Pressemitteilung: Besetzung des Westdeutschen Rundfunks Köln (WDR) - in Solidarität mit den Asylsuchenden im trockenen Hungerstreik in München!
Wir besetzen heute (Samstag, 29.06.2013) einen Teil der WDR-Zentrale, um dazu beizutragen, den Blick der Öffentlichkeit endlich nach München zu lenken. Heute befinden sich dort immernoch 55 Asylsuchende bereits im 8. Tag ihres Hungerstreikes und im 5. Tag ohne Flüssigkeitsaufnahme (Trockener Hungerstreik!). Die Menschen dort schweben akut in Lebensgefahr. Politik und Medien müssen endlich auf die Forderungen der Asylsuchenden eingehen!
Wir veröffentlichen auf diesem Weg die letzte und die erste Pressemitteilung der Asylsuchenden:
5. Pressemitteilung der Asylsuchenden im trockenen Hungerstreik - 28.06.2013
Quelle: refugeetentaction.net
Wenn unsere Körper zu unseren Waffen werden
Heute
ist der 7. Tag des generellen Hungerstreiks und gleichzeitig der 4. Tag
des trockenen Hungerstreiks. Bis jetzt sind 21 von uns kollabiert und
wurden zwischenzeitlich ins Krankenhaus gebracht, während die Regierung
zahlreiche Versuche unternimmt, diesen Protest ohne jegliche
Gegenleistung zu stoppen, anstatt Verantwortung zu übernehmen und eine
Lösung zu finden. Letzte Nacht gegen 23:00 Uhr wurde unser Vermittler
von den Behörden zu einem anderen Ort bestellt, um ihm ein neu
aufgebautes medizinisches Zelt zu präsentieren. An dem Ort, zu dem sie
ihn führten, stand jedoch kein Zelt dort, sondern es fand nun ein
unangekündigtes Treffen statt, in dem immenser Druck aufgebaut wurde, um
immer weitere Schwierigkeiten zu erzeugen und uns von unserem Kampf
aufzuhalten.
Dies ist unsere letzte Nachricht
Heute,
am Freitag den 28. Juni, verkündet die erste Gruppe der Asylsuchenden
im trockenen Hungerstreik, bei vollem physischen und psychischen
Bewusstsein, dass sie keinen Schritt zurückweichen werden, bis ihre
Vorderung erfüllt ist, und bis zu diesem Zeitpunkt weisen sie jede
Behandlung von Ärzt_innen zurück! Die deutsche Regierung muss erkennen,
dass politische Spiele vorüber sind und dass es nur zwei Einbahn-Straßen
zu beschreiten gibt:
Entweder
die Erfüllung der exakte Forderung der hungerstreikenden Asylsuchenden
oder Bobby Sandes und Holger Meins auf den Straßen Münchens!
1. Erklärung der hungerstreikenden Asylsuchenden - 23.06.2013
Von: Streikenden Asylsuchenden in München – Deutschland
An: Angela Merkel, Deutsche Bundeskanzlerin und Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichtes
Wir
sind Aslysuchende aus verschiedenen Ländern, die in Deutschland wohnen
aber vom Leben in Isolationslagern, dem Ausschluss von Bewegungsfreiheit
und allnächtlichen Alpträumen von Abschiebungen geplagt werden.
Wir
sind nicht Willens in dieser Situation zu leben - nicht einmal einen Tag
mehr. Wir sind in dieser Situation nur noch am Leben, weil wir wissen,
warum wir hier sind.
Wir
sind hier wegen des Krieges (mit den Waffen und den hoch entwickelten
Unterdrückungstechnologien die in Ihren Ländern hergestellt wurden), der
unsere Sicherheit in den Gebieten zerstört hat, wo wir geboren wurden.
Wir sind hier wegen hunderter Jahre Kolonialisierung, Ausbeutung und
fatalen Wirtschaftsboykotts, die die politische und ökonomische
Infrastruktur peripherer Länder zerstört haben. Wir sind hier, weil Ihre
Regierungen politische und wirtschaftliche Freundschaften mit
Diktaturen schließen und somit außerhalb der Grenzen der ‚ersten Welt’
die Möglichkeit zum Formieren von zivilem Widerstand in diesen
geographischen Bereichen zerstören.
Deswegen
sehen wir die Deutsche Regierung (und andere Regierungen der ersten
Welt) nicht in der Position, uns um die Gründe für unser Hier-Sein zu
fragen oder in ihrem eigenen Rechtssystem darüber zu urteilen. Wir
wissen, dass Wohlfahrt und Sicherheit ein Recht für Alle ist, und um
unsere frühesten Rechte des Menschen (Recht zu Bleiben, Recht auf
Bildung, Recht auf Arbeit, Bewegungsfreiheit, Recht auf freie Wahl des
Lebensortes etc.) zu realisieren, gibt es für uns nur eine Möglichkeit,
und das ist die Anerkennung unserer Asylanträge.
Heute
in den Straßen von München, im Herzen des sogenannten demokratischen
Europas, sind wir in den Hungerstreik getreten, um unsere
Asylanerkennung nach Artikel 16 zu bekommen, und setzen der deutschen
Regierung eine Frist von drei Tagen, um diese Forderung zu erfüllen.
Jetzt
sind Sie verantwortlich für unser Leben, und wir wollen für alle
klarstellen, was im 21. Jahrhundert wichtiger ist: Das Leben von
Menschen oder ein paar Stücke Papier?
Die hungerstreikenden Asylsuchenden in München
Kontakt nach München:www.refugeetentaction.net, 015738269852
WDR
solidarität!!