Blockupy und wie wir wieder mal lernten eine Organisierung zu missen

Blockupy und wie wir wieder mal lernten eine Organisierung zu missen. Wie fanden wir Blockupy? Bunt, vielseitig, entschlossen, informativ, solidarisch, kreativ, aufbauend, konfrontativ,....
Wie noch?

Regnerisch, anstrengend, festgefahren, ergebnissoffen, schmerzhaft, ernüchternd....


Was fiel uns negativ auf?

- wir waren weniger als 2012
- wir haben mal wieder nur das typische Klientel zur Teilnahme bewegen können
- die Bereitschaft für Aktionen des zivilen Ungehorsams ist nach wie vor auf bescheidenem Niveau
- die Staatsgewalt hat (Samstags) auf eine Intensität der Eskalation gesetzt, die wir noch nicht nachvollziehen bzw beurteilen können
- statt staatlicher Verbotsorgie wie in 2012 hat dieses Jahr die staatliche Gewalt viele unserer eigentlichen Inhalte in den Schatten gestellt

Was uns ganz persönlich aufregt?

- Damit wir wieder mal nur Teil einer passiven Maße waren
- damit wir wieder mal meinten, es reiche aus sich kurz vor knapp an Orga-Treffen zu beteiligen um ordentlich mitmischen zu können
- Damit da wieder mal dieses Ohnmachtsgefühl war als an die Tausend comp@neras gekesselt wurden und es „nur“ bei solidarischem Beistand blieb(der nötig und richtig war, es aber sicher sinnvoller gewesen wäre wenn sich die Hälfte der nicht Gekesselten auf dem  Weg Richtung EZB gemacht hätten, während der andere Teil solidarisch bei den Gefangenen bleibt).
- dass das Aktionskonzept  auf Grund von „unorganisierter Masse“ wie so oft  hinter dem potentiell Möglichen blieb.


Was muss besser laufen?

- wir werden auf kurz oder lang nicht drum herum kommen uns breiter zu vernetzen und den Organisationsgrad zu steigern.
- wir müssen langfristiger, denken, handeln und planen
- wir brauchen ein inhaltlich noch schärferes Profil und eine wenigstens grobe Orientierung

Wie die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, wird sich die außerparlamentarische Linke, die sich an den Frankfurter  Aktionstage beteiligt hat, in eine wohlverdiente Sommerpause begeben. Zwar geistern Aufrufe zur Unterstützung der Proteste in der Türkei quer durchs Internet, doch wie intensiv eine praktische Beteiligung aussieht und wie lange die Proteste noch anhalten werden, ist nicht abzusehen. Gut möglich das sich das kurzfristig verläuft. Immerhin ist ja jetzt Sommer und wie so oft sind kampagnentragende Strukturen (verständlicherweise) überlastet und brauchen eine Auszeit.

Doch jetzt wäre die optimale Zeit für eine Blaupause in dem wir das Erlebte ohne Zeitdruck reflektieren können und mit Hinblick auf 2014 ins Gespräch kommen.

Denn was wir als notwendig erachten, wäre die Möglichkeit auf einen kontinuierlichen Austausch zur Stärkung und Weiterentwicklung einer auf Intervention ausgerichteter linksradikaler Praxis. Die Blockupystrukturen halten wir auf Grund der inhaltlich schwammigen Breite des Bündnisses nicht für den dafür geeigneten, strukturellen Rahmen. Dennoch braucht es überregionale oder bundesweite Strukturen die eine solche Vernetzung anschieben können.

Wir sehen hierbei insbesondere die Interventionistische Linke als Adressat unseres Anliegens. Auch wenn wir nur wenig über den aktuellen Stand des Projekt informiert sind, der letzte Kongress für den offenen Austausch etwas her ist und die website größtenteils eher einem Archiv gleicht, ist die IL in aktuellen Kämpfen wie Blockupy nach wie vor präsent. Hier laufen Erfahrungen und Wissen älterer und jüngerer Genossinnen zusammen, eine gewisse Handlungsfähigkeit ist vorzuweisen und vor allem ist sie keine Eintagsfliege. Das macht das Projekt spannend und Unterstützens wert.

