Der Genosse in Istanbul hat uns einen weiteren Text zugesendet.
Man weiss seit langem, dass nichts einem Kampf fremder ist als sein eigenes Ende. Doch wenn man einen Haufen Trottel sieht, die versuchen, weiter zu protestieren, indem sie sich in schweigende Statuen verwandeln (die manchmal ein Smartphone in der Hand halten), stellt man fest, inwiefern die ganze Sache buchstäblich versteinernd ist.
Es scheint, als ob die Konfrontationen und die nächtlichen Demonstrationen am Wochenende den Ehrenkampf der Bewegung darstellten. Die Expansion, welche der einzige Weg gewesen wäre, um weiterzugehen, hat nicht stattgefunden.
In den letzten Tagen hat die Macht die Zähne gezeigt. Nachdem sie während der Räumung Samstag vorsätzlich ein sehr hohes Niveau an Gewalt an den Tag gelegt hat (Gas im Wasserwerfer, Menschenjagd, Angriff des Hotels, welches als Spital benutzt wurde...), hat sie das Aufgebot der Polizei- und Gendarmerieeinheiten aus Kurdistan in Istanbul angekündigt. Am Sonntag waren alle Strassen aller Quartiere rund um den Taksimplatz voll von Bullen, welche alle Gruppen zerstreuten, welche sich formierten und die Konfrontation suchten. Viele Zivilbullen, viele Verhaftungen (600 gemäss mehreren Quellen), erneut viele Verletzte. Pro-AKP-Gruppen formierten sich, schüchterten die Demonstranten ein, ein Molotov wurde auf Demonstranten geworfen (von einem Schiff zum anderen). Der Gouverneur von Istanbul drohte, die Armee aufzubieten, Erdogan sagte den Demonstranten: Ihr habt dieses und jenes Quartier hinter euch, doch wir das, dieses und jenes Quartier hinter uns. Die Atmosphäre ist geprägt von der drohenden Rückkehr der dunklen Jahre, der Aussetzung der demokratischen Bräuche. Die Macht spielt mit der Angst vor dem Bürgerkrieg, obwohl die Situation weit davon entfernt ist, aufständisch zu sein. Man kann annehmen, dass das vielen Angst macht in Anbetracht der gesellschaftlichen Zusammensetzung der Bewegung – Leute, welche faktisch vom Rechtsstaat beschützt werden.
Am Montag Streik und Demo, zu welcher mehrere linke
Gewerkschaften aufgerufen haben, vor allem im öffentlichen Dienst.
Der Streik wird kaum befolgt, die Gewerkschaften entscheiden sich,
die wenig massiven Demozüge aufzulösen, sobald sie von den Bullen
blockiert werden. Die Gewerkschaften haben klar kaum mobilisiert,
diese Bewegung passt nicht wirklich in ihre politische Agenda. Sie
neigen nicht zu einem Kräftemessen mit der Regierung und werden von
der Basis nicht dazu gezwungen. Die politischen Kräfte der
Opposition bocken, sie stellen ihre Schwäche zur Schau, sie haben
nie gewusst, wie sie aus der Bewegung Profit schlagen können. Sie
suchen keinen unmittelbaren Sieg – das ist wohl umso besser, doch
sie schafften es trotzdem, die Konfrontationsdynamik zu schwächen,
weil die Bewegung nie versuchte, sie auszuschliessen.
Dienstagmorgen, Razzia bei linksradikalen
Organisationen, welche von der Macht als terroristisch bezeichnet
werden und sie kündigt an, Leute zu lebenslangen Haftstrafen zu
verurteilen. Der Chef der Ultras Çarsi wird ebenfalls verhaftet. Das
ist wohl noch nicht das Ende.
Die Repression weiss sich ihre Ziele auszusuchen.
