einmal thematisiert wird.


Die Autoren wissen um das Victim Blaming und trauen sich daher nicht, den Vorwurf der Gemeinschaftszersetzung direkt an die Betroffene zu richten, sondern zielen lieber auf das, was ihr diese Thematisierung erst ermöglicht: Die Definitionsmacht und aware Unterstützer*innen.
Die Schuld des Täters an der Zerstörung des sozialen Friedens, wird so auf den Prozess des Umgangs und der Aufarbeitung umgelenkt.

Wie so oft in autonomen Zusammenhängen haben ideologische Unstimmigkeiten, menschliche Machtstrukturen und das trügerische Gefühl, „das Richtige zu tun“, Menschen unwiderruflich zu Feinden gemacht.

Es ist also nicht der Täter und seine sexualisierte Gewalt, die Feindschaft heraufbeschwört, sondern dessen Thematisierung.

 

 

Reaktionäre Reaktionen


Der Indy-Artikel weist also aus einer antifeministischen Perspektive heraus eine ganze Palette ganz typischer Momente der Rape Culture auf. Ein guter Grund ihn von einer Internetplattform, die sich sexistischer und patriarchaler Propaganda entgegenstellt zu löschen oder wenistens für einen kollossalen Shitstorms in der Kommentar-Sektion.
Fehlanzeige.
Die Titel der ersten eingegangenen Kommentare lauten:
„Wow, sehr schöner Text“ (+),
„Unglaublicher Post!“ (+),
„Danke“(+),
„Einseitig, aber richtig“(+),
„“gerade in der Linken“?“(+),
„Endlich…..“(+),
„!“(+), „Hey Prima!“(+),
„Definitionsohnmacht“(-),
„Definitionsmacht hatte einen Grund“(-),
„Text ist Super fehlt nur was“(+),
„transformation.blogsport.de“(+)
„Es wird keine Auseinandersetzung geben…“(+)
„danke…“(+)
„Mein Feminismus sieht anders aus…“(+)
„rly?!“(-)

 

(+) Kommentare beziehen sich positiv, (-) negativ auf den Artikel. Die Verteilung ist deutlich antifeministisch. Die Titel geben bereits Aufschluss über den Inhalt: Antifeministische Linke feiern in frei.wild-Manier den Tabubruch und inszenieren sich als Opfer einer überempfindlichen P.C.-Polizei:

Danke danke danke, viele denken ähnlich, was zu sagen traut sich aber schon lange kein mensch mehr

Endlich schreibt mal wer was fundiertes gegen diesen Scheiß!

Es wird deutlich, dass die eigentlich Kritik sich eben nicht gegen die Mittel der Thematisierung, sondern gegen die Thematisierung selbst richtet:

Die Frau – die angeblich durch dieses Verfahren „geschützt“ werden soll – ist durch die heraufbeschworenen Konflikte im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit.

und das Wohl der Gemeinschaft tonangebend ist:

Und es nutzt auch nur bloß der Gegenseite. Sicherlich kann man Schwachpunkte Einzelner herausarbeiten und diese im vertrauten Kreis diskutieren, aber gerade dieses „öffentlichmachen“ ist nichts anderes als ne Bullenstrategie der Zerschlagung. Genau so arbeiten sie, spalten, verunsichern, gegeneinander hetzen. Gerüchte und Diffamierungen, regelrechte Intrigen.

Und die schlagartige Unfähigkeit zwischen der strutkurellen Gewalt und emanzipatorischer Gegengewalt zu unterscheiden, wenn es nicht um Krieg und Kapitalismus, sondern ums Patriarchat geht:

Keine (Definitions)Macht – egal für wen!!

Definitionsmacht ist Herrschaft, denn die Definition von Wahrheit ist immer aufgeladen mit Autorität.

Es liegt nahe anzunehmen, dass es ein latentes und starkes antifeministisches Streben in der radikalen Linken gibt, die sich um Indymedia herum versammelt – für andere linke Zusammenhänge gilt das sicher ähnlich. Dass sich dieser reaktionäre Impuls gerade gegen die Definitionsmacht entlädt sagt aber vor allem etwas über den Erfolg dieses Konzepts aus. Im Gegensatz zur Eröffnungsthese des besagten Artikels handelt es sich bei Phänomenen wie dem Aufleben der Critical Whitness und den regelmäßigen Auseinandersetzungen um Anwendungsfälle von Definitionsmacht nicht um ein Todeszucken. Vielmehr ist die verbissene Reaktion in Form des Artikels ein Beleg für die Verbreitung des Definitionsmachtgedankens und der Anerkennung der Betroffenenperspektive.


So hat die Definitionsmacht nach dem Sprung aus Frauenbewegung und FLT*-Zusammenhängen in die Besetzer- und Autonomenbewegung mittlerweile auch den Sprung in große linke Jugendverbände geschafft: So arbeiten schon seit Jahren in der Grünen Jugend und seit einem Jahr in der Linksjugend [’solid] Awareness-Gruppen nach den Prinzipien der Definitionsmacht. Der Bundesarbeitskreis Queer der Linksjugend [’solid] hat vor wenigen Wochen erstmals einen Flyer zum Thema Definitionsmacht und Zustimmungskonzept veröffentlich. Es gibt keinen Anlass anzunehmen, dass das Konzept – in welcher speziellen Form auch immer – nicht weiter an Bedeutung gewinnen sollte.

 

Zuerst veröffentlicht auf:

http://cosmonautilus.blogsport.de/2013/07/10/maerchenstunde-auf-indymedia

 

 

Ergänzung: Mittlerweile wurde von den selben Autoren ein weiterer Artikel veröffentlicht, der die alten Ressentiments wiederholt und zusätzlich mittels allerlei Pathologisierei und dem Vorwurf der Lustfeindlichkeit das Zustimmungskonzept angreift.

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Offensichtlich scheint ihr Hinweise auf Missbrauch des Konzepts DefMa als Kollateralschäden zu betrachten. "Wo gehobelt wird da fallen Späne"?

Dabei werden dann im ideologischen Wahn auch mal Fakten ausgeblendet und die implizite sexistische Natur der DefMa verdeckt. Sowohl Vergewaltigung als auch ungerechtfertigte Vorwürfe sind gesellschaftliche Realität. Die "radikale" Linke ist ein Teil dieser gesellschaftlichen Realität und insofern auch Teil dieser nüchternen statistischen Betrachtung. Das Ganze hat auch konzeptionell schon eine sexistische Schwäche: Frauen können nicht lügen. So verfährt man nach dem Konzept "Es ist nicht, was nicht sein darf" und ruht sich dabei auf dem eigenen (völlig ungerechtfertigten) Avangarde-Anspruch aus: "UNS kann sowas nicht passieren, wir machen uns darüber ja Gedanken" Die bittere Realität ist aber eine andere. Der Großteil dessen was man unter dem Begriff "radikale Linke" subsumiert ist ein Häufchen Elend mit Selbstlegitimationsanspruch und ohne tatsächliche politische Agenda. Die meisten "Linken" BRAUCHEN den Kapitalismus um ihren Lifestyle zu leben.

 

Tatsächlich ändert die DefMa als autoritäres Konzept nichts an gesellschaftlichen Verhältnissen. Tatsächlich bringt DefMa niemanden dazu sein Verhalten zu reflektieren. Tatsächlich wird das Verhalten biologischer Männer anhand der Kategorie "Täter" kanalisiert und analysiert. Tatsächlich kommt es immer wieder zu Missbrauch dieses vermeintlichen ultima ratios. Tatsächlich macht DefMa den Umgang biologischer Männer mit biologischen Frauen zu einer heiklen Angelegenheit.

 

Die radikale Linke ist tot, es lebe die radikale Linke!

Diese Kritik an der Definitionsmacht geht davon aus, dass Frauen sich ständig Vergewaltigungen ausdenken um Männer zu ärgern.

Gleichzeitig wird die Existenz von Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen nicht weiter thematisiert. Das ist für Männer ja auch meistens egal, viel schlimmer ist offenbar die Möglichkeit einmal falsch beschuldigt zu werden.

Wer mit etwas offenen Augen durch die Welt geht, wird aber feststellen, dass Frauen ständig sexuellen Übergriffen und Diskriminierungen ausgesetzt sind. Wer an diesen Zuständen nichts ändern will, kann dann mit vollem Recht Sexist genannt werden. Das Definitionsmachtkonzept ist sicherlich nicht perfekt, aber einem Nazi auf die Fresse zu hauen ist auch nicht der Höhepunkt der Emanzipation. Ja, es kann vorkommen, dass eine Frau nicht die Wahrheit sagt, aber dieses Risiko muss man eben eingehen um es vielen anderen Frauen zu ermöglichen offensiv Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe zu thematisieren. Aber es ist für Männer offenbar wahnsinnig schlimm, dass sie selbst mal Ärger kriegen könnten. Das Definitionsmachtkonzept ist eine Möglichkeit zur oben angemahnten Reflexion, wirklich notwendig ist aber vor allem die Bereitschaft männliche Privelegien zu hinterfragen und Sexismus angehen zu wollen. Männer, die dem mit sinnlosen, sachfremden Diskussionen aus dem Weg gehen wollen, sind eckelhafte Sexisten. Ich verstehe nicht, warum Indymedia solchen Leuten einen Raum geben muss.

Was von DefMa - Vertretern entweder relativiert oder vollens geleugnet wird, im besten Falle noch mit etwas Rumgedruckse und Schulterzucken quittiert wird ist der Aspekt, dass sie eben auch ein wirksamer Mechanismus ist, um missliebige Menschen in die soziale und politische Isolation zu drängen - man muss nur mit ihr loslegen. 

 

"Diese Kritik an der Definitionsmacht geht davon aus, dass Frauen sich ständig Vergewaltigungen ausdenken um Männer zu ärgern." - Zitat aus obigem Kommentar.

 

"Die These, dass Männer ständig Opfer von Falschbeschuldigungen werden ist ein Renner im Rape-Culture-Diskurs, bei dem 3% etwa schnell mal zu einem „Massenphänomen“ werden." - Zitat aus obigem Artikel.

 

Mal angenommen es gäbe Instrumente, die es messbar machen könnten: Ab welcher Häfigkeit werden Falschbehauptungen für dich und die Verfasser_innen des Artikels zum Problem?  

 

Wer über einen Funken Einfühlungsvermögen verfügt oder es selbst erlebt hat, welche gewaltförmigen Konseuqenzen die tatsächlich praktizierte DefMa für den Einzelenen bedeutet, sollte sich einfach schämen diese realem Schicksale als "Kollateralschäden" auszublenden. Das erinnert an Kriegslogik.

 

"Aber es ist für Männer offenbar wahnsinnig schlimm, dass sie selbst mal Ärger kriegen könnten." Ja, das ist es - für jeden Menschen, egal welchen Geschlechts.