In wie weit die IL selbst überhaupt Interesse am Ausbau bzw einer Teilöffnung ihrer Strukturen hat steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Wie eine solche Öffnung in etwa aussehen könnte wollen wir kurz anreissen:

Die IL ist zwar bundesweit, aber nicht flächendeckend präsent. Dennoch könnten in Regionen, in denen die IL Strukturen hat, regionale Kommunikationsforen stattfinden.

Organisiert von Mitgliedsgruppen in ihrer jeweiligen Region für Kommunikation und Austausch mit interessierten Kontaktgruppen. Vorerst vielleicht als monatliche Delegiertentreffen ausgelegt die rein informellen Charakter haben.

Unter Mitgliedsgruppen verstehen wir  all jene, die im Verständigungsprozess der IL fest organisiert sind. Bei den Kontaktgruppen denken wir an bestehende Gruppen und Strukturen welche Aktionen und Mobilisierungen der IL bereits unterstützen oder diesen solidarisch gegenüberstehen, aber nicht die Ressourcen für eine „Vollmitgliedschaft“ (gibt es die überhaupt?) in der IL haben.
 

Welche Vorteile bieten sich für die Beteiligten?

Die IL:
- hätte einen direkten Rücklauf  und Feedback zur politischen Ausrichtung
- könnte besser einschätzen welche tatsächlich vorhandenen Kapazitäten für Mobilisierungen und Aktionen überhaupt zur Verfügung stehen bzw wie die Resonanz auf Aktionsvorschläge ist
- könnte eine Erhöhung der Mobilisierungsfähigkeit erreichen
- könnte anfallende Aufgaben auf mehreren Schultern verteilen
- Kontakte vertiefen


Vorteile für Kontaktgruppen

- leichte Einstiegsmöglichkeit für direkte Beteiligung an Aktionen und Kampagnen
- Austausch und Debatte in größerem Rahmen und Zusammenhang
- Kontakte vertiefen
- Überwindung von  Ohnmachts- und Isolationsgefühlen
- Partizipationsmöglichkeit an überregionalen Projekten
- Lernfelder für die eigene Praxis vor Ort


Wenn wir der Ankündigung, im nächsten Jahr bei der Eröffnung der EZB noch viel mehr zu sein, gerecht werden wollen, und auch über Blockupy hinaus interventionsfähige Strukturen wollen, müssen wir damit anfangen uns zu suchen, zu finden und zu organisieren. Denn die bevorstehenden Kämpfe werden zäh, hart und langwierig. Mal schauen welche Signalie die IL in nächster Zeit noch senden wird.

Das wars dann aber auch schon. Kommentare und Meinungen sind gerne gesehen. Auf IL-Bashing haben wir keinen Bock.

Angesprochen sollen sich all jene fühlen, die mit der inhaltlichen und praktischen Ausrichtung der IL Berührungspunkte haben und sich darin irgendwo wiederfinden.

Jetzt aber schnell zurück in unsere Teilbereiche. Trotzdem müssen wir irgendwann mal reden.


Bezugsgruppe Hoschi aus eNn eRr Weh

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Ich kann nicht nachvollzeihen wieso ihr die iL so abfeiert, als gäbe es keine Alternative zu dieser Organisation(sform). Euer Beitrag kommt fast schon dogmatisch rüber, dabei bezeichnet sich die iL doch gerne als undogmatisch - trotz des Verlangens einiger nach strafferen Parteistrukturen.

 

In NRW mag zwar was linke und revolutionäre Politik angeht wenig bis gar nichts gehen, das ist jedoch kein Grund den Plan für die totale Befreiung der Welt in der iL zu sehen. In Sachen Organisierung bietet die iL perspektivisch überhaupt nichts, wieso also gerade dieses Bündnis so hypen wenn eine "Organisierung gemisst" wird? Mehr als "dazwischengehen" geht bei der iL leider auch nicht. Es ruft keinen gesellschaftlichen Wandel hervor, jedes Jahr zu ein zwei Kampagnen zu mobiliseren und danach auf die nächste Mobi zu warten. Gerade dieses Kampagnenhopping zeichnet die Beliebigkeit und Ernsthaftigkeit iL auch meiner Meinung nach aus und ist der perfekte Beispiel dafür wie eine gesamtgesellschaftliche Organisierung nicht laufen sollte.