Wir sprachen im vorherigen Text („Bericht und bruchstückhafte
Analyse der Situation in Istanbul“) von der doppelten
Zusammensetzung der Bewegung: Einerseits die mehr oder weniger
autonomisierten Aktivisten der linksradikalen Bewegung (Maoisten,
Trotzkisten, Kurden), welchen sich die im Strassenkampf erfahrenen
„anarchistischen“ Ultras angeschlossen haben; andererseits die
europäische Mittelklasse der Stadt. Diese beiden Komponenten haben
sich mit ziemlich klar verschiedenen Modalitäten eingebracht; und
nun vertieft die Repression den Graben zwischen ihnen. Die erste
Komponente wurde hart getroffen und wird weiterhin angegriffen
werden. Sicher, alle haben Gas geatmet und die Verhaftungen waren
massiv und gingen über den harten Kern der Aktivisten und der
„Gewalttätigen“ hinaus, doch für die meisten war der
Polizeigewahrsam kurz und folgenlos. Die Behandlung ist klar anders,
vor allem seit einer Woche und die Bewegung verteidigt sich kaum.
Es sind noch viele Spuren der Bewegung vorhanden: In
den Quartieren der westlichen Mittelklasse werden weiterhin Parolen
gerufen, es wird gepfiffen und auf zu fixen Zeiten auf Kochtöpfe
gehämmert und von nun an verbreitet sich auch diese bescheuerte
Sache der Versteinerung. Doch es ist ein toter Protest, der jegliches
reales Kräfteverhältnisses entbehrt und der mehr denn je von der
besonderen sozialen und kulturellen Identität der kemalistischen
Bourgeoisie geprägt ist. Faktisch hat die Gesamtheit dieses Teils
der Bevölkerung die Bewegung unterstützt, weil sie
begreiflicherweise gegen die AKP ist. Dieser Teil hat auch
teilgenommen, er war präsent, doch eine gewisse Dimension der
Bestätigung der Existenz als gesellschaftliche Elite eines Landes,
welches sie als „ihr“ Land betrachten und von einer Regierung
bedroht ist, die sie ablehnen, spielte ebenfalls mit. Die
Unterscheidung zwischen Kampfaktivität und demonstrative
Unterstützung war häufig unscharf – untergegangen in einem
Masseneffekt, welcher als Träger des Kräfteverhältnisses
vorgesehen war.
Diese Kampfaktivität war selbst beschränkt.
Versammlungen, Besetzungen, Blockaden gab es nicht. Sicher, der Park
war während der ganzen Dauer des Kampfes ein „befreiter Raum“
und der Ausschluss der Polizei aus dem Perimeter machte daraus einen
Ort des Austauschs, der Wiederaneignung der Zeit und des Raums, der
Ausarbeitung gewisser Ausdruckspraktiken und gemeinsamer Verteidigung
– und diese Besetzung führte zu einer faktischen Blockade, wenn es
auch nicht ihr eigentliches Ziel war. Eine kollektive Kraft war
sicher präsent; sie führte zu Euphorie sogar unter den
abgehärtesten Aktivisten – und von aussen gesehen, hatte man den
Eindruck, etwas unglaublich grosses zu beobachten. Die Reaktion auf
die Räumung Samstagabend (spontane nächtliche Demos in der ganzen
Stadt mit Blockaden von gewissen Achsen) hat sogar die Möglichkeit
eines Aufbruchs des Konfrontationsraums erkennen lassen. Doch die
Unfähigkeit der Bewegung, sich andere Perspektiven zu geben –
welche die Entwicklung einer Konfrontation innerhalb der Bewegung
selbst vorausgesetzt hätten – führte zu ihrer progressiven
Schrumpfung, welches die Macht als heftige Niederschlagung in Szene
setzen wollte – aus Gründen, die nur sie kennt.