 

Jeder Fall ist einer zu viel.

hast du dir schon mal Gedanken über die Fälle von sexualisierter Gewalt gemacht?

hast du? Und hast du auch Gedanken oder Erfahrungen dazu? Dann teil sie doch mal mit - statt hier so einen Oberlehrer-Apell "Denk mal drüber nach!" zu posten.

"Diese Kritik an der Definitionsmacht geht davon aus, dass Frauen sich ständig Vergewaltigungen ausdenken um Männer zu ärgern."

 

Ohne jetzt den ersten Kommentar geschrieben zu haben: das stimmt nicht. Von "ständig" war nie die Rede.

 

Um deinen Satz einmal umzudrehen: "Das Definitionsmachtkonzept geht davon aus, dass es keine Frauen gibt, die zur Erlangung persönlicher Vorteile, auf Grund politischer Differenzen, aus Rache für was-auch-immer usw. einen Vergewaltigungsvorwurf gegen einen Mann erheben." Das wiederum ist ein zutiefst sexistisches Frauenbild. Denn offenbar nimmt mensch unter Definitionsmachtsanhänger_innen an, dass Frauen*, ob sie nun biologisch, sozial oder anders definiert werden, nett und lieb und ehrbar sind und niemals derart "schmutzig spielen" würden. Das ist Bullshit allererster Güte. (Und übrigens trotz Riot Grrrrrls und bald 50 Jahren (post-)modernen Feminismus eine Konstruktion des eigenen Selbstbildes, das Frauen* mehr schadet als nutzt.)

Da wir für das letzte Zitat des obigen Artikels verantwortlich sind: Ihr habt den Inhalt des Kommentars schlicht nicht verstanden.

kritik an definitionsmacht = antifeminismus

kritik an critical whiteness = rassismus

kritik an israel = antisemitismus

und so weiter und sofort...

 

beißreflexe autoritärer scheiße. widerlich. diskussion ist vollkommen unmöglich. alles wird sofort als reaktionär verschrien.

Ich finde es super, dass ihr auf diesen wirklichen scheiß-Artikel eingeht und sehr genau zeigt, warum Definitionsmacht wichtig ist. Ich wundere mich ein wenig über die vielen positiven Kommentare unter dem letzten und die scheiß Kommentare unter diesem Artikel.

Hier könnten einzelne Personen viele Kommentare schreiben um ihre eigene Position stärker darzustellen. Es könnte sich natürlich auch um Nazis, Trolls, usw. handeln. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass solche bescheuerten Einstellungen in großen Teilen der Szene verbreitet sind. Aber vielleicht bin ich da auch nur zu blauäugig.

Ich glaube nicht, dass die VerfasserInnen hier wirklich alle Kommentare verstanden haben. Brauchen sie auch nicht mit ihrem Pauschalangriff und einfachem Menschenbild und wer will von ihnen gleich in die antifeministische Ecke gesteckt werden?

 

Diskutieren wollen sie nicht, diskutieren werden sie nicht, da ist nur noch die Frage, ob wir diesen DogmatikerInnen die Macht über Definitionen zugestehen. Im Antiautoritären Kreis wäre die theoretische Auseinandersetzung dagegen sehr sinnvoll und würde mit Sicherheit auch anders verlaufen.

wow. unfassbar. da melden sich welche zu wort und stoßen wirklich gedanklich was an und plötzlich kommt "cosmonautilus" und sagt: feminist_innen wurde schon mal von antifeminist_innen widersprochen, deswegen muss einer ein_e antifeminist_in sein, wenn er definitionsmacht kritisiert... und dieser ganze text kommt ohne ein einziges inhaltliches argument aus... echt fassungslos. und dann noch völlig ungeachtet vom inhalt "für"- und "gegen"-posts auflisten als ginge es um die mitgliedschaft in einer gang. und die "ergänzung" ist ja echt nur noch scharf... nur mal zur erinnerung, damit eigentlich jeder weiß, worum es geht und sich selbst ein bild machen kann: https://linksunten.indymedia.org/de/node/90318 und https://linksunten.indymedia.org/de/node/90394 wenn defma solche freunde hat, braucht sie echt keine feinde mehr...

die sich aus guten Gründen anders nennt. Was hat die Radikale Linke mit denen zu schaffen? Nix! Kein Wunder, dass das Definitionsmacht-Konzept nun in die Solid-Kreise und die der Grünen Jugend geht. Simpel, einfach zu verstehen und immer das Gefühl moralisch auf der richtigen Seite zu sein und dafür braucht es noch nicht einmal politische Ahnung. Die Definitionsmacht passt zu Solid und zur Grünen Jugend wie die Faust auf´s Auge. Wundern sollte man sich darüber nicht.

Ach schau an. Auf einmal ist das DefMa-Konzept simpel und einfach zu verstehen. Gerade eben war es noch unvermittelbar. Es ist so einfach, sich die Realität fröhlich zurecht zu biegen, bis es passt.

Das peinliche identitäre Wir-sind-die-wahren-Linken-und-alle-anderen-Irgendwie-doof - Statement darf natürlich auch nicht fehlen.

 

Wundern braucht mal sich darüber nicht...

Defma ist so ungeheuer simpel in seinem Schema, dass es der Wirklichkeit nicht gerecht wird, die ein Stückel widersprüchlicher und komplexer ist. Und deshalb ist es nur innerhalb der Subkultur vermittelbar, ansonsten aber nicht. Versuch mal, dass Defma-Konzept (einfach ist es: Ein Mensch, der sich verletzt fühlt, hat das Recht, zu bestimmen, welche Strafe verhängt wird gegen den, von dem er/sie sich verletzt fühlte) irgendwohin außerhalb der Subkultur zu vermitteln. Wird schwierig. Es muss ein langer Prozess subkultureller Sozialisation vorausgegangen sein, um dieses Konzept angemessen für irgend etwas zu finden.

Das Konzept ist nicht deswegen so schwer vermittelbar, weil es kompliziert und anspruchsvoll ist, sondern weil es die soziale Wirklichkeit übervereinfacht.

Mit Wir-sind-die-wahren-Linken hat das glaube ich nichts zu tun. Mit Ihr-seid-doof auch nicht.

Hammer, die Fußnote auf dem Blog-Artikel "Der Verweis auf den amerikanischen Ursprung des Pfeffersprays soll hier wahrscheinlich antiamerikanische Reflexe bedienen." Warum ist die beim Indy-Artikel nicht drin? Dann weiß man wenigstens, dass das alles bloß Satire ist :D

bei "rape culture" hab ich aufgehört zu lesen...

"Der Indy-Artikel weist also aus einer antifeministischen Perspektive heraus eine ganze Palette ganz typischer Momente der Rape Culture auf. Ein guter Grund ihn von einer Internetplattform, die sich sexistischer und patriarchaler Propaganda entgegenstellt zu löschen oder wenistens für einen kollossalen Shitstorms in der Kommentar-Sektion.
Fehlanzeige."

 

Einfach mal herausstreichen und wirken lassen, wie ihr die euch aufgezwungene Debatte hier führt. Schön, dass ihr einen Account auf Linksunten habt und Andere, die euch kritisieren in dieser beleidigenden Form angeht. Aber wenigstens seit ihr hier nicht die ModeratorInnen, die noch sehr tolerant mit euch umgehen.Sehen sie Linksunten doch eher als ein Spiegelbild der "Linken" und ihr seit nur ein Teil und dürft mit dabei sein, hättet aber gerne die alleinige Deutungshoheit.

 

Toleranz mit der Infoleranz müsste nicht sein und ihr seit es, die ständig überziehen...

Wie bekannt fliegt die Eule erst zur Dämmerung.... Die Eule der Minerva der Linken kann demnach nun getroßt abheben und auf ein Projekt zurückschauen ohne das es die Moderne nie hätte geben können, ohne welches Emanzipation nicht mal als utopischer Traum im politischen Denken hätte ein Platz finden können. Es war eines der wichtigsten Projekt der Menschheit. Doch es geht zu Ende. Wir lesen solche Artikel, wir lesen solche KOmmentare, wir verfolgen den Streit, wir wissen nicht mehr weiter, wir sehen kein Ziel nicht mal einen Weg mögen wir noch erkennen. Am Ende ist die Aufgabe das Projekt einer linken Politik zu Grabe tragen müssen - wir beneiden keine Generation um diese Aufgabe. Erkennen aber dennoch: Es hat uns getroffen und wir werden uns dem zu stellen haben. Wir erkennen es in diesen Diskussionen - von Emanzipation ist die heutige Linke ungefähr genauso weit entfernt wie die deutsche Volksmusik von Kunst.

Auf das wir uns in den diversen Nebenschuplätzen den Rest geben und den Akt des Ende damit nur beschleunigen.

<3

Ich freue mich, dass die Diskussion nun in die dritte (wenn nicht sogar mit "Vorfälle 8. Mai Wien") in die vierte Runde geht. Euer Post zeigt beispielhaft die Schwächen der Auseinandersetzung.

1. Rape Culture

Eure Beschreibung gibt die vielfach erfahrene Lebensrealität in den Zentren meiner Erfahrung nach nicht wieder. Nicht einmal im gesellschaftlichen Normalbetrieb der Schule, Universität, Arbeit habe ich erlebt, dass mit Vergewaltigungen auf die von euch beschriebene Art umgegangen wird. Selbst im sexistischsten Ort, den ich kenne, der Proll-Disko, in die ich ab und zu gehe, habe ich nie eine solche Kultur erlebt ("Sie wollte es nicht anders" etc). Vergewaltigung ist geächtet - so ist meine Erfahrung.

Es mag sein, dass es andere Zeiten gab, es mag sein, dass deshalb das Definitionsrecht-Konzept tatsächlich wichtig war. Aber tatsächlich keine ich keinen gesellschaftlichen Kreis, in dem Vergewaltigung gutgeheißen wird, statt verurteilt. Selbst im Knast - und das ist wirklich die härteste Nummer, die ich kenne - wird Vergewaltigung geächtet und verurteilte Vergewaltigen werden ausgegrenzt. 

Selbst in den bürgerlichen Medien, Tagesschau. Spiegel etc sind schräge Sprüche und andere Übergriffe nicht mehr akzeptiert (siehe die Aufschrei-Debatte) - wie könnt ihr sagen, dass Vergewaltigung nach wie vor gesellschaftlicher Mainstream ist, wie es euer Post nahelegt.

Das heißt nicht, das es keine Übergriffe gibt, keine Vergewaltigungen gibt - das ist so und wird von niemand in der Diskussion hier verneint oder verniedlicht. Es geht um einen Umgang, der hilft, damit umzugehen - Übergriffe zurückzudrängen, Vergewaltigungen zu verhindern!