Jedoch ist alles eine Frage der Theorie und Praxis. Die iL, die einem Event nach dem anderen nachjagt, zeigt ebenso wie ihr Gegenstück, "...umsganze!", welche  Unmengen von Papier mit ihren Phrasen, Aufforderungen und Kritiken verbrauchen, wie perspektivlos jeweils das eine ohne das andere ist . Eine organisatorische Grundlage sollte daher sein, die Theorie mit der Praxis zu verbinden. Das habe ich bisher bei beiden Bündnissen nicht gesehen.

 

Für eine Organisierung die an einem ernsthaften revolutionären Aufbauprozess interessiert ist und  gesellschaftliche Veränderungen hervorrufen möchte braucht es einer Aufteilung in verschiedene politisch/geselschaftliche Teilbereiche. Sprich: In betrieblichen Basisgruppen, in antifaschistischen Gruppen, selbstverwalteten Zentren und politischen Strukturen an Schulen und Unis. All diese Strukturen sind für den kontinuierlichen, auf Erfahrungen und kollektiven Diskussionen aufbauenden Kampf in den verschiedenen Bereichen eine wichtige Grundlage. Die iL jedoch versinkt immer mehr im linksradikalen Szenensumpf und verliert jeglichen Bezug zur Gesellschaft. Sie macht Politik für die Galerie, ihre Untergruppen geben sich stolz den Beinamen "(Organisiert in der) Interventionistischen Linken", vor Ort hört und sieht man von diesen Gruppen, ausser ihrer blogsport-Seiten, jedoch nichts. Man achtet lieber auf schicke Layouts und cooles Auftreten. Gesamtgesellschaftlich hat sich jedoch nichts verändert was der iL zu verdanken wäre. Und mit dieser Praxis wird es leider auch so bleiben. Auf kurze oder lange Sicht wird sich die iL mit ihrer aktuellen politischen Praxis nicht anders enden wie damals die fast identische AA/BO oder andere Gruppen/Orgas deren Politik eine rein beliebige Sache ist und keine revolutionäre Perspektiven besitzt.

 

Die notwendige Organisation wird nicht am Schreibtisch, nicht auf Sitzungen, nicht einfach in Abgrenzung zu anderen Ansätzen oder in ständigen Aufrufen sich dieser oder jener Struktur anzuschließen geschaffen und kann auch nicht als Kopie früherer Konzepte Bestand haben. Sie kann nur durch die eigene kollektiv organisierte revolutionäre Theorie und Praxis geschaffen werden, durch das klare Ziel vor Augen, die Verankerung in den jetzigen realen Verhältnissen, die stetige theoretische und praktische Entwicklung und das solidarische Verhältnis zu anderen Kräften, die dem gesellschaftlichen Fortschritt dienen.

Deine Kritik mit dem Kampagnenhopping kann ich nur teilen. Aber das ist ja nicht nur ein Problem der IL sondern eher eines der radikalen Linken im Ganzen.

Dem Vergleich zwischen IL und AA/BO kann ich aber nicht zustimmen. Alleine der offene - und ja, undogmatische- Anspruch der InterventionistInnen geht da ja in eine ganz andere Richtung und lest wesentlich mehr Luft für auch auseinandergehen Meinungen.

 

Trotzdem bleibt mir der theoretische Ansatz der IL bisher unklar. Da fehlt noch einiges an Grundsatzpositionen um eine Beurteilung von Außen vornehmen zu können.

"...zeigt ebenso wie ihr Gegenstück, "...umsganze!", welche  Unmengen von Papier mit ihren Phrasen, Aufforderungen und Kritiken verbrauchen, wie perspektivlos jeweils das eine ohne das andere ist ."