Die Barrikaden sind nun weggeräumt und der Park
wird nun von Kohorten von Bullen bewacht. Zivilbullen geistern in der
Zone herum; sie zeigen sich; sie kontrollieren. Während vor einigen
Tagen noch die Hälfte der Leute, welche man im Sektor antraf, offen
mit Bauhelmen, Schutzbrillen und Gasmasken herumspazierten, ist es
nun nicht mehr vorteilhaft, dass derartiges Material während einer
unerwarteten Durchsuchung entdeckt wird.
Die Pfeifkonzerte zu fixen Zeitpunkten in den
„laizistischen“ Quartieren können den Prozess der Normalisierung
nur schlecht verbergen; die in Statuen verwandelten Leute machen das
Ende der Bewegung eklatant. Vielleicht schwächt die Bewegung die
gegenwärtige Macht politisch; vielleicht wird sie ihr bei den Wahlen
einige Stimmen kosten. Dann wird kemalistische Bourgeoisie mit
Nostalgie an dieses „Aufwachen“ zurückdenken, welches ihr
Wiederauftauchen auf der politischen Bühne geprägt haben wird.
Vielleicht werden auch viele von dieser Bewegung
gelernt haben, dass die Kräftelinien in der türkischen Gesellschaft
sich verändert haben, dass ein Geist des Protests sich in der Jugend
verbreitet hat. Es ist zu früh, um all das zu beurteilen – doch
das Ende einer Bewegung enthält nur selten die Stärke der nächsten.
Im Moment spüren jene, welche die Repression erdulden, – und sich
von nun an ihr gegenüber als andere Fraktion der Bewegung
organisieren müssen – nur allzu gut, was der Sieg des Staates
bedeutet.
Übersetzt aus dem Französischen von Kommunisierung.net
Revolutionäre Ungeduld
Ich verstehe aufkommenden Frust, aber ich denke es ist noch ein wenig früh dafür.
In Eskisehir sind Menschen auf der Strasse. Gegen sie gehen die Riotcops massiv vor.
Auch sollten die Verfasser ein wenig solidarischer mit anderen Aktionsformen - DuranAdam u.a. - ,bei der Massivität der faschistischen Repression, sein und diese nicht veralbern oder diskreditieren. Liefen wochenlang auf dem Taksim und im Gezi - Park viele unterschiedliche Aktionsformen nebeneinander, so teilt ihr im ersten Gefühl der vermeintlichen Niederlage schon wieder in gut und schlecht, revolutionär und bürgerlich.
Das ist FALSCH.
Auch in Ägypten, Katar, Spanien, Katalonien, Baskenland, Griechenland läuft der Prozess nicht liniar, ständig ansteigend, sondern in Wellen. Euer Bild von revolutionärem Prozess ist da leider falsch und ahistorisch.
Es ist zaudernd, sich selbst ein Versagen oder eine Niederlage einredend, zu ein solch frühen Zeitpunkt schon eine solche "abschliessende" Analyse zu verbreiten.
In der derben Sprache der Strasse sagte man in den Achtzigern:
"Heult nicht, es hat doch erst angefangen".
Solidarische Grüsse
Selber Schuld
Es rächt sich eben nachhaltig und langfristig auf einen uniformen "Schwarzen Block" zu setzen, dem letztlich Style und Attitüde wichtiger sind als Entschlossenheit und Mut. In früheren Zeiten wäre man in das Land der Unruhen aufgebrochen und hätte Seite an Seite gekämpft. Diese Solidaritätskundgebungen hier auf deutschem Boden sind doch lachhaft und fast schon ein Schlag ins Gesicht der Protestierenden in der Türkei, die sich einer echten Gefahr aussetzen! Ich kann dies ganzen Sofarevolutionäre nicht mehr sehen! Es gibt Dinge, die macht man oder man lässt es, aber dann spricht man nicht darüber.
Dein Kommentar past nicht zur Situation in der Türkei
Wolltest du nur nen Kommentar schreiben oder was soll das? Das passt doch überhaupt nicht zum Thema. Eine ganz neue variante von kommentieren - ohne Bezug zum Eingangsartikel. Grosses Kino.