Defma hat sich dafür in vielen, vielen Fällen als ein nicht geeignetes Konzept erwiesen, damit umzugehen - darum geht es! Das Festhalten an diesem Konzept verursacht Verletzungen - und zwar nicht nur bei den von euch so genannten Tätern, erst recht auch bei den von euch so genannten Opfern.

2. Antifeminismus

Es ist nicht an euch, zu definieren, was Feminismus zu sein hat und was nicht. Ihr nehmt es euch raus, für alle andere Frauen FLT zu sprechen für den Feminismus insgesamt. Statt Vorschläge zu machen, wie ein Umgang mit den auch durch das Konzept der Bestrafungsmacht entstandenen autoritären Strukturen aussehen könnte - sprecht ihr all jenen, die andere Erfahrungen gemacht haben als ihr, einfach das Label Antifeminismus zu. Erfahrungen zu diskutieren geht bei euch nicht. Es ist eben: Alles oder nichts. gut oder böse, schwarz oder weiß (und eben: Mann oder Frau/Trans/Lesbe). Auf diese Art schafft ihr und das Konzept der Bestrafungsmacht feste Identitäten, Zuschreibungen und auf diesen beruhende Autorität und Macht - in die ihr die Menschen je nach Zugehörigkeit einer bestimmten Gruppe einordnet und darin belasst. Mit diesem Konzept gibt es keine Veränderung - euer Beitrag macht das ein weiteres Mal deutlich. Statt mitzudiskutieren erstellt ihr eine Liste Befürworter_innen/Gegner_innen. Darüber hinaus - copy and paste - alte Ausführungen. 

3. Defma als Gender-Mainstreaming in Jugendverbänden und so

Ich finde es gut, wenn auf Veranstaltungen der Grünen Jugend etc jetzt auch drauf geachtet wird, dass sich alle wohlfühlen. Da spricht wohl überhaupt nichts gegen. Was dass allerdings mit dem Definitions- und Bestrafungsrecht-Konzept zu tun haben soll, wisst nur ihr.

 

Wäre es nicht gut, wenn ihr nicht auch den Erfahrungen und Auseinandersetzungen anderer Menschen und Gruppen traut, anderer Frauen?

Defma fördert falsche Autorität aufgrund von Gruppenzugehörigkeit und festgelegten Identitäten. Falsche Autorität befördert Ja-Sagerei, Duckmäusertum, Gehorsam - all das Eigenschaften, die zu Missbrauch und Übergriff einladen.

Selbstvertrauen und Kollektivität, Gemeinsamkeit mit anderen, Offenheit - das sind die Eigenschaften, die meiner Meinung nach geeignet sind, der Gewalt entgegenzutreten.

Der Gewalt entgegenzutreten, darum geht es. Immer wieder.

Allen Aspekten kann man nur zustimmen, und man wundert sich, in welchen Parallelgesellschaften die Defmafreundinnen eigentlich so zu Hause sind. Die Lebenswirklichkeit hier in der ersten Welt ist eine völlig andere, als jene, die beleidigend mit "Rape Culture" umschrieben wird - so ist die Realität einfach nicht, und die irren Defmafreundinnen werden mit ihren absolut bösartigen, wie hilflosen Unterstellungen wie mit der ausradierten These vom abstrakten bösen allgegenwärtigen Mann, auch nichts ändern können.

 

Die Mehrheit der Menschen in diesen Land machen eines wenn Sie Opfer von sexueller Gewalt werden: sie gehen zur deutschen Polizei und nicht zu Euch und euren Cosmonauten.

Wo kommt ihr alle eigentlich auf einmal her?

 

sie gehen zur deutschen Polizei und nicht zu Euch und euren Cosmonauten.

Was soll die Scheiße?

Ist Altermedia und das Forum der Cops schon wieder abgeschmiert oder was?

 

Erst diese plumpen, polemischen Versuche der Meinungsmache mit diesen "Texten"(warum auch immer die auf linksunten bleiben durften) und dann solch saudämliche Kommentare, ist das so eine Art Feldzug von diesem Blog von dem die Texte gegen die Definitionsmacht kommen?

 

Keine Ahnung in was für Kreisen du dich bewegst aber in meinem Umfeld ist die Definitionsmacht nicht als "autoritäres Höllenwerkzeug" verschrien, auch wenn es verschiedene Konzepte davon gibt die unterschiedlich aufgenommen werden.

 

Und wenn ihr, ihr Menschen die ihr hier weiter polemisiert und herum krakelt wie "enstirnig" und "autoritär" die Menschen sind die die Definitionsmacht befürworten, wirklich erwartet mit so einer Art und Weise der Kommunikation eine Debatte zu starten, tut ihr mir echt leid.

Warum denkt ihr eigentlich das so wenig Menschen die die Definitionsmacht befürworten auf eure(ja "IHR") Texte geanwortet haben?

Schlicht und ergreifend weil diese Texte und die damit erzielte "Debatte" nur dazu dient ein emanzipatorisches Konzept zu diffamieren und zu sabotieren.

 

Scheiße noch mal..."sie gehen zur deutschen Polizei"...ich glaubs nicht.

...ich glaube schlichtweg, dass so wenig Defma-Befürworter_innen hier schreiben, weil die Verteidigung des Konzeptes angesichts der schlechten Erfahrungen damit tatsächlich schwierig ist. Und vielleicht auch, weil sie sich einen Kopf machen, wie anders mit dieser Situation, von der keine etwas hat, umgegangen werden könnte.

Mit der Polizei, das finde ich auch schwierig. Obwohl: Wenn ich kein Stalking, Belästigung etc will - wieso sollte ich nicht (auch) zur Polizei gehen? Soll ich zur Antifa, dass die mich dann "beschützen"? Wenn ich von Nazis zusammengeschlagen würde, würde ich auch zur Polizei gehen und Anzeige stellen. Und bei einem ernsten Übergriff denke ich doch, dass eine Beratungsstelle besser geeignet ist, als ein unzuverlässiges Plenum. Und auch bei einer Vergewaltigung denke ich, dass ich den Vergewaltiger anzeigen würde. Wieso denn nicht - verdammt noch mal!!

ich denke im post vorher wurde gegen ende nur gesagt, dass in der realität menschen eben zur polizei gehen und nicht zu irgendwelche defma-kreisen.

 

glaube nicht, dass die bullen verherrlicht werden sollten. eigentlich müssten inzwischen alle gecheckt haben, dass die bullen "linken" nicht so gerne helfen.

 

wenn einem menschen etwas schlimmes passiert ist sollte er/sie/es am besten erstmal zu guten freunden gehen.

man kann die definitionsmacht nicht mal mehr als politikum mit worten verteidigen, aber sie soll dazu dienen, menschen bei (kontinuierlichen) sexuellen übergriffen zu verteidigen? irgendwie ist das hier alles argumentativ so ne echte abwärtskurve...

"Eure Beschreibung gibt die vielfach erfahrene Lebensrealität in den Zentren meiner Erfahrung nach nicht wieder. Nicht einmal im gesellschaftlichen Normalbetrieb der Schule, Universität, Arbeit habe ich erlebt, dass mit Vergewaltigungen auf die von euch beschriebene Art umgegangen wird. Selbst im sexistischsten Ort, den ich kenne, der Proll-Disko, in die ich ab und zu gehe, habe ich nie eine solche Kultur erlebt ("Sie wollte es nicht anders" etc). Vergewaltigung ist geächtet - so ist meine Erfahrung."

 

Das ist schlicht nicht wahr - es sei denn du sprichst ausschliesslich über Vergewaltigung als abstraktes Konzept. Dann, ja, jeder hasst Vergewaltiger, aber leider bloss ein verzerrtes Bild von Vergewaltigungen, das fester Bestandteil der Rape-culture ist. Das ein bestimmtes Bild von Vergewaltigungen gezeichnet wird ("der Fremde, der hilflose Frauen auf dem Weg nach Hause anfällt") hat ja durchaus den Zweck, reale Vergewaltigungen akzeptabel zu machen, weil sie nicht in dieses Bild passen. Da heisst es dann "sie hat es so gewollt", weil sie ihn ja mit aufs Zimmer genommen hat, oder sich falsch gekleidet hat oder weil sie ja in einer Beziehung waren.

 

Ich persönlich habe noch keinen realen, konkreten Vergewaltigungsvorwurf erlebt, bei dem nicht nach dem von den Autor_innen des Artikels geschilderten Muster vorgegangen wurde. Den abstrakten Vergewaltiger, ja, den hasst jeder. Der konkrete, reale Vergewaltiger aber, der ist Freund_in, Kumpel, Genosse_in.

Inwiefern und vorallem wem dient diese "Rape-Culture" denn?! Das ist doch völlig unwissenschaftlich...

 

Vergewaltigungen sind in der Mehrheitsgesellschaft ein sehr sensibles Thema. Du machst hier eben auch den Fehler, dein Verständnis einer Vergewaltigung als eine abstrakte nicht näher zu definierende Handlung zur Norm erheben zu wollen. Bei dir ist es eben eine Vergewaltigung wenn irgendwer oder irgendwas das behauptet. Fehler ausgeschlossen.

 

Eure Diskurse ähneln eher den restriktiven autoriätern Schemen der Mehrheitsgesellschaft.

Nein, ich meinte nicht, dass Vergewaltigung nur als abstraktes Konzept geächtet ist, sondern die tatsächlich stattgefundene Vergewaltigung als Nötigung zur Vollziehung von sexuellen Handlungen mittels Gewalt ist geächtet. Ich weiß nicht, wo du dich bewegst und in deinem Umfeld mag es tatsächlich anders sein - ich habe natürlich nur einen Einblick, wie es "hier" in meinem Erfahrungsumfeld aussieht an Schule, Uni, Arbeit, Konzert, Disko.

Ich glaube, dass das Definitionsrecht-Konzept einen großen Teil seiner Kraft gerade aus dieser aus dieser allgemeinen Ächtung bezieht - es sind sich alle einig, das Vergewaltigung geächtet und verurteilt gehört. Deshalb ist es für das Konzept (ähnlich wie für den Begriff der "rape culture") so zwingend erforderlich, dass nicht über den Übergriff gesprochen wird und das Vergewaltigung (nach Defma-Regel) streng subjektiv bewertet und alle Übergriffe mit Vergewaltigung (als gewaltsame Erzwingung von Sex) gleichgesetzt werden.

Deshalb finden sich auch viele der Leser_innen die Schilderung des ersten Textes (Mathias und Annika) so nachvollziehbar.

Oft geht es nicht um eine Vergewaltigung (gewaltsame Erzwingung von Sex), sondern um einen Übergriff, der, wie im Text, erst einmal keine Vergewaltigung (gewaltsame Erzwingung von Sex) gewesen, später aber als Vergewaltigung nach Definitionsmacht-Konzept definiert wird. Deshalb ist dann auch ein Mann wie Mathias ein Vergewaltiger (jedenfalls ab dem Zeitpunkt, an dem Annika das für sich festgestellt hat).

