Kritische Beiträge zum Bildungsprotest in Magdeburg

"Magdeburger Katastrophen" aus Sicht einiger Demonstrierender: Die Zerstörung im 30-jährigen Krieg 1631; die Bombordierung des Rüstungsstandortes im Zweiten Weltkrieg; die geplanten Sparmaßnahmen 2013.

Am gestrigen Mittwoch fand in Magdeburg, der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts, ein großer durch die Hochulleitungen organisierter Protest gegen die geplanten Sparmaßnahmen der Landesregierung bzw. des Finanzministers Bullerjahn statt. Der will nämlich in den nächsten Jahren ca. 50 Millionen Euro im Wissenschaftsbereich einsparen. Zeitweilig stand zur Debatte, einen der beiden Uniklinik-Standorte (Magdeburg oder Halle) zu schließen. Aufgerufen zum Protest hatten und Anmelder der Veranstaltung waren die Rektoren der Magdeburger Hochschulen. 9000 Studierende und Angestellte der Universität (hier insbes. der Medizinischen Fakultät) wurden bei diesem "von oben" organisierten Protest zusammengetrommelt.

 

Auf dem Domplatz, Ort der Hauptkundgebung, erhielten weder gewählte Studierenden- noch Arbeitnehmer_innen-Vertreter_innen das Wort. Die anwesende Protestmasse dankte den Sprecher_innen für ihre reaktionären Thesen und Forderungen dennoch mit Applaus. Einige wenige Menschen wollten diesen Haufen nicht unwidersprochen seine Scheiße durchführen lassen und verteilten mehrere Hundert Flugblätter, die den Protest und seine Stoßrichtung kritisieren.

 

Diese Schriftstücke sind im Folgenden hier wiedergegeben und als PDF an diesen Artikel angehängt. Die ersten beiden Texte wurden vom Kritischen Lesekreis des Infoladens Magdeburg [Salbke] verfasst. Der dritte Text wurde anonym verteilt.

 

Über konstruktive und unkonstruktive Kritik zu allen Texten freut sich der Lesekreis gleichermaßen. Bitte nutzt dafür die Kommentarfunktion von linksunten oder schreibt eine E-Mail an lesekreis-md@riseup.net. Bitte meldet euch auch unter dieser Mailadresse, falls ihr Lust habt, am Lesekreis teilzunehmen.

 


 

Texte:

  1. Bildung ist eine Ware!
  2. Wofür wird hier demonstriert? – Eine kritische Betrachtung.
  3. Bildung, Marx und Bullerjahn: Weshalb Bildung und Kapitalismus nicht zusammenpassen.

 


 

Bildung ist eine Ware!

 

Im Gegensatz zu den Forderungen nach der Rücknahme der Einsparungsentschlüsse an den beiden Hochschulstandorten Magdeburg und Halle, wollen wir heute darauf hinweisen, dass Bildung im Kapitalismus eine Ware ist und den gleichen Mechanismen unterliegt wie alle anderen Waren auch. Das heißt, was sich im allgemeinen Konkurrenzkampf nicht lohnt bzw. nicht unbedingt nötig ist, wird eingespart. Die in den Aufrufen herausstechende Standortlogik ist ideologischer Ausdruck der Konkurrenz. Angeheizt durch die Schaffung von individueller Furcht vor schlechterer Ausstattung im Wettbewerb mit Anderen, schreien nun alle aufgeregt durcheinander, wie man die gewählten Verwalter*innen dazu anhalten könnte, an anderer Stelle zu sparen. Woran dann gespart wird, liegt außerhalb des eigenen Interesses, Hauptsache nicht an mir!

 

Gleichzeitig treten auch wieder diejenigen auf, die meinen, dass Bildung keine Ware sein dürfe. Mag richtig sein, aber an modernen Universitäten geht’s nicht um Bildung, sondern um Ausbildung. Die Uni ist kein Ort der allseitigen gesellschaftlichen Teilhabe, sondern ein Werkzeug für den kapitalistischen Wettbewerb. Jede*r soll seine*ihre Position in der arbeitsteiligen Verwertungsmaschinerie einnehmen und sich zum Vorteil des angewendeten Kapitals einsetzen. Auch die staatlichen und privaten Bildungsausgaben sind Investitionen, die sich irgendwann mal „rentieren“ sollen. Verwertbarkeit ist dabei höchste Maxime und Zwang zugleich.

