Sehr geehrte Frau Kanzlerin,
Der Gedanke an eine politische Aktion ist keine Kunst. Wohl aber, diesen in die Tat umzusetzen.
Sicher, die Revolte beginnt im Kopf.
Doch ist es nicht so, dass sie dort meist auch ihr Ende findet?
Ist es nicht so, das die aufständischen Überlegungen niedergeschmettert werden, ehe sie dem Kosmos der Gedankenwelt entstiegen sind?
Und ist es nicht so, verehrte Frau Kanzlerin, dass nicht nur unsere Faulheit, sondern viel mehr der Staat dies bewirkt?
Ich sage: Der Staat engt uns ein, beraubt uns unserer Entscheidungsfreiheit. Beginnt seine repressive Gewalt anzuwenden, ehe wir uns zu wehren vermögen. Erstickt er doch jede Auflehnung im Keim.
Nimmt er uns die Freiheit – Nimmt er uns die Luft zum atmen.
Wozu also aufbegehren? Weil der Staat an sich ein Fehler ist. Nicht, weil er die, ihm obliegende, Macht missbraucht, sondern weil er sie besitzt.
Jeder Versuch der Repression gegen das einfache Volk, muss mit allen, zur Verfügung stehenden Mitteln, unterbunden werden. Ist er doch ein Versuch der Unterdrückung des freien Individuums selbst.
Jeder Versuch der Rechtfertigung dieser indirekten Folter kann, muss, als Verrat am eigenen Volk angesehen werden.
Sehr geehrte Frau Kanzlerin, Sie sagen, Sie würden das Land politisch auf den richtigen Weg bringen.
Doch was ist das für ein Weg, der die Enthumanisierung des Einzelnen einleitet, der Ungerechtigkeit schürt und unverhohlene Demagogie nutzt, um freiheitliche Gedanken vehement zu bekämpfen?
Denn ein Mensch, der seiner Überzeugung beraubt wurde, ist nicht länger ein Mensch. Er bleibt eine existierende Hülle seiner selbst. Dies geschieht im Sinne des Staates. Im Sinne der wenigen Machtinhaber, aus eben diesem Grund. Nämlich die Dominanz zu wahren, die sie ihr Eigen nennen.
Ich sage: Der bewaffnete Kampf ist konterrevolutionär.
Doch sagen Sie mir, verehrte Frau Kanzlerin, was ist die Alternative?
Was die Möglichkeit, ein Mensch zu bleiben?
Hochachtungsvoll
Kritische Anmerkungen
Liebe Autorin,
interessanter Text, aber hier ein paar Anmerkungen, da ich dein Anliegen eigentlich gut finde, aber die Art der Herangehensweise ehrlich gesagt problematisch:
1. Warum adressierst du deine Unzufriedenheit an Angela Merkel?! Was erhoffst du dir davon?
Ist es nicht viel eher so, dass du statt zu demonstrieren so auch noch ihre Machtposition anerkennst und zwar im negativen Sinne.
Sie ist Kanzlerin ja, aber muss man sie deshalb ehren? ...
2. Warum versucht du das "einfache Volk" - wie du es nennst - gegen den Staat in Stellung zu bringen. Ist es nicht eben die Masse der Leute die sich als "Volk" begreift und begreifen möchte, die dieses Gesellschaftssystem stützt und - wie der Begriff Volk schon sagt - "geführt" werden will? ...
Der Kampf für eine befreite Gesellschaft (falls du diese überhaupt willst...geht für mich aus dem Brief nicht so ganz hervor...) muss sich nicht nur gegen die Nation, sondern eben auch gegen die Kategorie "Volk" richten und natürlich gegen zich andere Sachen auch siehe der breite Ismen-Katalog der radikalen Linken. ;)
3. Warum echauffierst du dich über Merkles Anspruch "das Land" auf den "richtigen Weg" bringen zu wollen?
Sich auf die Idee der Nation (und des Volkes) überhaupt einzulassen und dann zu überlegen was der "richtige Weg" für diese ist, ist doch bereits der Fehler. The only good nation is imagination. (Naja, solange es Staaten & Antisemitismus gibt ist ein Schutzraum für Jüdinnen und Juden notwendig, aber gut die Israel-Debatte macht ein anderes Fass auf.)
4. Ich bin auch kein Freund des sog. "bewaffneten Kampfes" (bez. was darunter verstanden wird...) aber warum ist der konterrevolutionär?
(Gibt es da nicht ganz andere Kritikpunkte an dem Polit-Konzept)
Solidarische Grüße
Justus
@Justus Jonas
Props an die Leute, die sich die Zeit nehmen und hier noch jeden Artikel (und sei er auch noch so irrelevant und/oder wirr) inhaltlich adäquat und noch dazu höflich kritisieren.
Antwort
Nur weil man die Meinung einer bestimmten Person nicht teilt, sollte man sie dennoch mit Respekt behandeln. Deshalb schreibe ich "verehrte". Es ist vielmehr eine Höflichkeitsform, die ich mir bewahre, obgleich die Frau mir völlig unverständliche Ansichten hegt, als eine Verehrung im eigentlichen Sinne. Das sollte eigentlich klar sein. Selbstverständlich erkenne ich ihre Machtposition an, was nicht bedeutet, dass ich dies gutheiße. Die Frau leistet viel, dafür gebürt ihr Respekt. Ich besitze nich die Naivität zu glauben, ich könnte mit einem an die Kanzlerin adressierten Brief etwas bewirken. Ich bringe lediglich meine Gedanken zum Ausdruck.
Nein, das hast du falsch interpretiert. Ich sehe nicht die Tatsache "das Land auf den richtigen Weg" bringen zu wollen, als negativ an, sondern den Weg selbst. Wie eigentlich auch aus den nachfolgenden Zeilen hervorgeht.
Der bewaffnete Kampf ist in sodern konterrevolutionär, weil ihn nur ein kleiner Teil der Bevölkerung als gut und notwendig ansieht. Nicht die breite Masse. Siehe RAF. Deren Ansätze waren gut, die Umsetzung allerdings völlig kontraproduktiv. Sie verbreiteten mit ihren Methoden Angst und Schrecken, brachten viele Leute dazu, sich von ihnen abzuwenden, da diese mit jener brutalen Gewald nichts zu tun haben wollten.
Am Ende standen sie als Terroristen dar und hatten nicht das erreicht, was sie eigentlich wollten, was aber vom Prinzip her gut war.
Die menschen wollen keinen Krieg, keinen Terror, keine Waffengewald samt Kollateralschäden.