Es ist deshalb explizit wichtig, dass über die Umstände eines Vorfalls nicht gesprochen wird. Mathias ist ein Vergewaltiger und Punkt.

Wer nach dieser erfolgten Definition noch fragt "Was war denn da los?" "Was ist scheiße gelaufen?" "Wie könnt das in Zukunft aussehen?" "Wie könnte es dir besser gehen, Annika?" "Was können wir machen, damit solche Geschichten nicht mehr passieren, Mathias?" - stellt die Vergewaltigung (nach Defma) in Frage. Er stellt zum Beispiel in Frage, dass Mathias auch eine Bedrohung für alle anderen Frauen ist - weil das subjektive Erleben von Annika objektiv geworden ist. Deshalb ist eine Unterstützung von Mathias als Täter gleichzeitig eine Bedrohung für alle anderen Frauen - und eine Täterarbeit stets an der Schwelle selbst schuldig zu werden.

Also ich hab tatsächlich lange Zeit in einem politischen Umfeld verbracht, dass sich "linksradikal" nannte und Vergewaltigungen WITZIG fand. das war nciht mal geächtet.

ich bin froh, dass es andere Orte gibt, aber die hier beschriebenen gibt es auch. Leider.

...das ist wirklich schrecklich. Wie bist du damit umgegangen?

naja, so beschissen das klingt:  mein Bruder war einer derer, die dort relativ dominant auftraten (allerdings ohne diesen Scheiß), daher hatte ich darüber einen gewissen Schutz/Ansehen.

 

Meine "Taktik", über Jahre hinweg:

- die "überzeugten Sexisten" weiträumig meiden und nie in ihrer Nähe einschlafen o.ä.

- mit denen, die mit Witze machten, aber eher "Mitläufer" waren als miese "Überzeugungssexisten": eine Diskussion nach der anderen führen.

- (queer)feministische und antisexistische Themen einbringen

- Sexisten bei bestimmten Aussagen auch mal so lange anbrüllen, bis sie die Klappe halten. (aber wie gesagt, das funktioniert am besten, wenn du einen einschüchternden Mann sicher auf deiner Seite hast, so dass dich niemand körperlich angreifen wird in dessen Nähe... )

 

Das alles führte dazu, dass langsam die "Überzeugten" fernblieben (oder mal nachdachten und ihre Meinung änderten! ist tatsächlich passiert, aber selten) und die "Mitläufer" anfingen, sich mit bestimmten Themen zu beschäftigen.

Mit den neuen Themen waren dann auch wieder ein paar Frauen* bei der Gruppe dabei.

 

Die echten Arschlöcher sind halt immer noch in linken Zusammenhängen unterwegs (nur eben nicht in meiner früheren Gruppe, sondern in Gruppen, die immer noch ähnliche Ansichten haben/zulassen wie "damals") und ich versuche, Begegnungen mit ihnen zu vermeiden.

 

Ist alles nicht ideal, aber meine frühere Gruppe ist mittlerweile in dieser Hinsicht okay. Aber es hat gedauert.

...finde ich einen guten Umgang, zwar anstrengend, aber du schreibst auch, dass sich auf lange Sicht etwas verändert hat.

Find ich gut, dass du aktiv wirst, dich einsetzt und dich nicht drauf verlässt, dass es andere tun.

habe ähnliches erlebt.... und nicht in irgendeiner winzigen außenseiter-splittergruppe!!!

Die Erwiderung auf die beiden Debattenanstöße ist vor allem einfach fürchterlich unstrukturiert. Es mag sein, Text Nr. 1 arbeitet mit Bildsprache. Wenn einem das unzureichend erscheint, kann man das ja irgendwie benennen, aber die Autor_innen werden ja regelrecht panisch, anstatt sich zu fragen, warum die Leute den Zustand eigentlich darin wieder erkennen und die Moderator_innen darin gleichermaßen nichts grundsätzlich Verwerfliches entdecken. Der einzig wirklich erkennbare Einwand gegen die Diskussion lautet eigentlich: "Der Feminismus hat's eh schon so schwer und jetzt kommt ihr noch an und kritisiert auch noch das Definitionsrecht." Dieser ganze völlig inhaltslose und polemische Stil wirkt verdammt wackelig auf den Füßen. Und es ist schon manch eine Strömung von der Bildfläche verschwunden, als sie hektisch Indymedia angeschrien hat, sich doch bitte so wie früher zu verhalten.

Traurig an diesem Beitrag ist, dass die Verfasser_innen eine Debatte um Defintionsmacht führen wollen. an dem  Artikel "Keine Defintionsmacht für niemand" sind sicherlich kritisierbare Punkte zu finden - wobei ich seine "besondere" Form als Stilmittel zur Anregung einer Diskussion empfinde. Ärgerlich ist, dass als Replik direkt eine fragwürdige Gleichung aufgemacht wird Text = Antifeminismus, Befürwortung von "rape culture". Deswegen soll er gelöscht werden. Das ist ein unterirdisches Niveau und stimmt mich traurig, weil es jede Debatte unmöglich macht. Was soll das? Ist das emanzipatorisch? Jede von mir abweichende Meinung mit einem Bannstrahl belegen zu wollen? Wer so vorgeht, der kann auch Fälle sexualisierter Gewalt und Konflikte nicht lösen. So ist es wenig wunder, warum das "Defintionsmachtkonzept" innerhalb der radikalen Linken auch furchtbare Anwendung findet. Die Art und Weise wie DefMa von vielen Unterstützer_innengruppen als nicht hinterfragbares Sanktionsinstrument angewendet wird, verweist vor allem auf die fehlende Professionalität dieser Gruppen. Diese schadet nicht nur (vermeintlichen) Täter_innen, sondern vor allem den Betroffenen sexualisierter Gewalt selbst. Dass Betroffene sexualisierter Gewalt Unterstützung und Rückendeckung brauchen, sollte selbstverständlich sein. Kritik am DefMa-Konzept sollte nicht sexualisierte Gewalt verharmlosen oder zum Hirngespinst erklären. Klar ist aber auch vor meinem - beschränkten- Erfahrungshintergrund und der Auseinandersetzung mit Texten wie dem Unrast-Büchlein, dass eine solcherart praktizierte "Unterstützung" nicht zielführend ist - mehr schadet als nutzt. Mit großer Sicherheit wird jede Frauenberatungsstelle Betroffenen eine professionellere Unterstützung, Stärkung und Handlungsoptionen bieten können, als die Unterstüter_innen aus dem linken Szenesumpf, die ihr eigenes politisches Süppchen auf den Rücken anderer kocht.

In diesem Fall wird dieser antifeministische Angriff jedoch nicht wie üblich kontrovers umstritten, verrissen oder gar von den linken Administrator*innen entfernt – er stößt vielmehr auf breite Zustimmung.

 

Wieso sollten wir die Diskussion unterdrücken? Kritik am Konzept „Definitionsmacht“ ist kein Sexismus.

Schon abgefahren, was hier bei linksunten in den letzten Tagen so abgeht.

Wir bleiben dabei - die Definitionsmacht ist vor allem eins - ein philosophisch und politisch zu analysierender Gegenstad einer von diversen poststrukturalistischen-dekonstrukivistischen-"franzöisischen"-neohermeneutischen-etc.p.p. Denkrichtungen über die Culture Studies interpretiertes und weiterergeführtes Projekt einer kulturalistischen Linken.

 

Aber was anderes fällt uns in der gegenwärtigen Diskussion hier doch auf: Wenn wir es nicht besser wissen würden, dächten wir, es handele sich um eine absurde PR-Kampange der Autonomen. In wenigsten 10% der nun zum Thema verfassten Texte hier kommt mehr oder weniger explizit die "Tatsache" zum Ausdruck, in der autonomen Szene sei das Ausleben der Sexualität so unglaublich viel freier und vielfältiger als bei den Normalos. 10 Sexualpartner im Leben - ach bei uns Autonomen kommen wir auf diese Zahl nach einer guten Demo!

Solche Diskussionsansätze lehnen wir - gleich welchem Inhalt - ab! Sexualität ist als Frage nach Kategorien sicherlich politisch - die Frage nach der sexuellen Vitalität einer Szene nur sehr eingeschränkt.

Eine weieter Frage könnte dann aber auch in eine andere Richtung gehen - was wir ausdrücklich nicht machen: Liegt die Relevanz der Definitionsmacht evtl. eben in dieser angeblichen sexuellen Aktivität der autonomen Szene.

 

Wie auch immer - unser Punkt ist folgender: Wenn sich die deutschen Automenen von heute vor allem über ihre sexuelle Aktivität und den politische korrekten Umgang mit dieser definieren, sind wir als Gruppe alle sehr froh, selbst nicht mehr Teil dieser Form der automonen Bewegung zu sein.

"Wie auch immer - unser Punkt ist folgender: Wenn sich die deutschen Automenen von heute vor allem über ihre sexuelle Aktivität und den politische korrekten Umgang mit dieser definieren, sind wir als Gruppe alle sehr froh, selbst nicht mehr Teil dieser Form der automonen Bewegung zu sein."

 

gut so, wenn du dich nichtmal mit der scheiße, die in deinem privaten und politischen umfeld passiert, beschäftigen magst, sei deine eigene szene :-*

danke für den text. darin wird eigentlich alles gesagt, was zu sagen war. bin erschüttert über den aktuellen backlash und froh, dass ihr dagegen hält.

ausschluss, keine auslieferung der täter*innen: http://digitalresist.blogspot.de/2013/07/was-soll-uns-die-liebe.html

Ich verstehe jetzt besser, wieso in den meisten Zentren nicht über Definitionsmacht geredet werden darf, obwohl sowohl von Frauen, als auch von *, als auch von Männern innnerhalb geschützter Räume (Wohngemeinschaften oder Freundschaften) viele Zweifel und Ablehnung am Konzept ausgedrückt werden.

Es gibt Definitionsmacht und Punkt! Alles andere ist rape culture

Schon das Thematisieren der Widersprüche rückt Männer in den Verdacht, ein "Täter"  oder "Täterschützer" zu sein, mindestens aber ein "ekelhafter Sexist" - oder eben ein Anhänger der "Rape Culture".  Frauen hingegen wird - schlimmer noch - dann Entsolidarisierung vorgeworfen.

Wenn eine Diskussion stattfinden würde, würde sie laufen wie hier: Anhänger_innen hätten es schwer, Argumente vorzubringen.

Ins Gesicht springen und Verurteilung und weitere Inszenierungen würden folgen.

Wenn Diskussion nicht mehr geht...