 

Ist die objektive Verwertbarkeit, die nichts mit individuellem Können und Anstrengungen zu tun hat, sondern sich allein nach den unmenschlichen Kategorien des Marktes bestimmt, nicht mehr gegeben, greift man halt zu anderen Mitteln im Wettbewerb, in diesem Falle die Demonstration. Als ob man den strukturellen und unpersönlichen Zwängen des Kapitalismus entgegenwirken könnte, wenn man an die Stellen appelliert, welche dazu da sind, die Zwänge zu managen und umzusetzen. Bildung im Kapitalismus ist eine Ware, eine Ressource, die gezielt eingesetzt werden muss, um in der allgemeinen Konkurrenz zu bestehen. Wer daran etwas ändern will, der*die sollte sich nicht darüber beschweren, dass im Kapitalismus gespart wird, wenn die Wirtschaft nicht floriert. Er*Sie sollte sich Gedanken über Alternativen zum Kapitalismus machen. Wir empfinden diese Demonstration als politisches Mittel zur Verschärfung des Wettbewerbs in der Gesellschaft und lehnen die Positionen von Vertreter*innen der Hochschulen und besorgten Studierenden entschieden ab.

 

Kritischer Lesekreis des Infoladens [Salbke]

 


 

Wofür wird hier demonstriert? – Eine kritische Betrachtung.

 

Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt kündigt Sparmaßnahmen für den Haushalt an. Gestiegene Steuereinnahmen hin oder her, insgesamt ist ihnen das Land einfach zu teuer. 50 Millionen Euro sollen in den nächsten 10 Jahren an den Hochschulen eingespart werden und die Studierendenzahl von 55.000 auf 33.000 gesenkt werden.

 

Der Präsident des Landesrechnungshofs Seibicke, weiß sich im MDR klar auszudrücken:

"Es muss gefragt werden, wie viele Studenten will und muss das Land ausbilden. Wie viele von ihnen bleiben am Ende hier im Land, denn solche Ausbildung ist teuer."

"Strukturell müsste man zu dem Ergebnis kommen, dass sich das Land nicht zwei Uniklinikstandorte leisten kann."

In dankenswerter Klarheit wird da festgehalten, wozu der Staat seine Ausbildungs- und Forschungsstätten betreibt. Wissen und Ausbildung zählt hierzulande nur insofern, wie es das Land ökonomisch voranbringt und Hilfsmittel in der Konkurrenz der Kapitale ist.

 

In gewisser Weise gestehen das die protestierenden Studierenden und Hochschulmitarbeiter*innen mit ihren Parolen ein: „Wir sind doch die wichtigste Ressource des Landes“. So begründen sie, dass doch nicht an den Hochschulen gespart werden dürfe. Sie behaupten also einerseits, es ginge ihnen um nichts anderes als ihren unverzichtbaren Dienst für das Land. Und andererseits wollen sie aber nicht eingestehen, dass die Ausbildungsstätten dann auch nur in dem Ausmaß betrieben werden, wie sich das Land davon seinen Nutzen verspricht.

 

Dabei ist die Verachtung für Wissen und Bildung wirklich nichts Neues. Sie tritt offensichtlich zu Tage, wenn bekanntgegeben wird, dass man auf zwei Fünftel der Absolventen auch Bestens verzichten kann und muss. Der ganze akademische Betrieb ist so organisiert, dass Bildung sehr sparsam verteilt wird:

  • Organisation der Ausbildung in Schule und Uni als permanente Selektionsveranstaltung. Also: einem Großteil braucht man gar nicht erst die Gelegenheit geben, sich mit Kram zu beschäftigen, der über Lesen, Schreiben und die vier Grundrechenarten hinausgeht
  • Flächenweite Durchsetzung der Bachelor- und Masterstudienordnungen mit dem erklärten Ziel, die Absolventen kürzer und billiger auszubilden
  • Alle Lehrinhalte müssen sich daran messen lassen, ob sie denn auch „praxisrelevant“ sind
  • Drittmittelregelungen für „ergebnisorientiert“ Forschung
  • Leistungsbezogenes Dienstrecht für Profs und WiMis

So sieht sie also aus, unsere „Wissensgesellschaft“. Wollt ihr euch dazu wirklich so abartig konstruktiv stellen? Wollt ihr euch wirklich auf die Frage einlassen, inwieweit das Land seine Hochschulen braucht und inwieweit es sie sich leisten kann?