Wo in der Türkei genau hat jemand auf einen uniformen Schwarzen Block mit Style und Attitüde gesetzt? Quellen bitte. Städte und Daten bitte!
Von welchen früheren Zeiten mit Kampf Seit an Seit redest du? Spanische Republik? Wann zwischen 36 und 39 warst du dort?
Oder meinst du die paar dutzend bis Hundert zu Hausbesetzungen in Amsterdam, zu Anti - AKW - Aktionen in Frankreich oder G8 in Genua. In grösserem Masse kam Unterstützung ja eher aus Griechenland, Italien, Holland, Dänemark zu uns und auch in früheren Zeiten. In diesen Ländern hat man auch nicht fast zwanzig Jahre damit verbracht an Stammtischen und Hörsälen Internationalismus zu zerreden und zu verteufeln.
Welche Solidaritätsaktionen waren lächerlich? Quellen bitte. Bei welchen revolutionären warst du?
Was unterscheidet deine revolutionäre Praxis von den "Sofarevolutionären"?
Ich denke, bei deiner Kritik, kämpst du gerade in der Türkei...
...oder doch eher mit Phrasen an deinem PC.
Deutschland und die Türkei
Mir ging es darum, dass hier in Deutschland Tausende auf die Straße gingen um ihre "Solidarität" kundzutun, die letztlich nichts anderes als Heuchelei ist! Man demonstriert hier, im sicheren Deutschland, das ist weniger gefährlich, das verstehe ich schon. Echte Solidarität kann aber nur entstehen wo man sich derselben Gefahr aussetzt und nicht bequem zu hause "vom Sofa aus" (genauso gefährlich wie auf einer "Soli-Demo" in Deutschland) irgendwas von Solidarität ruft.
Die Frage nach der Quelle ist auch schon fast absurd. Man darf nämlich nur noch eine eigenen Meinung haben, wenn man dazu vorher von anderen Personen ein Gutachten anfertigen ließ. Selber denken ist viel zu langweilig. Um es klarzustellen: Alle "Solidaritätsaktionen" in der BRD waren gemeint, weil es dabei niemals um einen objektiven Erfolg ging, sondern nur darum zu protestieren, widerlich. Und was da rumlief: Linke, Grüne, Falken - das ganze Verräterpack.
Ich meinte auch keinen Schwarzen Block in der Türkei, sondern die Maulhelden und Aufmerksamkeitsjunkies hier in der BRD...
Ich bin doch gar nicht so weit von dir entfernt, ich meine doch auch, dass es die "echte Linke" in der BRD gar nicht mehr gibt, dafür sind die Verflechtungen mit dem System viel zu mannigfaltig.
Immer noch falsch
Die meisten der Demonstrierenden waren TürkInnen und KurdInnen mit Familie dort, vielleicht unsicherem Aufenthaltsstatus, vom Putch 80 Vertriebene, ehemalige politische Gefangene und AktivistInnen linker und linksradikaler Organisationen Türkei/Kurdistans und deren Kinder.
Betreff der deutschen "Linken", abgesehen von unseren kommunistischen, anarchistischen GenossInnen und ähnlich denkenden Menschen, kann ich dir weitestgehend zustimmen. Aber leider ist die Halbwertzeit eines Autonomen/ einer Autonomen auch kürzer als ein Studium. Da wirst du recht haben.
Selber Schuld?
Lucio Urtubia (*1931 in Navarro) Antifrancist, Unterstützer der anarchistischen CNT und vieler internationaler linksradikaler Gruppen (z.B. ELN in Bolivien), Bankräuber, Scheck- und Passfälscher für Spanien - Flüchtlinge sprach unlänst darüber, dass die deutsche Linke nicht vorankommt, weil sie alles zu kritisch zerlabbert, statt zur Praxis zu kommen (sinngemässes Zitat) und mal etwas anzunehmen, meinte, glaube ich, Leute wie dich...