...dann ist wohl der beste Weg, nicht mehr drüber zu reden und einfach keine Zustimmung mehr zu geben. Den Leuten und den Auseinanderetzungen aus dem Weg zu gehen. Nicht mehr mitzumachen. Abstimmung mit den Füßen.

Diese Form des passiven Widerstandes ist immer dann gefragt, wenn Diskussion und Verhandlung nicht mehr gehen. Lass die Funktionäre machen. Die Ära geht zu Ende, wenn niemand mehr da ist, der ihre Macht unterstützt.

eine ältere Kritik passend zur im Artikel geführten argumentation

 

https://linksunten.indymedia.org/de/node/82764

Was mir bei der Antwort von "Cosmonautilus" hier aufstößt ist die unsachliche und zu tiefst suggestive Schreibweise:

Am offensichtlichsten wird es bei der inflationären Benutzung des Wortes "antifeministisch", ein starkes Wort, mensch sollte daher vorsichtig umgehen.

(Gilt natürlich auch für andere Wörter, in anderen Debatten, berühmtes Beispiel: Antisemitismus)

Ein antifeministisches Ansinnen - also bewusst gegen den Feminismus gerichtet - ist aus keinem der beiden Texte raus zu lesen (eher im Gegenteil, da auch auf die psychische Verfasstheit von "Annika" verwiesen wird), es wird aber von den Autor*innen rein projeziert.

 

Deshalb hier ganz offen und direkt eine Frage an die Autor*innen:

Kann es - eurer Meinung nach - eine Kritik am Konzept "Definitionsmacht" geben die nicht antifeministisch oder sogar bewusst feministisch ist?

 

Ihr suggeriert in eurem Text nämlich, dass die Kritik am "Defma"-Konzept per se antifeministisch sei, was absoluter Quatsch ist - siehe u.a. "Kein Kavaliersdelikt" (dieser Text ist im übrigen dem unsäglichen "Infantile Inquisition" der Bahamas vor zu ziehen, gerade weil er feministisch argumentiert).

Noch heftiger finde ich, ihr zählt die ersten Kommentare unter dem ersten Artikel auf, ich habe alle diese Kommentare durch gelesen und in manchen wird die Definitionsmacht auch aus einer feministischen Perspektive kritisiert, das lasst ihr aber einfach unerwähnt, bez. unterstellt diesen Kommentaren also ihren Autor*innen auch noch eine antifeministische Gesinnung! Sowas ist einfach unter dem Niveau einer sachlichen, solidarischen und emanzipatorischen Debatte.

 

Aber vielleicht bin ich mit diesem Plädoyer auch einfach naiv und diese Art der "Debatten-Führung" ist schon im Defma-Gedanken angelegt, den da geht es ja bereits darum - in autoritärer Manier - Menschen schlichtweg nicht zu Wort kommen zu lassen.

Es war im übrigen schon immer eine Machttechnick in der Geschichte, Menschen schlicht weg ihre Perspektive und die Artikulation dieser, vor zu enthalten - genau so wie dies schon immer mit einer angeblichen "Notwendigkeit" legitimiert wurde.

"There is no alternative!" Schaut euch um (in Europa), zu sagen es ginge halt nicht anders, ist genau der Gestus von Herrschenden oder Menschen die herrschen wollen.

 

Mein Feminismus sieht anders aus!

Nein. Wir wissen dass es feministische Kritik am Definitionsmachtkonzept geben kann und auch gibt. Wie wir schreiben, wird Defma auch in der feministischen Szene immer wieder diskutiert. Hier war das allerdings nicht der Fall. Darum diskutieren wir auch nicht gegen den keinedefma-Artikel, sondern arbeiten nur seine antifeministische Stoßrichtung und die Parallelen zur Rape Culture heraus. Ich glaube auch dass der Artikel nicht bewusst antifeministisch ist. Vielmehr wird er wohl von unbewussten antifeministischen Motiven getrieben. Das macht ihn aber nicht weniger gefährlich.

Eine feministische Kritik an Defma würde zum Beispiel niemals die patriarchalen Herrschaftsverhältnisse ausblenden und immer die Situation in der sich Betroffene sexualisierter Gewalt wiederfinden berücksichtigen. Sie würde sich dafür interessieren, wie es Betroffenen ohne Defma ergehen würde. Das alles tut keinedefma aber nicht.

"Patriarchale Herrschaftsverhältnisse" - für die meisten in den Zentren ist das so eine Vokabel, die sie einmal lernen und eine Vorstellung, ein grobes Bild damit verbinden von "Frauen werden von Männern unterdrückt" - und damit hat es sich dann...

Meine Erfahrung ist, dass sich viele (auch in den Zentren) damit begnügen. Ihre eigene Rolle nicht reflektieren und deshalb auch nicht dahin kommen, wo sie selbst solche Verhältnisse auch stützen und befördern. Zu bequem ist es wohl, die Welt und das eigene Umfeld einordnen zu können, vor allem sich selbst - in "richtig" und "falsch". Widersprüche, in denen alle leben, werden nicht erkannt und können deshalb auch nicht angegangen werden.

Positionen, die darüber hinaus gehen wollen, sind unbequem und manchmal anstrengend. Ein Muster Angriff und Verteidigung ist leichter.

Weit entfernt von einer ausgeführten Kritik am Patriarchat wird mit Schlagwörtern versucht, das Patriarchat zu erschlagen - ohne zu sehen, dass es damit schon gesiegt hat.

Die Zurückweisung der Kritik des Urpsrungsartikels ist reaktionär und ihre Form autoritär.

Ein Ruf nach Zensur des kritischen Artikels?! Ich habe es selbst erlebt, dass hier auf Indymedia vor knapp zwei Monaten ein Artikel gelöscht wurde, der das diktatorische Vorgehen einer Critical-Whiteness- "Aktivistin" auf der Genderliste behandelte. Die argumentierte nämlich auch mit Definitionsmacht. Als PoC durfte und darf sie noch immer alles in jedem Ton sagen. Weil sie einer von den ideologisch eingeschläferten und sich als "links" fehleinschätzenden Schafen für ein gesellschaftliches "Opfer" gehalten wird. Und weil sie gegen die ideologisch anerkannten "Täter" wettert.

Das in diesen Beiträgen dargestellte Definitionsmacht-Konzept ist nix anderes als ideologisch-diktatorische Gewalt, weil immer eine Perspektive ausgeschlossen bleibt. Hier werden Opfer und Täter (nach den Schemata der eigenen Ideologie re-)konstruiert.

Und damit sind wir meiner Erfahrung nach ganz schnell beim Feminismus. Ich hab mich über zehn Jahre mit Geschlechterforschung wirklich kritisch beschäftigt (also jede eingenommene Perspektive versucht wieder in Frage zu stellen, nach Antworten aus allen Lagern/Fächern gesucht) und meine Erkenntnis ist: Feminismus ist eine Ideologie, die reaktionär is, weil sie die positive Veränderung der Geschlechterverhältnisse für nahezu Alle mehr behindert als fördert.

Ich bin Pädagoge. Es gab (und gibt sie noch immer!) Konzepte "parteilicher" Mädchenarbeit. Parallel dazu gab es "patriarchatskritische" Jungenarbeit, die den bösen Macho-Jungs ihre angebliche patriarchale Dividende schon im Kindsalter konfrontativ übelnahm. In KEINEM Genderseminar meines Studiums wurde Kritik an feministischen Konzepten behandelt (was in anderen Fachbereichen, ja vor allem bei den ach so konsevativen Psychologen häufig vorkam). In einer von rund 20 Veranstaltungen waren männliche Menschen das Hauptthema (und dann tatsächlich auch wohlwollend kritisch behandelt von einem Dozenten). Die Definitionsmacht des Feminismus in Geschlechterangelegenheiten ist aus meiner Perspektive eines der derzeit drängendsten sozialen Probleme dieser Gesellschaft, weil diese Ideologie sich ständig weiter institutionalisiert und ausbreitet und eben NICHT für Gleichbehandlung oder aktiv für faire Gleichstellung sorgt.

Feministisch sein hat deshalb für mich so viel mit emanzipativ sein zu tun, wie in den 20ern des letzten Jahrhunderts Zentrumspartei-Wähler oder in der DDR Parteisekretär.

Ich habe noch nie einen Feministen getroffen, der sich tatsächlich in Ruhe die Kritik an der Ideologie oder auch nur mehrere Aussagen zu strukturellen Benachteiligungen von Jungen und Männern  angehört hätte. Auch aus eigener Selbsteinsicht glaube ich, dass Männer, die die feministische Ideologie vertreten, einer traditionellen Form ritterlicher Beschützermännlichkeit für einerseits angeblich schwache Opferfrauen und andererseits angeblich bessere Menschen "Powerfrauen".

Frauen sind Menschen, die je nach struktureller Möglichkeit in ähnlichem Außmaß wie alle Nichtfrauen lieben, lügen, hassen etc.

 

Statt Definitionsmacht kann mans ja mal mit kritischer Allparteilichkeit versuchen. Statt mit cw oder Feminismus oder welchem *ismus auch immer mit zuhören, kritisch nachfragen (auch seine eigenen Sicherheiten), empathisch nachvollziehen und im Kontakt bleiben. Zensur jedenfalls sollte unterlassen werden, solange nicht Menschen in erheblichem Maße geschädigt oder bedroht werden. Gegen eine engagierte Diskussion spricht ja nix.

[TW: V*rg*w*lt*g*ng wird ausgeschrieben, Thematisierung sexueller Gewalt]

 

(Bemerkung: Ich schreibe über Defintionsmacht im Bezug zu sexueller Gewalt und Vergewaltigung, nicht im Bezug zu anderen Übergriffen und/oder anderen Gewalttaten)

 

Einerseits finde ich dass Prinzip wichtig, denn zu oft wird den Frauen* (jaja, what about teh menz -> es sind nun mal hauptsächlich Frauen*, denen das passiert..) nicht zugehört, wenn sie erzählen, dass sie vergewaltigt wurden, oder es wird abgeschwächt, oder den Frauen* wird selbst daran die Schuld gegeben etc. Aber andererseits gibt es eine riesengroße Befürchtung meinerseits beim Prinzip der Defma:

 

Was ist, wenn ich sage, ich wurde vergewaltigt und dann fragt keine_r mehr nach? Wenn ich etwas so intimes, so etwas schlimmes erzähle, und keine_r fragt "was ist denn passiert"? Ich käme mir ziemlich verarscht vor. Und isoliert. Unterdrückt. Kleingemacht. Unwichtig. Objektiviert (als "das Opfer", die mit der man über das wahrscheinlich Schlimmste, was ihr passiert ist, nicht reden darf..) (=dasselbe Gefühl, was durch die Tat ausgelöst wurde). Und das trotz(!) "Coming-Outs". Und schon wieder wird man nicht angehört, wo einer doch bei der Tat selbst der Gewalttäter nicht zugehörte als man "nein" sagte. Wie gesagt, das sind meine Befürchtungen, und ich weiß nicht mal ob diese zurecht existieren oder ob ich vielleicht einfach etwas falsch verstanden habe, oder es "falsch" umgesetzt wird..