 

Kritischer Lesekreis des Infoladens [Salbke]



 

Bildung, Marx und Bullerjahn: Weshalb Bildung und Kapitalismus nicht zusammenpassen.

 

„Weshalb wird bei etwas derart Wichtigem wie Bildung gespart?“, fragen sich viele. Die Antwort ist erstaunlich simpel: Es wird eben dort gespart, wo sich Investitionen nicht mehr wirtschaftlich rechnen. Bildung ist eine Ressource, eine Ware, und muss als solche bewirtschaftet werden.

 

Wie eng verwoben Bildung bzw. Wissenschaft und Wirtschaft sind, lässt sich auch daran erkennen, dass im Lande Sachsen-Anhalt beide Ressorts von einem Ministerium gemeinsam betreut werden. Nun ist es dabei keineswegs so, dass Wirtschaft und Wissenschaft gegeneinander ausgespielt werden. Sondern Wissenschaft soll – muss – zur Erhöhung der wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit beitragen. Jede andere Behauptung ist angesichts der bestehenden ökonomischen Zwänge als Zynismus zu begreifen. Ausgebildet und erforscht wird nur, was dem Standortvorteil dient. Folgerichtig wurde auch die ehemalige Wissenschafts- und Wirtschaftsministerin Brigitta Wolff durch den Ministerpräsidenten ihrer Aufgaben entbunden, weil sie sich den massiven Spar- und Umbauplänen widersetzt und somit die wirtschaft- liche Konkurrenzfähigkeit des Landes und des Standortes Deutschland gefährdet hatte.

 

Während die Londoner, Pariser und Stockholmer Vorstädte brennen, in Griechenland zwei Drittel aller arbeitswilligen Menschen unter 25 erwerbslos sind, in Spanien aus Not und Protest hunderte Häuser besetzt werden, die USA permanent am Rande der Fiskalklippe stehen, unsere Generation weltweit als Generation Y verspottet wird und Abertausende beim verzweifelten Sturm auf die europäischen Außengrenzen ihr Leben lassen, lautet das deutsche Rezept gegen die Krise im Euro-Raum: Weiter sparen! Gemeint sind damit natürlich nicht systemrelevante Elemente wie Großunternehmen und Banken, sondern in erster Linie der Sozialstaat und der Bildungssektor – einstmals durch die europäischen Arbeiterbewegungen mit vielen Opfern erkämpfte Bastionen.

 

Dies empört den Stammtisch, sofern er mal wieder sich selbst und nicht nur sog. „Schmarotzer“ übervorteilt sieht; ist jedoch eine korrekte Handlungsalternative, um das neoliberale Projekt weiter vorantreiben zu können. Eine andere Möglichkeit zur Aufrechterhaltung des Kapitalismus’ auch in Krisenzeiten findet man in Ungarn, das sich momentan in neo-faschistischen Staatsumbauten und antisemitischen Widerwärtigkeiten probt.

 

Die weltweite Produktivität befindet sich dank enormer Technisierung und Automatisierung auf einem Allzeithoch. Gleichzeitig und vor allem: als notwendige Folge davon ist die weltwirtschaftliche Situation bestenfalls als desolat zu bezeichnen. Denn in einem Umfeld, in dem die persönliche Existenz durch Lohnarbeit gesichert werden muss, während gleichzeitig immer weniger Arbeitskräfte benötigt werden, bleibt selbst im am meisten von der Krise verschonten Staat auf Dauer kein anderer Ausweg als prekäre Beschäftigungsverhältnisse oder Massenarbeitslosigkeit – was nichts anderes als Verelendung bedeutet. Man muss weder Marx gelesen haben noch besonders intelligent sein, um zu begreifen, dass ganz offensichtlich das kapitalistische System immer weniger dazu in der Lage ist, den Menschen einen angemessenen Lohn für ihre Arbeit zu bezahlen. Konsumieren können die nicht mehr benötigten Erwerbslosen mangels Einkommens freilich nicht, was die Absatzzahlen drückt und letztlich zur sog. „Krise“ führt, die doch nichts anderes ist als unbedingte und unausweichliche Konsequenz kapitalistischen Wirtschaftens.