Lucio ist heute noch voller Elan, positiver Denke und revolutionärem Geist, wo er heute noch in von ihm gegründeten Kulturzentrum "Louise Michel" (Anarchistin der Pariser Kommune) in Paris aktiv ist.
Lies mal seine Biografie. Vielleicht kommst du dann besser drauf....
Alles vorbei...
Nochnichteinmal die Ultras in Ägypten, Katar und der Türkei haben solch selbstzersörerische Analysen.
Schaust du da:
http://www.youtube.com/watch?NR=1&v=aA-FrsHFQhM&feature=endscreen
Weitere recht interessante Einschätzung
Doch das durch Auslandskredite gestützte türkische Wirtschaftswunder steht auf tönernen Füßen. Ein Einbruch der Wirtschaft würde das Ende der Dominanz der vom Versprechen permanenten Aufschwungs getragenen AKP bedeuten. Dann könnte sich der Kulturkampf unter Einbeziehung der armen türkischen Muslime aber auch der gegenwärtig mit dem Versprechen eines Friedensprozesses ruhiggestellten Kurden zum Klassenkampf wandeln. Das erfordert jedoch den Bruch einer sich als soziale und demokratische Alternative verstehenden Opposition mit dem Kemalismus, seinem engstirnigen Nationalismus sowie seiner Arroganz gegenüber jeglicher Religiosität.(j.W.,20.06.13)
Das ist das Ende
Erdogan verkündet seinen Sieg - und Recht hat er. Es gibt zumindest in Istanbul keine gewaltigen Demonstrationen mehr. Jetzt stehen Leute "still und stumm"
herum. Und werden verhaftet. Kein Widerstand regt sich. In der europäischen Presse kommt die Türkei schon nicht mehr vor.
Das Auge wird nun auf Brasilien gerichtet, denn jetzt regt sich dort der Widerstand.
Was lernen wir daraus, solange wirtschaftliche Interessen wichtiger sind, wie Menschenrechte, werden deutsche Politiker den faschistischen Führer Erdogan
nicht in seine Schranken verweisen. Da helfen auch keine Solidemos in 3 dutzend deutschen Städten. Solange es uns hier nicht gelingt Druck auf die Politik
auszuüben, die eben diese Politiker dazu zwingt, zu handeln, im Interesse der vor Ort protestierenden Menschen wird Erdogan immer der Sieger bleiben.
Taksim und Gezi sind nicht Istanbul. Warum hat man die Proteste nicht einfach in andere Stadtteile und an andere Orte verlagert? Da stellt man sich
lieber stumm und still in die Ecke. Dieser Protest bringt leider garnichts.
Und noch eine Anmerkung zu Claudia Roth, die hat sich ja so aufgeregt über die böse türkische Polizei, die so brutal gegen die Menschen vorgeht, die
Grünen sollten bitte solange ihr Maul halten, solange sie die gleiche Bullengewalt in Deutschland mitabsegnen.
Das Ende der Geschichte ist noch lange nicht erreicht ...
Das Ende ist noch lange nicht in Sicht ...
Ich verstehe nicht weshalb nun schon das Ende proklamiert wird.
Die vorhandenen Widersprüche werden immer wieder zu Tage treten.
Egal ob Brasilien oder Istanbul, Griechenland etc.
Was momentan passiert ist, dass die Widersprüche INNERHALB der Bewegung immer offener zu Tage treten
und da finde ich den Artikel wirlich gut um das zu beschreiben.
Du hast angesprochen, dass die Carsi eine der führenden Akteuere gewesen seien.
Du kritisierst dass in erster Linie die Kemalistische Bourgeoisie Profiteur der jetzigen Situation ist.