 

Ich hätte gerne eine bessere Alternative zum Prinzip der Definitionsmacht, eines dass Betroffene mit einbezieht, nicht paternalistisch für sie entscheidet, nicht nach patriarchal-geprägten Strukturen auf Gesagtes reagiert. Dann hätte ich evtl auch ein besseres Gefühl.

sagt nicht, dass du über die vergewaltigung nicht reden darfst. sie sagt nur: du musst nicht, wenn du nicht willst.

Ich meinte auch nicht, dass ich nicht darüber reden dürfte, sondern das diejenigen, denen ich das erzähle, nicht nachfragen. (Dass ich über was auch immer ich reden will, auch reden kann, ist mir klar.)

Das sollte nicht passieren, und so kenne ich es auch nicht. "es wird nicht nachgefragt" bezieht sich auf bohrende Fragen zum Tathergang etc.

Selbstverständlich ist die passende Reaktion auf "ich wurde vergewaltigt" irgendetwas im Sinne von "scheiße. Das ist ja furchtbar!" oder so ähnlich und nciht völliges Schweigen.

inwiefern würdet ihr die geschilderte fiktive story eigentlich als sexualisierte gewalt einordnen oder als missverständnis, oder, oder,...?

ich bin zwar nicht cosmonautilus, an die die Frage wohl ging, aber ich beantworte das jetzt mal aus meiner Sicht.

 

Das wird für mich aus der fiktiven Situation tatsächlich nicht deutlich, weil dort dafür entscheidende Informationen fehlen, zb jegliche "Innensicht" von Annika während des Sex. Es werden fast nur äußere Handlungen geschildert und auch die nicht sonderlich präzise.

Na das trifft doch den Kern des Problems. Wer entscheidet denn über sowas?

Grenzen sind nunmal persönlich, bei jedem verlaufen sie anders. Insofern musst du das Annika fragen. Und genau das tut die Definitionsmacht.

 

Die fiktive Geschichte dagegen entmündigt Annika. Ihrer Einschätzung, dass es eine Vergewaltigung war, sollte nach Meinung der Autoren nicht geglaubt werden.

wieso stellt die fiktive geschichte annika als entmündigt dar? sie kann sich doch entscheiden, was sie machen will und sie tut es auch. und die "meinung der autoren" hast du auch eigenmächtig zusammengestutzt.

Sie wird nicht als entmündigt dargestellt, sie WIRD entmündigt, indem ihr die Fähigkeit sexualisierte Gewalt zu erkennen, abgesprochen wird. Und an der Meinung der Autoren habe ich überhaupt nichts zusammengestutzt, sondern das und nichts anderes ist schlicht die Grundaussage des ganzen Artikels. Vielleicht liest du dir den Artikel ja nochmal durch.

Ich möchte ja hier garnicht bezweifeln, dass ein nicht geringer Teil der Pro Kommentatoren auf den ursprünglichen Artikel Männer sind. Allerdings wird es mitunter nicht so sein das dies ausschliesslich Männer sind. Und auch wenn klar ist das Feminismus das Thema der weiblich sozialisierten Personen ist und auch sein muss denn wie soll denn eine männlich sozialisierte Person quasi als aussenstehender Bedürfnisse und notwenidgkeiten richtig erkennen, so darf dies kein Ausschluss Kriterium sein. Und um das mal klar zu stellen die praktizierten Formen von defma sind einfach nur kompletter scheiss. Einmal abgesehen von den Problematiken die schon beschrieben wurden, was machen wir denn mit vermeindlichen Tätern? Rqusschmiessen ausgrenzen... Und dann? Ändert sich dadurch das verhalten der Person Reicht es aus die Leute auszuschliessen aus dem eigenen Hort der glucksseligkeit in die nächste Kneipe Disco oder wqsauchimmer, wo die Personen dann genauso weitermachen wie bisher? Sollte nicht auch mit Tätern am verhalten selbiger gearbeitet werden? Mag ja sein das das bei euch anders ist, aber ich halte mich auch ausserhalb der Szene auf. Davon einmal abgesehen finde ich die Aufteilung in Feministinnen und antis Recht schwach. Ich darf also wenn ich eine andere Meinung zu diesem Thema habe keine Feministinnen mehr sein? Guckt doch mal genau wie viele Feministinnen es gibt die über den defma Tellerrand gucken es sind sehr viel mehr als ihr denkt nur brülllen die nicht den ganzen Tag Autoritär rum

ihr schreibt von den autoren... warum nicht gegendert. ich geh jetzt mal davon aus dass ihr schon was von gendersensibler sprache versteht. seid doch feminist_innen.

 

der zug faehrt ab,  richtung nirgendwo, steigt aus bevor es zu spaet ist und kommt von eurer paranoi runter jede defma kritik sei antifeministisch. gibt es akzeptable kritik am defma konzept? immer her damit.

 

revolution ist alles, alles andere quark. zerschlagt staat, kapital und patriarchat!

Ich oute mich jetzt einfach mal als Cis-Typ um dem Bild von DefMa Befürworter*innen einiger Kommentatoren entgegenzutreten. 

Eigentlich kann ich mir bei dem ganzen bashing hier kaum vorstellen, dass ihr euch ernsthaft mit DefMa auseinandergesetzt habt.

 

Anfangs fand ich es auch schwierig möglicherweise, durch Ausnutzung der DefMa, in eine benachteiligte Position zu gelangen.

Die Angst darum ist ja auch verständlich, schließlich sind die Folgen weitreichend, wenn du als vermeintlicher Täter dargestellt wirst. 

Natürlich kann es in seltenen Fällen dazu kommen, dass soetwas passiert, und schön ist es auf keinen Fall,

aber wie rechtfertigt ihr eure absolute Anti-Haltung mit Begründungen a la "jeder Fall ist einer zuviel", wenn demgegenüber massive 

Zahlen von Vergewaltigungen/Übergriffen/Grenzverletzungen stehen, in denen den betroffenen Personen kein Rahmen zugestanden wird, 

darüber zu reden, geschweige denn Handlungsmöglichkeiten den Täter*innen gegenüber eröffnet werden?

Klar ist es Scheiße, wenn es dazu kommt, dass eine Person fälschlicherweise als Täter*in geoutet wird, die Möglichkeit besteht, daher ist DefMa ja auch nicht perfekt, hat aber auch einfach keinen Perfektionsanspruch. Normalerweise bin ich kein Freund von Kosten/Nutzen-Rechnungen, aber hier überwiegt die Zahl der "geschützten" Menschen bei weitem der der fälschlicherweise Angezeigten, daher ist DefMa momentan der einzig sinnvolle Umgang mit sexualisierter Gewalt. Ich kann keine bessere Alternative bieten, daher möchte ich die Folgen des Verzichts auf dieses Konzept auch nicht mitverantworten, aber falls du Vorschläge zur Verbesserung hast, oder sogar eine geniale Idee, mit der die ganze Scheiße verhindert werden kann, nur zu ;-) Ich kenne schlichtweg keine Menschen die Vertreter*innen dieses Konzeptes sind, und nicht offen für eine sachliche Diskussion wären, solange du nicht mit den in etlichen Texten zu dem Thema genannten, üblichen und einfach schlechten Argumenten kommst.

Weiterhin kommt es doch auch einfach auf dich selbst an, wie trittst du anderen Menschen in deinem Umfeld gegenüber, wie gehst du mit ihren Bedürfnissen um, wie hast du Sex? Wenn du ein Arschloch bist und Grenzen Anderer übergehst, darfst du dich gern von DefMa verunsichert fühlen, Ziel erreicht ^^ Wenn du möchtest, dass deine eigenen Grenzen respektiert werden, du genauso die Grenzen Anderer respektierst, und einen auf Konsens basierten Umgang mit deinen Mitmenschen pflegst, brauchst du keine Angst haben. 

 

Zusammengefasst:

DefMa ist kein tollwütiger Hund der willkürlich um sich beißt.

Mich hats dazu gebracht, meine eigenen Handlungen weiter zu reflektieren - für ein schöneres Miteinander ^^

"...aber wie rechtfertigt ihr eure absolute Anti-Haltung mit Begründungen a la "jeder Fall ist einer zuviel", wenn demgegenüber massive
Zahlen von Vergewaltigungen/Übergriffen/Grenzverletzungen stehen, in denen den betroffenen Personen kein Rahmen zugestanden wird,
darüber zu reden, geschweige denn Handlungsmöglichkeiten den Täter*innen gegenüber eröffnet werden?"

funktioniert es denn? also nicht nur theoretisch, sondern so mit realität und so?

...auch ist jede Vergewaltigung eine zuviel und Übergriffe und Grenzverletzungen sollen zurückgedrängt werden.

Es dreht sich bei dieser Diskussion nicht darum, sexistischer Gewalt nicht mehr entgegenzutreten!

Es dreht sich darum, Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, die weitere Verletzungen auch für die Betroffenen von Grenzverletzungen ermöglichen - das Konzept der Definitionsmacht hat das nicht erreicht.

Es hat erreicht, dass autoritäre Strukturen gestärkt werden und mit ihnen eine Atmosphäre des Schweigens und des Gehorsams, des Gerüchts.

Schweigen und Gehorsamkeit sind die Nährboden von Verletzung und Vergewaltigung. Eine Kultur des Streites, der Auseinandersetzung, der Wahrnehmung von eigenen Bedürfnissen, eigenen Grenzen ermöglicht auch, diese Grenzen zu respektieren und für sie einzutreten.

Moralische Gut-Böse Festschreibungen (Du bist Opfer!) tun das nicht, so verführerisch einfach ihre Wahrheit und ihre Praxis auch sein mag.

erstmal danke für deine erwiderung, allerdings gibt es direkt einige punkte, die mich vermuten lassen, dass du dich nicht wirklich mit dem thema beschäftigt hast. das per defma leute viktimisiert werden mag vielleicht an falscher umsetzung liegen, allerdings wirst du schwerlich defma ansätze finden, die sowas befürworten/fördern. weiterhin erschließt sich mir nicht inwieweit defma einer wahrnehmung der eigenen bedürfnisse/grenzen entgegensteht? ich finde eher, das ist eine grundlage dafür. wie sollen -autoritäre strukturen- per defma gestärkt worden sein, wenn sie vorher nicht vorhanden gewesen sein können? wir reden hier von strukturell benachteiligten gruppen. 

also wenn du dich in kreisen bewegst, in denen defma als "gewaltherrschaft- empfunden wird, versuche bitte einfach, dich wirklich damit zu beschäftigen, und eröffne dann eine sachliche diskussion. halbwissen ist hierfür einfach nicht förderlich. 