 

Schuld an diesen Vorgängen tragen nicht einzelne Regierungsmitglieder, gierige Manager_innen oder kaltherzige Hochschulleiter_innen. Sie alle agieren unter dem Zwang, unter den existierenden Verhältnissen die nach ihren Möglichkeiten vorteilhaftesten Ergebnisse forcieren zu müssen, um der Konkurrenz standhalten zu können.

 

Der Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt verkündete vor wenigen Tagen, die Schließung eines der beiden Uniklinik-Standorte sei momentan „nicht mehrheitsfähig“. Gleichzeitig bliebe es beim angedachten Sparvolumen von 50 Millionen Euro. Ein Strukturfonds mit der großzügigen Einlage von voraussichtlich etwa einer Million Euro soll helfen, Härtefälle abzumildern.

 

Gespart werden muss also weiterhin, nur eben an anderer Stelle.

 

In einer E-Mail an die Studierendenschaft Anfang Mai teilte der Rektor der Uni Magdeburg mit, dass die Hochschulleitungen der Landesregierung bereits zugesagt hätten, „sich aktiv an der Weiterentwicklung des Hochschulsystems zu beteiligen und ... auch notwendige Profilierungs- und Strukturmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen“. Es wurde also bereits versprochen, aktiv beim Sparen mitzuhelfen. Dieselben Rektoren haben interessanterweise zum heutigen Protest gegen die Sparmaßnahmen aufgerufen.

 

Warum sind wir also eigentlich heute hier, wo doch offensichtlich die Würfel schon gefallen sind? Ganz klar: Wenn schon gespart werden muss, dann doch bitte nicht bei uns! Spart bei den anderen! Es wird ein Konkurrenzkampf erzeugt, in dem diejenigen gewinnen, die die beste Lobby haben und diejenigen, die am lautesten schreien können. Nicht zufällig war niemals die Rede davon, bei den (wirtschaftsrelevanten) MINT-Fächern zu sparen.

 

Als Kinder der Aufklärung müssen wir uns fragen, ob wir diesen sozialdarwinistischen Weg tatsächlich noch länger beschreiten wollen. Wirtschaft und ihre Zwänge sind menschgemacht und als solche keine unumwerflichen Naturgesetze. Bildung wiederum kann nur außerhalb kapitalistischer Wirtschaft wirklich frei und unabhängig erfolgen und ihr wichtigstes Ziel, nämlich: die Herausbildung kritisch denkender und selbstbestimmt lebender Individuen, verwirklichen.

 

anonym veröffentlicht

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zwei Anmerkungen:

1. wurden Demo und Kundgebung nicht "von oben" organisiert. Organisatoren sind Studierende gemeinsam mit Personalvertreter_innen. Rektoren waren bei den Versammlungen des lokalen bzw. landeweiten Hochschulbündnisses nur selten (zu selten?) anwesend, sie sind Unterstützer, jedoch keine Mitglieder des Bündnisses

2. es hat ein Studierendenvertreter gesprochen, nämlich Herr Mertin, Student an den Uniklinik

 

Bitte doch Fakten und keine Vermutungen!

Mertin wurde nicht von der gesamten Studierendenschaft gewählt, sondern sitzt nur im Fachschaftsrat der Medizinischen Fakultät. Weshalb er auf einmal angeblich die gesamte Magdeburger Studierendenschaft vertreten kann, ist unklar.

Auch dies trifft wieder nicht ganz zu. Zunächst einmal sitzt er im Vorstand des FaRa. Zweitens hat niemand behauptet, er würde die gesamte Magdeburger Studierendenschaft vertreten, er vertritt jedoch die Medizinstudenten (die ja schließlich auch besonders betroffen sind von den Sparmaßnahmen, womit es vielleicht angemessen ist hier einen Fokus zu legen). 

 

Zudem ist er meines Wissens nach auch in landesweiten Studierendenorganisationen aktiv, was ihn als Kandidaten für eine Rede vielleicht ebenfalls erklären kann.

Mertin ist gewählter Sprecher des lokalen Aktionsbündnisses Magdeburg, gewählt von Studierenden und Personalvertreter_innen. 

