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Hallo Genoss_innen.

Ich schreibe hier um euch Informationen zu geben was im Moment in Brasilien passiert.

Ich bin aus Brasilien, hier geboren und aufgewachsen in der Stadt Sao Paulo, von wo aus ich euch gerade schreibe.

Das erste was ich euch sagen möchte, ist dass ihr dem was euch der übrige Teil von reddit(Seite des Original-Post Anm.d.Ü.) über die Proteste erzählt keinen Glauben schenken solltet und dem was ich von Genoss_innen aus der ganzen Welt und ihren Medien-Berichten höre, auch nicht.

Die Proteste die im Moment statt finden, haben eine starke Dynamik aber sie haben definitv eine Wendung zum Faschismus genommen.

Der Kontext der Proteste ist folgender:

Die ausschlag gebenden Prosteste wurden von der MPL, Movimento Passe-Livre, organisiert, welches eine Autonome anarchistische Bewegung ist die ihre Basis hauptsächlich in den öffentlichen Universitäten hat.

Ihr Hauptanliegen ist und war immer ein kostenloser, durch die Öffentlichkeit finanzierter Personenahverkehr.

Die Proteste wurde als Antwort auf die Erhöhung der Preise in Bussen und U-Bahnen durch den linken, sozial-demokratischen Bürgermeister Fernando Haddad und den rechten, konservativ sozial-demokratischen Gouverneur Geraldo Alckimin, organisiert.

Die Proteste wurden sogleich von den Kommunistischen Parteien PSTU, PSOL und PCV unterstützt was die MPL aufgrund ihrer anarchistischen Ideologie allerdings ablehnte. Das wird später noch wichtig sein.

Die Medien fuhren am Anfang eine starke Offensive(Berichterstattung) gegen die Proteste, warfen ihnen Wandalismus vor und dass sie von Linksextremisten organisiert wurden.(1)

Sie rechtfertigten das Vorgehen der bewaffneten Militärpolizei von Brasilien, welche zu dieser Zeit im abfeuern von Gummigeschossen in die Gesichter der Menschen(was tödlich sein kann), das verprügeln von hauptsächlich Frauen, den benutzen von Unmengen Tränengas und Peffergas sowie auch dem massiven Einschüchtern und grundlosen Inhaftierungen von Personen bestand.

Die Medien realisierten dann, trotz ihrer massiven Anstrengungen die Proteste zu diffamieren, dass die Bewegung mit ihren Anliegen große Unterstützung in der Bevölkerung fand.

Ein sehr berühmter ultra-konservativer Moderator(einer Fernsehsendung) fragte seine Zuschauer_innen folgende schwerwiegende Frage:

"Unterstützen sie den Wandalismus in den laufenden Protesten?" was diese hauptsächlich mit einem "Ja" beantworteten und ihn damit metaphorisch live begruben.(2)

Die Medien merkten dass sie nicht länger die Bewegung diskreditieren konnten und das auch die meisten ihrer Reaktionären(Anm.d.Ü. wwarum "reaktionär" erschließt sich nicht aus dem Text) Zuschauer_innen bereit waren auf die Straße zu gehen und änderten ihre Taktik.

Wie ich in folgendem Beitrag vorraussagte(3) änderten die Anti-kommunisten(in den Medien) ihre Meinung(4) und fingen an die Proteste zu unterstützen, behaupteten aber auch die Proteste gingen um viel mehr und begannen ihren Zuschauer_innen zu erzählen die Proteste hätten ihre anti-linken Beschwerden zum Inhalt, die die PSDB zum Wahlkampf und gegen die linksgerichtete Arbeiterpartei nutzte.

Der Rest der Medien tat dann exakt dasselbe.

Sie schafften es sogar einen Bericht auf internationalem Niveau zu erstellen und nutzen dabei dieses Video (5).

Dies würde später dazu dienen einen faschistischen Putsch in den Augen der Welt zu legitimisieren.

Hier kommt nun der interessante Teil.

Wie ich bereits in einem vorherigen Beitrag zu eben jenem Video erwähnte(6), werdet ihr merken dass an diesem Video nichts wirklich sozialistisch ist.

(Die) Sozialisten, genau so wie die Konservativen, sind von Korruption durchdrungen, verschwenden Gelder und lassen die öffentlichen Einrichtungen herunter kommen.

WIE AUCH IMMER, das muss im Kontext betrachtet werden dass die Medien seit Jahren an einem negativen Bild der linksgerichteten PT Regierung arbeiten seit diese im Amt ist.

Ein Beispiel dass vielleicht die meisten Sozialisten hier(bei reddit) kennen sind die venezuelischen Medien und ihr versuchter Coup im Jahr 2002(7) gegen Hugo Chavez, der ein Freund des brasilianischen Präsidenten Lula war, welcher der Vorgänger des jetzigen Präsidenten Dilma ist.

Was war die Strategie der Medien dabei? Konstant den Geist der Zuschauer_innen mit der Idea zu bombardieren dass alles linke korrupt ist, um tägliche Anschuldigungen zu produzieren und ein generelles Gefühl der "allgegenwärtigen Krise" zu schaffen.