Nein, ich bewege mich nicht in Kreisen, die Defma als Gewaltherrschaft empfinden - und ich selbst empfinde es auch nicht so.

Das Defma-Konzept hindert mich auch nicht an der Wahrnehmung meiner Bedürfnisse, habe ich das geschrieben?

Ich habe geschrieben, dass autoritäre Strukturen nicht dazu geeignet sind, Menschen zu stärken, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und für sich selbst und andere einzutreten, Grenzen wahrzunehmen und zu respektieren. Eher befördern solche Strukturen Konformität, Gehorsam, Unfähigkeit zur Auseinandersetzung. Und das sind dieselben Strukturen, die auch sexualisierte Gewalt begünstigen.

Es kann sein, dass autoritäre Strukturen schon vor Defma die Szene beherrschten - und das dieses Konzept sie einfach nur noch einmal gestärkt hat.

Ich kann es nicht ganz genau sagen, aber meine Wahrnehmung und mein Gefühl geht in folgende Richtung:

Wenn mir ein Mensch etwas nicht erklären kann oder will oder als selbstverständlich voraussetzt, einfach sagt: Hey, du hast Halbwissen, beschäftige dich doch erst einmal und dann wirst du sehen, es ist so, wie ich sage - dann kriege ich schon den Eindruck, dass eher Gehorsam gefragt ist als Verständigung.

 

Na ja. Und ich habe mich damit beschäftigt und andere Leute auch und es gibt eben Fragen und Kritik.

Hm. Wir liegen da einfach auseinander in unserer Erfahrung, aber ich freue mich, dass es bei euch wohl ganz gut und für dich zufriedenstellend läuft.

 

Defma funktioniert bei uns gut.

Defma funktioniert bei uns nicht so gut.

dank an die person die ihre erfahrungen teilt und an cosmonautilus:

http://cosmonautilus.blogsport.de/2013/07/15/definitionsmacht-aus-betrof...

...ich finde deine Erfahrung interessant. Wie war dein Verhalten, bevor du mit Definitionsmacht konfrontiert wurdest? Es ist ja hier anonym, insofern wärs kein Problem, dazu was zu sagen. Warst du vorher anders beim Sex und hast deine Partner_in übergangen?

Ebenso die Frauen*: Wie war euer Umgang mit Sex euren Partner_innen vor Definitionsmacht-Konzept und wie waren eure Partner_innen?

Was ist für euch eine Grenzverletzung? Worum geht es euch bei der Definitionsmacht? Wie setzt ihr euch damit auseinander?

Habt ihr schon einmal eine Situation gehabt, wo euch ein Typ durch genervt hat? Wie seid ihr damit  umgegangen? War es möglich, das anzusprechen?

Können Blicke auch Grenzverletzungen sein, die ein Ausschluss aus einer Stadt rechtfertigen?

Wenn ihr massive Grenzverletzungen mitbekommen habt, war es nicht möglich, dass zu thematisieren? Brauchtet ihr eine Gruppe, die euch unterstützt hat dabei?

Ist jegliche Grenzverletzung völlig subjektiv, so dass ein gemeinsames Sprechen gar nicht möglich ist, weil auch ein Verstehen nicht möglich ist?

Ist es so, dass in eurer Szene Vergewaltigung gutgeheißen wird? Gibt es keine Solidarität diesbezüglich?

Was meint ihr, woran liegt es, das Gewalt kein Thema ist bei euch im Zentrum? Woran liegt es, dass ein Konzept wie Definitionsmacht die einzige Möglichkeit ist, damit umzugehen?

Der Zuspruch der Definitionsmacht hat mir sehr dabei geholfen, mir zugefügte Gewalt als solche zu erkennen, zu benennen und akzeptieren zu können, dass ich nicht Mitschuldige bin, weil ich mich nicht klarer gewehrt hatte.

Ich habe Definitionsmacht immer zusammen mit sehr großem Verständnis, Unterstützung und Rücksicht erlebt. Der Zuspruch, selbst aus mir heraus entscheiden zu dürfen, was ich als Übergriff empfand und was nicht, hat mich sehr befreit und mir unglaubliche Last abgenommen.

Als Opfer von (sexueller) Gewalt fühlt man sich extrem machtlos und schwach. Dadurch, dass man mir direkte Definitionsmacht zugesprochen hat, konnte ich aus dem Gefühl der absoluten Ohnmacht herauskommen und mich selbst wieder als wertvoll und "ermächtig" fühlen, erhoben über den Täter, der nun nicht mehr größer als ich wirkte.

 

Jede Praktik ist kritikwürdig und die Umsetzung wird immer hier und da Mängel aufwerfen. Je offener alle damit umgehen, desto besser werden wir werden und einen guten Umgang mit Gewaltvorfällen finden.

Der herablassende Artikel über die DefMa hat mich jedoch zutiefst schockiert!

 

Für mich geht es bei DefMa darum ein Gleichgewicht zwischen allen Menschen herzustellen. Ein*e Farbige*r hat mir als Nichtfarbiger Person gegenüber genauso eine Definitionsmacht, was Rassismus angeht. Wer bin ich, einem jahrhundertelang unterdrücktem Volk zu erklären, was sie als Rassismus zu empfinden haben? Wer bin ich, Frauen zu erklären was sie als Sexismus zu empfinden haben?

 

Ein Unterdrückter Mensch ist nur dann wirklich frei, wenn er den ehemaligen Unterdrücker selbst unterdrücken kann, das Machtverhältnis umkehren kann. Denn nur aus der Entscheidung heraus, es nicht zu tun und mich freiwillig in ein Gleichgewicht zu stellen, bin ich gleichberechtigt.

Als Antwort auf unseren Text gegen die Angriffe auf die Definitionsmacht auf Indymedia, haben wir eine anonyme Zuschrift bekommen, in der wir gebeten wurden, den folgenden Text über dieselben Kanäle zu veröffentlichen, die unser Artikel Märchenstunde auf Indymedia genommen hat. Wir halten viele Gedanken des Textes für richtig und eine persönliche Perspektive aus Betroffenensicht für eine große Breicherung. Wir veröffentlichen und anonymisieren ihn auf unserem Blog mit Einwilligung der Autor*in:

http://cosmonautilus.blogsport.de/2013/07/15/definitionsmacht-aus-betroffenensicht/

Warum feiert ihr denn die GJ und LJs so?

 

So arbeiten schon seit Jahren in der Grünen Jugend und seit einem Jahr in der Linksjugend [’solid] Awareness-Gruppen nach den Prinzipien der Definitionsmacht. Der Bundesarbeitskreis Queer der Linksjugend [’solid] hat vor wenigen Wochen erstmals einen Flyer zum Thema Definitionsmacht und Zustimmungskonzept veröffentlich.

 

afaik hat die solid zwar ne Awareness, die hat aber nix zu sagen weil die Mehrheit der Leute/Aktiven da die DefMa ablehnen oder nicht ernst nehmen, und könnte entsprechend auch keinen von ner Veranstaltung werfen.

Zur GJ weiß ich nichts genaues, aber ich kenne Leute die sagen dass DefMa da auch nicht so richtig akzeptiert ist/angewandt wird.

Und dieser BAK Queer der solid besteht vor allem aus Hetero-Cis-Männern die sich selbst feiern wie antisexistisch und so sie doch sind, und mit ihrer mackerigen Art auch wieder Herrschaft ausüben, und das bei QUEEREN Themen, weil sie damit den Raum frei halten von gesellschaftlich marginalisierten Queers* - denen gehen die Protagonisten des BAK Queer nämlich auf den Keks oder sie haben schonmal den ein oder anderen -ismus von besagten "Queer"mackern abbekommen und tauchen da deshalb nicht auf.

Der Text "feiert" GJ und LJS nicht, sondern nimmt die beiden Verbände als Beispiel dafür, dass das Defma-Konzept erfolgreich an Boden gewinnt, denn Defma-orientierte Awareness-Strukturen sind dort ein Novum. Das geht so auch unmissverständlich aus dem Text hervor.

Ansonsten hast du Recht, im Gesamtverband gibt es keinen Defma-Konsens. Die Awareness-Struktur ist allerdings ein erster Schritt in die richtige Richtung und wurde vom Bundesverband und von allen Landesverbänden anerkannt, die dazu bisher Entscheidungen getroffen haben.

 

Deine Einschätzung zum BAK Queer finde ich falsch. Da sind sehr wohl Frauen maßgeblich aktiv und auch viele reflektierte feministische Männer, die wenigsten sind Hetero-Cis. Die Männer von denen ich glaube, dass du sprichst sind da schon länger nicht mehr dabei und hatten nie Einfluss.

... weiß Jede_r, die/der sich eine Zeit lang in linken Kreisen einer beliebigen deutschen (Groß-)Stadt bewegt hat. Angenommen, es gibt einen Rauswurf, z.B. von einer Party, durch die Awareness-Gruppe, veranlasst durch die Betroffene eines Übergriffs. Ab diesem Zeitpunkt gibt es in 95% aller Fälle zwei Möglichkeiten, wie sich die ganze Sache weiterentwickelt: 1. mit ein paar Tagen Abstand und klarem Kopf sieht der/die Beschuldigte (ja, ich habe tatsächlich schon Frauen* in dieser Rolle erlebt) ein, dass er/sie Mist gebaut hat, und bringt an die Betroffene und/oder (sofern vorhanden) eine Ernst gemeinte Entschuldigung und ein Gesprächsangebot. Das wird angenommen, die Sache ist geklärt. Meiner durchaus langjährigen Erfahrung nach der weitaus häufigere Ablauf. Wenn das die "verschwiegenen Erfolge der DefMa-Arbeit" sind - bitte schön, dafür muss mensch sich nun aber wahrlich nicht (virtuell) die Köpfe einhauen.

2. Der oder die Beschuldigte ist sich keiner Schuld bewusst und/oder die Betroffene sieht sich nicht zu einer Versöhnung im Stande, aus welchen Gründen auch immer. Es werden verschworene Gespräche in verschiedensten Zirkeln geführt, die natürlich alle "streng vertraulich" sind, schließlich soll es ja keine Retraumatisierung geben. Wer weiß, wie klatschfreudig bspw. die Berliner "Szene" ist, weiß auch, das ein derartiges Vorhaben grandios zum Scheitern verurteilt ist. Natürlich erfährt nie jemensch außerhalb der verschworenen Zirkel das komplette Bild dessen, was vorgefallen ist, aber es wissen genug Menschen gerade so viel, dass sich die wildesten Gerüchte entwickeln. Im Endeffekt gibt es eine Lagerbildung, z.B. innerhalb der Party-Orgagruppe, je nachdem, wer von welchem Gerücht erfahren hat (Anm.: ich rede hier natürlich von Zusammenhängen, die nicht geschlossen hinter DefMa stehen). Das ist seltener, kann aber schon mal dazu führen, dass einer lebenslanges Hausverbot in einem linken Laden bekommt.