Und der konnte allgemein und geheim von allen Leuten genau wann und wo gewählt werden?

danke - gerade für die erste anmerkung, denn sie entspricht der wahrheit - und ich denke, dass ich das als student an der medizinischen fakultät md ausreichend beurteilen kann. mir mag sich nicht recht erschließen, warum hier - zudem mit anscheinend gefärhlichem halbwissen - gegen die demonstration gewettert wird, obwohl wir doch alle das gleiche wollen bzw. fordern... bildung für alle, wenn möglich fernab kapitalistischer ideale. unsachegmäße angaben wie die der verfasser des indymedia-textes bzgl. der demo treiben die menschen eher weiter auseinander, anstatt sie zu einen und gemeinsam für ihre sache kämpfen zu lassen.

Der Protest war keineswegs "von oben" organisiert, sondern "von unten" organisiert und in der Ausführung freundlicherweise "von oben" unterstützt. Es hat unter anderem ein Studentenvertreter gesprochen. Nebenbeibemerkt ist ein Dekan ebenfalls gewählt und vertritt an dieser Stelle die Fakultätsmitarbeiter. Der Begriff des Reaktionismus ist immer wieder eine gerne genutzte, aber seltenst argumentativ belegte Phrase. Es wurde von jedem Redner auf die Fehlbeurteilung in der Landespolitik (sowohl durch Gutachten, die nicht nachvollziehbar sind als auch durch verkennen der aktuellen Entwicklungen in der Gesundheitspolitik) hingewesen. Reaktionismus ist also bei genauerem Blick wohl eher der Landesregierung vorzuwerfen.

 

Was den ersten Text angeht: 

Richtig erkannt, Bildung ist teilweise eine Ware. Diese Problematik ist bereits seit ca. zwei Jahrzenten regelmäßig in der Presse und somit ein ziemlich alter Hut. 

 

Was allerdings in eurer Argumentation völlig herausfällt sind sämtliche künstlerischen Studiengänge und ein großer Teil der Forschungseinrichtungen haben, die auch auf Dauer keinerlei Gewinn erbringen werden. Zudem scheint ihr euch nicht so ganz bewusst zu sein, dass die Universität keinesfalls nur auf einen Arbeitsplatz vorbereitet, das könnte deutlich problemloser erreicht werden. Stattdessen ist das (erklärte) Ziel immer, wissenschaftliche Arbeitsweisen und Grundlagen zu vermitteln, auch wenn diese nur sehr indirekt tatsächlich für eine spätere Karriere wichtig sind. 

 

Diese Struktur zu erhalten ist ein wichtiges Ziel. 

Dafür zu sorgen das Bildung ein freies Gut wird ist noch deutlich wichtiger, und zweifellos ist eine angemessene Finanzierung ein Schritt in die richtige Richtung.

 

Die anderen beiden Texte habe ich zugegeben nicht mehr gelesen, dafür mangelte es mir bis hier an Inhalten und neuen Ideen.

Ich nehme an, dass sich die Autoren dieser unzulänglichkeiten sicher bewusst sind, vermutlich aber die Texte auf das absolut Wesentlichste reduziert werden mussten, um auf die Flugblätter zu passen. Immerhin hat Marx 3 Bücher und unzählige Pamphlete zum Kapitalismus geschrieben, da passt ein vollständige Kritik nicht auf eine A4-Seite... Sind aber nur Vermutungen. Ansonsten finde ich die Texte ganz erfrischen abwechslungsreich zu dem, was man sonst so liest und hört.

Die anderen beiden Texte habe ich zugegeben nicht mehr gelesen, dafür mangelte es mir bis hier an Inhalten und neuen Ideen.

Es sollte doch erst einmal darum gehen, überhaupt zu verstehen, dass Alternativen möglich sind (und sein müssen). Der ganze Protest zielt nur auf Veränderungen im Existierenden (was auch erstmal okay ist), aber denkt nicht darüber hinaus.

An den Universitäten gibts rein garnix was zu erhalten ein wichtiges Ziel wäre.

Erstens liegts überhaupt nicht an deinen Vorstellungen, was erhalten bleibt und was nicht. Das wird alles in Zielvereinbarungen zwischen dem Land und den Hochschulen festgehalten.