Dasselbe ist absolut zutreffend für die brasilianischen Medien seit dem Jahr 2000.

Um genau zu sein, Rede Globo, welche das Beinah-Monopol auf alle TV-Ausstrahlungen haben, und welche dem Milliardär Roberto Marinho gehören dessen Vermögen 60 Milliarden Dollar beträgt, hatte in 2007 eine Kampagne gegen die PT Regierung gestartet die von bekannten Berühmtheiten auf seiner Gehaltsliste geführt wurde.

Ich sollte auch alle daran erinnern dass dem Militärptusch im Jahre 1964 ein Marsch mit millionen von Menschen im Gebiet von Guanabare(Bucht in der Nähe von Rio de Janeiro) vorraus ging, indem der Faschismus gefordert wurde und sich gegen den reformistsichen Sozial-Demokraten Joao Goulart ausgesprochen wurde.

Alle, die glauben dass es unmöglich ist dass die extreme Rechte viel öffentliche Unterstützung erfahren kann, sollten aufhören so verdammt naiv zu sein.

So, ihr werdet jetzt sicherlich fragen: "Wie kannst du behaupten dass die momentanen Proteste faschistisch sind? Bist du verrückt?".

Nun, ihr lest dies und seit wahrscheinlich nicht im Moment in Brasilien, seht wie geil die Medien auf die ganze Sache sind.

Ihr seid euch wahrscheinlich nicht bewusst über dass die Agenda gegen Korruption vom Militärchef der (Militär-)Polizei bei den Verhandlungen mit der MPL vorgeschalgen wurde(8).

Ihr seid auch euch wahrscheinlich nicht darüber im klaren dass ein Großteil der Opposition gegen die Arbeiterpartei nicht aus dem Lager der radikalen Linken stammt, auch wenn ich mir das wünschte, wie es sich auch die MPL wünscht, sondern von der PSDB(rechte Partei) und der Hälfte ihrer Wähler_innen kommt mit ihrer Nostalgie für die faschistische Diktatur.

Also gehen sie auf die Straße und fordern eine neue.(9)

Auf dem Schild steht "militärisches Eingreifen jetzt. Für eine demokratische Regierung von Zivilisten und Militärs" was, da bin ich mir sicher, seine Erinnerung an die Jahre 1964-1986 ist.

Whärend ich diese Zeilen schreibe, verbrennen tausende rechte Militante Rote Flaggen in der Paulista Avenue und fordern die Anklage von Präsident Dilma Roussef.

Diese Militanten sind diesselben die denken das Demokratie nur im Bund mit Neoliberalismus existieren kann, also wollen sie sie ersetzen durch die PSDB oder das brasilianische Äquivalent zu Pedro Carmona(am Putschversuch gegen Hugo Chavez beteiligter Großindustrieller Anm.d.Ü.).

Viele Linke wachen erst jetzt auf und erkennen diese Tatsachen, es gab einige interessante Versuche die Leute auf einen bevorstehenden faschistischen Coup aufmerksam zu machen, welche von einigen Künstler unternommen wurden die sich der Manipulation der Medien und der Übernahme der Proteste durch die Rechten bewusst sind. (10) (11)

Kontext: Der Tukan ist das Maskottchen der rechtsgerichteten Partei. Der andere Comic zeigt wie die Anliegen der Proteste von den Rechten für sich und ihre Anliegen vereinnahmt wurden.

Mittlerweile versuchen die linksgerichteten Parteien die Bewegung wieder für sich und ihre Anliegen zurück zu gewinnen und gegen die reaktionäre Agenda, die sich als "apolitisch" ausgibt zu verteidigen.

Der recht Flügel und die Medien nutzen den anarchistischen "keine Parteien" Ansatz nun um die linken Proteste zu denunzieren und einige radikal Rechte fordern die Auflösung aller Parteien, ähnlich wie im Jahr 1964 die Militärdiktatur es durchführte.

Die MPL und die Anarchisten versäumten es darauf zu reagieren und unterstüzen damit ungewollt rechte Rhetorik.

Es gibt auch Zusammenhänge in der Linken welche zu isoliert in ihren Gruppen von Freund_innen und Genoss_innen sind um zu realisieren dass ein Großteil der Menschen die an den Märschen teilnehmen nicht ihre Freunde sind.

Der Großteil der Menschen beteiligte sich nach den Aufrufen der reaktionären Medien Mogule.

In vielen Städten in welchen die Proteste nicht von den Linken gestartet wurden sind einzig und allein rechte die gegen linke Politik demonstrieren.

Seid nicht naiv, Kommunisten würden nicht in der Nähe des Hause des ehemaligen Präsidenten Lula demonstrieren. (12)

Während dessen unterstützt auch dei Ferdartion of Industries of Sao Paulo die Proteste(eine Vereinigung von Geschäftsbesitzern, wenn es jemals eine Organisation gab welche voller Faschismus war, dann diese).(13)

Der brasilianische Pedro Carmona schärft seine Krallen.