 

Und die restlichen 5% der Fälle? Da wird's dann richtig krass, bis hin zu Gruppenspaltungen, körperlichen Übergriffen und Saalschlachten (wir erinnern uns an den Vergewaltigungsvorwurf gegen eine Person der damaligen AAB, der sehr schnell in einen Grundsatzkonflikt zwischen (DefMa-)Unterstützer_innen der Betroffenen und jenen, die beide Seiten anhören wollten, eskalierte).

...ich komme nicht aus Berlin, sondern aus Zentren in Norddeutschland. Und tatsächlich: Genau so auch meine Erfahrung.

 

Wenn es so läuft, dass jemand rausgeschmissen wird, sich entschuldigt und die Sache dann gegessen ist - das ist nun wirklich ziemlich normales Leben, oder? Läuft auf keinem Feuerwehrfest anders ab. Wird dafür Defma gebraucht? Nein. Es geht ja eher um einen relativen Konsens, der in der Szene schon vorhanden ist.

Wenn Betroffene_r und Beschuldigte_r sich nicht einigen - beide finden sich und ihr Verhalten völlig in Ordnung - dann wirds hakelig.

Und hier habe ich auch genau dasselbe erlebt wie du: Defma führt nicht dazu, dass irgendwo ein "stiller Raum" entsteht - sondern vielmehr Gerüchte, Mutmaßungen etc. Weil nicht offen drüber gesprochen wird. sondern nur in WG-Küchen etc, entstehen immer verhärtetere Fronten. Und das führt dann dazu, dass es auch für die verschiedenen Lager nur noch drum geht, wer jetzt "Recht" hat. Es geht dann auch meist nicht mehr um die Betroffenen oder Beschuldigten, sondern eben um die "Lager". Ja, es kann sich daraus ein lebenslanges Szeneverbot entwickeln, habe ich auch schon erlebt.

Richtig mies ist es, wenn zwischen den verschiedenen Lagenr noch andere politische Streitigkeiten liegen... Dann gehts nur noch um Gruppen-bashing, das hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Vorfall zu tun, da gehts dann um ganz andere Sachen.

Immer wieder dasselbe Bild.

Pauschalkritik an Defma, aber Alternativen will keiner nennen.

 

Wie soll das denn bitteschön aussehen: Ein "offenes darüber sprechen", außerhalb von WG-Küchen und geschlossenen Kreisen?

'Nen schönes großes, offenes Plenum vielleicht, zu dem alle eingeladen sind, damit ja keine Gerüchte entstehen, auf dem die Betroffene erklärt wann, wohin und wie stark der Täter sie begrabscht hat? Und auf dem der Täter und seine Buddys dann erklären dürfen, warum die Betroffene alles falsch verstanden hat, überreagiert oder lügt? Am Ende wird dann demokratisch darüber abgestimmt wer überzeugender ist? Ist das vielleicht eure Alternative zur Defma?

Dann bedeutet das nichts anderes als dass ihr euch damit abfindet, dass unheimlich viele Betroffene lieber schweigen, als sowas über sich ergehen zu lassen.

Und das ist auch der Kern des Problems: Euch interessieren reale Übergriffssituationen überhaupt nicht, ihr schert euch einen Dreck um die Bedürfnisse von Betroffenen und das Patriarchat bekämpft ihr lieber mit Flyern und Fäusten. Wichtig ist nur, dass nicht irgendeine Frau dahergelaufen kommen kann und euch arme Männer ungerechtfertigt einen sexualisierten Übergriff unterstellen kann.

So, wie du es beschreibst, so beschreibst du wahrscheinlich auch Betroffenen die Situation, die eintritt, wenn eine Auseinandersetzung über ein Scheiß-Verhalten stattfinden soll, oder? Kein Wunder, dass sich da dann keine_r drauf einlässt... und nur noch Angst hat.

 

Es ist deutlich geworden, dass es sicherlich Alternativen zu Defma gibt - schließlich wird meist gar nicht nach dem Definitionsrecht-Konzept gearbeitet, sondern nach einem bunt zurechtgewürfelten "gucken wir mal".  Und wenn du eine Alternativ-Konzept verlangst, in der es kein Unglück und keine Verletzungen mehr gibt, da kann dir niemand weiterhelfen, auch, wenn es sehr schön wäre.

Es geht hier drum, wie schlimme Verletzungen auch für die Betroffenen besser vermieden werden können. Und es geht drum, ob Defma durch seinen autoritären Ansatz nicht auch dazu führt, dass letzten Endes weniger Auseinandersetzung stattfindet, dass weniger über Sexismus geredet wird, noch mehr Dinge im Dunkeln bleiben, die Leute noch weniger imstande sind, ihre Grenzen gegen andere deutlich zu machen.

Und auch du wägst - genau wie die Defma-Kritiker_innen ab, was wohl für die Betroffenen letzten Endes besser ist, womit sie sich besser fühlen. Und auch du wägst ab, womit Sexismus und sexualisierte Gewalt am besten zurückgedrängt werden kann.

Du selbst sagst auch, dass das Definitionsmacht-Konzept auch seine Tücken hat...

Und die Kritik, die hier diskutiert wird, versucht gerad herauszufinden, wie es besser laufen kann - für die Betroffenen und für alle.

"Und auch du wägst - genau wie die Defma-Kritiker_innen ab, was wohl für die Betroffenen letzten Endes besser ist"

 

Dieser blödsinnige Paternalismus-Vorwurf an die Defma wird nicht richtiger, indem ihr ihn tausendmal wiederholt. Was ist eigentlich so schwer daran zu kapieren? Defma heißt _die_Betroffene_ entscheidet, wie mit dem Fall umgegangen wird. Das heißt, WENN die Betroffene den Fall öffentlich machen will, dann passiert genau das, WENN sie ein Plenum will, passiert genau das und WENN sie es nur innerhalb ihrer Unterstützer*innengruppe besprechen möchte passiert genau das.

Die Ablehnung der Defma ist es, die der Betroffenen nur eine Möglichkeit lässt: versuchen genügend einflussreiche Leute davon zu überzeugen, dass es einen Übergriff gegeben hat, auf das Risiko hin, durch Täterschützer und Täter fertig gemacht zu werden.

Es ist überhaupt nicht "deutlich geworden" welche Alternative es gibt. In dem Fall um den hier konsequent herumgerdet wird, in dem eine Betroffenen NICHT über den Vorfall sprechen kann, ist sie bei allen Konzepten, außer der Defma, auf sich allein gestellt.

...und schieb nicht alles den Betroffenen zu.

Mir geht es auf den Geist wie Unterstützerinnen-Gruppen immer behaupten, sie würden nur tun, was die Betroffenen wollen und ansagen - und keine eigenen Interessen dabei verfolgen. Ich finde dieses Verhalten von vielen Unterstützerinnen manipulativ und feige.

Letztlich verstecken sich in "Unterstützerinnen-Gruppen" einfach oft Menschen, die sich nicht trauen, ihre eigenen Konflikte auszutragen - sie tun das auf Kosten der Betroffenen, hinter denen sie sich verstecken.

Wenn es Mackerverhalten gibt, das dich nervt, tu was dagegen, thematisiere es, wehr dich - aber warte nicht immer auf die nächste Hausverbotsdiskussion aufgrund einer Definitionsmacht-Einforderung mit der du dann den ganzen Scheiß, der dich nervt dann auf Kosten der Betroffenen thematisieren kannst.

Wieso sollte eine Frau nicht selbstbewusst auftreten und verlangen, dass so ein Verhalten aufhört und der Typ sonst gehen muss (dein Beispiel hier war Angrabschen)?

 

Wenn du Menschen so hinkonstruierst, dass sie ohne "Schutzräume" und "Unterstützung" völlig "hilflos" der "Gewalt ausgeliefert sind" und im Plenum nach dem "Trauma" des Angrabschens dann eine "Retraumatisierung" droht  - dann wundere dich nicht drüber, wenn solche Konzepte und Konstrukte eher Selbstvertrauen und Mut wegnehmen.

 

Ist fast so wie früher, wenn den Mädchen und Frauen immer geraten wurde, vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein. (Weil sie doch zum schwachen Geschlecht gehören.) - Deine Einschätzung zum Umgang mit Sexismus ist also: "Frauen: Geht nicht zum Plenum mit euren Anliegen! Versucht bloß keinen Streit! Riskiert auch keine Auseinandersetzung! Die Männer sind viel stärker als ihr! Und sie haben viele Freunde!"

 

Oder?

Hör doch mal auf um den heißen Brei rumzureden und ständig andere Situationen zu erfinden und sag endlich was eine Frau machen soll, wenn sie über die Vergewaltigung nicht reden kann und es nicht in Gegenwart des Täters in der Szene aushält!

Lebenslange Hausverbote durch die Unterstützer_innen Gruppe durchsetzen lassen wegen nicht_zu_bennendem_Verhalten:=Vergewaltigung

Das ist zwangsläufig die einzige Hoffnung für die Frau, anders kann ihr unmöglich geholfen werden.

 

really?

Nein. Manchmal reicht ein klärendes Gespräch. Manchmal nur eine Zeitlang eine Distanz. Manchmal nur der Ausschluss aus einigen wenigen Kontexten. Und manchmal ein unbefristeter Ausschluss. Das liegt ganz bei den Bedürfnissen der Betroffenen, die die DEFINITIONSMACHT hat.

 

Und was eine Vergewaltigung ist und was nicht, das definierst also lieber du, anstatt der Betroffenen? Tolles Konzept.

 

Und du hast immer noch keine Alternative zur Defma genannt, die auch nur halbwegs Shutz und Sicherheit für Betroffene von sexualisierten Übergriffen bietet.

Die Alternative ist, bei solch schweren Anschuldigungen wie einer Vergewaltigung zu schauen, ob da was dran ist oder nicht. Aber ganz sicher nicht dem (realen oder vermeintlichen) Opfer blind zu vertrauen.

" schauen, ob da was dran ist" - genau, am besten mittels gynäkologischer Untersuchung und Befragung der Betroffenen, so wie es in der bürgerlichen Justiz passiert, oder was?

Jetzt mal ehrlich, warum gehst du nicht gleich zur bürgerlichen, sexistischen, vergewaltigenden Gesellschaft zurück? Du willst doch gar nichts ändern an ihr.

Du arbeitest nämlich offensichtlich mit den gleichen Grundsätzen und Methoden.

Genau so wenig wie ein entschlossener Umgang gegen Übergriffe.

 

Defma braucht keine Alternative, es muss lediglich weggelassen werden - um endlich mal Platz zu machen für eine Auseinandersetzung über das Thema, die hilft.