 

lies doch mal die längeren texte von ug, dann wirst du schnell merken, dass das alles andere als hohle phrasen sind:

http://umsganze.org/rebel-with-a-cause/

 

wenn man nur die kurz aufrufe liest, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass die inhalte kurz kommen.

"Auf IL-Bashing haben wir keinen Bock" ist schon ein fast süßer Abschlusssatz nach dieser glühenden Fürrede für den bundesweiten Aufbau der IL. Wenn ich euren Text kritisieren würde, dann wohl weniger weger der stichworthaften Auswertung von blockupy, sondern wegen des sonderbaren Moves hin zur Forderung überall IL und IL Supportergruppen zu gründen. Um ehrlich zu sein hatte ich beim Lesen eures Textes den Eindruck Augenzeug*in eines viralen IL Marketings zu werden. Die Rahmenhandlung: Bezugsgruppe in Vereinzelung erkennt Notwendigkeit größerer Organisation. Ist ja durchaus eine spannende Frage die seit Jahren mit unterschiedlichen Ergebnissen diskutiert wird - die Antwort liefert mir die IL aber weder von der Organisationsstruktur, noch von der inhaltlichen Ausrichtung her. Zu diesen Punkten gab und gibt es in den letzten Jahren, vor allem auch aus einer autonomen Linken genug Diskussionsstoff als das ich es sinnvoll fände dies  hier wieder komplett aufzurollen.

Zu diesenPunkten gab und gibt es in den letzten Jahren, vor allem auch aus einer autonomen Linken genug Diskussionsstoff

Liest sich so als hätte die IL nichts mit der autonomen Linken zu tun. Doch der Großteil der Genossen kommt doch genau aus dem Spektrum und zieht genau daraus Rückschlüsse für die eigene Praxis.

Da stimme ich dir durchaus zu. Ich würde nur die Frage stellen, wie sich die politische Praxis in und mit der IL verändert hat. Und ich würde mal die These in den Raum stellen, dass vieles davon sehr weit von den ursprünglichen Ideen einer autonomen Politikpraxis abweicht und sie zum Teil sogar konterkarieren. Das muss nicht zwingend schlecht sein, aber ich finde im Falle der IL ist der beschrittene Weg kein nachahmenswerter.

Allgemein und oberflächlich betrachtet, macht der Text mit seiner IL-Werbung zwar Sinn, schließlich gibt es (viele) schlechtere Organisierungsansätze (bzw. auch Vieles was noch nicht mal als Organisierungsansatz beschrieben werden kann). Ich kann bei der IL letztlich aber ziemlich wenig Basics für eine wirkliche Perspektive erkennen (politisch zu diffus, Strukturen zu beliebig, zu wenig Verständnis für einen notwendigen revolutionären Aufbauprozess, mittlerweile ein recht enges Verhältnis zu fragwürdigen Strukturen wie den "...Ums Ganze" Gruppen etc.).

Was da schon mehr Perspektive zu haben scheint, sind die kommunistischen Organisierungsansätze im Süden, bzw. mittlerweile auch verknüpft mit Berlin und Hamburg. Sowohl zu Blockupy waren die in Ba-Wü zumindest mehr präsent, als auch bei den diversen anderen Aktivitäten (Antifa, Antimil, Refugee-Unterstützung,...) als die IL Gruppen die es hier ja auch gibt (man kann die "...Ums Ganze" Gruppen da sogar noch mit dazu rechnen und eigentlich auch diverse andere Ansätze...). Neben der allgemeinen Präsenz, sind die Aktivitäten der "Roten" auch von einer ganz anderen Qualität!

Hier noch ein Bericht der RAS zu Blockupy inkl. Bildern:
http://www.revolutionaere-aktion.org/hauptartikel/61-startseite-hintergr...

Kampagnenhobbing ist doch das Geschäft von Zusammenhängen wie der IL, ums Ganze etc. Gut, da kommen noch Abhandlungen über die favorisierte Variante des Marxismus und etwas Lifestyle dazu. Damit ringt man dann um "Marktanteile" beim Klientel. Darf man nicht über- oder unterbewerten. An wirklichen gesellschaftlichen Veränderungen wird dann meist woanders gestrickt.