Da kannst du auch ansprechen was die "anarschistischen Carsi" denn über Atatürk denken:
http://www.cnnturk.com/2010/turkiye/04/23/carsidan.anlamli.23.nisan.mesaji/573336.0/index.html
Das steht doch schon in ihrem Motto „Çarşı Atatürk harici her şeye karşı“, übersetzt: „Çarşı ist gegen alles außer Atatürk“.
Ist was in Istanbul passiert also nicht auch wieder ein Beweis, dass Gramsci recht hatte?
"Allein auf die schöpferische Fähigkeit einer solchen Masse zu zählen und nicht systematisch daran zu arbeiten, ein großes Heer von disziplinierten und bewußten Kämpfern zu organisieren, die zu jedem Opfer bereit sind, die erzogen sind, alle gleichzeitig eine Losung in die Tat umzusetzen, die bereit sind, die effektive Verantwortung der Revolution auf sich zu nehmen; und die bereit sind, die, Triebkräfte der Revolution zu werden, ist ein wahrer Verrat an der Arbeiterklasse, ist unbewußte Konterrevolution im voraus."
http://www.marxists.org/deutsch/archiv/gramsci/1920/04/anarchisten.htm
Was mich auch verwundert, dass hier und in anderen Medien immer von Faschismus gesprochen wird.
Was soll denn das für ein Faschismus sein? Welche Faschismus-Definition liegt denn dem zu Grunde?
Mir stehen die Haare zu Berge wenn ich sehe, wie das Wort "Islam-Faschismus" kursiert.
Hier ein guter Link mit Kritik an diesem Wort:
http://www.abubakrrieger.de/page.cgi?key=8&nr=109
Dann ist die Rede von Staatsterrorismus. Was ist denn damit gemeint?
Welche Rolle spielt der tiefe Staat?
Der ganze arabische Frühlung und nun die Türkei sind alles "weg von-Bewegungen", die nur das Ziel haben den jetzigen Status zu beenden.
Wie die gesellschaftliche Veränderung aussehen soll ist dabei einem Großteil der Protestierenden völlig unklar.
Ich rede hier bewusst von Protestierenden, denn Widerstand wäre dafür zu sorgen, dass es aufhört.
Wieviele das in der Türkei tatsächlich wollen ist mir auch nicht so klar.
Wieviele wollen nur eine angenehmere laizistischere Politik von Erdogan?
Wieviel sind indirekt auch Teil der passiven Revolution von Erdogan und der AKP?
Selbst wenn also Erdogan wie Mubarak, Ghadafi und die anderen (die allesamt keine Faschisten waren) weg wäre,
dann wäre in der Türkei an dem gleichen Status Quo, der nun in Ägypten oder anderswo besteht.
Plan B ist schon längst in der Schublade und es wird bereits eifrig daran gewerkelt.
Die Kapitalisten in der Türkei und aus dem Ausland haben genügend Optionen in der Hand.
Was machen wir? Wir diskutieren darüber ob es sinnvoll sich auf die Straße zu stellen und werfen inflationär mit dem Wort Faschismus um uns.
Hier fehlt mir der Input mit einer ordentlichen Analyse der Verhältnisse.
Die Türkei unterscheidet sich, wie im Artikel beschrieben, von den anderen genannten Ländern, dass es dort Menschen gibt,
die eine revolutionäre Perspektive und eine jahrelange Praxis entwickelt haben.
Doch so scheint es, dass diese Kräfte dass diese Menschen nicht in der Lage sind dies geeignet zu artikulieren und die Bewegung darin zu bestärken.
Sie überlassen unhinterfragt Leuten wie den Carsi eine führende Rolle zukommen ohne zu Fragen was die Carsi wollen.
Was wollen die Carsi denn? Also mir ist das nicht klar.
Zudem fehlt mir der Input was wir bei uns HIER tun können? Klatschen wenn ein paar oppurtunistische Grüne schöne Reden schwingen sicher nicht.
Danke auf jeden Fall für den Bericht.