Und zweitens heißt "Bildung ist eine Ware" überhaupt nicht, dass mit irgendeinem Studiengang oder einer Forschungseinrichtung Gewinn gemacht werden würde. Vielleicht sind die Texte dahingehend nicht deutlich genug formuliert.

Unis und so weiter werden ja gerade staatlich betrieben, weil kein Geschäftsmann dazu bereit ist, Geld für die Ausbildung von Leuten zu bezahlen, von denen er garnicht weiss ob er sie später gebrauchen kann. Oder ob er sie womöglich noch für die Konkurrenz ausgebildet hat.

Aber auch wenn der Staat die Ausbildung organisiert, bleibt sie weiterhin eine Kost, muss aus Steuern bezahlt werden, die gleichermaßen von allen Teilen der Gesellschaft abgepresst werden. In so einer Gesellschaft leben wir: Wo eine für das Kollektiv notwendige Leistung nicht irgendeinem Privaten seinen Gewinn sichert, findet sie erstmal nicht statt. Dann braucht es die staatliche Gewalt, um sie durchzusetzen.

Zu ihren eigenen Maßnahmen steht die Landesregierung sehr zwiespältig: die Kosten sind eine Belastung für den ökonomischen Fortschritt des Landes, andererseits gehts nicht ohne. In jedem Fall gibts aber immer hier und da noch etwas einzusparen und kostengünstiger zu organisieren. Das merkt man als Student an der Uni, undzwar nicht erst, wenn ein neues Sparprogamm aufgelegt wird. Ein paar Stichworte dazu liefert ja der zweite Text.

Insbesondere merkt man das an den von dir genannten künstlerischen Studiengängen. Und was haben die, was dir so gut gefällt? Zum einen liefern die Fachkräfte für die Unterhaltungsbranche, die ihr Geld mit Produkten macht, die die Massen von ihrem eigenen trostlosen Dasein ablenken. Und zum andern fällt eine künstlerische Avantgarde ab, die man sich als nationale Eitelkeit leistet. Nicht dass man sich noch von den Franzosen als grobschlächtige Kulturbanausen beleidigen müsste.

Wer weder für das eine noch das andere taugt, kann ja selber sehen, wie er über die Runden kommt. Wo sie nicht aus guten Verhältnissen stammen sind Künstler notgedrungen immer auch Lebenskünstler...

Die nächte Demo soll übrigens unter dem Motto Wir sind Sachsen-Anhalt am 12. Juni stattfinden. Lokalpatriotisten vortreten!

Ich denke, man sollte das Studium bzw. die Zeit des Studiums als duale Bildung begreifen.
1) Man studiert, um einen Beruf zu erlernen.

2) Man studiert, um Zeit zu haben sich zu bilden und die Befähigung zu erlangen Dinge kritisch zu hinterfragen.

 

Leider gerät diese duale Bildung immer mehr ins Abseits, durch:

A) das Bachelor-/Mastersystem, in dem immer weniger Zeit für 2 (s.o.) bleibt

B) die Studierenden selbst, die die Zeit für 2 (s.o.) nicht nutzen und lieber dem Konsum oder medialen Verdummung durch die Unterhaltungsindustrie fröhnen.

 

Zu wenige Studirerende kommen selber auf die Idee, die Zeit ihres Studiums für 2 (s.o.) zu nutzen.
Wenn heute junge Menschen an die Hochschulen kommen, dann sind sie kulturell von der Konsumgesellschaft so stark vorgeprägt, dass es für Profs und Hochschulmitarbeiter nahezu unmöglich ist, sie davon zu überzeugen, Zeit für Bildung zu nutzen, die nicht originär dem Studienabschluss dient.
Ich habe schon Probleme Studierende dazu zu bewegen, während der Vorlesungszeit an einem spannenden WochenWorkshop in einem anderen Land teilzunehmen, der fachlich sogar noch etwas mit dem Studiengang zu tun hat, aber eine Teilnahme nicht als notwendige Leistung zum Abschluss des Studiums notwendig ist. Krass.

Der Fokus der meisten Studierenden liegt heute darauf: Beruf erlernen, konsumieren und sich unterhalten lassen.  Und damit sie sich möglichst schnell noch besser unterhalten lassen können und noch mehr konsumieren können, wollen sie das Studium möglichst schnell abschliessen, um viel viel Geld zu verdienen.

Schade um die Aufklärung!